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War Ostdeutschland wirklich so schlimm?

dimwit

Geheimer Meister
7. März 2015
401
AW: War Ostdeutschland wirklich so schlimm?

Keine Butter, keine Sahne, aber auf dem Mond die rote Fahne.

Wie? Habe ich tatsächlich die Mondlandung der Russen verpasst?
Oder ist das jetzt eine neue Verschwörungstheorie?


Es tauschte dreist bei einem Zweitbesuch
Der Ami auf dem Mond das Russentuch.


- - - Aktualisiert - - -

Mangel an was denn? Was an den wirtschaftlichen Gütern die ein Mensch braucht, stand denn im Osten nicht ausreichend zur Verfügung - und zwar für JEDEN? Echten wirtschaftlichen Mangel leidest Du, wenn Du 3x am Tag bei einer Suppenküche anstehen musst (wobei Du in manch anderem Land selbst darüber noch froh sein könntest), wenn Du keine Zähne mehr hast und Dir keinen Ersatz leisten kannst und wenn Du im Winter unter einer Brücke verreckst. Das alles gibts HIER, in der DDR gabs das nicht.

Och, das klingt jetzt aber wie die Litanei vom ollen Sudel-Ede in seinem Schwarzen Kanal.

Wieviel Schni brauchtet Ihr eigentlich zum Senderwechsel?
 

Nachbar

Ritter Kadosch
20. Februar 2011
5.092
AW: War Ostdeutschland wirklich so schlimm?

Es liegt in der Natur der Sache, daß mit steigender staatlicher Fürsorge die persönliche Freiheit des Einzelnen sinkt.
Das ist wie in einer Familie: je umfassender die Eltern ihre Kinder beschützen möchten, desto mehr müssen sie dafür deren Bewegungsfreiheit einschränken und/oder sie überwachen.

Gurtpflicht im PKW, Impfpflicht, Schulpflicht, Krankenversicherungspflicht, Tabaksteuer, restriktive Drogenpolitik... und so weiter. Für all das gibt es teils sehr gute Argumente. Nur könnte die staatliche Fürsorge noch weiter reichen. Wohnungspflicht gegen Obdachlosigkeit, Arbeitspflicht gegen Suppenküchenbesuche, Zahnarztpflicht gegen vergammelte Gebisse und Diätpflicht gegen Überfettung. Natürlich bei staatlicher Bereitstellung der benötigten Ressourcen.
Je nach Persönlichkeitsstruktur und Lebenskonzept mag man das begrüssen oder sich davor fürchten - und es werden wohl immer beide Richtungen, Sicherheit und Geborgenheit vs. Risiko und Freiheit, ihre Anhänger haben. Deshalb läuft es auf den Versuch eines möglichst gesunden Mittelweges hinaus, dem man einen Namen wie bspw. "soziale Marktwirtschaft" gibt.
 

dimwit

Geheimer Meister
7. März 2015
401
AW: War Ostdeutschland wirklich so schlimm?

Hallo Nachbar,

ich fürchte, dass sich unserer Gesellschaft in genau diese Benevolent Dictatorship entwickelt.

Ich lese gerade mit grossem Vergnügen, aber nicht minder großem Schauder, die herrliche Dystopie The Circle,
was einem wirklich so vorkommt, als wären wir davon höchstens noch 2 bis 3 Jahre entfernt.
 

Telepathetic

Groß-Pontifex
1. Juli 2010
2.972
AW: War Ostdeutschland wirklich so schlimm?

Nebenbei gesagt wäre die DDR für die Mehrheit der Weltbevölkerung vermutlich geradezu ein wirtschaftliches Paradies gewesen. Aber das ist ja eben das Problem: Der Mensch orientiert sich immer an dem besten von dem was andere haben, das will er auch für sich.
Dazu sage ich mal ganz kategorisch nein. Ich sehe nicht, was daran toll sein soll, in Armut zu leben und in unsicheren Verhältnissen, eventuell Krieg, Unterdrückung, Krankheit - alles Ursachen für unfreiwillig Armut.

Wenn sich jemand dazu entscheidet in Armut zu leben, dann ist das ein Ausdruck des Willens dieser Person, wie sie in dieser Welt leben will. Dagegen ist am Gedanken der Mangelwirtschaft als Freiheit vom Konsumdruck (TaB) etwas unerhört Zynisches dran. Freiheit vom Konsumdruck entsteht dort, wo sich ein Mensch entscheidet, dem Konsumdruck nicht stattzugeben.

Das finde ich übrigens auch in gewisser Weise falsch an einer erzwungenen Umverteilung von reichen zu armen Menschen. Einerseits sollen zwar auch arme Menschen eine materielle Grundversorgung haben, andererseits sollen idealerweise reiche Menschen von sich aus, also freiwillig, den armen Menschen helfen. Dann basiert die Hilfe auf Mitgefühl und Anteilnahme und ist vermutlich effektiver, weil friedenstiftender als jeder Zwang, der nur solange für einen relativen Frieden sorgt, solange jemand da ist, der zwingt.

Das sich Menschen automatisch am Besten orientieren was andere haben, scheint mir auch nicht unbedingt gegeben zu sein, wenn man z.B. in Länder schaut, deren Bevölkerung es schlecht ergeht und deren Regierungen aber mit aller Macht am legislativen Unsinn festhalten und jegliche Opposition im Kern ersticken möchten. Da orientieren sich diese Menschen jegliche an sich selbst und dem, was sie für richtig halten, auch wenn dieses objektiv gesehen schlecht ist.
 

a-roy

Mensch
22. Oktober 2007
11.441
AW: War Ostdeutschland wirklich so schlimm?

"Wenn sich jemand dazu entscheidet in Armut zu leben, dann ist das ein Ausdruck des Willens dieser Person, wie sie in dieser Welt leben will. "(Telepathetic)
Na, das erzähl dann mal den Hungernden dieser Welt, dass dies ein 'Ausdruck ihres Willens ist'! Zynischer geht's nimmer!
 

Telepathetic

Groß-Pontifex
1. Juli 2010
2.972
AW: War Ostdeutschland wirklich so schlimm?

Ich habe geschrieben, "wenn sich jemand dazu entscheidet", wenn. Angehörige von Religionen z.B., Mönche, Nonnen. Oder werden neuerdings Menschen gezwungen der Kirche zu dienen?
 

ThomasausBerlin

Ritter Kadosch
14. Januar 2012
5.094
AW: War Ostdeutschland wirklich so schlimm?

Dagegen ist am Gedanken der Mangelwirtschaft als Freiheit vom Konsumdruck (TaB) etwas unerhört Zynisches dran. Freiheit vom Konsumdruck entsteht dort, wo sich ein Mensch entscheidet, dem Konsumdruck nicht stattzugeben.

....das ist doch immer wieder "nett" zu sehen, wie man missverstanden werden kann...

Ich hatte das Beispüiel schon mal woanders erwähnt: Bekanntermassen baute man in der DDR auch Autos.Und Motorräder. Und Kleinkrafträder, Mopeds, sogar so 'ne Art Mofa. Und Dampflokomotiven und Elektrolokomotiven baute man auch.... Die hatten alle eine Gemeinsamkeit: Die Lampen, die Frontleuchten nämlich - Lampe samt Reflektor von der E 42 oder BR 99 601 passte auch in den Trabant 601 oder in die 250er MTZ. Auch in die Schwalbe, in den Habicht oder in den Star.....

Man könnte jetzt hingehen und behaupten dass das der Mangelwirtschaft geschuldet war - kann sein. Aber es war dann im heutigen Masstab eine sehr "ökologische Mangelwirtschaft"; heutzutage hat jede Karre einen eigenen Scheinwerfersatz; die Scheinwerfer sind untereinander nicht kompatibel und letztlich ist die Typenvielfalt nichts anderes als andauernde Rohstoffverschwendung......
 

Nachbar

Ritter Kadosch
20. Februar 2011
5.092
AW: War Ostdeutschland wirklich so schlimm?

Im Sinne einer halbwegs passablen Beleuchtung freue ich mich für die Leute nachträglich darüber, daß man zur Staatsgründung der DDR schon über die Karbidlampe hinweg war. Sonst hätten sie vielleicht 40 Jahre lang mit den Funzeln fahren müssen. Ganz ökologisch...
 

Grubi

Moderator
Teammitglied
1. Juni 2008
6.661
AW: War Ostdeutschland wirklich so schlimm?

Moin

[...]
Man könnte jetzt hingehen und behaupten dass das der Mangelwirtschaft geschuldet war - kann sein. Aber es war dann im heutigen Masstab eine sehr "ökologische Mangelwirtschaft"; heutzutage hat jede Karre einen eigenen Scheinwerfersatz; die Scheinwerfer sind untereinander nicht kompatibel und letztlich ist die Typenvielfalt nichts anderes als andauernde Rohstoffverschwendung......

Das ist toll, die dritte Welt ist demnach ein ökologiches Vorzeigemodell weil es an allem mangelt und praktisch nichts weggeworfen wird... ich kann das manchmal garnicht glauben was ich lese...

Und zu den Scheinwerfern...
Typenvielfalt ist auch eine verbesserung der Technik, es geht um den Wettbewerb wer das beste Licht am sinnvollsten einsetzt, das verbessert die Sicheheit im Strassenverkehr.
Schlechte Lampen verschwinden vom Markt, man behält sie nicht aus Mangel an Alternativen.
In vielen Bereichen senken Wettbewerb und Innovationen den Energieeinsatz, unsere Fahrzeugvielfalt hat die Produktion von sparsamen Motoren erst ermöglicht.
Das Beibehalten von alten Produktionstechniken und Festhalten an alter Technik ist schon eher Rohstoffverschwendung.
Das sieht man daran dass in der Technikwelt die meisten produkte irgendwie leichter werden und inzwischen auch die Wiederverwertung der eingesetzten Materialien eine Rolle spielt.

Gruss Grubi
 
Zuletzt bearbeitet:

dimwit

Geheimer Meister
7. März 2015
401
AW: War Ostdeutschland wirklich so schlimm?

Moin
Das Beibehalten von alten Produktionstechniken und Festhalten an alter Technik ist schon eher Rohstoffverschwendung.
Das sieht man daran dass in der Technikwelt die meisten produkte irgendwie leichter werden und inzwischen auch die Wiederverwertung der eingesetzten Materialien eine Rolle spielt.

Das scheint aber nicht unbedingt auf jeden Industriebereich zuzutreffen.
So bereiten z.B. die zunehmenden Berge Elektroschrotts, die bisher Produkten entstammen, die selten auf spätere Wiederverwertbarkeit ihrer Komponenten oder Recylebarkeit deren Rohstoffe hin entworfen worden sind, nicht nur der Abfallwirtschaft einiges Kopfzerbrechen.
Beschleunigt wird das noch durch immer kürzere Produktionszyklen und geplante Lebensdauern (planned obsolesence) der Produkte, für die eine Reparaturmöglichkeit per Design gar nicht mehr vorgesehen ist,
was insgesamt den Trend zur Wegwerfgesellschaft verstärkt.

Dieser Einwand soll keineswegs der Fürsprache des Wirtschaftssystems der untergegangenen DDR (oder anderer noch real existierender sozialistischer Planwirtschaften) dienen,
die aus bekannten Gründen meist noch verschwenderischer mit den für sie ohnehin knappen Ressourcen umgegangen sind.
 

Grubi

Moderator
Teammitglied
1. Juni 2008
6.661
AW: War Ostdeutschland wirklich so schlimm?

Hi

Ja da stimme ich zu, es trifft nicht auf alle Bereiche zu dass Innovation stets ökologisch ausgerichtet ist und sichtbare Vorteile mitbringt, oft genug werden Produkte etwas bunter, lustiger oder mit mehr Firlenaz auf den Markt geschmissen und sehen danach etwas mehr nach unzertrennlichem Restmüll aus.
Aber der Weg ist eingeschlagen, Mülltonnen heissen inzwischen Wertstofftonnen und auf Rechnungen findet man den Begriff Abfall zur Verwertung, "Müll" wird verkauft und nicht nur entsorgt.
Das würde mich nun nicht davon abhalten eher auf Innovation zu setzen und die Idee von der Einheitslampem zu verwerfen.
Der verbreitete Wettbewerb verhindert ausserdem dass alle gemeinsam aufs falsche Pferd setzen.

Gruss Grubi
 

Telepathetic

Groß-Pontifex
1. Juli 2010
2.972
AW: War Ostdeutschland wirklich so schlimm?

Ich glaube nicht, dass es Rohstoffverschwendung ist, wenn es nicht für alle Autos den gleichen Typ Lampe gibt. Das ist wie mit den Druckern. Unterschiedliche Patronen für alle Drucker. Kosten kann man umgehen, indem man selbst nachfüllt oder die billigen Imitate verwendet. Dafür erlischt unter Umständen die Garantie für den Drucker. Jedenfalls ist hier (im Westen) für alle was da, für die Reichen und für die Armen und die Chance sich hochzuarbeiten ist immerhin vorhanden, aber man ist nicht dazu gezwungen, sich hochzuarbeiten. Im Prinzip reicht es aus, seinen Lebensunterhalt zusammenzubekommen.
 

ThomasausBerlin

Ritter Kadosch
14. Januar 2012
5.094
AW: War Ostdeutschland wirklich so schlimm?

Moin



Das ist toll, die dritte Welt ist demnach ein ökologiches Vorzeigemodell weil es an allem mangelt und praktisch nichts weggeworfen wird... ich kann das manchmal garnicht glauben was ich lese...

Moin. moin mein Freund "Brutus" - auch Du hast ein Talent dafür, geschriebenen Text fehl zu interpretieren.....

- - - Aktualisiert - - -

Moin




Und zu den Scheinwerfern...
Typenvielfalt ist auch eine verbesserung der Technik, es geht um den Wettbewerb wer das beste Licht am sinnvollsten einsetzt, das verbessert die Sicheheit im Strassenverkehr.
Schlechte Lampen verschwinden vom Markt, man behält sie nicht aus Mangel an Alternativen.
In vielen Bereichen senken Wettbewerb und Innovationen den Energieeinsatz, unsere Fahrzeugvielfalt hat die Produktion von sparsamen Motoren erst ermöglicht.
Das Beibehalten von alten Produktionstechniken und Festhalten an alter Technik ist schon eher Rohstoffverschwendung.
Das sieht man daran dass in der Technikwelt die meisten produkte irgendwie leichter werden und inzwischen auch die Wiederverwertung der eingesetzten Materialien eine Rolle spielt.

Gruss Grubi

Nur mal so als Beispiel: H4-Leuchten gab's auch als Einsätze für den Trabant. Letztens hab' ich für einen Freund die Heckleuchte einer Schwalbe auf LED umgerüstet.... auch das wäre möglich gewesen.... Und bei den heutigen Frontlatüchten geht's nicht mehr so sehr darum "das beste Licht" zu haben - da sind se alle ziemlich gleich - sondern darum, den aggressivsten "Ausdruck" zu vermitteln. Und die Motorenvielfalt kommt keineswegs aus dem Bestreben, möglichst "sparsame" Motoren zu entwickeln - sonst hätte man 1990 auch auf den von Ford entwickelten Zweitakter mit einem Mischungsverhältnis von 1:400 und (bei 65 PS) einem Verbrauch von 3,8 Liter/100 km zurück gegriffen.... Der Motor hätte "Sachsenring" retten können, ebenso wie das VW-Engagement (Wartburg mit Polomaschine); letztlich ging's aber nicht darum ein technisch veraltetes Produkt konkurrenz- und leistungsfähig zu machedn, sondern eben jegliche mögliche Konkurrenz auszuschalten. Soll sich der Staat doch um die neuen Arbeitslosen kümmern; Hauptsache die Aktionäre fahren fleissig Gewinne ein....

Und mal ganz ehrlich, Grubi: Ich weiss nicht was so besonders ökologisch und fortschrittlich daran ist, wenn Du, um eine defekte Glühbirne beim neuen Peugot 204 vorne zu tauschen, erst mal Stossstange, Kühlerlüfter und Kühler ausbauen musst, weil Du sonst gar nicht an den Verschlusseinsatz vorne heran kommst.... Das war bei Käfer, 2CV, R4, Trabant und Wartburg "irgendwie besser" zu regeln....
 

dimwit

Geheimer Meister
7. März 2015
401
AW: War Ostdeutschland wirklich so schlimm?

Und mal ganz ehrlich, Grubi: Ich weiss nicht was so besonders ökologisch und fortschrittlich daran ist, wenn Du, um eine defekte Glühbirne beim neuen Peugot 204 vorne zu tauschen, erst mal Stossstange, Kühlerlüfter und Kühler ausbauen musst, weil Du sonst gar nicht an den Verschlusseinsatz vorne heran kommst.... Das war bei Käfer, 2CV, R4, Trabant und Wartburg "irgendwie besser" zu regeln....

Schönes Beispiel für Defective by Design (um mal die Zustandsbeschreibung einer bekannten FSF Kampagne aufzugreifen).

Manchmal enpuppt sich scheinbarer Fortschritt als Regression.
 

Zett eL

Gesperrter Benutzer
18. Januar 2014
956
AW: War Ostdeutschland wirklich so schlimm?

Och, das klingt jetzt aber wie die Litanei vom ollen Sudel-Ede in seinem Schwarzen Kanal.

Mich würde eher interessieren, ob Du inhaltlich etwas entgegen zu setzen hast.

Wieviel Schni brauchtet Ihr eigentlich zum Senderwechsel?

Was bedeutet "Schni"?
Und wen meinst Du mit "Ihr"? Mich und die anderen Westdeutschen?



Dazu sage ich mal ganz kategorisch nein. Ich sehe nicht, was daran toll sein soll, in Armut zu leben und in unsicheren Verhältnissen, eventuell Krieg, Unterdrückung, Krankheit - alles Ursachen für unfreiwillig Armut.

Du sagst das, als würdest Du in dem was Du von mir zitiertest rauslesen, dass ich in Armut leben, in unsicheren Verhältnissen, evtl. Krieg, Unterdrückung, Krankheit, als was tolles bezeichne. Habe ich aber nicht, eher ziemlich genau das Gegenteil. :egal:

Dagegen ist am Gedanken der Mangelwirtschaft als Freiheit vom Konsumdruck (TaB) etwas unerhört Zynisches dran. Freiheit vom Konsumdruck entsteht dort, wo sich ein Mensch entscheidet, dem Konsumdruck nicht stattzugeben.

Meiner Meinung nach herrscht Freiheit vom Konsumdruck vor allem dort, wo es keinen Konsumdruck gibt.
Was natürlich auch in der DDR nicht wirklich der Fall war, aber doch wesentlich weniger ausgeprägt als hier. Zudem kam der dortige Konsumdruck in nicht unerheblichem Maße von außen (sonst hätte es womöglich gar keine Wiedervereinigung gegeben).
Ich (und nicht etwa TaB) sprach von "Freiheit vom Konsumdruck", wehrte mich jedoch gegen den Begriff "Mangelwirtschaft", da ich ihn - eher zu unrecht wie ich inzwischen durch Jägers Hinweis lernte - für einen Klassenkampfbegriff hielt, nicht für eine nachvollziehbare wirtschaftliche Definition. (Noch mal sorry @TaB für meine schroffe Erwiderung diesbezüglich.)

Das finde ich übrigens auch in gewisser Weise falsch an einer erzwungenen Umverteilung von reichen zu armen Menschen. Einerseits sollen zwar auch arme Menschen eine materielle Grundversorgung haben, andererseits sollen idealerweise reiche Menschen von sich aus, also freiwillig, den armen Menschen helfen. Dann basiert die Hilfe auf Mitgefühl und Anteilnahme und ist vermutlich effektiver, weil friedenstiftender als jeder Zwang, der nur solange für einen relativen Frieden sorgt, solange jemand da ist, der zwingt.

Idealerweise bräuchte es keine Zwänge für Umverteilung oder überhaupt irgendwas, jo. Aber klingt fast als wolltest Du Umverteilung der Freiwilligkeit überlassen oder gar Zwänge zur Friedfertigkeit abschaffen. Ich fürchte das wäre beides alles andere als friedensstiftend.

Das sich Menschen automatisch am Besten orientieren was andere haben, scheint mir auch nicht unbedingt gegeben zu sein, wenn man z.B. in Länder schaut, deren Bevölkerung es schlecht ergeht und deren Regierungen aber mit aller Macht am legislativen Unsinn festhalten und jegliche Opposition im Kern ersticken möchten. Da orientieren sich diese Menschen jegliche an sich selbst und dem, was sie für richtig halten, auch wenn dieses objektiv gesehen schlecht ist.

Meine Formulierung ist so ultimativ natürlich anfechtbar, aber mit erfolgreicher politischer Unterdrückung dagegen zu argumentieren auch.
 

ThomasausBerlin

Ritter Kadosch
14. Januar 2012
5.094
AW: War Ostdeutschland wirklich so schlimm?

Halten wir also fest: Der Mangel in der Wirtzschaft der DDR bestand darin, dass die erzeugten Waren und Halbzeuge niocht da zur Verfügung standen, wo die Nachfrage bestand. Gegeben (also produziert worden) hat es sie schon, die RFT-Farbfernseher, die Trabbis, Wartburgs, MZ, Schwalbe...

Von den Kriotikern des Systems wird gerne angeführt dass das ja ein "geht gar nicht" gewesen ist, dass der durchschnittliche DDR-Bürger 10 Jahre lang auf den Trabbi sparen musste. Tja - "ersatzweise" gab's aber eine schweinegute ÖPNV-Struktur; die siebzigjährige Oma aus dem Vogtland musste keine Sorge darum haben, mit dem Zug oder dem Bus zum Arzt zu kommen. Und im Falle des Falles - wurde die alte Dame sogar völlig umsonst mit dem Barkas - den mit dem grossen roten Kreuz auf weissem Grund - in die nächste Poliklinik gefahren - da träumt man heute im reicheren, wiedervereinigten Deutschland davon.... Statt Urlaub in Kreta oder in Sardinien gab's Urlaub am Balaton, anstelle von Apres-Ski in St. Moritz gab's Skilaufen in Thüringen, im Erzgebirge oder in der Slowakei. Statt AEG gab's VEB...... ja und? Sind se in der DDR in Lumpen _rumgelaufen? waren se halb verhungert ? Waren se nicht, unsere Nachbarn....

Materiell waren die Ostdeutschen sicher trotzdem "schlechter" gestellt als der kapitalistische Westen, politisch gesehen waren sie auf jeden Fall schlechter 'dran, aber mal "Hand auf's Herz": Wurden unsere Nachbarn "versklavt" ( wie das die kapitalistische Propaganda so gerne den "Wessis's" eingeredet hat? Die Leut' waren in der DDR genausowenig "versklavt" wie im Westen alle Bürger/innen von "Nazis" verblendet wurden (um mal die Schnitzler-Propaganda aufzugreifen)....
 

a-roy

Mensch
22. Oktober 2007
11.441
AW: War Ostdeutschland wirklich so schlimm?

Für mich ist 'Konsumdruck' ne billige Ausrede, wenn ich wieder mal was gekauft habe, was ich nicht brauche.
 

Ehemaliger_User

Beatus ille, qui procul negotiis.
10. April 2002
29.057
AW: War Ostdeutschland wirklich so schlimm?

Hi,
Was bedeutet "Schni"?
Das geht auf den schwarzen Kanal zurück, auf Karl Eduard von Schnitzler, genannt Sudel-Ede. Wenn seine Sendung anfing, dann musste man schnell auf Westfernsehen umschalten. Die dafür benötigte Zeit wurde in " Schni" gemessen. Wer "tzler" hörte, war eindeutig zu langsam.
LEAM, im Westen geboren
 

Telepathetic

Groß-Pontifex
1. Juli 2010
2.972
AW: War Ostdeutschland wirklich so schlimm?

Meiner Meinung nach herrscht Freiheit vom Konsumdruck vor allem dort, wo es keinen Konsumdruck gibt.
Vermutlich wird es immer irgendwo Leute geben, die genau das haben müssen, was der Nachbar, der Freundeskreis, die Kollegen oder wer auch immer auch haben, und zwar weil es diese anderen auch haben. Oder weil man nur dazugehören darf, wenn man sich anpasst, Gruppendruck. Wenn man das als Konsumdruck bezeichnen möchte, dann ja zu dem, was Du gesagt hast. Ansonsten sehe ich den Druck nicht. Da kommt niemand und hält einem die Pistole an den Kopf. Werbung würde ich auch nicht als Druckmittel ansehen. Eher als Methode der Kaufverführung, vor allem wenn sie sich an die primitivsten Instinkte wendet.

Idealerweise bräuchte es keine Zwänge für Umverteilung oder überhaupt irgendwas, jo. Aber klingt fast als wolltest Du Umverteilung der Freiwilligkeit überlassen oder gar Zwänge zur Friedfertigkeit abschaffen. Ich fürchte das wäre beides alles andere als friedensstiftend.
Fürchte ich auch. Andererseits würde ein anderer Aufbau des Systems eventuell für bessere Ergebnisse und tatsächlich mehr Gerechtigkeit, mehr Eigenständigkeit und vor allem weniger negativer sozialer Auswirkungen (siehe als Extrembeispiel Neu-Kölln) führen, wenn nämlich die Anreize anders gesetzt wären. Stichwort: 'Arbeit lohnt nicht mehr' und gefühlte Zukunftslosigkeit.

Meine Formulierung ist so ultimativ natürlich anfechtbar, aber mit erfolgreicher politischer Unterdrückung dagegen zu argumentieren auch.
Dann schlage ich die Formulierung vor, dass Menschen das Beste wollen, aber nicht immer das Beste erkennen oder sehen/ausprobieren wollen.

Hi,

Das geht auf den schwarzen Kanal zurück, auf Karl Eduard von Schnitzler, genannt Sudel-Ede. Wenn seine Sendung anfing, dann musste man schnell auf Westfernsehen umschalten. Die dafür benötigte Zeit wurde in " Schni" gemessen. Wer "tzler" hörte, war eindeutig zu langsam.
LEAM, im Westen geboren
Es sind Geschichten wie diese, die schön illustrieren, was an der DDR falsch gewesen ist und man sich Ostalgie wirklich sparen kann.
 

ThomasausBerlin

Ritter Kadosch
14. Januar 2012
5.094
AW: War Ostdeutschland wirklich so schlimm?

Nun ja.... der Schnizler hat genau so eine höchst einseitige Sichtweise gehabt - wie der Herr Strauss in dieser Zeit.... Um Objektivität war politisch keine Seite bemüht.
 

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