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Sterbe[hilfe]- ja oder nein?

Clem

Großmeister
16. November 2014
54
AW: Sterbe[hilfe]- ja oder nein?

Moin

Nein, das ist alles nicht ganz so einfach denke ich mal...

Ich weiss nicht ob es so toll ist wenn sich jemand für die Heilung von Patienten qualifiziert hat und man ihm dann "nebenbei" abverlangt Menschen zu töten, selbst wenn diese das wollen.
Menschen im Gesundheitswesen sind schon unfreiwillig häufig mit sterbenden Patienten konfrontiert, die Aussicht auf aktive Beihilfe zum Tod von Patienten macht diese Arbeitsplätze nicht wirklich atraktiver.
Auch eine Gefälligkeit unter Freunden, die den Tod eines unheilbar kranken Menschen als Ziel hat, ist in in den Folgen kaum absehbar.

Vermutlich liegt auch das Problem darin, dass sich niemand raus nehmen möchte zu entscheiden ob die Person nun wirklich stirbt oder nicht. Der Grundgedanke wird ja sein, dass der Tod dann eintreten sollte wenn der Körper eben nicht mehr in der Lage ist selbständig zu funktionieren bzw. die Organe von selbst versagen.

Aber dieser Weg ist oftmals verbunden mit großen Schmerzen oder auch Lebenserhaltenden Maßnahmen. Dies finde ich eigentlich das schlimme, wenn man weiß man wird in absehbarer Zeit sterben - aufgrund einer schweren Erkrankung z.B. und man hätte die Wahl zwischen einigen Wochen mit Schmerzen, körperlichem Abbau was oftmals auch sehr erniedrigend sein kann für die Betroffenen und eben der Möglichkeit bevor es richtig schlimm wird in Würde und ohne große Qual zu gehen, dann ist es doch verständlich wenn man die Wahl trifft es vorzeitig zu beenden.

Es sollte sich niemand das Recht raus nehmen gegen den Willen einer Person zu entscheiden ob diese lebt oder nicht.
 

Grubi

Moderator
Teammitglied
1. Juni 2008
6.685
AW: Sterbe[hilfe]- ja oder nein?

Hi

[...]

Aber dieser Weg ist oftmals verbunden mit großen Schmerzen oder auch Lebenserhaltenden Maßnahmen. Dies finde ich eigentlich das schlimme, wenn man weiß man wird in absehbarer Zeit sterben - aufgrund einer schweren Erkrankung z.B. und man hätte die Wahl zwischen einigen Wochen mit Schmerzen, körperlichem Abbau was oftmals auch sehr erniedrigend sein kann für die Betroffenen und eben der Möglichkeit bevor es richtig schlimm wird in Würde und ohne große Qual zu gehen, dann ist es doch verständlich wenn man die Wahl trifft es vorzeitig zu beenden.

[...]

Also ich habe volles Verständnis dafür wenn jemand vorzeitige gehen will sobald er mitgeteilt bekommt dass er in ein paar Wochen sterben wird und bis dahin absehbar ist,
dass er die letzte Zeit seines Lebens an Maschinen angeschlossen im "Delirium" verbringen wird.
Das käme mir persönlich ziemlich ungelegen weil es sich beim Sterben um den letzten Akt des Lebens geht und ich das gerne mit einem gewissen Mass an Bewusstsein erleben möchte.
Das ist natürlich unter Umständen ein Luxusproblem und man kan sich das nicht in jedem Fall aussuchen.
Den Wunsch in Würde zu gehen zu wollen kann ich demnach gut verstehen.

In letzter Zeit taucht das Thema vermehrt in den Medien auf.
Dabei ist mir aufgefallen dass Menschen die z.B. in einem Hospiz arbeiten, verstärkt darauf aufmerksam machen, dass wir heute oft sehr gute Möglichkeiten haben ein würdevolles Sterben zu ermöglichen.
Ein qualvoller Tod ohne einen Rest von Bewusstsein im hohen Alter ist demnach nicht unbedingt die Regel.
Ich durfte schon jemanden begleiten der seine letzten Tage in einem Hospiz verbracht hat und bin seitdem ziemlich beruhigt und zuversichtlich dass man sich dort um würdevolles Sterben bemüht,
ohne dass jemand aktiv nachhilft, und sich damit selbst mit Schuldgefühlen beladen muss.
Es handelt sich dabei natürlich immer um eine sehr individuelle Angelegenheit, für die man nicht hinreichend mit Gesetzen regeln kann.
Gesetzliche Regelungen sind wahrscheinlich das Letzte womit man sich im Angesicht des Todes beschäftigen möchte...

Gruss Grubi
 

Clem

Großmeister
16. November 2014
54
AW: Sterbe[hilfe]- ja oder nein?

Ich durfte schon jemanden begleiten der seine letzten Tage in einem Hospiz verbracht hat und bin seitdem ziemlich beruhigt und zuversichtlich dass man sich dort um würdevolles Sterben bemüht,
ohne dass jemand aktiv nachhilft, und sich damit selbst mit Schuldgefühlen beladen muss.
Es handelt sich dabei natürlich immer um eine sehr individuelle Angelegenheit, für die man nicht hinreichend mit Gesetzen regeln kann.
Gesetzliche Regelungen sind wahrscheinlich das Letzte womit man sich im Angesicht des Todes beschäftigen möchte...

Natürlich gibt es auch die Fälle und die andere Seite ist sicherlich auch die Minderheit aber sollte das Recht zu leben nicht eben ein Recht bleiben und nicht zu Pflicht werden?

Ein Familienangehöriger von mir verstarb in sehr hohem Alter - er wurde 97 Jahre alt. die letzten Jahre waren für ihn eine reine Qual. Er hatte Schmerzen, konnte nicht mehr gehen und war dann auch fast blind, zwei mal kam er ins Krankenhaus wo er an Maschinen angeschlossen wurde weil er sonst die Erkältung die er hatte vermutlich nicht überlebt hätte. Für ihn war es furchtbar das er dann sogar auf Hilfe beim Toilettengang angewiesen war. So oft hat er uns angefleht es zu beenden, er meinte immer er will einfach gehen und seine Frau wieder sehen, er hatte ein erfülltes Leben aber es ging nicht. Der Körper machte nicht mehr mit aber das Herz dafür schon. Mit 97 hatte die Qual dann mal ein Ende und auch wenn sowas Einzelfälle sind, man sollte es den Menschen selbst überlassen wie sie gehen wollen.
 

a-roy

Mensch
22. Oktober 2007
11.473
AW: Sterbe[hilfe]- ja oder nein?

Ich habe meine Mutter 1/2 Jahr am Krebs verrecken(ich benutze absichtlich dieses unschöne Wort, um klar machen zu können, wie unwürdigunschön so ein Krebstod ist)sehen und habe daher diese Einstellung.
Hätte sie mich gebeten, ihr Leid wie auch immer zu beenden, hätte ich es, ohne mit der Wimper zu zucken, getan.
Dass ich danach einen Dachschaden gehabt hätte, ist mir schon klar, aber dieses Sterben hilflos mitansehen zu müssen, war meiner psychischen Gesundheit auch nicht gerade förderlich.
 

Grubi

Moderator
Teammitglied
1. Juni 2008
6.685
AW: Sterbe[hilfe]- ja oder nein?

Natürlich gibt es auch die Fälle und die andere Seite ist sicherlich auch die Minderheit aber sollte das Recht zu leben nicht eben ein Recht bleiben und nicht zu Pflicht werden?

[...]

Gute Frage... lasse ich mal so im Raum stehen...

Gruss grubi
 
G

Gelöschtes Mitglied 25673

Gast
AW: Sterbe[hilfe]- ja oder nein?

Es geht hier wohl um aktive Sterbehilfe.
Ich finde das ist ein extrem schweres Thema- bin aber grundsätzlich dafür.
Klar haben wir die indirekte Sterbehilfe und wir haben die Möglichkeit über Patientenverfügungen das Sterben eines Menschen schneller erreichen zu können um einen Menschen in eingen Punkten entscheiden zu lassen, unter welchen Umständen er nicht mehr am Leben erhalten werden möchte.
Das bedeutet aber nicht unbedingt einen angenehmen Tod.
Ein Bsp aus meiner Praxis.
Eine Frau die an Muskeldystrophie leidet. Im Verlauf ihrer Erkrankung setzt ihre Bewegungsfähigkeit zunehmend aus. Schließlich ist sie nur noch in der Lage zu sprechen, zu kauen und zu schlucken. Der Verlauf ihrer Erkrankung bedeutet jedoch, dass ihr Heimbeatmungsgerät nicht mehr ausreicht und dass sie auch nicht mehr schlucken kann.
Wenn sie keine Magensonde möchte, wird sie verhungern(oder ersticken, wenn sie trotzdem weiter isst, bzw der, der ihr das Essen gibt führt ihren Tod herbei), wenn sie ein Tracheostoma ablehnt, wird sie ersticken. Sollte sie sich für ein Tracheostoma entscheiden, wird ihr Sprachvermögen verloren gehen.
Sie hat dann keine Möglichkeit angenehm aus dem Leben zu scheiden und man kann nur hoffen, dass ihr Herz vorher versagt.
Bei Krebs und der damit verbundenen Morphin- Gabe ist das Problem, dass man in der Palliativmedizin ausloten muss wo die Grenze erreicht ist und man zwar so hoch dosiert, das die Schmerzen weg sind dafür aber das Atemzentrum gelähmt wird und der Patient erstickt oder aber das Morphium zum Tod führt.
Auf der anderen Seite kann man sich bei schwerst dementen Menschen, die nur noch im Bett liegen( keine PEG möchten- per Patientenverfügung) nicht wirklich für einen Zeitpunkt entscheiden,an denen man sie aktiv sterben lässt.
Die Frage ist ja immer- was ist für einen Menschen noch Lebensqualität(und was betrachtet man selbst als Lebensqualität)
Und dieser Gedanke ist auch nicht außer Acht zu lassen:
Die Angst vor dem Druck - Stufenlos
Sie haben Angst, dass alte und behinderte Menschen künftig gezwungen oder zumindest stark unter Druck gesetzt werden könnten, sich für den schnellen Tod statt für teure Assistenz- und Medizinleistungen zu entscheiden. Assistierter Suizid als Sparmaßnahme.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:

MasterOfDesaster666

Großmeister
12. November 2014
61
AW: Sterbe[hilfe]- ja oder nein?

Die Angst vor einem assistierten Suizid als Sparmaßnahme ist berechtigt. So wie ich die Krankenkassen in meinem Leben kennengelernt habe sind sie nur darauf aus Gelder zu sparen und nicht den Menschen zu helfen. Ohne eine gesetzliche Grundlage in Hinsicht auf Sterbehilfe/freie eigene Entscheidung zum Suizid in akuten Einzelfälllen oder entsprechende Patientenverfügung würden Krankenkassen nur das leisten was sie am wenigsten kostet - aber der Mensch und dessen Wille bleibt auf der Strecke.

Ich bin für eine aktive Sterbehilfe sofern der Mensch den es betrifft unheilbar krank ist und es ausdrücklich wünscht. Man muss natürlich immer den Einzelfall sehen.
 

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