Awaresum
Großmeister
- 9. Januar 2011
- 92
Hallo zusammen
Ich habe vor einiger Zeit über das Thema "Wie verändert man die Welt?" ein Gespräch mit einem sehr guten Freund geführt, über das ich mir Notizen gemacht und es aufgeschrieben habe. Ich möchte die Erfahrung über das Gespräch gerne mit euch teilen, weil ich denke, dass es dem einen oder anderen vielleicht selbst neue Anregungen und Denkanstöße geben könnte, und natürlich auch gerne mit jedem, der es mag, hier darüber diskutieren. Die Gesprächsteilnehmer waren Ich, Werner, und mein Freund.
GESPRÄCHSBEGINN
Werner:
Wie verändert man die Welt? Und ich denke, es ist höchste Zeit dafür. Viele Leute sind der Ansicht, dass die Welt in der wir leben, aus ihren Fugen gerät. Die Menschen sind darüber sehr besorgt. Vor allem die Jüngeren. Können sie darauf hoffen, dass sich die Welt noch in diesem Leben zum Bessseren wendet und sie nicht untergeht?
Freund:
Was veranlaßt dich zu denken, dass die Welt untergehen wird?
Werner:
Unsere kulturellen und sozialen Systeme sind selbstzerstörerisch. Wir denken, sie sind gerecht und gut, aber in Wirklichkeit zerstören wir damit weltweit die Natur, verschmutzen die Umwelt und die Luft. Manche entwickelten Technologien könnten uns sogar auf einen Schlag vernichten. All das ist nicht wirklich auf Entwicklung sondern mit einhergehender Zerstörung verbunden und darauf ausgerichtet.
Freund:
Über welche Zeit der Entwicklung sprichst du? So wie du reden Menschen seit es euch gibt. Immer und überall. Jede als schrecklich empfundene Situation ist jedoch immer nur zeitlich befristet und gilt nur für bestimmte Bereiche des menschlichen Lebens. Ist sie erst überwunden, gerät sie in Vergessenheit.
Werner:
Aber das Ausmaß der Zerstörung des Lebensraumes ist unglaublich groß. Und es wächst schneller als man es stoppen oder gar umkehren könnte. Es explodiert förmlich. Milliarden sind davon betroffen.
Freund:
Jeder Mensch leidet immer nur für sich allein, und beendet auch sein jeweiliges Dasein immer nur für sich allein. Eine Zahl von Milliarden Menschen ändert daran nichts. Es ist immer derselbe Tod, ob ihn ein Einzelner erfährt oder Milliarden.
Werner:
Es ist nicht der natürliche Tod, nicht das Ende des physischen körperlichen Daseins, welches mich beunruhigt. Das ist ja ganz natürlich. Darin liegt keine gewollte Zerstörung, so wie ich es eben meinte. Was mich beunruhigt ist die von uns Menschen herbeigeführte allmähliche Selbstzerstörung des Lebensraumes, durch vermeintliche Entwicklung zum Besseren hin. Die Natur selbst ist nicht zerstörerisch. Was ich meine sind die auf Neid, Gemeinheit und Gier beruhenden Handlungen des Menschen, im vermeintlichen Glauben, alles würde sich zum Besseren wenden. Dabei geht alles früher oder später den Bach runter. Wenn man das erkannt hat, sucht man zwar etwas Neues, aber auch das ist wieder etwas Zerstörerisches.
Freund:
Also sind nicht Leid und Tod dein Problem, sondern die auf Gier und Neid basierenden Handlungen. Sie sind das Ergebnis missbräuchlicher Anwendung des Geistes. Alle menschlichen Probleme entstehen aus dieser missbräuchlichen Anwendung von Aufmerksamkeit. Alle Kostbarkeiten der Natur und des Geistes hingegegen liegen bereits offen dar, um benutzt zu werden, für jeden, der in der Lage ist, sie zu erkennen.
Werner:
Wie benutzt man seinen Geist richtig?
Freund:
Die richtige Benutzung des Geistigen liegt in der Erschaffung der Überzeugung von Liebe, der Überzeugung von Leben, der Überzeugung des Wahren und des Schönen. Gier, Neid und Angst dagegen entstehen nur bei missbräuchlicher Anwendung des Geistes.
Werner:
Leichter gesagt, als getan. Wahre Liebe, Liebe der Menschheit, Liebe aus gutem Willen heraus, das klingt wie der reinste Luxus. Die Menschheit braucht jede Menge davon, um die Welt in die richtigen Bahnen zu lenken. Doch wer ist wirklich dazu bereit?
Freund:
Du kannst eine Ewigkeit damit verbringen, außerhalb von dir nach Wahrheit und Liebe zu suchen, nach Erkenntnis und gutem Willen, und dabei deine Götter anbeten, sie mögen dir helfen. Das alles wird vergeblich sein. Du mußt bei dir selbst anfangen, mit dir selbst. Du kannst deine Anschauung nicht verändern ohne die Sichtweise darauf verändert zu haben. Du sprichst hier fortwährend über das Bild anstatt über die Fähigkeit des Malens.
Sei dir als Erstes darüber im Klaren, dass deine Welt nur eine Reflexion deines Inneren ist, und höre auf damit, die Fehler in der Reflexion zu suchen. Achte auf dich selbst, bringe dich selbst in die richtige Position, geistig und gefühlsmässig. Das physische Erleben wird dir augenblicklich folgen.
Wenn du Menschen helfen willst, von denen alle in ihren eigenen entsprechenden inneren privaten Welten leben, die sie mit ihren Absichten erschaffen haben, kannst du ihnen niemals wirklich helfen. Denn die einzige Hilfe besteht darin, dass sie selbst ihre Absichten ändern und so ihre eigene innere persönliche Welt.
Du sprichst so viel über notwendige Veränderungen, Reformen wirtschaftlicher, politischer und sozialer Art. Lass zunächst die Absicht nach all diesen Veränderungen beiseite und verändere stattdessen Denjenigen, der Veränderungen erschafft. Welche Art von Welt könnte ein Mensch erschaffen, dessen Ansichten dumm, gierig und herzlos ist? Erst wenn ein solcher Mensch seine Ansichten ändert, ändert sich auch seine Welt.
Denn du kannst deine innere Welt nicht verändern, wenn du dich zuvor nicht selbst veränderst. Es ist weder notwendig noch möglich, dass du andere Menschen veränderst. Das kann nur jeder selbst tun mit seinen eigenen selbst erschaffenen inneren Überzeugungen. Erst wenn du dich selbst verändert, wirst du herausfinden, dass Veränderungen nicht außerhalb von dir zu suchen sind. Denn um einen anderen Film zu sehen, mußt du eine neue Filmrolle einlegen, anstatt die Abbildungen auf der Leinwand zu attackieren.
Alle Dinge und Ereignisse geschehen allein durch Ausüben von Aufmerksamkeit. Sie geschehen, weil ich diese Dinge und Ereignisse einerseits so geschehen lassen kann, wie sie erscheinen, aber auch, weil ich ihre Erscheinung genau so und nicht anders geschehen lasse. Ihr Menschen fragt euch, ob die Dinge so sind, wie ihr sie bemerkt, oder ob es nur eure Interpretation ist, wie ihr die Dinge seht. Es ist beides möglich. Weil ich Alles bin und Alles befindet sich in mir. Wenn man die Welt ist, dann hat man auch keine Angst vor der Welt. Und wenn man Alles ist, wovor sollte man sich dann fürchten?
Feuer fürchtet sich nicht vor Feuer. In ähnlicher Weise sorge ich mich nicht über ein Gefühl von Angst, und kann auch nicht wirklich in eine Gefahr geraten. Denn ich habe keine Form, kein angreifbares Etwas. Alles Angreifbare ist gebunden an eine Form, an eine Bezeichnung, an ein Aussehen, dem man Gefahr oder Ärger zuordnen könnte. Ich bin jedoch nichts Zuordenbares. Mit wem sollte ich also ärgerlich sein und für was? Ärger kommt auf und benötigt ein Ich, um zu sein. Es hängt davon ab, wie lange ich meine Aufmerksamkeit darauf richte. Sobald ich sie darauf richte, bin ich der handlungsunfähige Sklave, der auf die Erfahrung Ärger zu empfinden reduziert ist. Wenn ich stattdessen der darauf Aufmerksamkeit-Ausübende bin, dann bin ich Derjenige, der diese Handlung erschafft und damit die Situation kontrolliert.
Dualität benötigt Trennungen und einen Hintergrund, um erkannt zu werden. Diesen Hintergrund nennt ihr Bewußtsein. Alles, von dem ihr sagt, es gibt dieses oder jenes, bedarf dieser Trennung. Und die wesentlichen Unterscheidungsmerkmale aller Trennungen sind Freude und Schmerz. Es ist Eines von Beiden, entweder etwas Erfreuliches oder Schmerzvolles. Um zu erkennen, was du tatsächlich bist, mußt du aufhören, diese Unterschiede zu erschaffen.
Der ständige Wechsel von etwas Freudigem und Schmerzvollen verliert seinen Einflussbereich, wenn du die Überzeugung abschaffst, dass es einen solchen Wechsel gibt. Du bist bereits Alles und Alles ist Deins. Du bist getrennt von allem Freudigen und Schmerzvollem. Du bist ausschließlich und vollkommen erfüllt von Dir. Du benötigst nichts Zusätzliches um zu sein. Als reine Aufmerksamkeit bist du wie ein Ozean, in den alle Flüsse münden und Eins werden und sind, weil sie niemals wirklich vom Ozean-Sein getrennt waren oder es jemals sein werden.
Als reine Aufmerksamkeit bemerkst du das Erscheinen einer Welt von Gegenständen, die auftauchen und wieder verschwinden in einer unendlichen Flut. All das befindet sich in dir, es gehört zu dir, es ist bereits alles Deins, jedoch nicht im Sinne von Besitzen.
Hinter all dem befindet sich eine unzerstörbare Kraft, die das alles beobachtet. Diese Kraft ist Aufmerksamkeit. Leben, Gott, Sein, oder Selbst, egal wie du es nennst. Sie ist das Lebendige, die Basis, die ultimative Voraussetzung für Alles, was bemerkt werden kann. Ähnlich wie Gold die Basis ist für sämtliche Schmuckstücke. Und diese Kraft ist so unmittelbar Deine sowie die jeder Daseinsform. Sie ist das, was ihr Lebendigkeit nennt. Entferne alle Bezeichnungen und Begriffe von sämtlichen Schmuckstücken und das Gold-Sein wird übrigbleiben. Entferne alle Begriffe, Formen und Gegenstände sowie alle Überzeugungen des Freudigen und Schmerzvollen, die den Dingen zugeordnet werden, und die reine Kraft der seienden unvergänglichen Aufmerksamkeit bleibt übrig.
So wie das Universum als die Verkörperung des Geistigen verstanden werden kann, so kann das Bewußtsein als die Verkörperung der Aufmerksamkeit verstanden werden. Sie selbst ist jedoch kein Bewußtsein, doch sie läßt Bewußtsein entstehen.
Werner:
Es gibt also einerseits das beobachtbare Bewußtsein bzw. seine Inhalte wie Sinneserfahrungen, Erinnerungen und Vorstellungen, und es gibt die Beobachtung an sich. Ist die Beobachtung an sich das Höchste, was es gibt?
Freund:
Wenn du Beides als Eins siehst, als verbunden und unverzichtbar für das jeweils Eine und Andere, und du dich dann dahinter begibst, dann befindest du dich im Zustand des Höchsten. Es ist selbst nicht erkennbar, da es jedes Erkennbare erst beobachtbar macht. Es befindet sich hinter jedem Dasein und jedem vorübergehenden Etwas, da es beides erst ermöglicht. Es ist weder der in den Spiegel Schauende, noch das im Spiegel Erkennbare, sondern derjenige, der das Vorhandensein von beiden bemerkt. Es ist, was es ist. Die zeitlose wahre Realität, unerschütterlich, fest und immer vorhanden.
Wenn du überzeugt bist, eine Person zu sein, dann wirst du Personen überall sehen. In Wirklichkeit gibt es jedoch keine Personen, sondern nur Sichtweisen aufgrund von Erinnerungen und Abhängigkeiten. In dem Moment, in dem du dieses erkennst, verschwindet das Person-Sein und die Erinnerung an eine Identität, an etwas, womit du dich identifiziert hast, bleibt zurück. Denn jede Erinnerung, jede Identifikation, ist keine Person. Die Person ist bereits in jeder Erinnerung, jeder Identifikation innewohnend. Die Person ist nicht das Seiende. Sie ist eine Reflektion im Bewußtsein Desjenigen, der Bewußtsein erschafft und benutzt. Sie ist nur eine Art des Seins, während der Aufmerksamkeit-Ausübende selbst keine bestimmte Art ist, sondern die unveränderliche Basis von sämtlichen Arten und Formen des Seienden.
Wenn der Wissende betrachtet wird als der Getrennte von dem Gewußten, dann ist der Wissende für sich. Wenn jedoch das Gewußte und der Wissende als Eins gesehen wird, als miteinander verbunden und unverzichtbar, dann wird der sich hinter diesen Beiden befindliche Aufmerksamkeit-Ausübende eins mit ihnen. Denn es bedarf dieses Aufmerksamkeit-Ausübenden, um zu unterscheiden, dass es einen Wissenden und das Gewußte gibt.
Werner:
Wir Menschen kennen nur die Daseinsform des Ichs. Nur mit diesem Ich erfahren wir die Welt. Wenn kein Ich vorhanden ist, wie beim Schlafen, dann erfahren wir auch nichts.
Freund:
Die Person, das so genannte Ich, ist eine sehr kleine, sehr begrenzte Art des Seienden. Sie ist mehr als etwas Komponiertes zu sehen, als etwas Erschaffenes, was nicht immer vorhanden ist, sondern nur dann, wenn Aufmerksamkeit darauf ausgeübt wird. Wenn du schläfst ist keine Person vorhanden, die sich des Schlafens bewußt ist.
Die Person kann nicht selbst existieren. Sie benötigt einen Erschaffenden. Wird die Erschaffung nicht länger aufrechterhalten, ist sie verschwunden. Sie ist wie eine Art Schatten des Geistes, eine Art Summe sämtlicher Erinnerungen. Das dahinter befindliche reine Sein erschafft eine Reflexion im Spiegel des Bewußtseins als das Gewußte. Alles Gewußte erscheint als in einer Person innewohnend, basierend auf Erinnerungsvermögen und Abhängigkeiten. Du kannst dir die Person vorstellen wie einen Schatten oder eine Projektion auf dem Bildschirm des Bewußtseins.
Werner:
Und wo ist dann Gott?
Freund:
Du selbst, als reine Aufmerksamkeit, bist eine Reflexion dessen, was du Gott nennst. Dieser Gott ist der Einzige, der etwas bewegt. Du bist das, was man Gottes Zeuge seiende Gegenwart nennen kann. Gott selbst sagt nicht zu sich "Ich tue das alles". Für ihn geschehen die Ereignisse aufgrund ihrer Natürlichkeit dass es überhaupt etwas Geschehbares gibt.
Sowohl du, als auch das, was du Gott nennst, wissen, dass ihr das unbewegliche Zentrum allen Beweglichen seid, die unverändliche unsterbliche Aufmerksamkeit alles Geistigen. Dieses Zentrum ist ein Punkt der Leere und der Beobachter ist ein Punkt aus purer Aufmerksamkeit bestehend. Beide verstehen sich selbst als eine Art von Nicht-Etwas. Jedes Etwas ist getrennt von etwas Anderem und damit befristet und vorübergehend. Doch der Erschaffende eines solches Etwas ist die Beständigkeit hinter allem Existierenden. Daher kann ihm nichts etwas anhaben.
Werner:
Überzeuge mich, dass ich bereits ein Gott bin.
Freund:
Wo ist für dich das Bett in dem du liegst, während du schläfst?
Werner:
Während ich schlafe? Ich bemerke das Vorhandensein des Bettes nicht, während ich schlafe.
Freund:
Sieh an. Und wo ist für dich das Haus, in dem du lebst, während du schläfst?
Werner:
Hmm, es ist für mich verschwunden.
Freund:
Wo ist für dich die Straße vor deinem Haus, während du schläfst?
Werner:
Sie ist verschwunden.
Freund:
Wo ist für dich das, was du ein Bewußtsein nennst, während du schläfst?
Werner:
Es ist verschwunden.
Freund:
Wo ist deine Frau Linda für dich, während du schläfst?
Werner:
Sie ist verschwunden.
Freund:
Wo ist für dich die Erde, der Mond, die Sonne, während du schläfst?
Werner:
Sie sind verschwunden.
Freund:
Für wen erscheint das Bett, in dem du liegst, wenn du aufwachst?
Werner:
Für mich.
Freund:
Für wen erscheint das Haus, in dem du lebst, wenn du aufwachst?
Werner:
Für mich.
Freund:
Für wen erscheint Linda, wenn du aufwachst?
Werner:
Für mich.
Freund:
Für wen erscheint die Erde, der Mond und die Sonne, wenn du aufwachst?
Werner:
Ich beginne allmählich zu verstehen ...
GESPRÄCHSENDE
Ich habe vor einiger Zeit über das Thema "Wie verändert man die Welt?" ein Gespräch mit einem sehr guten Freund geführt, über das ich mir Notizen gemacht und es aufgeschrieben habe. Ich möchte die Erfahrung über das Gespräch gerne mit euch teilen, weil ich denke, dass es dem einen oder anderen vielleicht selbst neue Anregungen und Denkanstöße geben könnte, und natürlich auch gerne mit jedem, der es mag, hier darüber diskutieren. Die Gesprächsteilnehmer waren Ich, Werner, und mein Freund.
GESPRÄCHSBEGINN
Werner:
Wie verändert man die Welt? Und ich denke, es ist höchste Zeit dafür. Viele Leute sind der Ansicht, dass die Welt in der wir leben, aus ihren Fugen gerät. Die Menschen sind darüber sehr besorgt. Vor allem die Jüngeren. Können sie darauf hoffen, dass sich die Welt noch in diesem Leben zum Bessseren wendet und sie nicht untergeht?
Freund:
Was veranlaßt dich zu denken, dass die Welt untergehen wird?
Werner:
Unsere kulturellen und sozialen Systeme sind selbstzerstörerisch. Wir denken, sie sind gerecht und gut, aber in Wirklichkeit zerstören wir damit weltweit die Natur, verschmutzen die Umwelt und die Luft. Manche entwickelten Technologien könnten uns sogar auf einen Schlag vernichten. All das ist nicht wirklich auf Entwicklung sondern mit einhergehender Zerstörung verbunden und darauf ausgerichtet.
Freund:
Über welche Zeit der Entwicklung sprichst du? So wie du reden Menschen seit es euch gibt. Immer und überall. Jede als schrecklich empfundene Situation ist jedoch immer nur zeitlich befristet und gilt nur für bestimmte Bereiche des menschlichen Lebens. Ist sie erst überwunden, gerät sie in Vergessenheit.
Werner:
Aber das Ausmaß der Zerstörung des Lebensraumes ist unglaublich groß. Und es wächst schneller als man es stoppen oder gar umkehren könnte. Es explodiert förmlich. Milliarden sind davon betroffen.
Freund:
Jeder Mensch leidet immer nur für sich allein, und beendet auch sein jeweiliges Dasein immer nur für sich allein. Eine Zahl von Milliarden Menschen ändert daran nichts. Es ist immer derselbe Tod, ob ihn ein Einzelner erfährt oder Milliarden.
Werner:
Es ist nicht der natürliche Tod, nicht das Ende des physischen körperlichen Daseins, welches mich beunruhigt. Das ist ja ganz natürlich. Darin liegt keine gewollte Zerstörung, so wie ich es eben meinte. Was mich beunruhigt ist die von uns Menschen herbeigeführte allmähliche Selbstzerstörung des Lebensraumes, durch vermeintliche Entwicklung zum Besseren hin. Die Natur selbst ist nicht zerstörerisch. Was ich meine sind die auf Neid, Gemeinheit und Gier beruhenden Handlungen des Menschen, im vermeintlichen Glauben, alles würde sich zum Besseren wenden. Dabei geht alles früher oder später den Bach runter. Wenn man das erkannt hat, sucht man zwar etwas Neues, aber auch das ist wieder etwas Zerstörerisches.
Freund:
Also sind nicht Leid und Tod dein Problem, sondern die auf Gier und Neid basierenden Handlungen. Sie sind das Ergebnis missbräuchlicher Anwendung des Geistes. Alle menschlichen Probleme entstehen aus dieser missbräuchlichen Anwendung von Aufmerksamkeit. Alle Kostbarkeiten der Natur und des Geistes hingegegen liegen bereits offen dar, um benutzt zu werden, für jeden, der in der Lage ist, sie zu erkennen.
Werner:
Wie benutzt man seinen Geist richtig?
Freund:
Die richtige Benutzung des Geistigen liegt in der Erschaffung der Überzeugung von Liebe, der Überzeugung von Leben, der Überzeugung des Wahren und des Schönen. Gier, Neid und Angst dagegen entstehen nur bei missbräuchlicher Anwendung des Geistes.
Werner:
Leichter gesagt, als getan. Wahre Liebe, Liebe der Menschheit, Liebe aus gutem Willen heraus, das klingt wie der reinste Luxus. Die Menschheit braucht jede Menge davon, um die Welt in die richtigen Bahnen zu lenken. Doch wer ist wirklich dazu bereit?
Freund:
Du kannst eine Ewigkeit damit verbringen, außerhalb von dir nach Wahrheit und Liebe zu suchen, nach Erkenntnis und gutem Willen, und dabei deine Götter anbeten, sie mögen dir helfen. Das alles wird vergeblich sein. Du mußt bei dir selbst anfangen, mit dir selbst. Du kannst deine Anschauung nicht verändern ohne die Sichtweise darauf verändert zu haben. Du sprichst hier fortwährend über das Bild anstatt über die Fähigkeit des Malens.
Sei dir als Erstes darüber im Klaren, dass deine Welt nur eine Reflexion deines Inneren ist, und höre auf damit, die Fehler in der Reflexion zu suchen. Achte auf dich selbst, bringe dich selbst in die richtige Position, geistig und gefühlsmässig. Das physische Erleben wird dir augenblicklich folgen.
Wenn du Menschen helfen willst, von denen alle in ihren eigenen entsprechenden inneren privaten Welten leben, die sie mit ihren Absichten erschaffen haben, kannst du ihnen niemals wirklich helfen. Denn die einzige Hilfe besteht darin, dass sie selbst ihre Absichten ändern und so ihre eigene innere persönliche Welt.
Du sprichst so viel über notwendige Veränderungen, Reformen wirtschaftlicher, politischer und sozialer Art. Lass zunächst die Absicht nach all diesen Veränderungen beiseite und verändere stattdessen Denjenigen, der Veränderungen erschafft. Welche Art von Welt könnte ein Mensch erschaffen, dessen Ansichten dumm, gierig und herzlos ist? Erst wenn ein solcher Mensch seine Ansichten ändert, ändert sich auch seine Welt.
Denn du kannst deine innere Welt nicht verändern, wenn du dich zuvor nicht selbst veränderst. Es ist weder notwendig noch möglich, dass du andere Menschen veränderst. Das kann nur jeder selbst tun mit seinen eigenen selbst erschaffenen inneren Überzeugungen. Erst wenn du dich selbst verändert, wirst du herausfinden, dass Veränderungen nicht außerhalb von dir zu suchen sind. Denn um einen anderen Film zu sehen, mußt du eine neue Filmrolle einlegen, anstatt die Abbildungen auf der Leinwand zu attackieren.
Alle Dinge und Ereignisse geschehen allein durch Ausüben von Aufmerksamkeit. Sie geschehen, weil ich diese Dinge und Ereignisse einerseits so geschehen lassen kann, wie sie erscheinen, aber auch, weil ich ihre Erscheinung genau so und nicht anders geschehen lasse. Ihr Menschen fragt euch, ob die Dinge so sind, wie ihr sie bemerkt, oder ob es nur eure Interpretation ist, wie ihr die Dinge seht. Es ist beides möglich. Weil ich Alles bin und Alles befindet sich in mir. Wenn man die Welt ist, dann hat man auch keine Angst vor der Welt. Und wenn man Alles ist, wovor sollte man sich dann fürchten?
Feuer fürchtet sich nicht vor Feuer. In ähnlicher Weise sorge ich mich nicht über ein Gefühl von Angst, und kann auch nicht wirklich in eine Gefahr geraten. Denn ich habe keine Form, kein angreifbares Etwas. Alles Angreifbare ist gebunden an eine Form, an eine Bezeichnung, an ein Aussehen, dem man Gefahr oder Ärger zuordnen könnte. Ich bin jedoch nichts Zuordenbares. Mit wem sollte ich also ärgerlich sein und für was? Ärger kommt auf und benötigt ein Ich, um zu sein. Es hängt davon ab, wie lange ich meine Aufmerksamkeit darauf richte. Sobald ich sie darauf richte, bin ich der handlungsunfähige Sklave, der auf die Erfahrung Ärger zu empfinden reduziert ist. Wenn ich stattdessen der darauf Aufmerksamkeit-Ausübende bin, dann bin ich Derjenige, der diese Handlung erschafft und damit die Situation kontrolliert.
Dualität benötigt Trennungen und einen Hintergrund, um erkannt zu werden. Diesen Hintergrund nennt ihr Bewußtsein. Alles, von dem ihr sagt, es gibt dieses oder jenes, bedarf dieser Trennung. Und die wesentlichen Unterscheidungsmerkmale aller Trennungen sind Freude und Schmerz. Es ist Eines von Beiden, entweder etwas Erfreuliches oder Schmerzvolles. Um zu erkennen, was du tatsächlich bist, mußt du aufhören, diese Unterschiede zu erschaffen.
Der ständige Wechsel von etwas Freudigem und Schmerzvollen verliert seinen Einflussbereich, wenn du die Überzeugung abschaffst, dass es einen solchen Wechsel gibt. Du bist bereits Alles und Alles ist Deins. Du bist getrennt von allem Freudigen und Schmerzvollem. Du bist ausschließlich und vollkommen erfüllt von Dir. Du benötigst nichts Zusätzliches um zu sein. Als reine Aufmerksamkeit bist du wie ein Ozean, in den alle Flüsse münden und Eins werden und sind, weil sie niemals wirklich vom Ozean-Sein getrennt waren oder es jemals sein werden.
Als reine Aufmerksamkeit bemerkst du das Erscheinen einer Welt von Gegenständen, die auftauchen und wieder verschwinden in einer unendlichen Flut. All das befindet sich in dir, es gehört zu dir, es ist bereits alles Deins, jedoch nicht im Sinne von Besitzen.
Hinter all dem befindet sich eine unzerstörbare Kraft, die das alles beobachtet. Diese Kraft ist Aufmerksamkeit. Leben, Gott, Sein, oder Selbst, egal wie du es nennst. Sie ist das Lebendige, die Basis, die ultimative Voraussetzung für Alles, was bemerkt werden kann. Ähnlich wie Gold die Basis ist für sämtliche Schmuckstücke. Und diese Kraft ist so unmittelbar Deine sowie die jeder Daseinsform. Sie ist das, was ihr Lebendigkeit nennt. Entferne alle Bezeichnungen und Begriffe von sämtlichen Schmuckstücken und das Gold-Sein wird übrigbleiben. Entferne alle Begriffe, Formen und Gegenstände sowie alle Überzeugungen des Freudigen und Schmerzvollen, die den Dingen zugeordnet werden, und die reine Kraft der seienden unvergänglichen Aufmerksamkeit bleibt übrig.
So wie das Universum als die Verkörperung des Geistigen verstanden werden kann, so kann das Bewußtsein als die Verkörperung der Aufmerksamkeit verstanden werden. Sie selbst ist jedoch kein Bewußtsein, doch sie läßt Bewußtsein entstehen.
Werner:
Es gibt also einerseits das beobachtbare Bewußtsein bzw. seine Inhalte wie Sinneserfahrungen, Erinnerungen und Vorstellungen, und es gibt die Beobachtung an sich. Ist die Beobachtung an sich das Höchste, was es gibt?
Freund:
Wenn du Beides als Eins siehst, als verbunden und unverzichtbar für das jeweils Eine und Andere, und du dich dann dahinter begibst, dann befindest du dich im Zustand des Höchsten. Es ist selbst nicht erkennbar, da es jedes Erkennbare erst beobachtbar macht. Es befindet sich hinter jedem Dasein und jedem vorübergehenden Etwas, da es beides erst ermöglicht. Es ist weder der in den Spiegel Schauende, noch das im Spiegel Erkennbare, sondern derjenige, der das Vorhandensein von beiden bemerkt. Es ist, was es ist. Die zeitlose wahre Realität, unerschütterlich, fest und immer vorhanden.
Wenn du überzeugt bist, eine Person zu sein, dann wirst du Personen überall sehen. In Wirklichkeit gibt es jedoch keine Personen, sondern nur Sichtweisen aufgrund von Erinnerungen und Abhängigkeiten. In dem Moment, in dem du dieses erkennst, verschwindet das Person-Sein und die Erinnerung an eine Identität, an etwas, womit du dich identifiziert hast, bleibt zurück. Denn jede Erinnerung, jede Identifikation, ist keine Person. Die Person ist bereits in jeder Erinnerung, jeder Identifikation innewohnend. Die Person ist nicht das Seiende. Sie ist eine Reflektion im Bewußtsein Desjenigen, der Bewußtsein erschafft und benutzt. Sie ist nur eine Art des Seins, während der Aufmerksamkeit-Ausübende selbst keine bestimmte Art ist, sondern die unveränderliche Basis von sämtlichen Arten und Formen des Seienden.
Wenn der Wissende betrachtet wird als der Getrennte von dem Gewußten, dann ist der Wissende für sich. Wenn jedoch das Gewußte und der Wissende als Eins gesehen wird, als miteinander verbunden und unverzichtbar, dann wird der sich hinter diesen Beiden befindliche Aufmerksamkeit-Ausübende eins mit ihnen. Denn es bedarf dieses Aufmerksamkeit-Ausübenden, um zu unterscheiden, dass es einen Wissenden und das Gewußte gibt.
Werner:
Wir Menschen kennen nur die Daseinsform des Ichs. Nur mit diesem Ich erfahren wir die Welt. Wenn kein Ich vorhanden ist, wie beim Schlafen, dann erfahren wir auch nichts.
Freund:
Die Person, das so genannte Ich, ist eine sehr kleine, sehr begrenzte Art des Seienden. Sie ist mehr als etwas Komponiertes zu sehen, als etwas Erschaffenes, was nicht immer vorhanden ist, sondern nur dann, wenn Aufmerksamkeit darauf ausgeübt wird. Wenn du schläfst ist keine Person vorhanden, die sich des Schlafens bewußt ist.
Die Person kann nicht selbst existieren. Sie benötigt einen Erschaffenden. Wird die Erschaffung nicht länger aufrechterhalten, ist sie verschwunden. Sie ist wie eine Art Schatten des Geistes, eine Art Summe sämtlicher Erinnerungen. Das dahinter befindliche reine Sein erschafft eine Reflexion im Spiegel des Bewußtseins als das Gewußte. Alles Gewußte erscheint als in einer Person innewohnend, basierend auf Erinnerungsvermögen und Abhängigkeiten. Du kannst dir die Person vorstellen wie einen Schatten oder eine Projektion auf dem Bildschirm des Bewußtseins.
Werner:
Und wo ist dann Gott?
Freund:
Du selbst, als reine Aufmerksamkeit, bist eine Reflexion dessen, was du Gott nennst. Dieser Gott ist der Einzige, der etwas bewegt. Du bist das, was man Gottes Zeuge seiende Gegenwart nennen kann. Gott selbst sagt nicht zu sich "Ich tue das alles". Für ihn geschehen die Ereignisse aufgrund ihrer Natürlichkeit dass es überhaupt etwas Geschehbares gibt.
Sowohl du, als auch das, was du Gott nennst, wissen, dass ihr das unbewegliche Zentrum allen Beweglichen seid, die unverändliche unsterbliche Aufmerksamkeit alles Geistigen. Dieses Zentrum ist ein Punkt der Leere und der Beobachter ist ein Punkt aus purer Aufmerksamkeit bestehend. Beide verstehen sich selbst als eine Art von Nicht-Etwas. Jedes Etwas ist getrennt von etwas Anderem und damit befristet und vorübergehend. Doch der Erschaffende eines solches Etwas ist die Beständigkeit hinter allem Existierenden. Daher kann ihm nichts etwas anhaben.
Werner:
Überzeuge mich, dass ich bereits ein Gott bin.
Freund:
Wo ist für dich das Bett in dem du liegst, während du schläfst?
Werner:
Während ich schlafe? Ich bemerke das Vorhandensein des Bettes nicht, während ich schlafe.
Freund:
Sieh an. Und wo ist für dich das Haus, in dem du lebst, während du schläfst?
Werner:
Hmm, es ist für mich verschwunden.
Freund:
Wo ist für dich die Straße vor deinem Haus, während du schläfst?
Werner:
Sie ist verschwunden.
Freund:
Wo ist für dich das, was du ein Bewußtsein nennst, während du schläfst?
Werner:
Es ist verschwunden.
Freund:
Wo ist deine Frau Linda für dich, während du schläfst?
Werner:
Sie ist verschwunden.
Freund:
Wo ist für dich die Erde, der Mond, die Sonne, während du schläfst?
Werner:
Sie sind verschwunden.
Freund:
Für wen erscheint das Bett, in dem du liegst, wenn du aufwachst?
Werner:
Für mich.
Freund:
Für wen erscheint das Haus, in dem du lebst, wenn du aufwachst?
Werner:
Für mich.
Freund:
Für wen erscheint Linda, wenn du aufwachst?
Werner:
Für mich.
Freund:
Für wen erscheint die Erde, der Mond und die Sonne, wenn du aufwachst?
Werner:
Ich beginne allmählich zu verstehen ...
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