Giacomo_S
Prinz der Gnade
- 13. August 2003
- 4.324
Hat mit der bibl. Geschichte gar nichts zu tun. Ich empfahl ihm nur den Gilgamesch.
(doch vielleicht fingen hier schon .....die Blutlinien an, denn laut Mythos war Gilgamesch zu zwei Drittel Gott, zu einem Drittel Mensch: Körper und Geist waren von himmlischer Kraft und Schönheit, doch die triebhafte Seele blieb an die Unterwelt verkettet: so blieb auch der Tod sein Los....usw. usf...)
Der Gilgamesch-Epos ist der älteste bekannte Epos der Menschheit. Die umfassendste erhaltene Version ist die des Sin-leqe-Unnini, der um das Jahr 1.200 v. Chr. gelebt haben soll. Aber auch schon damals war das Werk ein Klassiker, kann aufgrund des vorhandenen Materials bis min. das 18. Jh., wahrscheinlich sogar bis in das 24. Jh. rückdatiert werden.
Der uns bekannte Umfang wurde aus sumerischen, babylonischen und akkadischen Fassungen zusammengeschustert, die sich z.T. auch unterscheiden. Dennoch fehlen ganz erhebliche Teile, da kann man in den Übersetzung dann immer "Zeilen 18-27 fehlen, die Tafel ist abgebrochen" lesen. Etwa 2/3 sind erhalten.
Angesichts dieser Textlage und Zeiträumen, die sich in 4,5 Tausend Jahren bemessen ... von was für "Blutlinien" will man denn da reden?
Von "Blutlinien" zu sprechen - das ist sowieso völliger Unfug, zumal wir es gewohnt sind, dass es sich immer um die väterlichen Blutlinien handelt. Eine Vaterschaft sicher zu beweisen: Das geht erst seit dem 21. Jh. Man nimmt an, dass etwa 10% aller Kinder Kuckuckskinder sind. Was für "Blutlinien" sollen das also sein, nach 4.500 Jahren? Mit zig Eroberern, Vergewaltigern und Liebhabern so zwischendrin?
Es gibt da diese merkwürdigen Hobbyforscher, die Ahnenforscher. Ein Hobby, dass in der Nazizeit große Beliebtheit fand und sich zumindest von dessen Geruch nie wieder ganz befreien konnte (mein Großvater war auch so einer). Als die DNA-Analyse aufkam und bezahlbar wurde, haben sich die modernen Ahnenforscher zunächst ganz begeistert auch auf die DNA-Tests gestürzt ... und es ganz schnell wieder sein gelassen.
Denn zu oft haben sie dabei herausgefunden, dass der verehrte und geliebte Vater gar nicht der biologische Vater war (und die heilige Mama eine Schlampe). Daher sind die Ahnenforscher darin übereingekommen, DNA-Tests nur noch unter ganz bestimmten Ausnahmebedingungen durchzuführen und zuzulassen, denn zu oft haben sie mit ihnen schwere Familiendramen ausgelöst.
Mit deiner Erklärung von Maria Magdalena kann ich mich durchaus anfreunden.
Es handelt sich nicht um "meine" Erklärung, sondern um die Erklärung von seriösen Historikern und auch Theologen.
Für noch besser halte ich es, selbst das Neue Testament zu lesen und sich seine eigenen Gedanken zu machen. Oder auch historische Bücher hinzuziehen, z.B. "Herders Lexikon (oder Atlas?) zur Bibel", ein umfangreiches Werk, dass man vllt. in der Bücherei finden kann. Es beschreibt die historischen, politischen, gesellschaftlichen und geografischen Zusammenhänge der jeweiligen Zeit. Mit diesem Wissen wird vieles klarer, und es führt auch zu einem anderen Verständnis der Texte der Bibel, vor allem auch zum Alten Testament.
Aber allein das Studium der Bibel bringt einen schon weiter. Schließlich kann man die Bibel auch lesen wie jedes andere Buch auch, da glaubt man ja sonst auch nicht gleich und immer alles, was da so drin steht. Man muss auch kein Kommunist sein (oder werden), weil man Marx Kapital liest und kein Erotoman, weil man Casanovas Memoiren liest. Papier ist bekanntlich geduldig.
In jedem Fall stellt man dabei aber fest: Es steht weißgott nicht alles darin, von dem man gedacht hat, es müsse darin enthalten sein. Oder es steht ganz anders in der Bibel, als man dies bislang angenommen hatte. Das sind dann die ganzen Legenden und Bilder, die ganze Generationen von Gläubigen und Priestern angehäuft haben ... aber in der Bibel selbst, da steht's nicht drin, und wenn, dann nicht so, wie Du meinst.
Schon gar nicht so eine im Katholizismus überhöhte Figur wie Jesu Mutter, Maria. Denn Maria wird, außer im Zusammenhang mit Jesu Geburt, praktisch kaum erwähnt, allenfalls mal im Nebensatz. Erst recht nicht als "Mutter der Armen", sie erscheint gar nicht erst. Der Teufel auch nicht und auch nicht Maria Magdalena.
Die Krux in solchen Diskussionen um historische oder legendäre Personen - Maria Magdalena, Hildegard von Bingen, der Graf von Saint-Germain, Goethe, Nikola Tesla oder gar dem Marquis de Sade - ist: Das ein jeder meint, etwas über sie zu sagen zu haben, aber keiner wirklich auch nur eine der anerkannten Quellen gelesen hat, nicht einen Satz. Weder von ihnen (sofern vorhanden: Goethe, Hildegard von Bingen, Marquis de Sade) noch über sie (Casanovas Memoiren: Graf von Saint-Germain).
Bestenfalls wird nachgeplappert, was andere - die auch nichts gelesen haben und auch nur nachplappern - irgendwo im Internet gepostet haben.
Das hat dann alles nur den Rang romantischer Fantasien, bunten Abziehbildern, die nicht mehr wert sind, als dem kitschigen Bild von "Arielle, die Meerjungfrau" in irgendeinem kleine-Mädchen-Poesiealbum.