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War Ostdeutschland wirklich so schlimm?

Telepathetic

Groß-Pontifex
1. Juli 2010
2.972
AW: War Ostdeutschland wirklich so schlimm?

Wer's unpolitischer mag: das Westsandmännchen (erkennbar an der Titelmusik) durfte im Osten nicht gesehen werden. Dort ist nur das Ostsandmännchen erlaubt gewesen.
 

dimwit

Geheimer Meister
7. März 2015
401
AW: War Ostdeutschland wirklich so schlimm?

Nicht nur an der Titelmusik.
Aber den West-Sandmann haben ja selbst wir Kinder des Westens (d.h. West-Berlin in meinem Fall, wo man bekanntlich auch das DDR-Fernsehen empfangen konnte) nicht (sandmännlich) für voll genommen
und viel lieber stattdessen den putzigen Ost-Sandmann durch seine liebevoll gestalteten, sozialistischen Heile-Welt-Dioramen stop-motion-stapfen sehen.

Bei Aussehen und Aufmachung des West-Sandmanns habe ich mich schon als Kind gefragt, was denn dieser Schrat mit seinem Abraham-Lincoln-Friesen, der Schiebermütze, den Jeans und der Juppe darstellen sollte?
Der erinnerte mich viel eher an einen der Lokomotivführer oder Bremser auf nordamerikanischen Zügen, wie ich sie in Western oder in jenem Teil der Seewolf-Serie der 70er gesehen hatte,
in dem die fiesen Bremser die Hobos mit allerlei Tricks von ihrem Zug abzuwerfen versuchten.
Erst nach späterer Lektüre des Seewolfs (übrigens ein in meinen Augen zu Unrecht literarisch unterschätztes Werk) habe ich festgestellt, dass jener Hobo Part gar nicht im Seewolf vorkommt,
sondern wohl der autobigraphischen Jack London Erzählung The Road entstammt.






Übrigens hörte ich mal das Gerücht, dass die Stasi Kinder nach dem Aussehen des Sandmanns befragt haben soll, um festzustellen, ob zu Hause West-Fernsehen geguckt wurde.
 

Telepathetic

Groß-Pontifex
1. Juli 2010
2.972
AW: War Ostdeutschland wirklich so schlimm?

Ich habe Sandmännchen nie analysiert. Ich kann mich auch nicht erinnern, dass mich das Sandmännchen geprägt hätte. An die Musik erinnere mich und an das Wolkenfahrzeug. Ansonsten :egal:
 

Nachbar

Ritter Kadosch
20. Februar 2011
5.095
AW: War Ostdeutschland wirklich so schlimm?

Das Ost-Sandmännchen, das wie sein Kumpel Ampelmännchen recht possierlich und gut gelungen war, kann allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, daß eine der unvermeidbaren Begleiterscheinungen des Sozialismus die Hässlichkeit (oder zumindest der Mangel an Schönheit) ist. Ein von Funktionspuristen und Technokraten sowieso gern übersehenes- und durch den Fokus auf die Menschenrechte meist in den Hintergrund gedrängtes Trauerspiel!
 

dimwit

Geheimer Meister
7. März 2015
401
AW: War Ostdeutschland wirklich so schlimm?

Hallo Nachbar,

was die Häßlichkeit des Straßenbilds einst in Dunkeldeutschland angeht, muss ich Dir Recht geben.
Man kann deswegen aber den Sozialismus nicht pauschal zeihen, dass ihm jeder Sinn für Ästhetik abgeht und er keine Anmut und Schönheit ausstrahlenden Erzeugnisse hervorzubringen vermag.
Mag sein, dass mein Urteil das eines Technokraten ist, aber so finde ich z.B., dass der sowjetische Flugzeug- und Kriegsschiffbau militärische und vor allem zivile Flugzeuge sowie Kriegsschiffe hervorgebracht hat,
die, was das Design angeht, westliche Produkte dieser Felder nicht selten in den Schatten stellen.
Auch der DDR-Schiffbau hatte einige durchaus schöne Handelsschiffe aufzuweisen.
Aber, wie gesagt, ich bin da als Schiffsverrückter und Flugzeugnarr (allerdings schon geringerer Ausprägung als bei Schiffen) sicherlich etwas voreingenommen.
 

Nachbar

Ritter Kadosch
20. Februar 2011
5.095
AW: War Ostdeutschland wirklich so schlimm?

Es passiert nicht selten, daß die Konzentration auf eine gute Funktion quasi in ihrem Fahrwasser auch eine gute Form mit sich bringt. Die AK47 bspw. hat ja eine durchaus ansprechende Silhouette. Nur ist so ein Aspekt den bis ins Mark ideologisch verbrämten Betonköpfen natürlich völlig wurscht. Wobei allerdings dieses Beispiel kräftig hinkt, denn wozu sollte ein für einen hässlichen Zweck gebautes Ding hübsch aussehen?

In eine Hauswand kommen die preiswert im Standardmaß gebauten Standardfenster, und nicht etwa die, die ob ihrer Proportion dort rein müssten. An eine Schubkarre werden verfügbare Griffe geschraubt und nicht die, die ein gutes Bild ergäben. An einen Mantel die Knöpfe, auf einen Tisch die Teller, an eine Schrankwand das Furnier... und so weiter.
Als aus ökologischen Gründen sinnvoll empfindet das ein hier anwesender Linker. Ein Vorreiter der Hässlichkeit eben, wie die meisten Linken. Ornament ist dekadent!, so kann man's zusammenfassen. Planwirtschaft plant Ressourcen, und wer von diesen tristen Gestalten traut sich denn schon, Ressourcen für Schönheit zu verplanen? Wer unter diesen grauen Heinzelmännchen, die vom einfachen Sekretär bis rauf zum Generalsekretär tatsächlich nichts weiter als Sekretäre waren, hatte denn schon einen Sinn dafür?

Diese vollendet abwesende Zuneigung für alles Großartige das keinem konkret zu bezifferndem Zweck dient, strahlt sogar vehement bis in die Sozialdemokratie aus. Wie viele unwiederbringliche Landmarken und identitätsstiftende Orte wurden in meinem Hamburg schon von Sozialdemokraten plattgewalzt, weil sie in ihrer ganzen calvinistischen Tristesse den Reiz und den Wert von schönen Flecken zu begreifen einfach nicht imstande sind? Viele, wirklich viele! Da wünsche sogar ich mir mehr alten Adel an der Macht, weil der, mit etwas Glück, noch geschulte Augen hat. Oder wenigstens keine ideologisch befeuerte Nivellierung von Berg und Tal betreibt. Amen.
 
Zuletzt bearbeitet:

ThomasausBerlin

Ritter Kadosch
14. Januar 2012
5.094
AW: War Ostdeutschland wirklich so schlimm?

...die Tristesse des Calvinismus ist aber eher ein Anliegen der Puriotaner - und die gibt's unter "den Linken" eher selten.....

Alles hat einen Platz in dieser Welt, Nachbar. Zweckmässigkeit ebenso wie Schönheit. Im Idealfall entsteht kein Gegensatz zwischen Zweckmässigkeit und Schönheit; oftmals muss man jedoch abwägen. Wenn Du z.B schöne Autos sehen und fahren willst - geh' nach Cuba. Noch fahren sie dort..... Oder kauf Dir einen Tesla - auch der ist ästhetisch schön. Wenn Du in einer schönen Stadt leben willst - zieh nach Quedlinburg. Oder Münster, Freiburg i. Br. Solltest Du in Cuba, in Freiburg oder Münster keinen Job finden - wägst Du auch ab....

Im Übrigen verbitte ich mir Deine Unterstellung, "Vorreiter der Hässlichkeit" zu sein. Dir geht's wohl zu gut am Abend.....
 

es könnte ja sein

Ritter vom Osten und Westen
22. September 2010
2.582
AW: War Ostdeutschland wirklich so schlimm?

so weit ist es schon gekommen

anstatt sich um die wirklich wichtigen dinge im leben zu kümmern

versuchen wir im westen uns und den satan schönzureden

die klassische verhaltensstörung mal wieder

eigentlich gehören wir in die geschlossene.......


und die realität ist ganz einfach zu erklären

wir sind die wahren arschlöcher

ganz einfach und simpel einzugestehen
 

dimwit

Geheimer Meister
7. März 2015
401
AW: War Ostdeutschland wirklich so schlimm?

Nachbar schrieb:
Wie viele unwiederbringliche Landmarken und identitätsstiftende Orte wurden in meinem Hamburg schon von Sozialdemokraten plattgewalzt, weil sie in ihrer ganzen calvinistischen Tristesse den Reiz und den Wert von schönen Flecken zu begreifen einfach nicht imstande sind?

War der calvinistische Arbeitsethos nicht eher Wegbereiter des Kapitalismus?
Also bei Sozis hätte ich jetzt am allerwenigsten irgendwelche calvinistischen Züge erwartet. Zumindestens nicht bei den Hedonisten und Gutmenschen heutiger Prägung unter ihnen.

TaB schrieb:
Wenn Du z.B schöne Autos sehen und fahren willst - geh' nach Cuba. Noch fahren sie dort...
Das sind aber gerade die Designs der 50er und 60er Jahre des Klassenfeindes. Grössten Teils sogar noch Originalrelikte der Batista-Ära.
Und die fahren auch nur deshalb noch und werden von ihren Besitzern wie ein Augapfel gehütet, weil sich alle mir bekannten realsozialistischen Experimente mit der Herstellung von und der Versorgung der Volksgenossen mit Automobilen stets besonders schwergetan haben - nicht anders auf Cuba.
 

Nachbar

Ritter Kadosch
20. Februar 2011
5.095
AW: War Ostdeutschland wirklich so schlimm?

...die Tristesse des Calvinismus ist aber eher ein Anliegen der Puriotaner - und die gibt's unter "den Linken" eher selten.....
Mir ging es beim Calvinismus nicht um die reformierten Kirchen, davon verstehe ich eh nichts, sondern um die dort typische Skepsis gegenüber allem Herausragenden in der materiellen Welt. Aber es wäre natürlich schlauer gewesen, den Begriff aussen vor zu lassen. Mein Fehler, der späten Stunde geschuldet.

Alles hat einen Platz in dieser Welt, Nachbar. Zweckmässigkeit ebenso wie Schönheit. Im Idealfall entsteht kein Gegensatz zwischen Zweckmässigkeit und Schönheit; oftmals muss man jedoch abwägen. Wenn Du z.B schöne Autos sehen und fahren willst - geh' nach Cuba. Noch fahren sie dort..... Oder kauf Dir einen Tesla - auch der ist ästhetisch schön. Wenn Du in einer schönen Stadt leben willst - zieh nach Quedlinburg. Oder Münster, Freiburg i. Br. Solltest Du in Cuba, in Freiburg oder Münster keinen Job finden - wägst Du auch ab....
Um das zu betrachten was der Sozialismus hervorbringt empfehle ich Magdeburg. Beispielsweise.
Ich habe auch nichts gegen Zweckmäßigkeit, ich habe etwas gegen das Diktat der Zweckmäßigkeit.

Im Übrigen verbitte ich mir Deine Unterstellung, "Vorreiter der Hässlichkeit" zu sein. Dir geht's wohl zu gut am Abend.....
Ja, schon okay. Ich kenne Dich nicht persönlich und somit kann ich Dir das auch nicht persönlich unterstellen. Sei meinethalben eine erbauliche Ausnahme und gib mir den Glauben daran zurück, daß auch ein Linker die Existenz von Dingen begrüssen mag, die sich kaum jemand leisten kann. Einfach weil sie - gelegentlich - großartig sind und weil die Welt dadurch daß es sie gibt reicher ist.
 
Zuletzt bearbeitet:

Popocatepetl

Ritter Kadosch
27. August 2013
6.380
AW: War Ostdeutschland wirklich so schlimm?

...die Existenz von Dingen begrüssen mag, die sich kaum jemand leisten kann. Einfach weil sie großartig sind und weil die Welt dadurch daß es sie gibt reicher ist.

da haben wir ihn wieder, den gedanken des 'besser sein' weil man sich ja 'das schöne' 'leisten' kann...

gabs übrigends in der DDR auch, oder warum sind honni & co nicht wartburg gefahren ?


aber so ist das halt, die einen sehen in einem brillanten ein 'kunstwerk' die andern bloss einen geschickt geschliffenen klumpen kohlenstoff, mit dem man an sich nicht viel anfangen kann... ausser glas schneiden evtl...
 

dtrainer

Wiedergänger
17. Dezember 2008
10.562
AW: War Ostdeutschland wirklich so schlimm?

warum sind honni & co nicht wartburg gefahren ?
Vermutlich, weil die Lieferfristen so lang waren. Honecker wurde ja erst 1971 Generalsekretär, da musste er noch etwas warten. Dummerweise war er schon gekündigt, als er an der Reihe gewesen wäre...
 

Nachbar

Ritter Kadosch
20. Februar 2011
5.095
AW: War Ostdeutschland wirklich so schlimm?

Damit war gemeint, daß es schön ist daß es Ferraris und Aston Martins gibt. Oder Espresso-Mühlen, die 2.000 Euro kosten, eben weil sie entsprechend gut sind. Oder rahmengenähte Schuhe aus Pferdeleder. Oder sehr alten Whiskey. Oder reetgedeckte Häuser oder kaltgeschmiedete Scheren oder oder oder...
Auch wenn sich das eben nicht Jeder leisten kann oder will. Die Existenz dieser Dinge hat einen vielfachen Nutzen, auch, aber nicht allein für die beteiligten Handwerker, deren Können dadurch bewahrt wird.
 

Popocatepetl

Ritter Kadosch
27. August 2013
6.380
AW: War Ostdeutschland wirklich so schlimm?

naja, schönheit liegt im auge des betrachters....

was ist 'schön' ? rein subjektiv...


insofern kann ich pers die sehnsucht nach pferdelederschuhen oder espressomühlen nicht nachvollziehen...


nix für ungut
 

Nachbar

Ritter Kadosch
20. Februar 2011
5.095
AW: War Ostdeutschland wirklich so schlimm?

Es geht nicht um eine persönliche Sehnsucht. Ich persönlich wünsche mir gar keinen Ferrari.
Es geht um den vorhandenen oder eben nicht vorhandenen Freiraum von schaffenden Menschen. Für wie viel Sorgfalt, für wie viel Liebe zur Perfektion ist da ein Raum? Wie viel Zeit und Kraft darf ein Handwerker investieren, um ein ordentliches Ding, das den Ansprüchen der Masse bereits locker genügen würde, doch noch ein bisschen besser zu machen?
KEINE ZEIT UND KEINE KRAFT, wenn es nach dem Diktat der Masse und der Planwirtschaft geht, denn dann soll er statt dessen lieber ein paar Stück mehr pro Monat herstellen.
ALLE ZEIT UND ALLE KRAFT, wenn es nach mir geht und wenn sich noch Jemand findet der es bezahlen kann und will. Denn so sind Meisterwerke entstanden, die die Welt bereichert und beflügelt haben. Auf dem anderen Wege entstehen Trabbis...

P.S.
Ich schrieb: "daß es schön ist". Es bedarf eigentlich nicht viel Mühe, um das Wort "schön" in diesem Kontext als "erfreulich, positiv, gut etc." zu lesen. Und nicht als "ästhetisch wertvoll". Warum, verdammt nochmal, machst Du dir dieses bisschen Mühe nicht?
 
Zuletzt bearbeitet:

Popocatepetl

Ritter Kadosch
27. August 2013
6.380
AW: War Ostdeutschland wirklich so schlimm?

KEINE ZEIT UND KEINE KRAFT, wenn es nach dem Diktat der Masse und der Planwirtschaft geht, denn dann soll er statt dessen lieber ein paar Stück mehr pro Monat herstellen.

das ist jedoch kein diktat der masse, sondern ein diktat der aktienbesitzer, BWL-ler, kaufleute, marktwirtschaft usw... am ende ists wohl doch planwirtschaft, das geplante muss umgesetzt werden...

ALLE ZEIT UND ALLE KRAFT, wenn es nach mir geht und wenn sich noch Jemand findet der es bezahlen kann und will. Denn so sind Meisterwerke entstanden, die die Welt bereichert und beflügelt haben. Auf dem anderen Wege entstehen Trabbis...


da sind wir am springendem punkt... wer will das bezahlen ?

und wie hebt man sich vom 'pöbel' ab, wenn man nicht irgendwas kaufen kann was andere nicht haben können, letztendlich sogar nicht haben dürfen, weil sonst wäre es ja nichts besonderes mehr.... ?


wenn jeder ne yacht und champagner hätte wärs ja nix 'exklusives' mehr...
 

DaMan

Ritter-Kommandeur des Tempels
30. Januar 2009
4.517
AW: War Ostdeutschland wirklich so schlimm?

das ist jedoch kein diktat der masse, sondern ein diktat der aktienbesitzer, BWL-ler, kaufleute, marktwirtschaft usw... am ende ists wohl doch planwirtschaft, das geplante muss umgesetzt werden...
Beim einen entscheiden die Leute selbst, was sie kaufen möchten, beim anderen entscheiden andere was sie kaufen dürfen,
 

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