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Wie geht es der deutschen Wirtschaft?

antimagnet

Ritter Kadosch
10. April 2002
5.881
soso, booth, was hast denn damals bezahlt für deinen arbeitsplatz?

und was hast du damit bloß gemacht, nachdem du dir einen neuen arbeitsplatz, ja, äh, gekauft hast? in keller gestellt?


8)
 

Franziskaner

Ritter vom Schwert
4. Januar 2003
2.061
Booth schrieb:
Ich habe bisher noch nie mein Mitarbeit irgendwo in einem Markt angeboten, sondern immer nur bei Anbietern von Arbeitsplätzen (also Arbeitgebern) selber aktiv nachfragen müssen.

Das ist auch die Regel. Was u.a. auch daran liegen mag, dass ich viele Unternehmer/Personalchefs kennengelernt habe, die sich beim Ausschreiben einer Stelle eher als Wohltäter sehen - einmal, weil sie jemand "von der Strasse holen" und zum zweiten, weil sie ihre schon vorhandenen Beschäftigten damit entlasten.

Und ich kenne eigentlich niemanden, dem es anders gegangen ist.

Kommt sehr selten vor. Ging mir aber selbst schon zweimal so. Wobei ich auch sagen würde, dass ich halt einen recht speziellen Bereich abdecke, wo es noch nicht allzuviele Arbeitsplatznachfrager gibt. Lucky me.

Wieso soll also der Arbeitsmarkt der Markt sein, in welchem Arbeitskräfte nachgefragt werden, wenn in der Realität auf dem Arbeitsmarkt die Arbeitsplätze nachgefragt werden?

Das liegt an der Notwendigkeit - schlicht und einfach. Ohne Arbeitsplatz nicht genügend Einkommen, um sich ein einigermassen vernünftiges Leben leisten zu können. Wäre es möglich, eine Familie mit Kindern, Hund und einem kleinen Häuschen zu versorgen, ohne arbeiten gehen zu müssen, würde sich das ganz schnell ändern.

Kann es sein, daß sich ein paar BWLer mal wieder den Pipi-Langstrumpf-Spruch zu eigen gemacht haben: "Ich male mir die Welt, wie sie mir gefällt"?

:lol:
 

antimagnet

Ritter Kadosch
10. April 2002
5.881
Kann es sein, daß sich ein paar BWLer mal wieder den Pipi-Langstrumpf-Spruch zu eigen gemacht haben: "Ich male mir die Welt, wie sie mir gefällt"?


komm, booth, und du nicht?

so kenn ich dich gar nicht...


:wink:


du hast natürlich schon recht, es heißt in der zeitung ja auch stellenangebote...


aber stell dir einfach nen arbeiterstrich vor - wer bietet sich da an und wer wird da nachgefragt?

was die situaiton verschleiert, ist, dass in zeiten eines überangebots (an arbeitskraft) die anbieter (arbeiter) zu den nachfragern (arbeitgeber) gehen müssen, und dort betteln müssen, doch bitte nachgefragt zu werden. das kommt einem dann so vor, als würd man selber nachfragen, und die was anbieten. in diesem fall fragt das angebot nach der nachfrage, und die nachfrage bietet sich als angebot an.

oder anders: in zeiten von vollbeschäftigung (und darüber hinaus) passts doch - wieso sollte sich die terminologie ändern, nur weil das angebot die nachfrage jetzt übersteigt?
 

Ein_Liberaler

Ritter des Heiligen Andreas von Schottland
14. September 2003
4.926
Normalerweise stellt man Geld und Ware/Dienstleistung gegenüber. Das Geld fragt nach, die Ware/Dienstleistung wird nachgefragt.

Genauso gut kann man aber auch sagen, das Geld (in diesem Falle Arbeitsplätze) werde nachgefragt. Einige Ökonomen gehen davon aus, daß das die realistischere Betrachtungsweise wäre.

Für mich ist das Jacke wie Hose.
 

antimagnet

Ritter Kadosch
10. April 2002
5.881
Für mich ist das Jacke wie Hose.

ich stells mir grad bildlich vor... :lol:


an sich hast du recht, aber dann müsst man für den arbeitsmarkt alles andersrum definieren. je größer die nachfrage, desto billiger der preis. voll umständlich, oder?
 

Ein_Liberaler

Ritter des Heiligen Andreas von Schottland
14. September 2003
4.926
Je größer die Nachfrage nach Geld, desto höher sein Preis in Arbeitsstunden/Arbeitsqualität.

(Aber sinnvoll ist das nicht, immerhin ist Geld unser Wertmaßstab. Wie gesagt, es gibt Leute, die bürsten die ganze Ökonomie so gegen den Strich.)
 

morgenroth

Geheimer Sekretär
6. September 2003
685
antimagnet schrieb:
arbeitgeber haben eine nachfrage nach arbeit, arbeiter bieten diese an.

auch wenn es den arbeitern so erscheint, als würden sie arbeitsplätze nachfragen.

Nicht, das mir der Sachverhalt nicht klar wäre...aber wie kommts eigentlich zu der doch wirklich verwirrenden und vertauschten Namensgebung? :gruebel:

Wie schon gesagt; der Arbeitgeber nimmt ja die Arbeit und der Arbeitnehmer gibt sie....

Ein Schelm, wer dabei böses denkt....
 

agentP

Ritter Kadosch
10. April 2002
5.361
Das ist auch die Regel.
Es ist die Regel, wenn das Angebot an Arbeitskraft entsprechend hoch ist und die Nachfrage gering. Vor ein paar Jahren zu Zeiten der dot.com Blase riefen bei uns im Büro zweimal täglich die Headhunter an und von der Strasse weg wurde unbesehen eingestellt, wer den Namen ORACLE richtig buchstabieren konnte. Warum? Weil zu der Zeit in dem Bereich die Nachfrage nach Arbeitskraft extrem hoch war und das Angebot gering.
Aber letztlich ging es ja nur um den Mechanismus dahinter und der wird ja nicht dadurch widerlegt, daß man feststellt, daß im Moment die Nachfrage in den meisten Bereichen sehr gering ist.

Wieso soll also der Arbeitsmarkt der Markt sein, in welchem Arbeitskräfte nachgefragt werden, wenn in der Realität auf dem Arbeitsmarkt die Arbeitsplätze nachgefragt werden?
Wenn ich der einzige Bäcker am Platz bin, dann lehne ich mich zurück und warte auf die Leute, die da kommen um Brot zu kaufen. Wenn die Konkurrenz wächst, dann werde ich zunehmend auf die Leute zugehen müssen, z.B. in Form von Werbung und wenn alle Stricke reissen, dann stelle ich mich womöglich vor die Tür und preise wie ein Marktschreier meine Brötchen an. Würdest du dann auch sagen ich frage das Geld der Kunden nach oder würdest du nicht immer noch von einer Nachfrage nach Brot sprechen, auch wenn die beschissen ist?

Wie schon gesagt; der Arbeitgeber nimmt ja die Arbeit und der Arbeitnehmer gibt sie....
Moment. Wir reden dochn von einem Handel und gehandelt wird doch nicht der Arbeitsplatz, sondern gehandelt wird die Arbeitskraft des Arbeitnehmers gegen das Geld des Arbeitgebers.
 

Java

Geheimer Meister
26. August 2005
120
boah, krass wie hier mit fachbegriffen um sich geworfen wird ... :lol:

@topic:
ich glaub da sollte man differenzieren - wirtschaft ist einfach zu allgemein ausgedrückt.

glaub den ganz großen gehts schon gut, dem mittelstand weniger und den kleinbetrieben mal gar ned - obwohls ja auch wieder überall "ausreisser", sowohl negativ als auch positiv, gibt.
 

morgenroth

Geheimer Sekretär
6. September 2003
685
agentP schrieb:
Moment. Wir reden dochn von einem Handel und gehandelt wird doch nicht der Arbeitsplatz, sondern gehandelt wird die Arbeitskraft des Arbeitnehmers gegen das Geld des Arbeitgebers.

Eben. Gehandelt wird um die Arbeitskraft - wobei der Arbeiter die Arbeitskraft zur Verfügung stellt. Also gibt der Arbeiter die Arbeitskraft doch, während der Handelspartner (Arbeitgeber) sie gegen Bezahlung nimmt. Da kann man doch durchaus von einer verdrehten Namensgebung sprechen, oder nicht? :wink:
 
B

Booth

Gast
antimagnet schrieb:
stell dir einfach nen arbeiterstrich vor
Diese Darstellung klingt realistisch...

Und im Prinzip akzeptiere ich es so. Die Welt ist so, und ich prostituiere mich ja auch, und für meinen Ausbildungsstatus tue ich dies verdammt gut.

Mein Glaube an das Potential der Menschheit eines Tages darüber hinauszuwachsen bleibt dennoch :)

gruß
Booth

P.S. Ich wollte ja auch nur ein wenig an dem "irreführenden" Begriff (bzw der leicht irreführenden Interpretation) Arbeitsmarkt rütteln.
Nur weil ich die Realität akzeptiere muss ich ja nicht an begrifflichen Irreführungen teilnehmen, nur weil sie sich...angenehmer anhören.
Und Zeiten einer Vollbeschäftigung hat es meines Wissens nur in Ausnahmesituationen, wie einer Nachkriegszeit gegeben... aus meiner Sicht nicht wirklich wünschenswert, darauf einen fundamentalen Wirtschaftsbegriff zu definieren.
 

agentP

Ritter Kadosch
10. April 2002
5.361
Eben. Gehandelt wird um die Arbeitskraft - wobei der Arbeiter die Arbeitskraft zur Verfügung stellt. Also gibt der Arbeiter die Arbeitskraft doch, während der Handelspartner (Arbeitgeber) sie gegen Bezahlung nimmt. Da kann man doch durchaus von einer verdrehten Namensgebung sprechen, oder nicht? Wink

Das "Arbeit" in Arbeitgeber und Arbeitnehmer kann sich doch ganz einfach auf den "Arbeitsplatz" beziehen, nicht auf die "Arbeitskraft". Daß man Arbeit syonym zu Arbeitsplatz benutzt ist imho durchaus üblich, z.B.: "Ich gehe zur Arbeit". Dann gehe ich auch nicht zur "Arbeitskraft", sondern an meinen "Arbeitsplatz".
 

DerGoffel

Geselle
29. April 2005
17
Wie geht es der Doitschen Wirtschafft

Auch auf die Gefahr hin,dass es hier garnicht hingehört.Der Deutschen Wirtschaft geht es echt total beschissen.Die Deutsche Bank hat 2komma 8 MILLIARDEN an Überschuss "erwirtschaftet",mann die Armen Schweine wissen jetz nicht wohin mit der Kohle.
Noch Fragen??

MfG
goffel
 

dkR

Großmeister aller Symbolischen Logen
10. April 2002
3.142
Dann können sie ja wieder ein paar tausend Mitarbeiter feuern.
 

DerGoffel

Geselle
29. April 2005
17
dkR schrieb:
Dann können sie ja wieder ein paar tausend Mitarbeiter feuern.
@dkR
war dat jetz Ironie?Falls nicht,dann funken wir auf der selben Frequenz.Aber wenn doch??Oha.Der DAX hat die 6000er Hürde genommen,dat feier ich gerade mit 0,79ct Tetra-Pac Rose Wein Ausm LIDL..
mfG
Goffel
 

dkR

Großmeister aller Symbolischen Logen
10. April 2002
3.142
Nein, ich tendiere selten zu Ironie, eher zum Zynismus.
 

agentP

Ritter Kadosch
10. April 2002
5.361
Der Deutschen Wirtschaft geht es echt total beschissen.Die Deutsche Bank hat 2komma 8 MILLIARDEN an Überschuss "erwirtschaftet",mann die Armen Schweine wissen jetz nicht wohin mit der Kohle.
Noch Fragen??
Ja, eine Frage noch. Seit wann gilt: "Deutsche Bank"="Die Deutsche Wirtschaft"?
Oder was wolltest du damit ausdrücken?
 

TanduayJoe

Geheimer Meister
10. April 2002
322
Moinmoin

[ ... ] Aber gibt es denn heute überhaupt noch etwas Gutes über Deutschland zu berichten?
Fangen wir mit einem ganz simplen Befund an. Wer kennt nicht die stereotype Feststellung, dass wir über unsere Verhältnisse leben. Das wirkt für jeden Einzelnen enorm demotivierend. Wenn man über seine Verhältnisse lebt, dann muss man sich einschränken. Man muss weniger ausgeben, wenn man sich nicht finanziell in den Ruin treiben will. Und so ist es nicht überraschend, das wir in den letzten Jahren eigentlich nur noch über das Verzichten nachdenken.
Wie sehr wir kollektiv in der Sichtweise der halb leeren Flasche befangen sind, zeigt sich daran, dass der Befund des "Über-die-Verhältnisse-Lebens" zwar suggestiv, aber trotzdem einfach falsch ist. Schauen wir uns das einmal etwas näher an: Woran kann man ablesen, ob die Familie Müller über ihre Verhältnisse lebt? Ganz einfach, man findet heraus, wie hoch die monatlichen Einnahmen der Müllers sind und wie viel sie jeden Monat ausgeben. Sind die Ausgaben höher als die Einnahmen, dann müssen die Müllers sich dafür verschulden oder ihre Ersparnisse aufbrauchen. Sie leben also über ihren Verhältnissen. Wenn die Einnahmen höher sind als die Ausgaben, steigt das Geldvermögen der Müllers (oder ihre Schulden nehmen ab). Sie leben also unter ihren Verhältnissen.
Wie ist das nun bei einer Volkswirtschaft insgesamt? Im Grunde kann man die Frage ganz ähnlich angehen. Man muss dazu alle Einnahmen aufsummieren, die die Bürger, die Unternehmen und die öffentliche Haushalte eines Landes während einen Monats oder eines Jahres erhalten haben, und davon die Summe all ihrer Ausgaben abziehen. Bei dieser Berechnung muss man allerdings daran denken, dass es sehr viele Ausgaben gibt, diedie im Inland getätigt wurden und deshalb dort auch als Einnahmen verzeichnet werden. Beim Aufsummieren über die ganze Volkswirtschaft fallen also alle Transaktionen weg, die zwischen den Inländern stattfinden. Was bleibt, sind die Einnahmen, die die Inländer aus dem Ausland erhalten haben, und die Ausgaben, die sie für Güter und Dienstleistungen aus dem Ausland getätigt haben. Die Transaktionen werden in der sogenannten Leistungsbilanz eines Landes verzeichnet.

* Länder, die einen Überschuss in der Leistungsbilanz aufweisen, nehmen mehr Geld aus dem Ausland ein, als sie dort ausgeben. Solche Länder leben damit unter ihren Verhältnissen.
* Länder die ein Defzit in der Leistungsbilanz aufweisen, geben im Ausland mehr Geld aus, als sie von dort an Einnahmen erzielen. Sie lebeb alsoüber ihren Verhältnissen.

Eine ganze Volkswirtschaft kann also immer nur gegenüber dem Rest der Welt über oder unter ihren Verhältnissen leben. Das prominenteste Beispiel für ein Land, das über seine Verhältnisse lebt, sind die Vereinigten Staaten, die derzeit rund 700 Mrd. Dollar mehr im Ausland ausgeben, als sie von dort an an Einnahmen bekommen (Schaubild 1.1). Und wie steht es mit Deutschand? Wir waren in der Nachkriegszeit traditionell ein Land mit einem Überschuss in der Leistungsbilanz, wir haben unter unseren Verhältnissen gelebt und damit per Saldo Forderungen gegenüber dem Ausland gebildet. Durch die deutsche Vereinigung hat sich das für viele Jahre geändert: Deutschland wies ein Defizit in der Leistungsbilanz auf. Doch seit 2001 ist alles wieder wie früher, wir erwirtschaften einen hohen Überschuss in unseren Transaktionen mit dem Ausland. Damit gilt also für Deutschland seit 2001 wieder:
"Wir leben nicht über unseren Verhältnissen."

Quelle: Wir sind besser, als wir glauben. Wohlstand für alle / ISBN 978-3-499-62107-9 von Peter Bofinger (einer der fünf "Wirtschaftsweisen" )
 

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