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Wird "political correctness" übertrieben?

Viminal

Großer Auserwählter
10. Juni 2009
1.964
AW: Wird "political correctness" übertrieben?

Da fragt man sich doch: "Was darf Realsatire?" ... offenbar wirklich alles.
 

Telepathetic

Groß-Pontifex
1. Juli 2010
2.972
AW: Wird "political correctness" übertrieben?

Ein Obdachloser ist jetzt ein Wohnungssuchender.
Wenn wir an Wörtern herumdoktern, anstatt unsere Haltung gegenüber Menschen und Dingen zu verändern, ändert sich gar nichts. Es wird dennoch das Bild
in unseren Köpfen produzieren.
Ich möchte nochmal betonen, dass es keinen Sinn macht, jemanden oder etwas anders zu nennen, weil es ja nichts an den Fakten ändert. Was für mich mehr Sinn macht, ist jemanden oder etwas auf eine einzige Eigenschaft zu reduzieren. Jemand, der einen anderen umbringt, ist ein Mörder. Und es ist nur zu verständlich, in jemandem diese Eigenschaft verstärkt zu sehen, einfach um sich selbst zu schützen. Kann ja sein, dass der Mörder nochmal morden will. Kann aber auch sein, dass derjenige nie wieder auch nur irgendetwas kriminelles tun wird. Aber dadurch, dass man nur den Mörder in ihm sieht und ihm mit Angst, Ärger, Mißtrauen, Abneigung begegnet, bekommt er höchstwahrscheinlich kaum noch eine Chance sich gänzlich in die normale Gesellschaft einzufügen. Eher verstärkt man den Zustand seines Mörder-/Kriminellseins.
 

William Morris

Meister des Tabernakels
4. Mai 2015
3.764
AW: Wird "political correctness" übertrieben?

Wobei es ja wirklich eine dubiose Zählmethode ist, die Zeitrechnung mit einer Figur zu nullen, bei der sich Historiker streiten, ob sie überhaupt existiert hat oder wirklich im Jahr Null geboren ist. Und natürlich wird von allen Nichtchristen automatisch verlangt, sich diesem Datum zu beugen. Aus reiner Gewohnheit würde ich das jetzt nicht ändern wollen, eine seltsame Idee bleibt es trotzdem.
 

Telepathetic

Groß-Pontifex
1. Juli 2010
2.972
AW: Wird "political correctness" übertrieben?

Genauso verhält es sich ja auch mit den weitverbreiteten Vorurteilen über Berufsgruppen. Sind denn wirklich alle Politiker nur um der Macht willen dabei; alle Unternehmer, weil sie gierig sind; alle Lehrer, weil sie angeblich so viel Freizeit haben und sonst nichts schaffen; alle Handwerker, weil sie ehrlicher sind als andere? Ist doch ein ein wenig einfach gestricktes Bild. Wie wäre es denn anstatt political correctness oder schwarz-weiß mit detailierter Analyse? Ich rede jetzt von Personen. Lassen sich Systeme eigentlich ohne die Personen, die in ihnen operieren, beurteilen oder sind System und Personen untrennbar voneinander?
 

Veritas79

Großmeister-Architekt
8. November 2012
1.280
AW: Wird "political correctness" übertrieben?

@Tele: bei Mördern (vor allem die aus voll bewußten Vorsatz gemordet haben) kenne ich kein Mitgefühl. Das ist mir sch... egal ob der sich wieder eingliedern kann oder nicht. Da ist meine Schmerzgrenze für Mitgefühl erreicht. Mord ist das schlimmste Verbrechen überhaupt und ich finde das dieser Mensch jegliches Recht verwirkt hat. Aber das ist Ansichtssache :egal: Auch wenn es dabei um einen Vater geht der den Mörder seiner Tochter umbringt. Man darf das Leben eines anderen Menschen nicht beenden. Ich bin auch gegen die Todesstrafe. Ich bin auch der Meinung das ein Möder lebenslänglich hinter Gitter gehört und zwar für immer, nicht 15 Jahre, sondern bis er tot umfällt. Ich weiß das ist radikal, aber so sehe ich das nun mal.
 

Telepathetic

Groß-Pontifex
1. Juli 2010
2.972
AW: Wird "political correctness" übertrieben?

Danke für Deinen Beitrag, Veri.

Zum Thema "political correctness" habe ich noch einen interessanten Gedanken in einem blog gefunden, der sich damit beschäftigt, dass Namen von Schule, Straßen und Gebäuden geändert werden, weil die Namensgeber nicht perfekt gewesen sind. Es geht konkret um Woodrow Wilson, der einerseits mit der Gründung des Völkerbundes involviert gewesen ist, andererseits Rassentrennung gefördert hat und um Charles Lindbergh, der einerseits den Atlantischen Ozean allein im ein-motorigen Flieger überquert hat, andererseits von der Stärke der Wirtschaft im Deutschland der Nazis beeindruckt gewesen ist, nach Berlin ziehen wollte und von Hermann Göring sogar eine Medaille für seinen Flug über den Ozean erhalten hat.

Lange Geschichte kurz: der Autor des Blogs meint, dass diese Personen nicht perfekt gewesen sind, so wie auch sonst niemand perfekt ist, die aber was Wichtiges geleistet haben. Als wenn die Helden und besonderes Leistenden unserer Zeit reinweiß und heilig wären.
 

Veritas79

Großmeister-Architekt
8. November 2012
1.280
AW: Wird "political correctness" übertrieben?

ja ja *seufz* Orwell wir kommen :-_-: langsam aber gewiss
 

Ein wilder Jäger

Barbarisches Relikt
Teammitglied
18. November 2007
21.860
AW: Wird "political correctness" übertrieben?

Es gibt kein Jahr Null. Überraschten empfehle ich einen Blick auf ihr Geodreieck, das sicher noch aus Schulzeiten vorhanden ist. Dort wird sich auch kein Nullzentimeter finden, nur ein Nullpunkt. Sie mögen aber gern rechnen, ab wo sie wollen, ab urbe condita oder woab auch immer. Es ändert nichts an der Sache mit der Null.
 

Nachbar

Ritter Kadosch
20. Februar 2011
5.095
AW: Wird "political correctness" übertrieben?

ja ja *seufz* Orwell wir kommen :-_-: langsam aber gewiss
Tja, da gibt's ein großes Aufatmen unter den Anwohnern der Pappelalleen und Rotkehlchenwegen, weil denen bestimmt kein Papierkram ins Haus steht. Wohingegen in der Martin-Luther-Straße so langsam das Zittern beginnt, denn der Kerl war ja insgesamt ein ziemliches Miststück.
Eine Verbindung zu Orwell entdecke ich allerdings nicht. 1984 war die Wahrheit schlicht dem Zweck untergeordnet.
 

Veritas79

Großmeister-Architekt
8. November 2012
1.280
AW: Wird "political correctness" übertrieben?

Kommt "political correctness" bzw. die Wortneuschöpfung dem Neusprech aus dem Roman nicht nahe?
 

Giacomo_S

Prinz der Gnade
13. August 2003
4.327
AW: Wird "political correctness" übertrieben?

Wobei es ja wirklich eine dubiose Zählmethode ist, die Zeitrechnung mit einer Figur zu nullen, bei der sich Historiker streiten, ob sie überhaupt existiert hat oder wirklich im Jahr Null geboren ist. Und natürlich wird von allen Nichtchristen automatisch verlangt, sich diesem Datum zu beugen. Aus reiner Gewohnheit würde ich das jetzt nicht ändern wollen, eine seltsame Idee bleibt es trotzdem.

Nicht ganz richtig, denn es gibt durchaus abweichende Kalendersysteme.
Zum Jahreswechsel 1999/2000 kaufte ich mir in Tanger, Marokko einen Taschenkalender. In dem waren gleichberechtigt die Jahreszahlen 2000 und 1421 angegeben.
Allerdings ist der islamische Kalender ein Mondkalender und deshalb 11 Tage kürzer. Im Vergleich zu unserem Kalender verschieben sich die islamischen Monate daher; der Fastenmonat Ramadan kann daher in jedem Monat des westlichen Kalenders vorkommen.

Sicher, es hat historische Gründe, warum sich der christliche Kalender weltweit durchgesetzt hat. Allerdings: Er ist auch der einzige Kalender, der verhältnismäßig unkompliziert funktioniert. Der islamische Kalender verschiebt sich jedes Jahr, der jüdische Kalender hat komplizierte Schaltmonate. Und der chinesische, Maya- und keltische Kalender sind nur noch von historischem Interesse.

Im Grunde sind das doch sowieso alles lächerliche Befindlichkeiten.

Es geht ja auch niemand bei uns her und sagt: Wir hören jetzt auf, die arabischen (= indischen) Zahlen zu verwenden und rechnen jetzt wieder römische Zahlen oder rechnen mit keltischen Runen. Es käme auch niemand auf die Idee, die Wörter Admiral, Razzia, Alkohol, Chemie, Gitarre, Kaffee, Kaliber, Koffer und Zenit abzuschaffen, da sie aus dem Arabischen stammen.

Wer in solchen "Korrekturen der Sprache" übrigens ganz große Aktivisten waren ... die Nazis, auch wenn die meisten ihrer Wortschöpfungen nur sprachliche Kuriositäten geblieben sind. Da wurde dann aus
Nase = Gesichtserker
4-Zylinder-Explosionsmotor = 4-Topf-Zerknall-Treibling
 

Popocatepetl

Ritter Kadosch
27. August 2013
6.474
AW: Wird "political correctness" übertrieben?

4-Zylinder-Explosionsmotor = 4-Topf-Zerknall-Treibling

:lach2:

aber das ist doch ein scherz, oder ? dazu lässt sich zumindest mit google nichts finden, bloss foreneinträge... (unter anderem auch einer von hier aus dem jahr 2006)


ps: ok, hier it doch ein evtl ernst zu nehmender artikel, passt an sich super ins topic

Neusprech


 

Giacomo_S

Prinz der Gnade
13. August 2003
4.327
AW: Wird "political correctness" übertrieben?

:lach2:

aber das ist doch ein scherz, oder ? dazu lässt sich zumindest mit google nichts finden, bloss foreneinträge... (unter anderem auch einer von hier aus dem jahr 2006)


ps: ok, hier it doch ein evtl ernst zu nehmender artikel, passt an sich super ins topic

Neusprech



Ein früherer Professor von mir vertrat diese Ansicht und hat die Zeit auch bewusst erlebt.

Was ich aber aus eigener Erfahrung weiß:

In meiner Berufsschule gab es in der Bibliothek so ein "Standardwerk" für toitsche Gemeinschaftsverpflegung, mit einer ganz merkwürdigen Sprache. Man schien selbst die gängigsten kulinarischen Fremdworte übersetzen zu müssen (und ausschließlich zu verwenden):

Pommes frites = gebackene Kartoffelstäbe
Steak = Rückenscheibe
Sauce = Tunke

Rumpsteak mit Pommes frites und Sauce Hollandaise = Rückenscheibe vom Rind mit gebackenen Kartoffelstäben und holländischer Eierbuttertunke

Das lässt tief blicken.
 

Popocatepetl

Ritter Kadosch
27. August 2013
6.474
AW: Wird "political correctness" übertrieben?

erinnert grade irgendwie an die VSA, wo aus ärger, das die franzosen nicht beim irakkrieg 2003 mitmachten wollten, die 'french fries' in 'freedom fries' umgenannt werden sollten...


holländische eiertunke klingt aber irgendwie toll :)
 

Giacomo_S

Prinz der Gnade
13. August 2003
4.327
AW: Wird "political correctness" übertrieben?

erinnert grade irgendwie an die VSA, wo aus ärger, das die franzosen nicht beim irakkrieg 2003 mitmachten wollten, die 'french fries' in 'freedom fries' umgenannt werden sollten...

Ja, aber auch so ein Blödsinn, der sich am Ende nicht durchgesetzt hat.

im 19. Jh. gab es in Deutschland Vereine zur Sprachreinhaltung, die nach deutschen Worten für damals verwendete Fremdworte gesucht haben. Bei manchen konnten sie sich durchsetzen: Postlagernd für Poste Restante oder Emporkömmling für Parvenue. Andere sind heute gleichberechtigt: Anschrift für Adresse, Weltall für Universum. Andere damals propagierte "Übersetzungen" sind aber lediglich sprachliche Kuriositäten geblieben: Meuchelpuffer für Pistole, Dörrleiche für Mumie und Lotterbett für Sofa.
 

Giacomo_S

Prinz der Gnade
13. August 2003
4.327
AW: Wird "political correctness" übertrieben?

Wie viele Feministinnen braucht man, um eine Glühbirne zu wechseln ?
Zehn.

Die erste wirf einem Mann vor, nicht die Glühbirne gewechselt zu haben.
Die zweite wirft einem Mann vor, dass er versucht hat, die Glühbirne zu wechseln, und so verhindert hat, dass es eine Frau tut ("Manchanging").
Die dritte wirft Männern vor, ein Patriarchat errichtet zu haben, das Frauen entmutigt, Glühbirnen zu wechseln.
Die vierte wirft Männern vor, ein Patriarchat errichtet zu haben, in dem Frauen gezwungen werden, andauernd Glühbirnen zu wechseln.
Die fünfte wirft Männern vor, das Elektriker besser bezahlt werden, als Frauen, die Glühbirnen wechseln.
Die sechste bezeichnet Helligkeit als soziales Konstrukt, das von Männern erschaffen wurde, um ein Abhängigkeitsverhältnis zwischen Frauen und Glühbirnen wechselnden Männern zu schaffen.
Die siebte gründet eine "Dark Acceptance"-Bewegung, und proklamiert, dass Dunkelheit genauso viel Respekt und Anerkennung verdient wie Helligkeit.
Die achte erfindet einen Hashtag auf Twitter zum Thema.
Die neunte informiert die Medien darüber, dass von Frauen gewechselte Glühbirnen länger und heller brennen als solche, die von Männern gewechselt wurden.
Die zehnte stellt überrascht fest, dass irgendjemand mittlerweile die Glühbirne gewechselt hat und schreibt einen Blogeintrag darüber, warum es eine Feministin gewesen sein muss.
 

Viminal

Großer Auserwählter
10. Juni 2009
1.964
AW: Wird "political correctness" übertrieben?

Ich möchte nochmal betonen, dass es keinen Sinn macht, jemanden oder etwas anders zu nennen, weil es ja nichts an den Fakten ändert.
Es gibt aber durchaus Bezeichnungen, die eben nicht nur die Fakten beinhaltet sondern auch eine Wertung. Über die Zeit hinweg verschieben sich auch Bedeutungen und es gibt auch noch so etwas wie Anstand, der da gebietet manchmal schon über die eigene Wortwahl nach zu denken. Beispiel das Wort "Weib" - mag ja sein, dass es früher nichts abwertendes hatte, heute wird das aber schon allgemein eher negativ gesehen. Kann man doof finden, ändert aber nichts daran dass es nicht mehr bzgl. Frauen gebraucht werden sollte.

Ich habe auch schon den Eindruck, dass der Begriff political correctness nicht nur in die eine bisher besprochene Richtung missbraucht wird, sondern auch in die andere - nämlich als Kampfbegriff um selber verbal oder sonstwie die Sau rauslassen zu können und dann berechtigte Kritik mit der "political correctness"-Keule abzuwehren.
Es gibt z.B. durchaus Männer die in Frauen nichts anderes als kochende Sexpuppen sehen und sich auch entsprechend äußern - wenn dann eine Frau sich wegen dieser Beleidigungen beschwert oder in gleicher Münze heimzahlt, ist sie entweder "unterfickt" oder eine "Emanzenzicke" die die political correctness Keule schwingt.
Und von den Rassisten, die bei Kritik an ihren Ergüssen auch gerne das "Wird man ja wohl noch sagen dürfen"-Argument bringen ganz zu schweigen.
 

Popocatepetl

Ritter Kadosch
27. August 2013
6.474
AW: Wird "political correctness" übertrieben?

Beispiel das Wort "Weib" - mag ja sein, dass es früher nichts abwertendes hatte, heute wird das aber schon allgemein eher negativ gesehen.

hübsches beispiel. doch woher kommt es das 'weib' inzwischen negativ besetzt ist ? das ist doch die eigentliche frage.
 

Ein wilder Jäger

Barbarisches Relikt
Teammitglied
18. November 2007
21.860
AW: Wird "political correctness" übertrieben?

Statt Lotterbett kann man auch Faulbank sagen...

Meuchelpuffer:
Auf meinem Kopf einen Strumpf vom Palmers
Steh ich vor der Bank und sage "Überfall ma's!"
Mit dem Finger im Mantel statt einer Puffn
Ich kann kein Blut sehen, darum muß ich bluffen.

Puffer auch immer noch fachsprachlich für bestimmte Pistolen aus dem 16. Jh.. Der großen Eindeutschungswelle des 19. Jh. sind nicht nur einige militärische Dienstgrade, sondern auch sehr viele Cs zum Opfer gefallen und durch schnöde Zs und Ks ersetzt worden. Als Beispiel sei ein humoristischer Vers angeführt, der damit spielt, daß man das C im Lateinischen wie K aussprechen soll:

Kikero und Käsar gingen ins Konkil,
Käsar im Kylinder und Kikero in Kivil.

Auch Städte wie Cöln waren betroffen.
 

Popocatepetl

Ritter Kadosch
27. August 2013
6.474
AW: Wird "political correctness" übertrieben?

Statt Lotterbett kann man auch Faulbank sagen...

Meuchelpuffer:

Puffer auch immer noch fachsprachlich für bestimmte Pistolen aus dem 16. Jh.. Der großen Eindeutschungswelle des 19. Jh. sind nicht nur einige militärische Dienstgrade, sondern auch sehr viele Cs zum Opfer gefallen und durch schnöde Zs und Ks ersetzt worden. Als Beispiel sei ein humoristischer Vers angeführt, der damit spielt, daß man das C im Lateinischen wie K aussprechen soll:

Kikero und Käsar gingen ins Konkil,
Käsar im Kylinder und Kikero in Kivil.

Auch Städte wie Cöln waren betroffen.

ein haufen klugscheisserei, die nichts wirkliches zum thema beiträgt....


oberen post bitte löschen :)
 

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