Wir sind auch mit den Pflanzen verwandt...Tetsuo schrieb:Da haben wir es wieder!
Esst keine Tiere! Denn wir sind mit ihnen verwant!
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Esst keine Tiere! Denn wir sind mit ihnen verwant!
Das glaube ich kaum, Tizian, denn der genetische Code ist in bestimmten Bereichen bei allen Menschen gleich, zB was die Triebsteuerung betrifft, trotzdem beschränken sich Menschen in manchen Kulturen z.B. auf einen Geschlechtspartner, in anderen haben sie mehrere, manche haben ein Leben lang den gleichen andere wechseln öfters. Ginge es nach dem was aus Sicht der Vererbungsbiologie logisch wäre, müssten alle Männer sich mit so vielen Frauen wie möglich so oft wie möglich (und unseren Anlagen entsprechend wäre das in der Regel sehr oft) paaren, damit möglichst viele neue Kombinationen zustande kommen. Tun wir aber nicht, oder ? Sondern wir erfinden Monogamie und Ehe und schlagen mal ganz locker unseren Genen ein Schnippchen und lassen etwas anderes die Kontrolle übernehmen, andere Menschen woanders auf der Welt tun das nicht oder anders, also muß es wohl etwas anderes geben als das genetische Erbe sein, das die Menschen antreibt.@agentp: Eben diese kulturelle Konditionierung schlägt sich in unseren Denkmustern nieder und dort können sie erfasst werden!
Gaara schrieb:Wir sind auch mit den Pflanzen verwandt...Tetsuo schrieb:Da haben wir es wieder!
Esst keine Tiere! Denn wir sind mit ihnen verwant!
Tsurbito schrieb:Es gibt ja immer noch die sozialisierten Sachen, die man nicht mit den Genen mitbekommt. Aber die verstehen wir ja schon.
Tsurbito schrieb:Es gibt ja immer noch die sozialisierten Sachen, die man nicht mit den Genen mitbekommt. Aber die verstehen wir ja schon.
"Im Oktober 1957 drangen Agenten der U.S.-Regierung in die Räume der Orgone Institute Press in New York City ein; sie beschlagnahmten alle Bücher; sie luden die Bücher auf einen angeforderten Müllwagen; sie fuhren zur Müllverbrennungsanlage auf der Vandivoort Street; sie verbrannten die Bücher.
Das war nicht im finsteren Mittelalter, sondern vor wenigen Jahren. Es geschah nicht unter einer faschistischen oder marxistischen Diktatur, sondern in einer Nation, deren Verfassung eine derart pyromanische Art des Umgangs mit unbequemem Gedankengut ausdrücklich verbietet. Und es wurde nicht von religiösen Fanatikern angezettelt, sondern von jenen 'wissenschaftlichen' Fanatikern, die J.B. Priestley 'Zitadelle' taufte.
Die Bücher stammten von Dr. Wilhelm Reich, einem früheren Schüler Freuds und politischen Radikalen. Dr. Reich war vorübergehend Kommunist und dann eine Weile Sozialist, bis er seine eigene Ideologie entwickelte, die er Arbeitsdemokratie nannte. Sie kann in etwa mit dem Gildensozialismus Chestertons, dem Anarchismus Kropotkins und dem libertären Marxismus verglichen werden, der sich bei gegen die Orthodoxie rebellierenden Marxisten großer Beliebtheit erfreute. Reich glaubte, daß alle Ideologie, einschließlich seiner eigenen, irrelevant seien, solange sich nicht eine sexuelle Revolution psychologischer (nicht politischer) Natur vollzöge und die Menschen sich nicht länger ihrer Körperfunktionen schämten.
Reich reizte die American Medical Association, indem er eine extreme 'psychosomatische' Position vertrat, die besagt, daß fast alle Krankheiten die Folge einer Verdrängung sind, sowohl im freudschen wie auch im politischen Sinne. Mit anderen Worten, domestizierte Primaten werden zu masochistischer Unterwerfung erzogen, die sie buchstäblich krank macht, 'physisch' und 'psychisch'. Reich verprellte dann auch die mächtige American Psychoanalytical Association, indem er behauptete, die freudsche Therapie heile nicht von selbst, sondern müsse durch das, was heute als 'Körperarbeit' bekannt ist, ergänzt werden - diverse Techniken, um die Muskeln zu entspannen und die Atmung zu normalisieren. Er beleidigte die Zitadelle, indem er darauf beharrte, alle Atomenergie (auch die zu friedlichen Zwecken verwendete) schade dem Menschen. Um seine Unbeliebtheit auf die Spitze zu treiben, forderte er den neuen Fundamentalismus heraus, indem er behauptete, es existiere eine unbekannte Art von Energie, die charakteristisch für lebende Wesen sei. Diese Energie, die verdächtige Ähnlichkeit mit der 'Lebenskraft' von Antimaterialisten wie Bergson und Bernard Shaw aufwies, nannte er Orgon.
Die Propaganda gegen Reich wurde angeführt von Martin Gardner, einem wissenschaftlichen Fundamentalisten. Herr Gardner hatte eine unfehlbare Methode, herauszufinden, was echte Wissenschaft und was Pseudowissenschaft ist. Echte Wissenschaft ist das, was mit seinem Götzen übereinstimmt, und Pseudowissenschaft ist das, was seinem Götzen widerspricht. Colin Wilson hat einmal geschrieben: 'Ich wünschte, ich könnte mir über irgend etwas auf der Welt so sicher sein wie Martin Gardner.' Nicht alle Päpste des zwanzigsten Jahrhunderts zusammen haben den Mut gehabt, derart viele Dogmen aufzustellen wie Herr Gardner, kein Mann seit Oliver Chromwell hat einen so uneingeschränkten Glauben an seine eigene Unfehlbarkeit besessen wie er.
Gardners päpstliche Bullen gegen Reichs Ketzerei sind höchst interessant und für den in Rage versetzen Fundamentalismus typisch. Die Implikation, daß Reich verrückt sei oder an Halluzinationen leide, ist nicht zu übersehen, auch wenn dies nie offen oder unzweideutig behauptet wird. Ein Verteidiger Gardners könnte sogar einwenden, diese Behauptung sei unfair, da Gardner niemals explizit behauptet habe, Reich sei verrückt - er habe nur gesagt, Reichs Bücher klängen wie eine 'komische Oper'. Trotzdem schwingt die Andeutung, Reich sei nicht ganz richtig im Kopf gewesen, bei allem mit, was Gardner über Reich zu Papier brachte. Derartige Andeutungen sind fast immer in fundamentalistischen Schmähschriften gegen jene enthalten, die ihre Götzen nicht anerkennen. Man kann so weit gehen zu sagen, daß sie zwar nicht ganz sicher sind, ob Andersdenkende wirklich allesamt verrückt sind, daß sie aber den starken Verdacht hegen, daß es sich so verhält.
Meines Wissens gibt es in der Literatur zur Reich-Kontroverse, die ich seit fast dreißig Jahren verfolge, nicht eine Stelle in Gardners Schriften, in der er berichtet, die Experimente Reichs wiederholt zu haben und zu Ergebnissen gekommen zu sein, die von denen Reichs abweichen. Verfügbaren Quellen zufolge scheint Gardner keine Experimente durchgeführt zu haben, um die Behauptungen Reichs zu widerlegen. Offenbar verfügt Gardner - tatsächlich oder nur subjektiv - über dieselbe Art von Wissen wie Dr. Munge: Er wußte, was möglich ist und was nicht. Er hatte überhaupt nicht nötig, Reichs Ergebnisse zu prüfen.
Während Gardner und viele andere Reich in den Medien angriffen, übten Mitglieder der American Medical Association und der Amercian Psychoanalytical Association Druck auf die Regierung aus, Reich zum 'Verrückten' oder 'Scharlatan' erklären zu lassen. Reich weigerte sich - ob aus Größenwahn, oder weil er sich liberalen Ideen verpflichtet fühlte, wie Sie wollen - anzuerkennen, daß die Regierung das Recht habe, wissenschaftliche Theorien zu beurteilen. Daher wurde er lediglich wegen Mißachtung des Gerichts verurteilt. Die Regierung rächte sich, indem sie seine Bücher verbrennen und die gesamte Ausrüstung seines Forschungslabors mit der Axt zerstören ließ und ihn dann ins Gefängnis warf, wo er nach wenigen Monaten an einem Herzschlag starb. Sein Mitarbeiter, Dr. Michael Silvert, nahm sich daraufhin das Leben.
Es wäre beruhigend, glauben zu können, daß Reich wirklich ein Verrückter war, ein armer Irrer, wie Gardner das suggeriert. Das ist die gesunde, konservative Art zu denken. Es stört ein bißchen, sich vorzustellen, daß Bücher, die in demokratischen Staaten verbrannt werden, inhaltlich wertvoll sein könnten - wie Bücher, die in undemokratischen Staaten verbrannt werden.
Nehmen wir an, Reich hätte teilweise oder gelegentlich recht gehabt. Immerhin stimmt die Zeit auf einer stehengebliebenen Uhr mindestens zweimal am Tag. Doch die Zitadelle hat seine Bücher verbrannt - alle Bücher. Dreißig Jahre Forschung landeten in den lodernden Flammen des Ofens - ein Brandopfer an den Moloch der Orthodoxie. Darunter Die Impulsive Persönlichkeit, Die Funktion des Orgasmus, Charakteranalyse, Die Massenpsychologie des Faschismus, Die sexuelle Revolution, Menschen im Staat, Äther, Gott und Teufel, Die Entdeckung des Orgons (II): Der Krebs und andere. Berichte über dreißig Jahre psychotherapeutische Praxis, soziologische Beobachtungen von Mitgliedern nazistischer oder kommunistischer Parteien, Analyse ihrer Arbeitsbedingungen und familiären Beziehungen; Laborexperimente über bio-elektrische Ladung und Entladung beim Orgasmus; klinische Studien über die Psychologie von Krebs- und Asthmapatienten; Dutzende von durchgeführten Experimenten zur postulierten 'Orgon'-Energie. Alles verbrannt, in Rauch und Asche verweht.
Ich habe keine Ahnung, wieviel von dieser mehr als dreißigjährigen Arbeit zu gebrauchen war. Ich weiß, das Reichs Orgasmusformel über die vier Stadien physiologischer Erregung und Entspannung von Masters und Johnson bestätigt wurde, daß seine Analyse der faschistischen Persönlichkeit von anderen Psychologen akzeptiert wurde, und daß viele der von ihm zum ersten Mal angewandten therapeutischen Techniken (Schreien, Weinen, um sich Schlagen) heute überall in den Vereinigten Staaten angewandt werden. Daraus folgere ich nicht, daß Reichs Ideen ausnahmslos richtig waren. Wahrscheinlich bedarf es noch zwanzigjähriger Untersuchungen von Seiten unabhängiger wissenschaftlicher Gruppen, ehe man weiß, was an der 'Orgon'-Theorie zu gebrauchen ist und was tatsächlich so verstiegen ist, wie die fundamentalistischen Materialisten meinen. Ich kann nur eine einzige Konsequenz aus dieser Tragödie ziehen, in der Bücher verbrannt und ein unabhängiger Kopf ins Gefängnis geworfen worden ist: Du sollst den neuen Götzen nicht beschmutzen.
Ich muß darauf hinweisen, daß weder Mr. Gardner noch andere Fundamentalisten, die Schmähschriften gegen Reich verfaßten, für die Bücherverbrennung selbst verantwortlich waren. Diese ging einzig und allein auf das Konto von Wissenschaftlern und Bürokraten, die im Dienst der U.S.-Regierung standen, des Muskels der Zitadelle sozusagen. Der Rest schaute zu, unbewegt. Nur achtzehn Psychiater im ganzen Land unterschrieben eine Protestnote gegen die Bücherverbrennung.
Die neue Inquisition rollt weiter. Bis zum Jahre 1967 war die Veröffentlichung von Reichs Schriften in den Vereinigten Staaten verboten. Bürger, die sich gerne eine unabhängige Meinung über die wissenschaftlichen Themen gebildet hätten, wurden per Gesetz daran gehindert, die verbotenen Seiten zu sehen, anzufassen oder auch nur daran zu riechen.
Dieser inquisitorische Geist besteht bis heute fort. Obwohl viele Psychologen einiges von Reichs Ideen übernommen haben, ist sein Werk als Ganzes noch lange nicht 'akzeptabel' für die Zitadelle. Biologen und Physiker beziehen sich nur dann auf sein angebliches 'Orgon', wenn sie darüber herfallen können. Diese Einstellung lebt fort, trotz der Tatsache, daß bislang in keiner größeren wissenschaftlichen Publikation - soweit mir bekannt auch in keiner kleineren - über Experimente berichtet worden wäre, die Reichs Behauptungen widerlegen. Es hat ganz den Anschein, als sehe die Zitadelle nicht mal die Veranlassung, Reichs Ideen zu überprüfen.
Die intuitive Gewißheit Gardners und Prof. Munges scheint in der Zitadelle durchaus verbreitet, fast allgegenwärtig zu sein. Jeder dort 'weiß', daß Reich auf dem Holzweg war, also kümmert sich keiner darum, der Sache nachzugehen.
Natürlich gab es den ein oder anderen Ketzer, die aber wurden alle ignoriert.
1962 erschien ein Privatdruck mit dem Titel New Method of Weather Control von Charles Kelley. Kelley hatte seinerzeit für das U.S. Weather Bureau gearbeitet, als Reich es kurz vor seiner Verhaftung darüber informierte, daß er in Maine einen Sturm erzeugen werde, um die Existenz seiner offiziell inexistenten Orgon-Energie zu beweisen.
Der Sturm brach los.
Das haben wir ja bereits geklärt: Selbst eine stehengebliebene Uhr zeigt zweimal am Tag exakt die Zeit. Außerdem war es purer Zufall. (Prägen Sie sich diesen Satz ein. Er ist der selbsthypnotisierende Gesang, mit dem die neue Inquisition sämtliche Beweise, die ihr zuwider sind, übertönt.)
Kelley jedoch war von dem Mann, der mit einer nicht vorhandenen Energie einen Sturm auslösen konnte, fasziniert. Er wiederholte Reichs Experimente. Sein Buch enthält Fotos angeblicher Resultate. Die Fotos beweisen auf eindrucksvolle Weise entweder, daß Reichs Versuche funktionieren, oder daß Kelley großes Talent hat, Fotos zu fälschen - denn alle Fotos, die das Dogma der neuen Inquisition in Frage stellen, müssen per definitionem Fälschungen sein.
Doch trotz unerschütterlicher Wächter des Glaubens wie Gardner und Munge werden manche schwach werden und sich fragen (der Hang zur Sünde und zur Ketzerei lauert in jedem von uns): Aber was ist, wenn Kelley die Fotos nicht gefälscht hat?
So erliegt man der Versuchung der finsteren Mächte. Der Weg zur Hölle ist leicht. Mit solchen Gedanken fängt es an, und ehe man sich versieht, denkt man an UFO, ASW oder gar, Gott behüte, an Astrologie. Am Schluß fängt man an zu meditieren und ernährt sich nur noch vegetarisch.
Die Kontroverse um Reich ist nicht erledigt, auch wenn die Bücher den Flammen zum Opfer fielen, und der Mann selbst unter der Erde ist. Alle paar Jahre erscheint ein neues Buch von irgendwem, irgend eine Ausgeburt des Teufels, der wie Kelley behauptet, er habe Reichs Experimente wiederholt und sei zu positiven Ergebnissen gekommen. In Orgone, Reich and Eros beschreibt der Soziologe Erik Mann seine Versuche mit einer Orgondecke, die erfolgreich verliefen - jedenfalls hat es den Anschein. In seinem Buch Love and Orgasm verwendet Alexander Lowen die vorsichtige Bezeichnung 'Bioenergie' statt des verbotenen 'Orgon' und behauptet, seine Arbeiten mit Patienten bestätigten Reichs Thesen. In Orgone and Me behauptet der Schauspieler Orson Bean, er habe das verdammte Orgon sehen können, nachdem er von einem Orgon-Spezialisten namens Baker behandelt worden sei. Und in dem Werk The Cosmic Pulse of Life veröffentlichte der Marineoffizier Trevor Constable Fotos, die entweder Reich bestätigen oder zeigen, daß Constable sich wie Kelley mit dem Fälschen von Fotos bestens auskannte.
Das sind natürlich alles Halluzinationen, die Fotos ausgemachter Schwindel. Sicher, sicher. Da wir das per definitionem wissen, brauchen wir es nicht weiter zu untersuchen.
Trotzdem - mancher Leser könnte jetzt größere Zweifel bekommen.
Ich weiß nicht. Mir geht es auch gar nicht darum zu wissen, inwieweit Reich recht hatte oder nicht. Ich stelle den Fall Reich nur dar, um zu zeigen, wie der gängige Götze - die Orthodoxie des biologischen Materialismus - sich behauptet. Genauso nämlich, wie alle Orthodoxien, alle Götzen sich immer behauptet haben."
Robert Anton Wilson, Die neue Inquisition