hives schrieb:Schlechte Bedingungen für Korruption gibt es dementsprechend unter anarchistischen, aber m.E. auch unter direktdemokratischen Rahmenbedingungen, da im letzteren Fall das gesamte Volk Ansprechpartner der Korrumpteure ist...
r2-d2 schrieb:Ich denke jedoch, der erste Schritt oder die Hauptarbeit muss an der Person des Politikers ansetzen, denn Korruption ist denke ich zuerst ein Phänomen der menschlichen Psyche in Wechselwirkung mit dem Verhalten anderer Personen, das sich in einer Gruppe eventuell potenzieren kann, das weiß nicht. Aufgrund diverser Kontrollmechanismen in der Politik vermutlich eher nicht. Aber es ist denke ich kein Problem, das ausschließlich in der Politik zu finden ist sondern auch in anderen Gruppierungen.
Das könnte man schon so bezeichnen, obwohl die Entscheidung weiterhin beim korrumpierten Politiker liegt.r2-d2 schrieb:Und was wenn nicht indirekte Entmachtung ist Korruption denn Deiner Meinung nach?
Da hat sich doch die Entscheidungsebene deutlich verschoben, wenn auch versteckt.
hives schrieb:@ anti: jaja, wenn man mal selbst auf Rang und Namen schielt
Deine statistischen Ambitionen in Ehren , aber die Überführung durch konkrete Beträge ist m.E. schon teilweise überholt, wie vielleicht am Beispiel USA / Halliburton und Co. verständlich wird...
antimagnet schrieb:meintest du sowas wie ein signifikanztest zwischen zwei korruptionsindizes?
Nein, da sozusagen nur einige direktdemokratische Elemente vorhanden sind. Allerdings könnte ich mir natürlich gut vorstellen, dass die direkte Korruption bei entsprechenden Entscheidungen "geringer" ist. Wobei man grundsätzlich auch die Möglichkeit des Stimmenkaufs als Form direktdemokratischer Korruption nicht vollständig ignorieren sollte...zuvor wollte ich nur klären, ob die schweiz überhaupt ein beispiel in deinem sinne wäre.
diesmal bin ich unschuldig, echt...
Das ist sicher alles nachvollziehbar - doch bleibt es eben der Politiker, der die Entscheidung trifft und das Geld annimmt.r2-d2 schrieb:für mich zählt in dem Moment oder vielmehr für meine bisherigen Aufschriebe nicht das Sollen oder Wollen, sondern dass die Entscheidung aufgrund Beeinflussung/Bestechung getroffen wurde und sie damit eben nicht frei war bzw. indirekt die eines wollenden anderen, dem ich für selbigen Moment und unter Umständen dauerhafter als mir lieb ist meine Macht abgegeben habe.
Detailliert Informationen bis ins Detail. Jede einzelne Behauptung wird belegt mit ausführlichen Hintergrundinformationen und exakten
Quellenangaben. Eine Kanzlei hat die Aussagen überprüft.
lobbyismus
Geld für gute Worte
Gehaltszahlungen, Einladungen und sanfter Druck: Unternehmen aller Branchen üben die fürsorgliche Belagerung von Politikern und Beamten ? und formulieren die Gesetze mit
... Natürlich werden in diesem Geschäft nicht bloß Informationen ausgetauscht. Konzerne und Verbände üben sehr wohl Druck auf Politiker aus, wenn sie es können und es nützlich erscheint. Fast nie spielt Geld eine Rolle, fast immer einige hundert oder tausend Arbeitsplätze. Wie viele Jobs in einem Wahlkreis beispielsweise an VW hängen, daran werden Abgeordnete vor wichtigen Entscheidungen schon mal unsanft erinnert. Letztlich ist davor nicht einmal Bundesfinanzminister Hans Eichel gefeit. Er war von 1975 bis 1991 Oberbürgermeister von Kassel und wird von der dortigen SPD auch heute noch als einer der Ihren betrachtet. Insofern weiß Eichel ganz genau, was es bedeutet, dass in der 200000-Einwohner-Stadt Kassel mehr als 15000 Menschen ihr Geld bei VW verdienen.
Als besonders gut organisiert gilt die Pharmalobby ? und als besonders dreist. Mal argumentiert sie, eine Reform träfe die Patienten, mal droht sie mit Arbeitsplatzabbau. Als einen ihrer größten Erfolge verbuchen die Arzneimittelhersteller, dass es ihnen mehrfach gelungen ist, eine so genannte Positivliste zu verhindern. Schon der frühere Gesundheitsminister Horst Seehofer wollte sie Ende der neunziger Jahre durchsetzen. Krankenkassen sollten nur noch solche Medikamente bezahlen, deren besonderer Nutzen auch wirklich erwiesen ist. Doch das Vorhaben scheiterte in jener Zeit am SPD-beherrschten Bundesrat und dem Veto der damaligen Ministerpräsidenten Wolfgang Clement, Hans Eichel und Gerhard Schröder. Ein Zufall? In den von ihnen regierten Bundesländern liegen die Zentralen der Bayer AG (NRW), der Merck KGaA und früher der Hoechst AG (Hessen) sowie die deutsche Niederlassung des britischen Konzerns Wellcome (Niedersachsen). Der damalige Staatssekretär im Gesundheitsministerium, Baldur Wagner, überreichte dem Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Pharmazeutischen Industrie, Horst-Rüdiger Vogel, später öffentlich ein geschreddertes Exemplar der Positivliste in einer Klarsichthülle ? als Geburtstagsgeschenk.
In den Jahren 2002 und 2003 startete die jetzige Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt einen weiteren Versuch. Von den mehr als 40000 zugelassenen Arzneimitteln sollten die Kassen künftig nur noch die Hälfte akzeptieren. Doch während sich die parteipolitische Rollenverteilung inzwischen geändert hatte, blieb der Einfluss der Pharmakonzerne gleich. Dieses Mal gab Roland Koch für die Unionsvertreter in der Allparteien-Verhandlungsrunde die Parole aus: »Die Liste muss weg.«
Schmidt war der Druck von der Unionsseite indes gar nicht so unrecht: Auch bei ihr hatten schon rund fünfzig SPD-Abgeordnete interveniert, denen wiederum Pharmavertreter mit dem Abbau von Arbeitsplätzen im Wahlkreis gedroht hatten...
Ist das nicht alles gleichzeitig eine Einmischung in die Wirtschaft ? Wenn ich den Politiker dazu bringe, das Arbeitsrecht zu lockern oder strenger zu gestalten, meine Gewerbesteuer zu senken, die Verbraucherschutz- oder Umweltschutzbestimmungen zu lockern oder anzuziehen, dann ist das doch immer eine Einmischung in die Wirtschaft und immer wird jemand daraus Profit ziehen, oder nicht ? Folglich lohnt es sich für den Nutzniesser in den Politiker zu investieren.
Wenn sich die Politik von der Wirtschaft beeinflussen lässt, würde ich übrigens nicht folgern, dass deshalb die Politik entmachtet werden sollte - aber hier an Board kursieren ja immer wieder interessante Vorstellungen von Logik.
Aber die Macht liegt im Korruptionsfall meiner Meinung mehrheitlich beim Korrumpeur und nicht beim Korrumpierten, ergo dem Politiker.
Ich erwähne es nicht, weil es in dem Zusammenhang nicht offensichtlich ist, sondern falsch: Franziskaner sprach von Steuergesetzen, Umweltschutzgesetzen und Gesetze werden immer noch von Politikern erlassen und nicht von Managern.warum erwähnst du das offensichtliche nicht?
es ist in erster linie eine einmischung der wirtschaft in die politik.
Wenn ich das so genau wüsste, dann wäre mir wohler. Aber jedes Konzept, das mehr Verantwortung vom Politiker auf den Bürger überträgt, dürfte resistenter gegenüber Korruption und Lobbyismus sein. Dezentralisierung, eine direktere Demokratie und eine freiere Wirtschaft dürften zum Beispiel Parameter sein, die da alle einen Einfluß haben dürften.Franziskaner schrieb:Was wär die Schlussfolgerung daraus?
Wenn sich die Politik von der Wirtschaft beeinflussen lässt, würde ich übrigens nicht folgern, dass deshalb die Politik entmachtet werden sollte - aber hier an Board kursieren ja immer wieder interessante Vorstellungen von Logik.
agentP schrieb:Lobbyismus und Korruption lohnen sich doch da am meisten, wo sich der Staat intensiv in die Wirtschaft einmischt. [....]
Ein Widerspruch in sich, denn je mehr Aufgaben der Staat hat, desto mehr Bürokratie ist notwendig, desto weniger transparent wird der Staat sein.Meiner Meinung nach müsste der (tansparent gestaltete)Staat der Wirtschaft gegenüber um ein vielfaches gestärkt werden, damit er eben nicht mehr in die Bredouille kommt, sich wie ein Esel vor den Karren spannen zulassen.
Das schliesse ich gar nicht aus, aber dann werden wir uns womöglich entscheiden müssen, zwischen einem Staat, der anfällig für Korruption ist und einem Staat, der versucht es kuschelig für alle zu machen.Der Mensch ist nun mal egoistisch und eine vom Staat völlig losgelöste Wirtschaft, käme wahrscheinlich viel schneller an den Punkt um des Pofits Willen eine Menschenverachtende Personalpolitik zu fahren.
agentP schrieb:Wenn ich das so genau wüsste, dann wäre mir wohler. Aber jedes Konzept, das mehr Verantwortung vom Politiker auf den Bürger überträgt, dürfte resistenter gegenüber Korruption und Lobbyismus sein. Dezentralisierung, eine direktere Demokratie und eine freiere Wirtschaft dürften zum Beispiel Parameter sein, die da alle einen Einfluß haben dürften.Franziskaner schrieb:"]Was wär die Schlussfolgerung daraus?
Allerdings müssten dazu die Damen und Herren in Berlin einen oftmals bequemen Weg der Gesetzgebung verlassen und sich öfter dem gemeinen Volk zeigen und stellen. Ob das - verbunden natürlich auch mit einem gewissen Machtverlust - eine attraktive Perspektive für die Berufsparlamentarier ist, wage ich mal zu bezweifeln. Aber wer weiss...
agentP schrieb:[...] einem Staat, der versucht es kuschelig für alle zu machen....
Franziskaner schrieb:Eine direktere Form der Demokratie, beispielsweise in Form von Volksabstimmungen für Gesetze, wäre meiner Meinung nach kein schlechter Weg.
r2-d2 schrieb:mir gings mit dem Richtergremium [...] nicht um Beibehaltung oder Abschaffung der Demokratie.
Und mehr Demokratie ist sehr wünschenswert...
r2-d2 schrieb:wo eigentlich seit Aristoteles bekannt ist, dass die Demokratie eine der schlechtesten Staatsformen darstellt und eine andere nicht zwangsläufig Diktatur oder Gleichschaltung bedeuten muss.