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Rassistische Heilige Drei Könige

Markus von Stoiker

Geheimer Meister
20. Mai 2010
407
Kann die Darstellung der Heiligen Drei Könige mit dem schwarzen Melchior rassistisch sein?

Von einer "sehr zwiegespaltenen Situation" spricht Jürgen Bärsch, Prodekan der Theologischen Fakultät der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt. "Im Ulmer Fall ist es sehr markant, dass Stereotype bedient werden, die problematisch sind." Zwar handle es sich um eine ältere Darstellung, die im Kontext ihrer Zeit gesehen werden müsse. "Aber man muss sich bei dieser Diskussion auch vor Augen halten, dass wir heute eine andere Sensibilität haben – vor allem durch die aktuelle Rassismus-Debatte in den USA."

Der Kunsthistoriker Stephan Hoppe von der Ludwig-Maximilians-Universität München beurteilt Eingriffe in Kunst grundsätzlich kritisch. "Man kann die Geschichte ergänzen und kommentieren. Aber man kann sich die Geschichte nicht hinbiegen, wie man sie gerne hätte."

Doch die Debatte geht nicht nur um die Darstellung der Könige in Krippen. "Es gibt eine vergleichbare Diskussion auch im Blick auf das Sternsingen", sagt Bärsch. "Ist es angemessen, dass einer der Sternsinger schwarz angemalt wird?"


Damals am Sternsingertag warteten wir morgens vergeblich auf den Melchior, deswegen sollte ich die Rolle (inklusive Perücke und schwarzer Schminke) übernehmen. Als ich ihn später darauf ansprach, sagte er. "Ich hatte keine Lust den »Neger« zu spielen." Er kam aus Mauritius und war schwarz.

Mittlerweile haben wir uns aus den Augen verloren. Er war mein langjähriger Freund – den ich seit dem Kindergarten kannte. Damals war es wirklich noch so, dass wir in seiner Anwesenheit »Zehn kleine Negerlein« in der Grundschule sangen. Ein Lied wobei er nicht mitsang.
 

Giacomo_S

Prinz der Gnade
13. August 2003
4.324
Kann die Darstellung der Heiligen Drei Könige mit dem schwarzen Melchior rassistisch sein?

Von einer "sehr zwiegespaltenen Situation" spricht Jürgen Bärsch, Prodekan der Theologischen Fakultät der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt. "Im Ulmer Fall ist es sehr markant, dass Stereotype bedient werden, die problematisch sind." Zwar handle es sich um eine ältere Darstellung, die im Kontext ihrer Zeit gesehen werden müsse. "Aber man muss sich bei dieser Diskussion auch vor Augen halten, dass wir heute eine andere Sensibilität haben – vor allem durch die aktuelle Rassismus-Debatte in den USA."

Einerseits denkt man sich bei solchen Nachrichten zunächst mal: Was soll denn an einem schwarzen Hl. König rassistisch sein?
Dieser Tage sah ich im Fernsehen aber mal einen Geistlichen, der die Figur präsentierte und kommentierte. Er erklärte, das nicht die Tatsache, dass einer der Könige schwarz ist, das Problem sei. Sondern wie der Afrikaner denn dargestellt ist, Augen, Lippen, Beine.
Und ich musste ihm recht geben.
Denn die Figur sah aus wie eine Karikatur. Etwa so, wie man einen Schwarzen in einem amerikanischen Zeitungscomic um 1900 dargestellt hat.
Kann ja auch gut sein, dass der Holzschnitzer, der die Figur damals angefertigt hat, noch nie in seinem Leben einen Schwarzen gesehen hatte.

Der Kunsthistoriker Stephan Hoppe von der Ludwig-Maximilians-Universität München beurteilt Eingriffe in Kunst grundsätzlich kritisch. "Man kann die Geschichte ergänzen und kommentieren. Aber man kann sich die Geschichte nicht hinbiegen, wie man sie gerne hätte."

Das ist ja auch im Prinzip richtig. Es spricht ja auch niemand davon, man sollte die Figuren nie mehr zeigen oder gar verbrennen.
Die Befürworter der Figuren berufen sich auf die Tradition.
Ach so, die Tradition.
Die Tradition ist ein Argument, was man immer dann benutzt, wenn einem kein anderer vernünftiger Grund mehr einfällt. Etwas soll so bleiben wie bisher, weil es immer so war, denn die Tradition braucht keine weitere Erklärung und ist somit über jede Kritik erhaben.

Allerdings gibt es für jede Tradition historisch eine Zeit, wo sie genau das nicht war: Eine Tradition. Da war es neu.

Und genau an dem Punkt sollte man meiner Meinung nach ansetzen.
Warum die ollen Figuren nicht einmal einkellern - und neue Figuren schnitzen lassen? Figuren, die mehr unserem Verständnis der Figuren entsprechen, ja, unserem Zeitgeschmack. Geld genug sollte die Kirche für solche Aufträge ja wohl haben.
Warum nicht das Nützliche mit dem Erstrebenswerten verbinden - und afrikanische Holzschnitzer mit der Arbeit beauftragen? Holzschnitzkunst, das konnten und können doch afrikanische Künstler schon immer.
Oder aus Jamaika? Da gibt es auch viel Holzschnitzkunst, ausgeführt von schwarzen Schnitzern.

Im Übrigen:
Auch andere sakrale Kunst- und Gebrauchsgegenstände werden alle paar Jahrzehnte mal neu gefertigt, einfach, weil sie dem Zeitgeschmack nicht mehr entsprechen. Das hässliche Zeug aus den 50er/60er Jahren mag nämlich auch keiner mehr sehen.

Doch die Debatte geht nicht nur um die Darstellung der Könige in Krippen. "Es gibt eine vergleichbare Diskussion auch im Blick auf das Sternsingen", sagt Bärsch. "Ist es angemessen, dass einer der Sternsinger schwarz angemalt wird?"

Fand ich schon immer albern. Es sollte sich doch heutzutage ein schwarzes Kind finden, welches die Rolle spielen mag, es gibt doch mittlerweile genug Afrikaner hier, auch christliche. Und wenn man das richtig und einfühlsam argumentiert, dann wird es möglich sein, ohne das sich jemand als "der Neger" fühlt.
 

Ein wilder Jäger

Barbarisches Relikt
Teammitglied
18. November 2007
21.828
Nichts für ungut, aber das klingt für mich ja noch bekloppter. Die heiligen drei Könige symbolisieren die drei Lebensalter und die drei damals bekannten Kontinente und damit das Erlösungsversprechen an alle Menschen und Völker. Ostasiaten kommen übrigens so wenig vor wie Frauen! Später haben wir vier Kontinente, und sie werden natürlich durch Frauen symbolisiert, wie im Treppenhaus der (bischöflichen!) Würzburger Residenz. Dieses alte Symbol ist tatsächlich nichts weiter als Tradition. Das schöne ist, daß Traditionen weiterleben, ohne daß jeder sie verstehen muß, der sie mitträgt. Man sollte sie vor Veränderung aus Unkenntnis schützen.

Was genau halte ich nun für bekloppt? Daß nun Afrikaner (oder nichtafrikanische Dunkelhäutige) den schwarzen König spielen sollen. Warum um Herrgottswillen? Wenn sie das wollen, gerne. Aber es ist ein Spiel. Die Kinder sind keine Könige, sie spielen nur welche. Indianer und ostasiaten kommen nicht vor. Mädchen können selbstverständlich mitspielen, sie können auch den alten asiatischen König spielen, der Bart trägt. Es gibt eine symbolische religiöse Aussage, die kann man vermitteln, und es soll Spaß machen. Wem um alles in der Welt soll denn der intersektionalistische Kram Spaß machen?

Jede Gemeinde soll doch bitte die Krippe aufstellen, die ihr gefällt. Es gibt prima afrikanische Krippen, aber die Idee, den Mohren unbedingt nur von einem Mohren schnitzen lassen zu dürfen, wie soll ich das denn nennen? Unfrei, duckmäuserisch, paranoid, zerquält? Es ist verdammt unchristlich und unweihnachtlich und unkindlich.
 

Vercingetorix

Ritter vom Osten und Westen
22. Juli 2018
2.409
@Jäger,
ich persönlich denke es soll garnicht mehr gespielt werden.
Traditionen und Kultur werden doch derzeit abgeschafft oder täusche ich mich?
Ein klassisches Beispiel von "Cancel-Culture", einfach nur widerwärtig. Da bin ich froh einem traditionellen Bund anzugehören und in einem Land zu leben, in welchen es noch viele traditionsbewusste Menschen gibt.
 

Malakim

Insubordinate
31. August 2004
14.014
Ein klassisches Beispiel von "Cancel-Culture", einfach nur widerwärtig. Da bin ich froh einem traditionellen Bund anzugehören und in einem Land zu leben, in welchen es noch viele traditionsbewusste Menschen gibt.

Traditioneller Bund?
Hier in D gibt es starke Tendenzen wirklich alles aus dem Bund ins Internet zu zerren. Irgendwie haben viele das Gefühl man sei dazu verpflichtet dem letzten Trottel erklären zu müssen was wir machen. Dazu muß sowas ähnliches vorliegen wie bei Jugendlichen die den Drang haben Intime Bilder von sich ins Web zu stellen.

Ausserdem: Wann denkst Du denn wird die "Cancel-Culture" unseren Bund erreichen und zerstören wollen?
Jetzt sind erstmal die Christen dran, der Islam irgendwie nicht (vermutlich weil die Leute angemessen angepisst reagieren und Gewalttätig werden), mal sehen wann wir dran sind.
 

Giacomo_S

Prinz der Gnade
13. August 2003
4.324
Nichts für ungut, aber das klingt für mich ja noch bekloppter. Die heiligen drei Könige symbolisieren die drei Lebensalter und die drei damals bekannten Kontinente und damit das Erlösungsversprechen an alle Menschen und Völker. Ostasiaten kommen übrigens so wenig vor wie Frauen! Später haben wir vier Kontinente, und sie werden natürlich durch Frauen symbolisiert, wie im Treppenhaus der (bischöflichen!) Würzburger Residenz. Dieses alte Symbol ist tatsächlich nichts weiter als Tradition. Das schöne ist, daß Traditionen weiterleben, ohne daß jeder sie verstehen muß, der sie mitträgt. Man sollte sie vor Veränderung aus Unkenntnis schützen.

Wieso? Die traditionellen Figuren, die heute dort stehen, waren auch irgendwann mal neu. Michelangelos David, heute ein geschätzter Klassiker der Hochrenaissance, war bei seiner Aufstellung höchst umstritten. Die heute in allen Top-Museen der Welt ausgestellten Bilder der Impressionisten erregten zu ihrer Zeit öffentlichen Ärger - und die zeitgenössische Malerei dieser Zeit empfinden wir heute oft als spießig oder kitschig.
Kunstgeschmack und unsere Sicht auf Kunst ändert sich mit der Zeit.

Was genau halte ich nun für bekloppt? Daß nun Afrikaner (oder nichtafrikanische Dunkelhäutige) den schwarzen König spielen sollen. Warum um Herrgottswillen? Wenn sie das wollen, gerne. Aber es ist ein Spiel. Die Kinder sind keine Könige, sie spielen nur welche. Indianer und ostasiaten kommen nicht vor. Mädchen können selbstverständlich mitspielen, sie können auch den alten asiatischen König spielen, der Bart trägt. Es gibt eine symbolische religiöse Aussage, die kann man vermitteln, und es soll Spaß machen. Wem um alles in der Welt soll denn der intersektionalistische Kram Spaß machen?

Stimmt, mein Vorschlag war spießig. Lassen wir die Kinder die Könige spielen, egal woher sie kommen. Ich bezweifle aber, dass es konservativen Kreisen gefallen wird, wenn dann mal alle 3 Könige schwarz oder asiatisch sind.

Jede Gemeinde soll doch bitte die Krippe aufstellen, die ihr gefällt. Es gibt prima afrikanische Krippen, aber die Idee, den Mohren unbedingt nur von einem Mohren schnitzen lassen zu dürfen, wie soll ich das denn nennen? Unfrei, duckmäuserisch, paranoid, zerquält? Es ist verdammt unchristlich und unweihnachtlich und unkindlich.

Bitte sehr, es entscheiden doch ohnehin die Gemeinden selbst, es wird ja nicht von staatswegen entschieden. Und über diese Entscheidungen regt sich eine Öffentlichkeit auf, so ist es doch.
Und wenn eine afrikanische Holzschnitzwerkstatt den Auftrag bekommt, dann natürlich für alle Figuren. Gemeint war eine Art von aktiver "Entwicklungsarbeit". Und so viele bayerische Holzschnitzer wie früher gibt es ja auch keine mehr.
 

Malakim

Insubordinate
31. August 2004
14.014
Und wenn eine afrikanische Holzschnitzwerkstatt den Auftrag bekommt, dann natürlich für alle Figuren. Gemeint war eine Art von aktiver "Entwicklungsarbeit". Und so viele bayerische Holzschnitzer wie früher gibt es ja auch keine mehr.

Wir leben in einer freien Marktwirtschaft (noch).
Es steht jedem vollständig frei Schnitzwerke aus Afrika zu kaufen. Schnitzer gibt es dort genug und auch Krippen kann man bekommen.
Problematisch ist höchstens das die schönen Hölzer einem unkontrollierten Raubbau entspringen aber was solls.
 

Markus von Stoiker

Geheimer Meister
20. Mai 2010
407
Die Tradition ist ein Argument, was man immer dann benutzt, wenn einem kein anderer vernünftiger Grund mehr einfällt.
Bestens formuliert.

Allerdings stehen hierzulande religiöse Traditionen unter besonderen Schutz.


Die heiligen drei Könige symbolisieren die drei Lebensalter und die drei damals bekannten Kontinente und damit das Erlösungsversprechen an alle Menschen und Völker.
Missverständnisse können enstehen wenn der historische Kontext nicht bekannt ist.

Aber... Wie wurde das Erlöserversprechen eingelöst?

Im heutigen Äthiopien und Eritrea wurde schon im 4. Jahrhundert das Christentum unter König Ezana im damaligen Aksum zur Staatsreligion erhoben. Durch die Handelsstützpunkte der Europäer und die Kolonisation des Kontinents kam das Christentum ab dem fünfzehnten Jahrhundert ins übrige Afrika.

Die Heiligen Drei Könige gehören doch ins Reich der Mythen.
 

Lupo

Ritter Kadosch
3. Oktober 2009
6.320
Hm. Ich gestehe, mal wieder überfordert zu sein. Im ähnlichen Sinne überfordert, wie ich es mit einer Division durch 0 wäre.

Also: Die heiligen drei Könige. Alle drei Personen mit sehr positiver Konnotation, einer davon mit dunkler Haut. Und es ist also rassistisch, wenn sich einer mal anmalt, sofern keine echte Person mit dunkler Haut zur Verfügung steht. Merkwürdig, ich sehe das nicht als Rassismus, sondern als Wertschätzung - black presence matters! Aber nehme ich das mal als gegeben hin, dass ich das falsch sehe.

Aber was wäre dann richtig? Notfalls Ersatz des Dunkelhäutigen durch einen Hellhäutigen? In einer als positiv empfundenen Gruppe? Das wäre doch erst recht rassistisch! Uns sind nicht z.B. Fotos mit rein hellhäutigen Handballmannschaften nicht auch schon als rassistisch kritisiert worden? Was denn nun? Das Problem ist also nicht lösbar.

Damit ergeben sich drei Ansätze zur Lösung:

a) Wir kapitulieren vor dem Problem und schaffen die heiligen drei Könige ganz ab.
b) Wir umgehen das Problem und stellen die heiligen drei Könige durch grüne Männchen dar und warten, bis jemandem etwas einfällt, wie man das skandalisieren kann.
c) Wir beseitigen das Problem, indem wir die woken, rassismusbewegten Pseudointellektuellen auslachen, ihre Lehrstühle auflösen und sie zum Teufel jagen.

Ich würde für c) plädieren. Wer genau braucht diese dauernörgelnden Querulanten, die wegen Nichtigkeiten nichts als Unfrieden stiften?

Sollte es einem von ihnen gelingen, schlüssig nachzuweisen, wie die heiligen drei Könige und die Sternsinger zu Rassendiskriminierung geführt haben, sähe es natürlich ganz anders aus. Nun?
 

Malakim

Insubordinate
31. August 2004
14.014
a) Wir kapitulieren vor dem Problem und schaffen die heiligen drei Könige ganz ab.

Da es hier ja auch um Darstellungen in Kirchen geht wäre das schon eine enorme Kunst- und Geschichtsschändung.

Da ist doch dann das einzige positive daran das man Zeitzeuge einer unglaublichen Barbarei wird an die man mit Kopfschütteln in der Zukunft denken wird.
 

Markus von Stoiker

Geheimer Meister
20. Mai 2010
407
a) Wir kapitulieren vor dem Problem und schaffen die heiligen drei Könige ganz ab

Mein zweiter Gedanke war. Was ist mit dem jüdischen Kind in der Krippe?
Dann wird die Diskussion wirklich zur Zwickmühle. *Scherz*

Ich selbst pflege das Kulturgut der Religion nicht. Deswegen möchte ich nicht den Reflex aufkommen lassen, irgendetwas zu verteidigen, woran mir in Wahrheit nichts liegt.

Interessant ist vielmehr der Umgang mit dem Thema.

Historisch betrachtet unterliegen Religionen dem Wandel. Das fällt den gegenwärtig Betroffenen immer schwer. Aber wir alle verlangen, mit Blick auf andere Kulturen, die Bereitschaft zur Veränderung. Tun uns aber selber damit schwer.

Da es hier ja auch um Darstellungen in Kirchen geht wäre das schon eine enorme Kunst- und Geschichtsschändung.

Zukünftige Darstellungen. Kunst reflektiert den Zeitgeist - die Epoche.
Dem Künstler fällt es nicht schwer Neues zu schaffen. Das ist ein wesentliches Anliegen in der Kunst. Künstler möchten mehr als nur kopieren, sondern Zeitzeuge mit ihrer Kunst sein.
 
Zuletzt bearbeitet:

Malakim

Insubordinate
31. August 2004
14.014
Zukünftige Darstellungen. Kunst reflektiert den Zeitgeist - die Epoche.
Dem Künstler fällt es nicht schwer Neues zu schaffen. Das ist ein wesentliches Anliegen in der Kunst. Künstler möchten mehr als nur kopieren, sondern Zeitzeuge mit ihrer Kunst sein.

Sind die Denkmäler die niedergerissen werden auch Zukünftige Darstellungen?
Es geht um das Umdeuten der Vergangenheit und das Vernichten der Zeugnisse.
 

Markus von Stoiker

Geheimer Meister
20. Mai 2010
407
Die Tradition der Weihnachtskrippen geht bereits auf das Frühchristentum zurück, doch zeigten die Darstellungen der ersten Jahrhunderte nur das Jesuskind (gemäß der Überlieferung des Lukasevangeliums in einer Futterkrippe liegend) mit den zwei Tieren Ochs und Esel. Die Figur der Maria kam erst im Mittelalter dazu, der hl. Josef sogar noch später.

Hingegen gab es um 500 bereits bildliche Darstellungen, auf denen drei Weise ihre Geschenke dem Gotteskind darbringen. Belegt ist dies sowohl durch das Mosaik in Sant’Apollinare Nuovo in Ravenna als auch in Santa Maria Maggiore in Rom.

Die Darstellung wurde bis nach dem Mittelalter mehrmals verändert.

Sind die Denkmäler die niedergerissen werden auch Zukünftige Darstellungen?
Es geht um das Umdeuten der Vergangenheit und das Vernichten der Zeugnisse.
Ich verstehe Dich schon. Dem Neuen muss das Alte weichen. So wird es seit Menschenbeginn gehandhabt. Aus den Augen, aus dem Sinn.

Und selbstverständlich wird die Geschichte umgedeutet. Wir wollen ja alle gut dastehen.
 
Zuletzt bearbeitet:

Giacomo_S

Prinz der Gnade
13. August 2003
4.324
Da es hier ja auch um Darstellungen in Kirchen geht wäre das schon eine enorme Kunst- und Geschichtsschändung.

Da ist doch dann das einzige positive daran das man Zeitzeuge einer unglaublichen Barbarei wird an die man mit Kopfschütteln in der Zukunft denken wird.

Warum nicht mal ein paar neue Figuren aufstellen? Ist doch auch Kunst.
Hätte man neue Kunst immer blockiert, dann hätten wir heute in den Kirchen nur stilisierte, zerbröckelte Steinskulpturen aus der Romanik.
Bilderstürmer gab es übrigens ganz radikale auch in der frühen Reformation.
Die öffentliche Diskussion ist da. Es wird sich von selbst regeln. Wenn die Menschen sich in dem, was sie in Kirchen vorfinden, nicht mehr vertreten fühlen, dann werden sie nicht mehr kommen. Und spätestens dann werden sich die Schäfchensammler etwas Neues ausdenken müssen.

Ist eh eine städtische Diskussion.
Auf dem Land werden sie ihre verstaubten Figuren in den ebenso herunter gekommenen Vitrinen noch aufstellen, bis sie auseinander fallen. Wobei so manches Püppchen gar nicht so alt ist, sondern aus den 50ern, denn sein Vorgänger war im Krieg gefallen oder auf der Flucht verschollen.
Ich persönlich würde mich aber um etwas frischen Wind in diesem Teil der Kunst freuen - und das ist ja auch etwas, was dabei heraus kommen kann (und wird).
 

Malakim

Insubordinate
31. August 2004
14.014
Warum nicht mal ein paar neue Figuren aufstellen? Ist doch auch Kunst.
Hätte man neue Kunst immer blockiert, dann hätten wir heute in den Kirchen nur stilisierte, zerbröckelte Steinskulpturen aus der Romanik.
Bilderstürmer gab es übrigens ganz radikale auch in der frühen Reformation.

Irgendwie komisch Deine Argumentation. Wenn man gegen die Zerstörung alter Kunst ist dann blockiert man neue Kunst?
Oder wieso hast Du das Gefühl irgendjemandem das blockieren neuer Kunst unterstellen zu wollen?

Die öffentliche Diskussion ist da. Es wird sich von selbst regeln. Wenn die Menschen sich in dem, was sie in Kirchen vorfinden, nicht mehr vertreten fühlen, dann werden sie nicht mehr kommen. Und spätestens dann werden sich die Schäfchensammler etwas Neues ausdenken müssen.

Halte ich für richtig aber in diesem Fall nicht zutreffend.
Das wird ja hier nicht von den Gläubigen herangetragen und auch nicht von der Kirche sondern von bestimmten Leuten mit einer bestimmten Agenda.
Diese Leute sind sichtbar in den Medien damit beschäftigt gewaltsam alles niederzureißen was Ihnen missfällt.
Zum Beispiel unsere Sprache. Die Genderisierung ist nicht vom Volk getragen sondern wird von aussen aus ideologischen Gründen erzwungen.
Gleiches trifft hier zu würde ich denken.

Ist eh eine städtische Diskussion.
Auf dem Land werden sie ihre verstaubten Figuren in den ebenso herunter gekommenen Vitrinen noch aufstellen, bis sie auseinander fallen. Wobei so manches Püppchen gar nicht so alt ist, sondern aus den 50ern, denn sein Vorgänger war im Krieg gefallen oder auf der Flucht verschollen.
Ich persönlich würde mich aber um etwas frischen Wind in diesem Teil der Kunst freuen - und das ist ja auch etwas, was dabei heraus kommen kann (und wird).

Frischer Wind geht nach Deiner Meinung nur nach einem gewaltsamen Feuersturm?
Sonst läuft Dein Argument ins leere oder?
 

Lupo

Ritter Kadosch
3. Oktober 2009
6.320
Ich selbst pflege das Kulturgut der Religion nicht. Deswegen möchte ich nicht den Reflex aufkommen lassen, irgendetwas zu verteidigen, woran mir in Wahrheit nichts liegt.

Jain. Mir persönlich bedeutet dieses Brauchtum um die Heiligen drei Könige auch nichts, außer, dass es mir als Einwohner von Söderland einen zusätzlichen Feiertag beschert, gegen den ich nichts einzuwenden habe.

Mir ging es in meinem Beitrag weniger um die Verteidigung dieser Tradition als vielmehr um die Abwehr dieses unsäglich widerwärtigen und gehässigen Angriffs darauf. Es geht mir nicht um diese Tradition, sondern um die Menschen, denen sie tatsächlich etwas bedeutet und die damit niemandem etwas zu Leide tun oder gar ihrem "Rassismus" frönen. Wer gibt diesen Querulanten eigentlich das Recht, diesen Menschen etwas, an dem sie eine harmlose Freude haben, in aller Selbstgefälligkeit über ihre Pseudointellektualität madig zu machen?

Wer sind denn die Spalter und Hetzer in unserer Gesellschaft, wenn nicht diese Typen?

Nö. Hier kann ich mich problemlos positionieren, auch wenn ich mit religiösen Bräuchen nichts am Hut habe. Mir liegen dafür andere Dinge am Herzen, die genauso leicht von den Querulanten angegriffen werden können. Und dann würde es mich freuen, wenn es auch nicht allen, die es nicht direkt betrifft, egal ist.
 

Ein wilder Jäger

Barbarisches Relikt
Teammitglied
18. November 2007
21.828
Wieso? Die traditionellen Figuren, die heute dort stehen, waren auch irgendwann mal neu. Michelangelos David, heute ein geschätzter Klassiker der Hochrenaissance, war bei seiner Aufstellung höchst umstritten.

Ich spreche von dem Symbol. Von drei Männern, die drei Kontinente und drei Lebensalter symbolisieren und damit aussagen: alle Menschen. Ich spreche nicht von der konkreten Umsetzung. Wie ein Wappen behält ein Symbol seine Aussage unabhängig vom künstlerischen Stil.
 

Malakim

Insubordinate
31. August 2004
14.014
Ich spreche von dem Symbol. Von drei Männern, die drei Kontinente und drei Lebensalter symbolisieren und damit aussagen: alle Menschen. Ich spreche nicht von der konkreten Umsetzung. Wie ein Wappen behält ein Symbol seine Aussage unabhängig vom künstlerischen Stil.

Äm nein. Streicht man eine der Figuren ist das Symbol irgendwie anders geworden.
 

Giacomo_S

Prinz der Gnade
13. August 2003
4.324
Irgendwie komisch Deine Argumentation. Wenn man gegen die Zerstörung alter Kunst ist dann blockiert man neue Kunst?
Oder wieso hast Du das Gefühl irgendjemandem das blockieren neuer Kunst unterstellen zu wollen?

Wieso, von Zerstörung hat ja niemand gesprochen, ich jedenfalls nicht. Man stellt die einen Skulpturen in den Keller, stattdessen stellt man andere auf. Gibt es in jedem Museum, weltweit.



Halte ich für richtig aber in diesem Fall nicht zutreffend.
Das wird ja hier nicht von den Gläubigen herangetragen und auch nicht von der Kirche sondern von bestimmten Leuten mit einer bestimmten Agenda.
Diese Leute sind sichtbar in den Medien damit beschäftigt gewaltsam alles niederzureißen was Ihnen missfällt.
Zum Beispiel unsere Sprache. Die Genderisierung ist nicht vom Volk getragen sondern wird von aussen aus ideologischen Gründen erzwungen.
Gleiches trifft hier zu würde ich denken.

Ach so? Wenn ein für eine Kirche verantwortlicher Geistlicher, ein lokaler Kirchenvorstand oder eine Gemeinde die Figuren nicht mehr aufstellen mag und dies so entscheidet - und so war es ja wohl - dann sind es "Leute mit einer bestimmten Agenda", die "gewaltsam alles niederreissen"?
Ich fürchte Malakim, Du und ich leben auf zwei verschiedenen Planeten, mindestens.

Ich sehe auch nicht, dass man hier jemandem Meinungen erzwingt. Wie sollte dies auch eigentlich möglich sein, schließlich leben wir nicht in einer Diktatur.

Frischer Wind geht nach Deiner Meinung nur nach einem gewaltsamen Feuersturm?
Sonst läuft Dein Argument ins leere oder?

Ich lasse mir hier von Dir nichts in den Mund legen, was ich nicht gesagt habe.
Von einem Feuersturm hat niemand gesprochen, auch ich nicht. Es geht um Veränderung, nicht um Zerstörung. Ich bezweifle aber nicht, dass für manche hier jede Form der Veränderung bereits eine Zerstörung darstellt.

Aaaargh! Wir ersetzen eine Holzfigur aus dem Jahr 1895 durch eine aus dem Jahr 2004! Es ist der Untergang des Abendlandes!
Und wenn ich diese ganzen Spießigkeiten hier lese, dann kann ich nur sagen: Gottseidank!
 

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