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Könnten wir Gott überhaupt verstehen?

benicio

Intendant der Gebäude
10. Oktober 2004
817
Wenn wir also unsere Wahrnehmungen als existent annehmen, dann gelten die physikalischen Gesetze, denn sie sind auf Erfahrungen udn Messungen aufgebaut.
Die Zeit unterliegt auch physikalischen Gesetzen (z.B. der Relativität, im Eventhorizont). Damit gäbe es eine höhere Macht als Gott (wie Du postulierst) = Zeit.

oder?

warum sollten unsere wahrnehmungen nicht existent sein?
unsere physikalischen gesetzte sind nur krücken und nicht der weisheit letzter schluss... sie gelten im moment bis bessere modelle und ansätze gefunden werden... die der realität näherkommen.
zeit ist relativ... und spielt für uns in unserem geschlossenen system eine rolle, das schliesst nicht aus, dass es dinge ausserhalb davon gibt.
und warum schliesst du daraus dass es etwas höheres als gott geben muss?
 

Malakim

Insubordinate
31. August 2004
14.007
benicio schrieb:
Wenn wir also unsere Wahrnehmungen als existent annehmen, dann gelten die physikalischen Gesetze, denn sie sind auf Erfahrungen udn Messungen aufgebaut.
Die Zeit unterliegt auch physikalischen Gesetzen (z.B. der Relativität, im Eventhorizont). Damit gäbe es eine höhere Macht als Gott (wie Du postulierst) = Zeit.

oder?

warum sollten unsere wahrnehmungen nicht existent sein?

Warum sollten sie es denn sein? Beides sind Annahmen.


benicio schrieb:
unsere physikalischen gesetzte sind nur krücken und nicht der weisheit letzter schluss... sie gelten im moment bis bessere modelle und ansätze gefunden werden... die der realität näherkommen.
zeit ist relativ... und spielt für uns in unserem geschlossenen system eine rolle, das schliesst nicht aus, dass es dinge ausserhalb davon gibt.
und warum schliesst du daraus dass es etwas höheres als gott geben muss?

Habe ich nicht. Ich habe geschlossen, daß Zeit in unserem geschlossenen System, in dem wir im Augenblick argumentieren, nicht Gott sein kann.

Oben wurde Zeit mit Gott gleichgesetzt. Mein Schluß war es gibt Gesetze denen die Zeit gehorcht. Daraus würde ja folgen es gibt Gesetze denen Gott gehorcht (wenn Zeit mit Gott gleichgestezt ist) und das widerspricht den landläufigen Auslegungen von Gott (z.B. Allmacht).

@Benkei
"Woher soll ich wissen das die Vergangenheit nicht reine Fiktion ist die erfunden ist um den zwiespalt zwischen meinen Gefühlen und meinen derzeitigen Sinneswahrnehmungen zu erklären" - Per Anhalter durch die Galaxis (aus dem Kopf zitiert man möge mir Fehler nachsehen)
 

benicio

Intendant der Gebäude
10. Oktober 2004
817
warum sollten unsere wahrnehmungen nicht existent sein?



Warum sollten sie es denn sein? Beides sind Annahmen.

nimmst du etwas wahr oder nicht?... wenn du es bejahst dann bedeutet es, das wahrnehmung existent ist... ist keine einfache annahme sondern fakt.

ok zum rest.. habe nun verstanden was du sagen wolltest.
 

Heuli

Geheimer Meister
26. Juli 2002
318
Malakim schrieb:
Wenn wir also unsere Wahrnehmungen als existent annehmen, dann gelten die physikalischen Gesetze, denn sie sind auf Erfahrungen udn Messungen aufgebaut.
Wie schon gesagt: die Existenz von Wahrnehmung ist nicht diskutierbar, sondern Fakt. Lediglich ihre Interpretation und Bedeutung ist diskutierbar.

Die Zeit unterliegt auch physikalischen Gesetzen (z.B. der Relativität, im Eventhorizont).

Nein, es gibt keine physikalischen (oder Natur-)Gesetze. Die Physik (als bsp.hafte Naturwissenschaft) erschafft oder entdeckt keine Gesetze, sondern erdenkt Modelle, die versuchen die Wirklichkeit möglichst genau und reproduzierbar zu beschreiben. Beispiel:

Ein Apfel fällt vom Baum. Warum? Schwerkraft? Raumzeit-Krümmung? Freier Wille des Apfels?

Darüber kann und will die Physik keine Aussage machen. Newton hat den Begriff Kraft *definiert* um die Bewegung des Apfels *beschreiben* zu können. Einstein (u.a.) hat diese Definition wieder verworfen und die Raumzeit-Krümmung benutzt, da es umfassender funktioniert.

Es gibt keine Naturgesetze, kein Phänomen ist einer Kausalität unterworfen und an eine feste Ursache gebunden: diese wird nur vom Betrachter assoziert und hinzugedichtet.

Oder kurz: "It's your mind that's moving."

Und ohne Gesetz ist auch niemand jemandem untergeordnet. Ich bleibe bei meiner These: Gott ist die Zeit. (Und vielleicht auch der Raum, aber wozu ausdehnen? Es geht mir nur darum, dass ich den Begriff Gott (wenn vielleicht auch falsch), so aber trotzdem füllen *kann*.)
 

Heuli

Geheimer Meister
26. Juli 2002
318
Re: Zeit

Benkei schrieb:
Zeit selbst ist doch eigentlich ein leerer Begriff. Absolut unerfahrbar.

Man erfährt doch überhaupt nicht dass Zeit "vergeht". Das einzige was man erfahren kann ist der gegenwärtige Moment. Der ist damit wohl "näher" an "Gott" wie der leere Begriff "Zeit". Vielleicht mag es ein "Gestern" gegeben haben, denn das hat(te) ja offensichtlich Einfluss auf den gegenwärtigen Moment . Ein "Morgen" oder ein "Gleich" gibt es aber vom gegenwärtigen Moment aus betrachtet nicht. Der Morgen wird niemals sein. Das einzige was ist, ist der gegenwärtige Moment.

Zeit ist absolut bedeutungslos und kann damit wohl kaum als "Gott" definiert werden.

Bewegung selbst ist doch eigentlich ein leerer Begriff. Absolut unerfahrbar.

Man erfährt doch überhaupt nicht dass sich etwas "bewegt". Das einzige was man erfahren kann ist der gegenwärtige Moment. Der ist damit wohl "näher" an "Gott" wie der leere Begriff "Bewegung". Vielleicht mag es einen "vorigen Ort" gegeben haben, denn das hat(te) ja offensichtlich Einfluss auf den gegenwärtigen Ort. Ein "neuer Ort" oder ein "nebenan" gibt es aber vom gegenwärtigen Ort aus betrachtet nicht. Der nächste Ort wird niemals sein. Das einzige was ist, ist der gegenwärtige Ort.

Bewegung ist absolut bedeutungslos und kann damit wohl kaum als "Gott" definiert werden.

Jede Bewegung ist nur ein Aneinanderreihen von Standbildern: alles steht eigentlich immer still. (Siehe Fernsehbilder als Verdeutlichung.)

Oder:

Musik selbst ist doch eigentlich ein leerer Begriff. Absolut unerfahrbar.

Man erfährt doch überhaupt nicht dass etwas "musiziert". Das einzige was man erfahren kann ist der gegenwärtige Ton. Der ist damit wohl "näher" an "Gott" wie der leere Begriff "Musik". Vielleicht mag es einen "vorigen Ton" gegeben haben, denn das hat(te) ja offensichtlich Einfluss auf den gegenwärtigen Ton. Eine "nächster Ton" oder eine "Melodie" gibt es aber vom gegenwärtigen Ton aus betrachtet nicht. Der nächste Ton wird niemals sein. Das einzige was ist, ist der gegenwärtige Ton.

Musik ist absolut bedeutungslos und kann damit wohl kaum als "Gott" definiert werden.

Es gibt nur Tonfolgen, einzelne Klänge und Schallwellen.
 

Benkei

Geheimer Meister
10. September 2004
447
Kann ich so unterschreiben. :-%:

Allerdings ist, wie schon an anderer Stelle erwähnt, alles was man in Worte fasst, damit schon wieder eingeschränkt und kann dadurch etwas wie "das Göttliche" nicht beschreiben.
 

Malakim

Insubordinate
31. August 2004
14.007
benicio schrieb:
warum sollten unsere wahrnehmungen nicht existent sein?



Warum sollten sie es denn sein? Beides sind Annahmen.

nimmst du etwas wahr oder nicht?... wenn du es bejahst dann bedeutet es, das wahrnehmung existent ist... ist keine einfache annahme sondern fakt.


Die Wahrnehmung ansich ist ja möglicherweise existent, aber nicht das was wir Wahrnehmen, denn das wird von unserem Gehirn erzeugt und ist eine interpretation von dem was die Sinne wahrnehmen. Man denke an Matrix, wo ja den Menschen eine ganze Realität vorgespielt wird. Dort ist das Wahrgenommene eben nicht existent und eigentlich die Wahrnehmung auch nicht (wird ja ins Hirn eingespeist). Genauso könnte es ja sein ... ist nicht beweisbar.

Heuli schrieb:
Nein, es gibt keine physikalischen (oder Natur-)Gesetze. Die Physik (als bsp.hafte Naturwissenschaft) erschafft oder entdeckt keine Gesetze, sondern erdenkt Modelle, die versuchen die Wirklichkeit möglichst genau und reproduzierbar zu beschreiben.

Wenn es keine Naturgestze gibt ...welche Wirklichkeit bilden dann die Physikalischen Modelle ab?
Die Zeit bleibt nach derzeitigen Modellen im Eventhorizont eines schwarzen Loches stehen. Also nach derzeitigen Modellen unterliegt die Zeit da einer veränderung. ODER wir argumentieren bereits wieder im transzendentalen Bereich und ausserhalb unserer 5 Sinne.

@All
dieses ganze Thema wurde schonmal sehr schön von Johann Wolfgang von Goethe (ja ich weiß das Faust noch älter ist) Ausgearbeitet:

FAUST: DER TRAGÖDIE ERSTER TEIL

Marthens Garten

...

MARGARETE:
Nun sag, wie hast du's mit der Religion?
Du bist ein herzlich guter Mann,
Allein ich glaub, du hältst nicht viel davon.
FAUST:
Laß das, mein Kind! Du fühlst, ich bin dir gut;
Für meine Lieben ließ' ich Leib und Blut,
Will niemand sein Gefühl und seine Kirche rauben.
MARGARETE:
Das ist nicht recht, man muß dran glauben.
FAUST:
Muß man?
MARGARETE:
Ach! wenn ich etwas auf dich konnte! Du ehrst auch nicht die heil'gen Sakramente.
FAUST:
Ich ehre sie.
MARGARETE:
Doch ohne Verlangen. Zur Messe, zur Beichte bist du lange nicht gegangen.
Glaubst du an Gott?
FAUST:
Mein Liebchen, wer darf sagen: Ich glaub an Gott?
Magst Priester oder Weise fragen,
Und ihre Antwort scheint nur Spott
Über den Frager zu sein.
MARGARETE:
So glaubst du nicht?
FAUST:
Mißhör mich nicht, du holdes Angesicht!
Wer darf ihn nennen?
Und wer bekennen:
»Ich glaub ihn!«?
Wer empfinden,
Und sich unterwinden
Zu sagen: »Ich glaub ihn nicht!«?
Der Allumfasser,
Der Allerhalter,
Faßt und erhält er nicht
Dich, mich, sich selbst?
Wölbt sich der Himmel nicht da droben?
Liegt die Erde nicht hier unten fest?
Und steigen freundlich blickend
Ewige Sterne nicht herauf?
Schau ich nicht Aug in Auge dir,
Und drängt nicht alles
Nach Haupt und Herzen dir,
Und webt in ewigem Geheimnis
Unsichtbar sichtbar neben dir?
Erfüll davon dein Herz, so groß es ist,
Und wenn du ganz in dem Gefühle selig bist,
Nenn es dann, wie du willst,
Nenn's Glück! Herz! Liebe! Gott
Ich habe keinen Namen
Dafür! Gefühl ist alles;
Name ist Schall und Rauch,
Umnebelnd Himmelsglut.
MARGARETE:
Das ist alles recht schön und gut;
Ungefähr sagt das der Pfarrer auch,
Nur mit ein bißchen andern Worten.


---------------------

Wir stellen hier eine Gretchenfrage :O_O:
 

Anch-es-en-amun

Geselle
1. Januar 2005
28
Goethe, der Einfaltspinsel...

@ Malakim

Goethe war einfach nur ein guter Kopierer.
Hat sich an einer der besten Geschichten bedient (Versuchung des Hiob, Bibel) und 'n bisschen ausgeschmückt.
Stilistisch perfekt, aber Kreativität=null.
Jaja, der Dichter als "Genie", wie er es bezeichnet hat!
Von wegen!
Mit Genie hat das nix zu tun, irgendwas abzuschreiben und in 'ne dichterische Form zu quetschen... ridikül!

Eine erkenntnisreiche Woche noch!
Julia
 

Malakim

Insubordinate
31. August 2004
14.007
@Anch-es-en-amun
Ich fürchte Du hast Dich nicht sehr mit dem Inhalt des Faus-Stoffs auseinandergesetz.
Der Stoff selbst stammt wohl aus dem 16. Jahrhundert. Im Jahre 1587 ist er zum ersten mal literarisch aufgetaucht. (Ein Volksbuch vom Herausgeben Spieß)
Haupt Thema die Geschichte eines Mannes, der den Bund mit dem Teufel eingeht, ein mittelalterliches Motiv. (Schon verarbeitet von Simon Magus, Theophilius und vielen mehr). Zum alten mittelalterlichen Motiv (Bund mit dem Teufel) kommt in der Version aus dem 16 Jahrhundert jedoch etwas neues hinzu. Der Bund mit dem Teufel wird nämlich nicht aus Gier nach Reichtum oder Lebensgenuß geschlossen sondern aus dem Drang nach Erkenntnis. Für das 16. Jhd. ein .. sagen wir typischeres streben als in den Zeiten davor. Mehrere Fassungen wurden bis zu Goethes Zeit verfasst (z.B. von Christopher Marlowe). Doch Goethe änderte den Stoff ein weiteres mal.
"Daß sie vom Kosmos sprachen, war Geist der Renaissance, des Barock. Vom eigenen Innern zu sprechen, war Geist der Goethezeit. Darum konnte erst jetzt der Fauststoff dichterisch gemeistert werde.[...].Hält man Goethes Drama mit den älteren Stoffquellen zusammen, so ist man immer wieder erstaunt, wie sehr es in Bereichen führt, von denen jene Werke noch nicht das geringste ahnen lassen." (Zitat nach Erich Trunz)

In den früheren Werken ist ein religös motiviertes Streben über die weltliche Wissenschaft nicht Thematisiert worden. Dazu mußten erst Vorbilder wie Ficino, Paracelsus und Kepler her.

Und, um zum Thema zurückzukehren, deswegen habe ich das Zitat gebracht denn auch hier bei dieser Diskussion versuchen wir immerwieder über die Wissenschaften etwas göttliches zu finden oder gar zu Beweisen.

Ausserdem ging es um den INHALT der Zitate nicht um den Autor :!:

FAUST:
Habe nun, ach! Philosophie,
Juristerei und Medizin,
Und leider auch Theologie
Durchaus studiert, mit heißem Bemühn.
Da steh ich nun, ich armer Tor!
Und bin so klug als wie zuvor;
Heiße Magister, heiße Doktor gar
Und ziehe schon an die zehen Jahr
Herauf, herab und quer und krumm
Meine Schüler an der Nase herum-
Und sehe, daß wir nichts wissen können!
Das will mir schier das Herz verbrennen.
Zwar bin ich gescheiter als all die Laffen,
Doktoren, Magister, Schreiber und Pfaffen;
Mich plagen keine Skrupel noch Zweifel,
Fürchte mich weder vor Hölle noch Teufel-
Dafür ist mir auch alle Freud entrissen,
Bilde mir nicht ein, was Rechts zu wissen,
Bilde mir nicht ein, ich könnte was lehren,
Die Menschen zu bessern und zu bekehren.
Auch hab ich weder Gut noch Geld,
Noch Ehr und Herrlichkeit der Welt;
Es möchte kein Hund so länger leben!
Drum hab ich mich der Magie ergeben,
Ob mir durch Geistes Kraft und Mund
Nicht manch Geheimnis würde kund;
Daß ich nicht mehr mit saurem Schweiß
Zu sagen brauche, was ich nicht weiß;
Daß ich erkenne, was die Welt
Im Innersten zusammenhält,
Schau alle Wirkenskraft und Samen,
Und tu nicht mehr in Worten kramen.

Anch-es-en-amun schrieb:
Mit Genie hat das nix zu tun, irgendwas abzuschreiben und in 'ne dichterische Form zu quetschen... ridikül!

Wie an anderer Stelle bereits bemerkt:
Vor dem Urteil ÜBER etwas oder jemanden kommt die intensive Beschäftigung MIT dem was beurteilt werden soll :wink:
 

Malakim

Insubordinate
31. August 2004
14.007
ähem ohne jetzt unken zu wollen, imhO ist der Inhalt obiger Faus Zitate OT. Thema des Threads ist ob wir Gott überhaupt verstehen können. Die hier geführten Diskussionen beziehen häufig die Wissenschaften mit ein. Exakt darum drehen sich die Zitate. :roll:

ansonten tut es mir leid :oops:
 

nicolecarina

Meister vom Königlichen Gewölbe
6. Juni 2003
1.414
naja faust spricht halt leider nicht mit gott, im gegenteil :wink:

im ernst, wenn der dialog für dich zum thema gehört oke, die diskussion ging mir persönlich zu sehr ins literaturwissenschaftliche. wie auch immer, bin ja froh dass sich die diskussion so weitläufig entwickelt hat. solche themen tun sich immer etwas schwer on board 8)

was ich noch zum thema sagen wollte:
es gibt ein lied von stoppock, das heißt leise und ich glaube genau so können wir gott meistens auch verstehen: in der stille.
 

Tarvoc

Ritter vom Osten und Westen
10. April 2002
2.559
benicio schrieb:
tarvoc selber gross ist.

Das schon. Allerdings konnte mein Provider WV.de kurzzeitig (3 Tage *seufz*) nicht erreichen.

Malakim hat mit seiner Darstellung des Problems auf Seite 9 weitestgehend Recht. Des Weiteren habe ich das ja auch selbst ausgeführt:

Tarvoc schrieb:
Ich halte den Begriff für nicht-definierbar, beziehungsweise für beliebig definierbar. Eben deshalb kann man über ihn auch keine verbindlichen Aussagen machen. Man kann sich nur verschiedene Definitionen (quasi verschiedene "Gottesbilder") anhören und dann über diese vernünftige Aussagen machen. Aber der Begriff an sich ist strukturell leer - da es keine sinnlichen Erfahrungen dazu gibt, sind Aussagen darüber sinnlos.

Das habe ich aber auch schon alles erläutert...

Benkei schrieb:
Zeit selbst ist doch eigentlich ein leerer Begriff. Absolut unerfahrbar.

Absolut richtig!

Heuli schrieb:
Es gibt keine Naturgesetze, kein Phänomen ist einer Kausalität unterworfen und an eine feste Ursache gebunden: diese wird nur vom Betrachter assoziert und hinzugedichtet.

Kann man so sagen.


Noch etwas, was vielleicht zum Thema passt:
Ich habe letztens etwas Interessantes gehört.
Wenn sich etwas mit annähernd Lichtgeschwindigkeit bewegt, vergeht die Zeit für dieses Etwas langsamer und der Raum wird kleiner.
Wenn sich ein Photon (Lichtteilchen bzw. -welle) mit Lichtgeschwindigkeit bewegt, dann wird für dieses Photon die Zeit unendlich langsam und der Raum unendlich klein. Dann gibt es nur noch dieses Photon: "Alles" ist "in" diesem Photon "enthalten".
Könnte es sein, dass nichts Anderes existiert als ein einziges Photon?

(Die Kabbala spricht ja vom Aín Sof Aúr, dem "göttlichen Licht". Und das Sanskrit-Wort "buddha" bedeutet "erleuchtet".)
 
B

Booth

Gast
Tarvoc schrieb:
Heuli schrieb:
Es gibt keine Naturgesetze, kein Phänomen ist einer Kausalität unterworfen und an eine feste Ursache gebunden: diese wird nur vom Betrachter assoziert und hinzugedichtet.
Kann man so sagen.
Muss man aber nicht ;)
Tarvoc schrieb:
Noch etwas, was vielleicht zum Thema passt:
Ich habe letztens etwas Interessantes gehört.
Wenn sich etwas mit annähernd Lichtgeschwindigkeit bewegt, vergeht die Zeit für dieses Etwas langsamer und der Raum wird kleiner.
Richtig - sofern dieses "Etwas" eine Ruhemasse > 0 besitzt.
Wenn sich ein Photon (Lichtteilchen bzw. -welle) mit Lichtgeschwindigkeit bewegt, dann wird für dieses Photon die Zeit unendlich langsam und der Raum unendlich klein.
Das ist insofern nicht mehr richtig, als daß ein Photon eine Ruhemasse = 0 hat. Oder anders formuliert - Photonen können nicht existieren, wenn sie sich nicht bewegen. Von daher ist Deine folgende Annahme zumindest mathematisch nicht korrekt:
Dann gibt es nur noch dieses Photon: "Alles" ist "in" diesem Photon "enthalten".
Könnte es sein, dass nichts Anderes existiert als ein einziges Photon?

Übrigens zum Thema Zeit. Ein sehr guter Bekannter von mir hat mal folgende Defintion der Zeit postuliert:
Zeit ist die Differenz von zwei räumlichen Zuständen.

Wenn man nun Zeit einfach als vierte Dimension der Raumzeit begreift, und das zweite Gesetz der Thermodynamik als richtig annimmt (Entropie muss in einem geschlossenen System immer anwachsen), könnte man überlegen, ob wir Menschen einfach nur für die vierte Dimension keine Wahrnehmungsorgane hätten. Die drei räumlichen Dimensionen würden sich auf Grund der Anfangsasymmetie des Weltraums in die vierte Dimension hinein verändern, und zwar abhängig von der Eigengeschwindigkeit der Materie, sowie deren Masse. Die vierte Dimension stellt also letztlich einfach nur die Veränderung der räumlichen Zustände dar. Die Veränderungen bestehen deshalb, weil aus einer Anfangsasymmetrie des Weltraums (sozusagen der Urknall) die Naturgesetze entstanden, wie auch der vierdimensionale Raum (der vermutlich in noch mehreren weiteren Dimensionen hinein gefaltet ist). Durch die Einhaltung der Naturgesetze, muss sich die Materie ständig auf Grund der Kausalität ändern - diese Veränderung geschieht durch eine Verschiebung in der vierten Dimension. Solange es Asymmetrien, also Veränderungen innerhalb des Universums gibt, wird es eine Veränderung innerhalb der vierten Dimension geben. Wir Menschen nehmen diese Differenz als Zeit wahr, da es für uns keine Möglichkeit gibt, diese vierte Dimension zu manipulieren.

Naja... nur ein kleiner Versuch, die Zeit etwas physikalischer zu beschreiben... lese gerade ein interessantes Spektrum-Sonderheft über das Phänomen Zeit :)

gruß
Booth
 

Tarvoc

Ritter vom Osten und Westen
10. April 2002
2.559
Booth schrieb:
Muss man aber nicht ;)

Wer spricht von "müssen"? ;)

Booth schrieb:
Richtig - sofern dieses "Etwas" eine Ruhemasse > 0 besitzt.

Ach, verdammt, die Ruhemasse! Die hatte ich ja ganz vergessen.

Okay, hast Recht, damit erübrigt sich die weitere Diskussion über das, was ich gepostet habe.

Booth schrieb:
Wenn man nun Zeit einfach als vierte Dimension der Raumzeit begreift, und das zweite Gesetz der Thermodynamik als richtig annimmt (Entropie muss in einem geschlossenen System immer anwachsen), könnte man überlegen, ob wir Menschen einfach nur für die vierte Dimension keine Wahrnehmungsorgane hätten.

Interessant.
Man "sieht" ja auch nur dreidimensional, weil man zwei Augen hat und nicht nur eins. Mit einem würde man nur zweidimensional sehen.
Und mit drei Augen...

Booth schrieb:
Die Veränderungen bestehen deshalb, weil aus einer Anfangsasymmetrie des Weltraums (sozusagen der Urknall) die Naturgesetze entstanden

In wie weit "die Naturgesetze" als "reale" Gegebenheiten betrachtet werden können, müsste man jedoch vorher klären.
Kant meinte ja z.B., dass die Vorstellung der Kausalität in erster Linie eine apriorische Vorstellung des Menschen sei. Schließlich hat noch nie jemand eine "Ursache" gesehen. ;)

Booth schrieb:
Durch die Einhaltung der Naturgesetze, muss sich die Materie ständig auf Grund der Kausalität ändern - diese Veränderung geschieht durch eine Verschiebung in der vierten Dimension. Solange es Asymmetrien, also Veränderungen innerhalb des Universums gibt, wird es eine Veränderung innerhalb der vierten Dimension geben. Wir Menschen nehmen diese Differenz als Zeit wahr, da es für uns keine Möglichkeit gibt, diese vierte Dimension zu manipulieren.

Klingt interessant und ist für mich auch stringent und nachvollziehbar.

Booth schrieb:
Naja... nur ein kleiner Versuch, die Zeit etwas physikalischer zu beschreiben... lese gerade ein interessantes Spektrum-Sonderheft über das Phänomen Zeit :)

Vielleicht hatte ja Kant auch damit Recht, als er meinte, Raum und Zeit seien in erster Linie apriorische Vorstellungen des Menschen, und erst in zweiter Linie (wenn überhaupt) "reale" Gegebenheiten.

Ich meine, einige Physiker spekulieren ja über eine subquantische "verborgene Variable", die dyslogal und dystemporal sein müsste. Ich habe allerdings schon lange nichts mehr von dieser Theorie gehört...

Oder, noch eine andere Hypothese: Vielleicht sind Zeit und Raum sogar praktisch identisch.
Ich meine: Zeit ist das, was bestimmt, wie weit Entfernungen sind. Deswegen spricht man ja zum Beispiel von "Lichtsekunden". Und Raum ist das, was bestimmt, wieviel Zeit man braucht, um von einem Punkt zum Anderen zu gelangen. Mit anderen Worten: Raum bestimmt Zeit und Zeit bestimmt Raum. Somit sind beide "wesensgleich"...
 

Heuli

Geheimer Meister
26. Juli 2002
318
Tarvoc schrieb:
Noch etwas, was vielleicht zum Thema passt:
Ich habe letztens etwas Interessantes gehört.
Wenn sich etwas mit annähernd Lichtgeschwindigkeit bewegt, vergeht die Zeit für dieses Etwas langsamer und der Raum wird kleiner.

Nein, zumindest folgt das aus keinem gängigen physikalischen Modell. Was du meinst, ist eine Konsequenz der RT, nach der eine solche Zeitdilatation für einen "außenstehenden" Beobachter wahrzunehmen wäre. Ein einzelnes Beobachtungssystem kann seine eigene Geschwindigkeit ja gar nicht festlegen geschweige denn überhaupt eine angeben.
Ich sehe also, dass "die Zeit" für ein sich gegenüber mir mit Fast-Lichtgeschwindigkeit bewegendes Teilchen "langsamer" abwickelt - das Teilchen sieht das anders, es stellt keine Veränderung für sich fest, aber sieht diese Zeitstauchung identisch bei mir.
 

Heuli

Geheimer Meister
26. Juli 2002
318
Sorry, dass ich mehrfach hintereinander poste, aber ich hab die Erfahrung gemacht, dass Edits keine Sau liest.

Tarvoc schrieb:
Interessant.
Man "sieht" ja auch nur dreidimensional, weil man zwei Augen hat und nicht nur eins. Mit einem würde man nur zweidimensional sehen.
Und mit drei Augen...

Auch Blödsinn. :) Du siehst nicht dreidimensional, egal, ob du 1, 2 oder 50 menschliche Augen hast. Die Abbildungs"fläche" im Auge ist bei uns (und vielen anderen Wesen) nur zweidimensional, somit erhälst du nur ein zweidimensionales Bild, egal, wie viel Input kommt. Lediglich durch bestimmte Entfernungseffekte (Farbtiefe, Helligkeit, etc.) und durch 2 verschobene Bilder wird die Illusion eines dreidimensionalen Abbildes erschaffen. (Wenn du dir ein Auge zuhälst und dich etwas dran gewöhnst, kannst du ganz genau wie vorher Entfernungen unterscheiden, btw. Probier's aus.) Man könnte sagen, durch mehr als 1 2D-Auge siehst du 2,5D.
Du bräuchtest zur Abbildung eines dreidimensionalen Raumes auch eine dreidimensionale Abbildungsfläche. Und für 4D eben eine vierdimensionale.

In Geometrie gepennt? ;)
 

Tarvoc

Ritter vom Osten und Westen
10. April 2002
2.559
Heuli schrieb:
Nein, zumindest folgt das aus keinem gängigen physikalischen Modell. Was du meinst, ist eine Konsequenz der RT, nach der eine solche Zeitdilatation für einen "außenstehenden" Beobachter wahrzunehmen wäre. Ein einzelnes Beobachtungssystem kann seine eigene Geschwindigkeit ja gar nicht festlegen geschweige denn überhaupt eine angeben.
Ich sehe also, dass "die Zeit" für ein sich gegenüber mir mit Fast-Lichtgeschwindigkeit bewegendes Teilchen "langsamer" abwickelt - das Teilchen sieht das anders, es stellt keine Veränderung für sich fest, aber sieht diese Zeitstauchung identisch bei mir.

Das hatten wir doch schon geklärt...

Heuli schrieb:
In Geometrie gepennt? ;)

Sieht fast so aus.

Wenn wir nicht 3D sehen, sondern die Wahrnehmung der 3. Dimension im Geist quasi "konstruieren", woher wissen wir dann, dass es überhaupt mehr als 2 Dimensionen gibt? ^.^
 

benicio

Intendant der Gebäude
10. Oktober 2004
817
@heuli
natürlich sehen wir 3 dimensional... was soll das denn wieder?
was du beschreibst ist die art und weise wie das 3d bild in uns zustandekommt... aber entschidend ist das ergebnis, sprich eine räumliche rekonstruktion der umgebung.
und diese rekonstruktion ist nahezu perfekt! denn wenn ich dir auf die schulter tippen möchte schaffe ich es auch.

wir sehen ja eigentlich auch alles verkehrt herum... und die farben die wir sehen sind die, die nicht von der umgebung aufgenommen werden...
was schliessen wir daraus? alles steht kopf? und die sonne ist nicht gelb?

grüsse
 

Tarvoc

Ritter vom Osten und Westen
10. April 2002
2.559
benicio schrieb:
was schliessen wir daraus? alles steht kopf?

Nein, das "Kopf-Drehen" geschieht ja im Auge. Das Gehirn dreht es nur wieder "richtig".

benicio schrieb:
und die sonne ist nicht gelb?

Exakt dieses!

Bevor ich den Weg (des Zen) beschritten hatte, waren Berge für mich Berge und Flüsse waren Flüsse. Als ich den Weg beschritt, waren Berge für mich plötzlich keine Berge mehr und Flüsse waren keine Flüsse mehr. Doch als ich schließlich Erleuchtung erlangte, siehe da: Bäume waren wieder Bäume und Flüsse waren wieder Flüsse.
 
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