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Deutschland - Bleiben oder Gehen?

Lupo

Ritter Kadosch
3. Oktober 2009
6.048
Hallo zusammen,

ist Deutschland noch das Land, in dem man gut und gerne leben kann? Warum oder warum nicht? Was ist für die Zukunft zu erwarten bzw zu befürchten? Was böte sich denn als Alternative an? Gibt es überhaupt eine oder mehrere? Stellen sich diese Fragen vielleicht gar nicht, weil Heimat nun mal Heimat ist?

Fragen über Fragen, Unmengen an Aspekten und viel für und wider …

Ein guter Ort, sich dazu auszutauschen, wäre vielleicht hier! Ich freue mich, wenn hier eine interessante Diskussion zustande kommt!
 

Giacomo_S

Ritter der ehernen Schlange
13. August 2003
4.095
Es fallen mir kaum Länder ein, in denen das Leben wirklich besser wäre. Allerdings werde ich die Stadt in der ich jetzt und am längsten gelebt habe (München) vielleicht mittelfristig verlassen. Es ist für jemanden wie mich einfach unbezahlbar geworden, hier zu leben. Möglicherweise gehe ich in eine Stadt in den Neuen Bundesländern - da würde ich mehr oder weniger dasselbe verdienen wie hier, dafür kostet aber alles nur die Hälfte. Irgendwie schon merkwürdig, dass die Menschen ausgerechnet da am meisten jammern.
Österreich wäre auch noch ein Ziel.
 

a-roy

Mensch
22. Oktober 2007
11.432
High, friends,
ich bin jetzt 65 jahre alt, Rentner und bis jetzt so um die 35 Mal umgezogen, bis ich endlich ein Refugium in einem Bremer Stadtteil gefunden hab', wo ich mich wohl fühle.
Hier ziehe ich nur mit den Füßen voraus aus!
Wäre ich jünger, würde ich versuchen, mich in Andalusien heimisch zu machen, was ich schon mal 1986 versucht hab', was leider nicht gefunzt hat, denn die andalusische Lebensweise entspricht meiner!
Abgesehen davon mag ich diesen Sozialstaat, nur die oft intoleranten, nörgelnden, jasagenden Deutschen gehen mir manchmal auf den Zeiger!
 

Zerch

Prinz von Libanon
10. April 2002
3.433
Unabhängig vom jeweiligen Beweggrund ist es jedoch stark abhängig von der gegenwärtig individuellen Lebenssituation.
Wer genug Geld hat, der kann sich prinzipiell überall in den zivilisierten Teilen der Welt ohne besondere Fähigkeiten ein gutes Leben leisten. Wer kein Geld hat, und keine besonderen Fähigkeiten besitzt, kann sich kaum eine Flucht leisten, und wird es ohnehin überall schwer haben, so daß unterstützende Geldvergaben eines vorhandenen Sozialsystems eine überlebensnotwendige Voraussetzung für solche Leute bleibt.
Aber ausselektiert wird nach und nach ohnehin überall, so daß möglichst weitgehend nur noch Menschen überleben sollen, welche vom transhumanen Globalsystem benötigt und aufgefangen werden. Die systematische Lebensraumvernichtung, welche beim Umwandlungsprozess der Biosphäre in eine Technosphäre voranschreitet, wird die künftig daseinsberechtigten Menschen passiv sowie aktiv in kontrollierte Ballungsräume zwingen, und diese darin halten.

Ich denke ich bleibe vorerst da wo ich bin, bis auf weiteres und noch unbestimmt.
 

Giacomo_S

Ritter der ehernen Schlange
13. August 2003
4.095
Aber ausselektiert wird nach und nach ohnehin überall, so daß möglichst weitgehend nur noch Menschen überleben sollen, welche vom transhumanen Globalsystem benötigt und aufgefangen werden. Die systematische Lebensraumvernichtung, welche beim Umwandlungsprozess der Biosphäre in eine Technosphäre voranschreitet, wird die künftig daseinsberechtigten Menschen passiv sowie aktiv in kontrollierte Ballungsräume zwingen, und diese darin halten.

Das transhumane Globalsystem - interessante Wortschöpfung übrigens - braucht aber nicht nur Arbeiter der Stirn, sondern auch Arbeiter der Faust. Bauen, Installieren, Reparieren, Warten, Pflegen und Kochen: Das sind Arbeiten, die man nicht nach China outsourcen kann, man muss sie hier tun. Man wird sie, mittelfristig zumindest, auch nicht automatisieren können. Und vieles andere, das eine Infrastruktur am Laufen hält, auch nicht. Der manuell werktätige Mensch wurde durch die Gesellschaft (oder: das System, die Ökonomie, die Bedingungen ...) in den letzten 3 Jahren systematisch abgewertet, in der Bezahlung, im Ansehen.

In Zukunft werden sich die Arbeitnehmer, die einen Ballungsraum am Laufen halten, die Stadt nicht mehr leisten können. München mag, als die teuerste Stadt Deutschlands, ein Extrembeispiel sein. Aber schließlich können Extrembeispiele einen Prozess auch gut darstellen, außerdem ziehen andere Großstädte längst nach in dieser Entwicklung. Die Stadt war schon immer teurer als andere, aber vor rund 20 Jahren gab es noch die eine oder andere Nische, man hat die Arbeitnehmer besser bezahlt, also ging die Rechnung auf. Heute gibt es die Nischen nicht mehr, und man ist zu der Einstellung gelangt, wir dürften nur dasselbe verdienen, wie in irgendeinem Provinzkaff.

Das hat in München bereits reale und spürbare Folgen. Gibt es einen Ausfall an der Heizung ... gut möglich, dass die Mieter zwei Wochen in der kalten Bude sitzen. Man bekommt keinen Handwerker mehr, denn es gibt hier praktisch keine Handwerker mehr. Was dies bedeutet, das ist dann schmerzlich spürbar, wenn in einem Notfall an einem Sonntag die Scheisse von unten aus dem Lokus hochkommt (mir real passiert). Man es mit einem unqualifizierten, der deutschen Sprache minder mächtigen und völlig überforderten Hausmeister zu tun hat, der nicht einmal mit einem Notdienst telefonieren, geschweige denn verhandeln kann. Und der nicht die geringste Ahnung hat, wo sich in dem Haus denn der Hauptwasserhahn befindet ...

Das Goldene Kalb, bestehend aus einer Legierung aus Privatisierung und Outsourcing hat einen entscheidenden Nachteil: Es wird nicht für die Langfristigkeit gegossen. Privatunternehmen stehen in dem Ruf, alles effizienter, günstiger und besser zu machen ... in die Nchhaltigkeit stecken sie aber nichts, nicht einmal in die rein ökonomische ihrer Eigeninteressen. Das mag für die Herstellung von irgendwelchen Gimmicks egal sein, groß angelegte Infrastrukturen hält man so aber nicht am Laufen: Wasser, Elektrizität, ÖPNV. Und wenn der Werksvertrag nach 20 Jahren ausläuft, dann sind alle Systeme alt, marode & kaputt, weil nichts daran gemacht wurde.

Wie das aussieht, das kann ein jeder erfahren, der aktuell mit der Bahn fährt: Kein Zug ohne erhebliche Verspätung (wenn er nicht ganz ausfällt), Signalstörung hier, Weichenstörung da. Moderne Zeiten: Man kann sich eine App installieren, für den Fahrplan, für einen Wagenstandsanzeiger, hat im ICE ein WLAN ... ja wenn er denn überhaupt fährt, der Zug. Und vor allem wann und auf welchem Gleis, denn das wird 3 Minuten vor Abfahrt dann spontan geändert. Menschen aus dem Speckgürtel einer Großstadt zum Arbeiten in die Stadt hineinfahren und wieder herausfahren, eine Stadt, die sie sich nicht leisten können: Das sieht anders aus, mit der DB ist das jedenfalls derzeit schlicht unmöglich. In München gibt es den Speckgürtel sowieso schon nicht mehr, solange es noch einen S-Bahn-Anschluss gibt, kostet es alles dasselbe.
 

Ein wilder Jäger

Barbarisches Relikt
Teammitglied
18. November 2007
21.139

Giacomo_S

Ritter der ehernen Schlange
13. August 2003
4.095
Man bekommt hier (kleine Großstadt im Westen) auch nur noch schwer Handwerker, und alle Handwerker suchen Lehrlinge und Gesellen.

Es gibt eben nicht mehr soviele Azubis, es handelt sich um die geburtenschwachen Jahrgänge. Die Schlaueren gehen in die IT, und die weniger schlauen in andere Bereiche. Und für manche Branchen bleiben eben nur noch die Minderbemittelten übrig, obwohl auch in diesen Branchen der Anspruch gestiegen ist.

Die IT ist seit nunmehr über 20 Jahren immer großspuriger aufgetreten und IT-Firmen gehören zu den reichsten (und mächtigsten) der Welt. Als Branche, so hat man den Eindruck, ist sie sich in ihrer Überheblichkeit aber nicht darüber im Klaren, dass es die IT nur geben kann, weil es auch eine Realwirtschaft gibt. Genauso wie es eine Werbeagentur nur geben kann, wenn sie auch reale Kunden hat, für die sie werben kann.
Die IT ist im Grunde eine Art Blutsauger der Realwirtschaft, denn sie schafft keine echten eigenen Werte. Sie generiert außer ihrem eigenen Wachstum auch kaum anderes Wachstum in anderen Bereichen; es verändern sich nur die jeweiligen Anteile an einem gemeinsamen Pool aus Anfragen, in dem ein Anbieter durch bessere Kommunikation und besseres Marketing mehr Marktanteile gewinnen kann, die ein anderer verliert: Genau das ist Werbung.
 

Lupo

Ritter Kadosch
3. Oktober 2009
6.048
Man bekommt hier (kleine Großstadt im Westen) auch nur noch schwer Handwerker, und alle Handwerker suchen Lehrlinge und Gesellen.

In unserer Mietwohnung in einer Stadt mit 77000 Einwohnern tropft seit letztem November das Regenwasser in einer Dachgaube durch. Interessant zu beobachten, wie der Schaden in Zeitlupe wächst. Es ist dem Eigentümer - einer lokalen Wohnungsbaugesellschaft - in zehn Monaten nicht gelungen, einen Dachdecker aufzutreiben. Mittlerweile ist es eben leichter in Deutschland, jemanden zu finden, der einen als Rassisten oder Faschisten nach eigener Definition beschimpft als einen, der ein Dach decken kann.

Irgendwo habe ich gelesen, dass wir zur Zeit mehr Studenten in Theaterwissenschaft (oder war es Philosophie?) als Dachdeckerlehrlinge (oder waren es Klempner?) haben.

Natürlich ist es leichter und angenehmer verdientes Geld, sich neue Personalpronomen für die benachteiligte Gruppe der einbeinigen, farbigen Homosexuellen, die sich gerade als Salatgurke identifizieren, auszudenken, als sich bei Wind und Wetter die Hände schmutzig zu machen.

Der Unterschied ist eben, dass die Einen gebraucht und händeringend gesucht werden, während die anderen nichts hervorbringen, mit dem sich irgend etwas nützliches anfangen lässt.

Hier hat Deutschland meines Erachtens schon vor vielen Jahren einen schleichenden Selbstmord begangen, als es dazu überging, das Abitur zum Standard-Schulabschluss zu machen und völlig irrelevanten Mist als Studienfächer zu pushen.

Wann hat es angefangen, dass Deutschland lieber nutzlose Pseudo-Intellektuelle ausbildet als Menschen, die ein sinnvolles Berufsleben vor sich haben? Wenn man unmittelbar umsteuern würde - was ja weit und breit nicht in Sicht ist - würde es genauso lange dauern, bis sich spürbar etwas bessert.

Einer der Punkte, bei denen meines Erachtens für die Zukunft in Deutschland mehr zu befürchten als zu erwarten ist.
 

Giacomo_S

Ritter der ehernen Schlange
13. August 2003
4.095
Natürlich ist es leichter und angenehmer verdientes Geld, sich neue Personalpronomen für die benachteiligte Gruppe der einbeinigen, farbigen Homosexuellen, die sich gerade als Salatgurke identifizieren, auszudenken, als sich bei Wind und Wetter die Hände schmutzig zu machen.

Der Unterschied ist eben, dass die Einen gebraucht und händeringend gesucht werden, während die anderen nichts hervorbringen, mit dem sich irgend etwas nützliches anfangen lässt.

Im Grunde bin ich Deiner Meinung, versuche es aber komplexer zu sehen. Ein akademisches Angebot ist das Eine, Gründe, warum es jemand ergreift aber das Andere.
Wir leisten uns einen ungemeinen Wasserkopf - aber es sind nicht nur Behörden und Regierungsstellen, die das betreiben. Wer da dann alles im Fernsehen etwas zu sagen hat, und sei es neuerdings vor dem eigenen Bücherregal zuhause - das haben wir nicht zuletzt im Zusammenhang mit Corona, aber auch der Flutkatastrophe gesehen. Dass die hohe Politik auftritt, das wird man zu Recht erwarten. In der zweiten Reihe kommen diejenigen, die man nicht kennt. Dann kommen diejenigen, die man nicht kennt und den Verband, für den sie sprechen, auch nicht.
Es handelt sich um Intellektuelle, die sich ihre Existenzberechtigung selbst geschaffen haben, egal, ob sie nun Verbandsvorsitzende, Pressesprecher, Analysten oder Experten heissen. Und bezahlt werden sie, so oder so, von uns allen.

Hier hat Deutschland meines Erachtens schon vor vielen Jahren einen schleichenden Selbstmord begangen, als es dazu überging, das Abitur zum Standard-Schulabschluss zu machen und völlig irrelevanten Mist als Studienfächer zu pushen.

Vor einigen Wochen hatte ich für zwei Wochen einen jungen Mann als Praktikanten, der hat das gut gemacht. Ein schlauer Junge, mit Talent, dem "Händchen" für's Kochen. Ich fragte ihn, was er in naher Zukunft vor habe, und er sagte, er wolle lieber seinen Quali und Abitur machen. Ich sagte zu ihm: Richtig, das machste! Und dann kannst Du noch immer weiter sehen. Was hätte ich ihm denn auch sonst raten sollen?
Mit dem Abitur kann man studieren, aber man muss es nicht tun.
Mit dem Abitur kann man auch eine Berufsausbildung machen, zu meiner Zeit war das gar nicht einmal so unüblich. Es gab sogar Studien, für die galt dies als eine Art Königsweg, Ingenieursstudien z.B.

Sogar in meiner Berufsschulklasse unter werdenden Köchen gab es ein paar Abiturienten (darunter mich), aber damals konnte man als Facharbeiter auch noch ein ordentliches Geld verdienen, sogar als Koch.
Aber wozu überhaupt eine Ausbildung machen? Schließlich kann man ja auch ganz bequem ein Influencer werden, sich selbst und sein Privatleben entblößen, Productplacement oder schlicht Werbung betreiben ... und damit in kurzer Zeit vergleichsweise viel Geld verdienen. Und wenn diese Schiene mit 30+ gelaufen ist ... na, dann wird man Influencer-Berater oder -Ausbilder. Perfekt: Ein Beruf, der sich selbst geschaffen hat und weiter erhält.
Nur, wie lange? Vielleicht wird es schon in ein paar Jahren keine menschlichen Influencer mehr geben. Denn dann wird es die KI sein, die auch diese Lücke füllt.

In unserer Mietwohnung in einer Stadt mit 77000 Einwohnern tropft seit letztem November das Regenwasser in einer Dachgaube durch. Interessant zu beobachten, wie der Schaden in Zeitlupe wächst. Es ist dem Eigentümer - einer lokalen Wohnungsbaugesellschaft - in zehn Monaten nicht gelungen, einen Dachdecker aufzutreiben.

Das halte ich für übertrieben.
Aber nun denn: Sie sagen einem zwar ständig, man solle keine Reparaturen selbst in die Hand nehmen. Aber wenn man sie braucht, dann macht es keiner. Am Ende hat man gar keine Wahl mehr, als sich selbst die Hände schmutzig zu machen, und sei es nur mit einem Kaugummi.
 

Giacomo_S

Ritter der ehernen Schlange
13. August 2003
4.095
Ich denke mal die meisten von denen die es sich leisten können, sind schon weg.

Um wohin zu gehen?
In irgendein Ressort, wo es innen den höchsten Luxus gibt bei maximaler Sicherheit gibt - bewacht von einem Haufen hoch bewaffneter Wachleute und Dreck fressender Armut und Gewalt darum herum? So würde ich nicht leben wollen, nicht einmal als Tourist für ein paar Wochen.

Es mag in Deutschland nicht alles golden sein, aber dennoch gibt es viele Menschen in aller Welt, die uns nach wie vor bewundern. Und wenn nicht bewundern, so doch Dinge gut finden, die woanders nicht so gut laufen.
Da gibt es z.B. diese YT-Filme, von Amerikanern, die in Deutschland sind (leben), waren und/oder wieder in den USA sind:

10 Things I Appreciate about Germany when I'm in America
7 THINGS we MISS about Germany!

Interessant finde ich, was sie gut finden oder in den USA vermissen (und sie sagen, mehr weniger, alle dasselbe):

1. Öffentlicher Personen Nahverkehr (offenbar jammern wir hier gerade auf hohem Niveau).
2. Das Essen und die Ernährung! (auch darüber meckern wir schon mal. Aber offenbar fressen Amerikaner auch dann nur fiesen Kram, wenn sie sich eigentlich besser ernähren wollen).
3. Der deutsche Lebensstil, insbesondere den Wohnkomfort (dicke Wände, bessere Fenster).
4. Sicherheit, soziale Absicherung, medizinische Versorgung.
5. Du kannst Luxus haben, musst es aber nicht. Dafür sind Grundnahrungsmittel oder auch Standards grundsätzlich günstiger und von vergleichsweise besserer Qualität. Oder anders gesagt: Der Standard ist höher und günstiger.
6. Und nicht zuletzt: Städtisches Leben, man mag es kaum glauben.

Ich glaube, als Deutsche jammern wir auf hohem Niveau.
Es mag Länder geben, wo man als jemand mit hohem Einkommen mehr besitzen kann, aber m.E. nicht wirklich besser leben. Der soziale Frieden, die Sicherheit, die verglw. niedrige Kriminalitätsrate, die Hilfen, wenn es auch mal schief läuft im Leben ... all das kommt nicht von selbst und ist auch nicht selbstverständlich. Es mag Menschen geben, die das als "Sozialismus" niedertun wollen, und vielleicht ist es auch eine Art von Sozialismus. Na und?
Nicht alles am Sozialismus muss schlecht sein, nur weil es in der Vergangenheit andere schlecht gemacht haben. Aber die achso freie Marktwirtschaft ist ja wohl auch eine Kulturgeschichte mit genug menschenerniedrigenden Schattenseiten.

Wie es aussieht, wenn es mal nicht so gut im Leben läuft, wenn es bergab geht: Das habe ich am eigenen Leib erfahren, im Grunde über Jahre. Aber diese Gesellschaft hat mir eine zweite Chance nicht nur gegeben, sondern auch aktiv angedient. Wer sich darauf ausruht, der wird der ewige Sozialfall bleiben. Wer aber sich aktiv daran beteiligt, für den wird es auch irgendwann weiter gehen, auch wenn das aus der eigenen Sicht lange (und zu lange) dauert.
Sich aus einem persönlichen Loch wieder nach oben arbeiten: Das ist nicht einfach, nirgendwo. Die deutsche Gesellschaft hat mir aber wenigstens die Chance dazu gegeben - und das trotz des einen oder anderen Rückschlags, wobei es unerheblich war, ob dieser "selbstverschuldet" war, oder eben nicht.
All das ist nicht selbstverständlich - wie sieht es denn woanders aus?

Z.B. in Kensington, einem Stadtteil von Philadelphia, USA: Da verrotten Menschen auf der Straße und alle schauen weg!.
Ist es denn richtig, "schwache" Menschen in ihrem Elend sich selbst zu überlassen? Warum ist es überhaupt soweit gekommen? Was kann man tun, um diese Menschen aus ihrem Elend, von der Straße zu holen, und ist es nicht eine Pflicht der Gesellschaft, das mindestens anzugehen und zu versuchen?
Die amerikanische Gesellschaft - und ihrem Wahn, ein jeder sei seines Glückes Schmied - hat diese Menschen längst aufgegeben, mit allen negativen Folgen, die das für ein Sozialgefüge hat. Man darf einen Menschen niemals aufgeben. Das weiß ich als Christ und als Sozialist, allen Rückschlägen zum Trotz. Denn jeder einzelne, der ein Leben in Würde führt: Der ist ein Gewinn, nicht nur für die Gesellschaft, sondern auch für sich selbst.
 

Lupo

Ritter Kadosch
3. Oktober 2009
6.048
Im Grunde bin ich Deiner Meinung, versuche es aber komplexer zu sehen. Ein akademisches Angebot ist das Eine, Gründe, warum es jemand ergreift aber das Andere. […] Und bezahlt werden sie, so oder so, von uns allen.

Dein ehrbarer Versuch, es komplexer zu sehen bringt leider keinen weiteren Erkenntnisgewinn. Wir haben also einen Überschuss an Leuten mit einer sinnlosen alademischen Ausbildung, die von uns allen bezahlt werden und die keinerlei sinnvolle Gegenleistung dafür bringen, während genau die Leute, die wir gerne bezahlen würden, weil wir sie brauchen, fehlen.


Das halte ich für übertrieben.
Aber nun denn: Sie sagen einem zwar ständig, man solle keine Reparaturen selbst in die Hand nehmen. Aber wenn man sie braucht, dann macht es keiner. Am Ende hat man gar keine Wahl mehr, als sich selbst die Hände schmutzig zu machen, und sei es nur mit einem Kaugummi.

Die 10 Monate sind tatsächlich so. Und wenn man sich nicht impfen lässt, und viel Montags spazieren geht, bekommt man auch einiges und übleres zu hören. Also faktisch erzähle ich nichts falsches, wobei es natürlich nicht so 100% sachlich ist, beides miteinander zu verquicken.

Ich kenne da ja normalerweise nix und mache auch vieles selbst, aber auf‘s Dach raufkraxeln (im 5. Stock) werde ich mit Sicherheit nicht.

Fakt ist unter dem Strich immer noch, dass hier ein ganzes Stück Zukunftsfähigkeit den Bach runter gegangen ist.
 

MatScientist

Meister des Tabernakels
21. März 2014
3.681
In unserer Mietwohnung in einer Stadt mit 77000 Einwohnern tropft seit letztem November das Regenwasser in einer Dachgaube durch. Interessant zu beobachten, wie der Schaden in Zeitlupe wächst. Es ist dem Eigentümer - einer lokalen Wohnungsbaugesellschaft - in zehn Monaten nicht gelungen, einen Dachdecker aufzutreiben. Mittlerweile ist es eben leichter in Deutschland, jemanden zu finden, der einen als Rassisten oder Faschisten nach eigener Definition beschimpft als einen, der ein Dach decken kann.

Irgendwo habe ich gelesen, dass wir zur Zeit mehr Studenten in Theaterwissenschaft (oder war es Philosophie?) als Dachdeckerlehrlinge (oder waren es Klempner?) haben.

Natürlich ist es leichter und angenehmer verdientes Geld, sich neue Personalpronomen für die benachteiligte Gruppe der einbeinigen, farbigen Homosexuellen, die sich gerade als Salatgurke identifizieren, auszudenken, als sich bei Wind und Wetter die Hände schmutzig zu machen.

Der Unterschied ist eben, dass die Einen gebraucht und händeringend gesucht werden, während die anderen nichts hervorbringen, mit dem sich irgend etwas nützliches anfangen lässt.

Hier hat Deutschland meines Erachtens schon vor vielen Jahren einen schleichenden Selbstmord begangen, als es dazu überging, das Abitur zum Standard-Schulabschluss zu machen und völlig irrelevanten Mist als Studienfächer zu pushen.

Wann hat es angefangen, dass Deutschland lieber nutzlose Pseudo-Intellektuelle ausbildet als Menschen, die ein sinnvolles Berufsleben vor sich haben? Wenn man unmittelbar umsteuern würde - was ja weit und breit nicht in Sicht ist - würde es genauso lange dauern, bis sich spürbar etwas bessert.

Einer der Punkte, bei denen meines Erachtens für die Zukunft in Deutschland mehr zu befürchten als zu erwarten ist.
Keine Sorge, wir haben ja zum Glück seit 2015 ca. 5 Millionen Fachkräfte importiert.

Komisch, dass von denen noch keiner bei Dir zum Dach decken vorbeikam.
 

MatScientist

Meister des Tabernakels
21. März 2014
3.681
Bin grade im äußersten Osten Bayerns und kann berichten, dass die Tschechen nach Deutschland zum Lebensmittelkaufen fahren weils günstiger ist.

Die Deutschen fahren hauptsächlich wegen Kippen rüber (5,50 eur die Schachtel), e10 kostet an der Zapfsäule aber auch 1,70eur, also nicht viel günstiger als bei uns.

Als Auswanderungsland würde mir Österreich oder Schweiz einfallen, aber ich baue eher drauf, dass es hier wieder "deutscher" zugeht, wenn die Bürger erst mal richtig auf die Barrikaden gehen, weil ihnen kalt ist oder finanziell die Felle wegschwimmen. Und dann mit dem Eisenbesen der Saustall Deutschland ausgemistet wird.
[...]
Dann ist es hier auch wieder lebenswert.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:

a-roy

Mensch
22. Oktober 2007
11.432
Und was ist mit deutschen Sozialschmarotzern, MatScientist?
Oder gibbet die nicht, weil Deutsche ja ehrlich arbeiten und nicht schmarotzen?
Und Gott bewahre uns vor so einem wie dir, dass der nicht an die Macht kommt!
Ich bin ja auch dafür, dass der Saustall Deutschland ausgemistet wird; dann würden Typen wie du ganz schnell verschwinden, denn Intoleranz, Rassismus und Vorurteile braucht dieses Land nicht!
 

Lupo

Ritter Kadosch
3. Oktober 2009
6.048
Dann ist es hier auch wieder lebenswert.

Ich hoffe sehr, dass Du da recht hast. Allein - mir fehlt der Glaube.

Wie lange dauert es, bis wir wieder eine funktionierende Energieversorgung aufgebaut haben? Ein Bildungssystem haben, das nicht mehr massenhaft Schneeflöckchen produziert, sondern Menschen, die ihr Leben selbst in die Hand nehmen? Gerade letzteres würde noch länger dauern als ersteres. Wobei letzteres allerdings ein Stück weit die Voraussetzung für ersteres ist.

Und - es ist ja weit und breit kein Umsteuern in Sicht. Für mich war mit der letzten Bundestagswahl Ende der Illusion. Was immer im kommenden Winter auch passieren wird - es wird nicht die Konsequenz unserer woken Politik sein, sondern die Schuld des bösen Putin. Ich gehe mal stark davon aus, dass der Eisenbesen unbenutzt in seiner Ecke bleibt.
 

MatScientist

Meister des Tabernakels
21. März 2014
3.681
Ich hoffe sehr, dass Du da recht hast. Allein - mir fehlt der Glaube.

Wie lange dauert es, bis wir wieder eine funktionierende Energieversorgung aufgebaut haben? Ein Bildungssystem haben, das nicht mehr massenhaft Schneeflöckchen produziert, sondern Menschen, die ihr Leben selbst in die Hand nehmen? Gerade letzteres würde noch länger dauern als ersteres. Wobei letzteres allerdings ein Stück weit die Voraussetzung für ersteres ist.
Ich denke nach einem entbehrungsreichen Winter mit entsprechendem Umdenken dauerts ein Jahr, um die Energieversorgung wieder zu stabilisieren. Wir haben die Kraftwerke ja, das was im Weg steht ist ideologische Verblendung, und da wird die Argumentationskraft ganz dünn, wenns erst mal kalt wird.

Bezgl Ausbildung von jungen Leuten würde ich mir nicht solche Sorgen machen. Selbst wenn sie arbeitslos werden sollten kann es sie immer noch in die handwerkliche Richtung schwemmen.
Und bei den Azubigehältern sind die Probleme auch hausgemacht.

Dass die jungen Leute heutzutage ihr Leben selbst in die Hand nehmen sollen, wird ihnen von den "Erwachsenen" in dieser Weichei-Muschi-Gesellschaft, in der Erwachsene aus Angst vor einem Viruslein 2.5 Jahre mit Maske in der Fresse rumlaufen und sich bei ein bisschen Halsweh auf Corona testen lassen, in einer Gesellschaft wo Erwachsene freiwillig Abstands-Hüte mit Schwimmnudel-Abstandshalter im Café aufgesetzt haben, auch nicht vorgelebt.

Wenn erwachsene Männer Pussies werden, wie sollen sie ihren Kindern Kernigkeit und Lebensmut vermitteln? Ist nur logisch dass depressiv in der Uni vor sich hingegammelt wird, und auf FFF-Demos gerannt wird. Natürlich mit Maske auf und mit Regenbogenflagge in der Hand.
 

MatScientist

Meister des Tabernakels
21. März 2014
3.681
Und was ist mit deutschen Sozialschmarotzern, MatScientist?
Oder gibbet die nicht, weil Deutsche ja ehrlich arbeiten und nicht schmarotzen?
Und Gott bewahre uns vor so einem wie dir, dass der nicht an die Macht kommt!
Ich bin ja auch dafür, dass der Saustall Deutschland ausgemistet wird; dann würden Typen wie du ganz schnell verschwinden, denn Intoleranz, Rassismus und Vorurteile braucht dieses Land nicht!
Eine gewisse Schicht an Bedürftigen gibts in jedem Land, sich die Probleme zu importieren, obwohl man selber einen Sack voll Probleme hat, ist mehr als schädlich.

Mit diesem Weicheimäßigen Toleranzgelaber sind wir erst in die Situation gekommen, dass unsere Städte und Dörfer versifft sind.
 

Giacomo_S

Ritter der ehernen Schlange
13. August 2003
4.095
Dein ehrbarer Versuch, es komplexer zu sehen bringt leider keinen weiteren Erkenntnisgewinn. Wir haben also einen Überschuss an Leuten mit einer sinnlosen alademischen Ausbildung, die von uns allen bezahlt werden und die keinerlei sinnvolle Gegenleistung dafür bringen, während genau die Leute, die wir gerne bezahlen würden, weil wir sie brauchen, fehlen.

Dein Gemecker daran bringt aber auch keinen Erkenntnisgewinn, oder auch keine Lösungen. Oder worin sollen denn Deiner Meinung nach die Lösungsansätze bestehen?
 

a-roy

Mensch
22. Oktober 2007
11.432
Hat er doch geschrieben, Giacomo: Ein eiserner Besen wie 1933!
Wer kam denn da an die Macht in D?
Ach ja, der Hitler!
 
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