Ehemaliger_User
Beatus ille, qui procul negotiis.
- 10. April 2002
- 29.057
AW: Warum soll man Menschen nicht töten?
Edler Simple Man,
edler wilder Jäger,
zunächst möchte ich auf die Frage eingehen, warum Leben zu bewahren für mich mehr als wichtig ist. Nun, ich möchte hierzu folgendes sagen: Jeder Mensch hat in der Regel auch eine Familie oder hat Freunde, Bekannte, vielleicht sogar Kinder oder ist auch verheiratet. Wenn nun ein Mensch getötet wird, unerheblich aus welchem Grund, dann zieht ein solches Ereignis unweigerlich auch andere in Mitleidenschaft. Eine Mutter, beispielsweise, wird um ihr Kind immer trauern, auch wenn dieses als erwachsener Mensch Böses getan haben sollte, wofür dieser Mensch dann möglicherweise hingerichtet worden sein mag. Besonders Kinder, deren Vater oder meinetwegen auch deren Mutter Verbrechen begangen haben, werden den Verlust sehr lange in ihren Seelen mit sich tragen, wenn dieser Elternteil getötet wird.
Was ich sagen möchte ist, dass es im Grunde genommen nicht "nur" dabei bleibt, dass ein getöteter Mensch einfach "beiseite geräumt" worden ist, sondern eben dadurch oft sehr viel mehr zusätzliches Leid erzeugt wird. Es bringt auch nichts ein, zu argumentieren, dass der Betreffende dies selbst zu verantworten (gehabt) hätte, denn zuallererst einmal ist jeder Mensch fehlerbehaftet. Die einen machen kleinere, die anderen größere und wenige sogar die allergrößten Fehler. Hier geht es um ein gesellschaftliches Problem. Während unsere Kinder und Jugendlichen in der Schule zu arbeitsamen Menschen heran erzogen werden, bleibt ein wesentlicher Anteil an Menschenbildung auf der Stecke. Eltern, oft selbst noch eigentlich Kinder, erziehen ihren Nachwuchs, ohne dafür ausgebildet worden zu sein. Seht ihr, das ist das Problem – für jedes gar nicht mal großes Gerät, dass ich mir kaufen kann, erhalte ich, ohne fragen zu müssen, auch eine geeignete Gebrauchsanweisung. Das Kind aber, das in unsere Welt hineingeboren wird, kann sich nur darauf verlassen, dass seine Eltern ihm einen guten Start ins Leben gewähren – eine nicht unwesentlich vom Glück abhängige Sache, denn die Eltern haben hierfür keine "Gebrauchsanweisung" an der Hand.
Wenn nun aber bereits in der Erziehung große Fehler gemacht werden, dann wird es der später heranreifende Mensch unter Umständen nicht nur schwerer haben, sich im Leben bewähren zu können, sondern es könnte sogar passieren, dass ein solch benachteiligter Mensch zum Straftäter heranreift. Vielleicht geschehen sogar die Schlimmsten Dinge, die man sich gar nicht mehr vorstellen mag. Aber wir wollen diesen Menschen dann aus dem Grundgedanken der Vergeltung heraus töten – das Problem beseitigen. Doch was haben wir denn damit beseitigt? Gar nichts. Eher das Gegenteil ist der Fall. Wir schaffen dadurch nur viel mehr neue Probleme.
Die Gesellschaft steckt in dieser Hinsicht in einem tiefen Dilemma. Während wir die Straftäter einfach in Gefängnisse stecken und sie dort oft nur noch kranker machen durch ein nicht funktionierendes System, werden bereits die Täter von morgen großgezogen. Eine Spirale des Wahnsinns. Aber wir schreien nach Vergeltung und erkennen nicht, dass jeder einzelne von uns an dieser Misere Anteil nimmt, mehr oder minder.
Ich erwarte selbstverständlich nicht, dass jeder meinen Ansichten zustimmt. Auch kann ich nicht mehr auf alles eingehen, was in den letzten Postings erwähnt wurde. Doch eines ist gewiss: Dieses Thema erschöpft sich nicht am Inhalt, sondern an der mir zur Verfügung stehenden Zeit.
Eine schöne gute Nacht.
Prinz Artus
Edler Simple Man,
edler wilder Jäger,
zunächst möchte ich auf die Frage eingehen, warum Leben zu bewahren für mich mehr als wichtig ist. Nun, ich möchte hierzu folgendes sagen: Jeder Mensch hat in der Regel auch eine Familie oder hat Freunde, Bekannte, vielleicht sogar Kinder oder ist auch verheiratet. Wenn nun ein Mensch getötet wird, unerheblich aus welchem Grund, dann zieht ein solches Ereignis unweigerlich auch andere in Mitleidenschaft. Eine Mutter, beispielsweise, wird um ihr Kind immer trauern, auch wenn dieses als erwachsener Mensch Böses getan haben sollte, wofür dieser Mensch dann möglicherweise hingerichtet worden sein mag. Besonders Kinder, deren Vater oder meinetwegen auch deren Mutter Verbrechen begangen haben, werden den Verlust sehr lange in ihren Seelen mit sich tragen, wenn dieser Elternteil getötet wird.
Was ich sagen möchte ist, dass es im Grunde genommen nicht "nur" dabei bleibt, dass ein getöteter Mensch einfach "beiseite geräumt" worden ist, sondern eben dadurch oft sehr viel mehr zusätzliches Leid erzeugt wird. Es bringt auch nichts ein, zu argumentieren, dass der Betreffende dies selbst zu verantworten (gehabt) hätte, denn zuallererst einmal ist jeder Mensch fehlerbehaftet. Die einen machen kleinere, die anderen größere und wenige sogar die allergrößten Fehler. Hier geht es um ein gesellschaftliches Problem. Während unsere Kinder und Jugendlichen in der Schule zu arbeitsamen Menschen heran erzogen werden, bleibt ein wesentlicher Anteil an Menschenbildung auf der Stecke. Eltern, oft selbst noch eigentlich Kinder, erziehen ihren Nachwuchs, ohne dafür ausgebildet worden zu sein. Seht ihr, das ist das Problem – für jedes gar nicht mal großes Gerät, dass ich mir kaufen kann, erhalte ich, ohne fragen zu müssen, auch eine geeignete Gebrauchsanweisung. Das Kind aber, das in unsere Welt hineingeboren wird, kann sich nur darauf verlassen, dass seine Eltern ihm einen guten Start ins Leben gewähren – eine nicht unwesentlich vom Glück abhängige Sache, denn die Eltern haben hierfür keine "Gebrauchsanweisung" an der Hand.
Wenn nun aber bereits in der Erziehung große Fehler gemacht werden, dann wird es der später heranreifende Mensch unter Umständen nicht nur schwerer haben, sich im Leben bewähren zu können, sondern es könnte sogar passieren, dass ein solch benachteiligter Mensch zum Straftäter heranreift. Vielleicht geschehen sogar die Schlimmsten Dinge, die man sich gar nicht mehr vorstellen mag. Aber wir wollen diesen Menschen dann aus dem Grundgedanken der Vergeltung heraus töten – das Problem beseitigen. Doch was haben wir denn damit beseitigt? Gar nichts. Eher das Gegenteil ist der Fall. Wir schaffen dadurch nur viel mehr neue Probleme.
Die Gesellschaft steckt in dieser Hinsicht in einem tiefen Dilemma. Während wir die Straftäter einfach in Gefängnisse stecken und sie dort oft nur noch kranker machen durch ein nicht funktionierendes System, werden bereits die Täter von morgen großgezogen. Eine Spirale des Wahnsinns. Aber wir schreien nach Vergeltung und erkennen nicht, dass jeder einzelne von uns an dieser Misere Anteil nimmt, mehr oder minder.
Ich erwarte selbstverständlich nicht, dass jeder meinen Ansichten zustimmt. Auch kann ich nicht mehr auf alles eingehen, was in den letzten Postings erwähnt wurde. Doch eines ist gewiss: Dieses Thema erschöpft sich nicht am Inhalt, sondern an der mir zur Verfügung stehenden Zeit.
Eine schöne gute Nacht.
Prinz Artus