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Baha'i

MatScientist

Ritter der ehernen Schlange
21. März 2014
4.122
AW: Baha'i

Weitere Antwort: nein. Baha'i ist eine Religion , keine politische/ Wirtschafts-Lehre.
Planen ist ja nicht Teil des Kommunismus, sondern nötig um eine weltweite Gemeinde zu pflegen.
Unter/Obergrenzen lassen sich z.B. ganz bequem per Steuerrecht umsetzen. Das ist aber Sache der Parlamente, eine Religion kann da nur die Richtung empfehlen.
Wie strebt dann die bahai-religion an Weltliche Forderungen ohne Einmischung in die Politik zu ermöglichen?

Soll es ähnlich islamischen Staaten wie den VAE ablaufen, wo die Scharia dann die Gesetzesgrundlage ist?

Wie will die bahai-religion die weltlichen Gesetze mit denen ihrer Religion vereinen, wenn doch das Universelle Haus die Gesetze für die Politik vorschlagen will?
Schwebt ihnen also ein gewähltes Parallelparlament vor, dass nur für die legislative zuständig ist?
 

dtrainer

Wiedergänger
17. Dezember 2008
10.562
AW: Baha'i

Wie strebt dann die bahai-religion an Weltliche Forderungen ohne Einmischung in die Politik zu ermöglichen?
Weltliche Forderungen sind nicht Gegenstand einer Religion. Sie gibt nur ethische Grundsätze, deren Umsetzung den Regierungen/ Parlamenten überlassen ist. Die kann man beraten, aber nicht an deren Stelle entscheiden.
Soll es ähnlich islamischen Staaten wie den VAE ablaufen, wo die Scharia dann die Gesetzesgrundlage ist?
Natürlich nicht. Woher nimmst du das bitte? Die Trennung von Staat und Religion wird in keiner Weise bestritten.
Wie will die bahai-religion die weltlichen Gesetze mit denen ihrer Religion vereinen, wenn doch das Universelle Haus die Gesetze für die Politik vorschlagen will?
Schwebt ihnen also ein gewähltes Parallelparlament vor, dass nur für die legislative zuständig ist?
Eben, vorschlagen bzw. deren Grundzüge. Es kann nicht Aufgabe einer Religion sein, weltliche Gesetze zu machen . Dazu ist sie nicht legitimiert. Religiöse Gesetze( besser: Gebote) sind nicht gleich weltlichen Gesetzen. Sie zu weltlichen Gesetzen zu machen, wäre widersinnig und entspräche nicht dem Sinn weltlicher Gesetze. Halt das mal auseinander. Die einen sollen den Menschen zu Gott führen, die anderen schädliches verhalten bestrafen. Sie können nicht gleich sein.
 

ThomasausBerlin

Ritter Kadosch
14. Januar 2012
5.094
AW: Baha'i

Das kann man jetzt so nicht ganz stehen lasen - im Moment gibt es die Gewaltenteilung zwischen Staat und Religion bei den Baha'i. ie Grundlage des zivilisatorischen Handelns des Einzelnen und der Gemeinschaft in der Baha'i-Religion ist der Kitab-i-Aqdas, und dort sind einige "Regeln" enthalten, die heute schon der üblichen Rechtssprechung demokratischer Staaten widersprechen. Baha'i verweisen in der Regel gerne darauf, dass die "Ausführungsbetimmungen" zu diesen "Baha'i-Gesetzen" erst noch von einem Universalen Haus erlassen werden müssen und den Erfordernissen der Gesellschaft und der der Zeit in der die Gesellschaft existiert, auch abgeändert oder wieder "gestrichen" werden können. Das istzwar im Kern richtig, aber welches "Beharrungsvermögen über Jahrhunderte hinweg" Menschen in religiösen Institutionen haben können, sehen wir ja am Beispiel der katholischen Kirche und des sunnitischen wie shiitischen Islam mit dem Hadithen-(Un)wesen). Mir fällt derzeit kein psychologisch nachvollzehbarer Grund ein, warum das bei den Baha'i anders sein sollte...

In manchen Bundesaaten in denUSA kann ein Dieb, der dreimal geklaut hat, lebenslänglich eingesperrt werde. Wobei es "den Buchstaben des Gesetzes nach völlig egal ist, warum der Dieb klaute - aus Eigensucht, oder um die hungrigen Münder seiner Kinder zu füllen....In der Baha'iReligion heist es im Kitab-i-Aqdas, dass dem Dieb "ein Mal an Hand der Stirn" angebracht werden soll, damit dieser "keine Aufnahme in den Reihen der Geliebten Gottes finden möge". Selbst wenn ein Universales Haus hierfür eine zeitlich begrenzte Ausführungsanordnung erlässt, so stellen sich zwei Fragen: Kann und darf eine religiöse Körperschaft in die "Staatshoheit" eingreifen, und wie soll ein Kleptomane in einer vorwiegend von Baha'i dominierten Gesellschaft unter solchen Bedingungen überleben können?

Baha'iverweisen gerne darauf, dass die Umsetzung der Gebote des Kitab-i-Aqdas ja nur das "interne Ausgestaltungsrecht der Gemeinschaft" berühren. Das ist aber hinsichtlich der Strafbestimmungen für Diebstahl, Brandstiftung, vorsätzlichem Mord, Ehebruch und ganz allgemein "sittlichem Wohlverhalten" nur die halbe Wahrheit. Muslime haben auch ein Ausgestaltungsrecht intern in ihrer Gemeinschaft, aber keinesfalls das Recht einem Dieb im Gemeindezentrum die rechte Hand zu amputieren oder ein untreues Paar im Hinterhof derMoschee zu steinigen... Soll in einer vorwiegend von Baha'i dominierten Gesellschaft so eine Praxis jemals rechtens sein?

Weder für dtrainer als aktiver Baha'i, noch für mich als "Ehemaligen" ist sowas vorstellbar - es stellt sich aber doch die Frage wohin sich denn eine "Baha'i-Gesellschaft" entwickeln kann, wenn "sharia-ähnliche" Gesetzesgrundlagen in derem "höchsten und heiligen Buch" verankert sind. Im "Baha'i-Forum" Geistige Nahrung Forum wurde vom dortigen Administrator die Auffassung vertreten, dass in einer zukünftigen Gesellschaft sich die Worte Baha'U'llahs verwirklicht hätten, wonach für den "wahren Gläubigen" alleine "der Gedanken an ein Verbrechen schlimmer sei, als das verbrechen selbst". Geht man davon aus - wäre aber die Strafbestimmungen des Kitab-i-Aqdas völlig unsinnig,weil ja im Ideal der "Baha'i-Gesellschaft" aufgrund generationenlanger Erziehung sowieso keiner mehr stiehlt oder mordet... Das Christentum mit dem Gebot der Nächstenliebebrachte die gleiche Voraussetzung mit - und 90% der Mafiosi in Italien sind "gläubige Katholiken"; die Sharia im Islam hätte eine ebenso grosse Erziehungsleistung vollbringen können- und die islamistischen Extremisten schwören "auf Allah".... Sollte das nun ausgerechnet bei den ethisch-moralischen Normen "der Baha'i" anders laufen (können)?


Bisher hat sich die Baha'i-Gemeinschaft über solche Fragen noch keine grossen Gedanken gemacht. Zum einen gibt#s halt einfach zu wenig Baha'i in der Welt, die dann in der Regel auch noch ganz andere sorgen haben, zum anderen "basteln" die Baha'i noch an dem konkreten Aufbau ihrer Verwaltungs- und Gemeindeordnung. Es hat sich da einfach noch nicht die Notwendigkeit ergeben, über solche Fragen intensiv zu beraten.... Ein ehemaliges Mitglied eine deutschen Nationalen Geistigen Rates hat mir mal in einem persönlichen Gespräch gesagt: "Thomas, wir haben im Moment so viel mit den Bedürfnissen der einzelnen Freunde zu tun, das wir gar nicht dazu kommen über solche grundlegenden Fragen intensiv zu beraten....".Wenn sich irgendwann in der Zukunft die Baha'i-Gremien mal als "machtlose Berater der Regierungen" verstehen und im Zuge einer solchen Aufgabe auch die Bestimmungen des Kitab-i-Aqdas mit dem Endziel einer "moralisch besseren Gesellschaft" hin ausgearbeitet haben - dann wäre die Sache "in Ordnung". Die Baha'i haben aber im Moment in ihren eigenen Reihen noch zu viele Fanatiker, die auf der einen Seite den "Gottesstaat" nach shiitischem Vorbild ablehnen, sich aber insgeheim mit dem Kitab-i-Aqdas in der Hand genau so einen "Gottesstaat" wünschen. Der Urenkel Baha'u'llah's, Shoghi Efendi, warnte während seiner Wirkungszeit nicht umsonst vor den "Feinden in den eigenen Reihen"....
 

dtrainer

Wiedergänger
17. Dezember 2008
10.562
AW: Baha'i

Ah ja. Ich lerne: Gegenwärtige Normen sind in Stein gemeißelt, gelten für die Ewigkeit und sind keineswegs Änderungen unterworfen
Das kann man jetzt so nicht ganz stehen lasen - im Moment gibt es die Gewaltenteilung zwischen Staat und Religion bei den Baha'i. ie Grundlage des zivilisatorischen Handelns des Einzelnen und der Gemeinschaft in der Baha'i-Religion ist der Kitab-i-Aqdas, und dort sind einige "Regeln" enthalten, die heute schon der üblichen Rechtssprechung demokratischer Staaten widersprechen.
...oder wie darf ich das verstehen? Soll die Gesellschaft nicht versuchen, Dinge wie menschengefährdende Brandstiftung, Ehrenmorde oder Kindesmißbrauch z:B. zu bekämpfen? Könnte das vielleicht bewirken, daß man gegenwärtig übliche Rechtsnormen überdenkt, verändert, weiter entwickelt?
So wie die Baha'i Gemeinde lernt, Lehren Baha'u'llahs anzuwenden, lernt der säkulare Staat mit Mißständen umzugehen. Ständig. Weder ich noch du noch irgendjemand kann heute wissen, was dabei heraus kommt. Zumal ja jede Zeit ihre eigenen Probleme entwickelt und wir das ebenfalls nicht wissen, was morgen aktuell sein wird. Da hilft es nicht, heutige Maßstäbe für sakrosankt zu erklären. Sobald sie sich als ungeeignet erweisen, werden sie verändert - und das muß so sein. Was hätten wir von einem Recht, das die "Macken" des 19. JH. berücksichtigt, die heutigen aber nicht? Das wird auch in Zukunft so sein...
 

Harrypotter

Erhabener auserwählter Ritter
8. Mai 2009
1.166
AW: Baha'i

Weitere Frage:
Besteht innerhalb der Anhänger eine gewisse Tendenz zum Kommunismus?
Ich war Kommunist. Habe aber erkannt dass Bahai und Kommunismus inkompatibel sind. Daher bin ich mit 19 Bahai geworden.
Es soll ja Unter-und-Obergrenzen des Einkommens geben und das Universelle Haus der Gerechtigkeit arbeitet 5-Jahrespläne aus.
Bitte bitte nicht Einkommen sondern Vermögen. Niemand braucht 100 Milliarden Dollar oder € ( Warren Buffet ) um sich zu verwirklichen.
Mit Einkommen und Steuern hat dies nichts zu tun.

- - - Aktualisiert - - -

Wie strebt dann die bahai-religion an Weltliche Forderungen ohne Einmischung in die Politik zu ermöglichen?
Mit Politik ist Parteipolitik gemeint. Ein Bahai soll und darf an Wahlen teilnehmen. Er/sie soll aber Menschen wählen und nicht Parteien.
 

dtrainer

Wiedergänger
17. Dezember 2008
10.562
AW: Baha'i

Mit Einkommen und Steuern hat dies nichts zu tun.
Na, woher wissen wir das denn? Kleine Zeitreise gemacht?
Bisher haben wir nur das Ziel, Armut und Reichtum zu begrenzen. Wäre mir neu, daß das schon irgendwo umgesetzt wäre. Das ist ja Sache von Regierungen, welche versucht denn das?
Es gab ja mal eine Vermögenssteuer, das wäre einer der denkbaren Wege. Ebenso könnte man unter einer Grenze die Besteuerung aussetzen - aber das sind nur Gedanken , was dann wirklich kommt, wissen wir noch nicht. Diskutiert werden solche Ansätze durchaus...
 

ThomasausBerlin

Ritter Kadosch
14. Januar 2012
5.094
AW: Baha'i

- - - Aktualisiert - - -


Mit Politik ist Parteipolitik gemeint. Ein Bahai soll und darf an Wahlen teilnehmen. Er/sie soll aber Menschen wählen und nicht Parteien.

Das ist bloss in der gegenwärtigen arteiendemokratie nicht ganz so einfach.... denn "dem Kandidat" hängt "die Partei" und die Forderung der Partei wie ein Rattenschwanz hinterher.... Es wäre anders, wenn es eine "Kammer der Parteilosen" gäbe - in dem Fall könnte man wirklich den am besten befähigten Menschen wählen... So eine Kammer gibt's aber in den westlich orientierten Parteiendemokratien nicht....

- - - Aktualisiert - - -

Ah ja. Ich lerne: Gegenwärtige Normen sind in Stein gemeißelt, gelten für die Ewigkeit und sind keineswegs Änderungen unterworfen

...oder wie darf ich das verstehen? Soll die Gesellschaft nicht versuchen, Dinge wie menschengefährdende Brandstiftung, Ehrenmorde oder Kindesmißbrauch z:B. zu bekämpfen? Könnte das vielleicht bewirken, daß man gegenwärtig übliche Rechtsnormen überdenkt, verändert, weiter entwickelt?

Der säkulare Staat in der westlichen Parteiendemokratie überdenkt fast ständig seine Rechtsnormen - oder lässt sie durch "seine Juristen" überdenken... Die Religion überdenkt aber die Grundlagen ihrer Rechtsnormen nicht; AT/NT, Qur'an, Kitab-i-Aqdas sind ja das "unwandelbare göttiche Gesetz".... Dabei sind die sort niedergeschriebenen "Regeln" noch nicht mal sosehr das Problem; das Problem sind diejemigen, die glauben die Weisheit Gottesmit Löffeln gefressen zu haben und nun diese angebliche Weisheit umsetzen. ich erinnere an die katholische Inquisition, ich erinnere aber auch an die Diskussion zwischen Reform-Muslimen und traditionellen Muslimmen bezüglich der sharia-Vorschrift "dem Dieb die rechte Hand abzuhacken"... (.. man kann diese Vorschrift auch so auslegen, als das die Gesellschaft jedem Menschen ein würdevolles und erträgliches Leben garantiert, so dass im Endeffekt niemand mehr gezwungen ist, aus Hunger und Not heraus Diebstähle zu begehen. Auch damit "ist dem Dieb die rechte Hand abgehckt" - freilich ohne das ein Knochen zersägt und ein Tropfen Blut fliesst....).

In der Regel, mein Freund, geht kein vernünftiger Mensch "einfach mal so" hin und wird zum Serienkiller oder zum"Dauerbrandstifter" (wobei hier zu fragen ist, ob den Baha'u'llah tatsächlich den "Feuerteufel um die Ecke" gemeint hat oder sich nicht eher im geistigen Sinne auf die geistigen Brandstifter bezogen hat...). Wenn ein Mensch das jedoch macht - ist er psychisch krank, und psychisch Kranke müssen zwar von der Gesellschaft isoliert sein, aber sie haben ein Recht auf eine Behandlung ihrer Geisteskrankheit. Mann kann natürlich fragen, ob Massenmörder wie Adolf Hitler,Saddam Hussein, Pol Pot, Baby Doc usw je hätten "behandelt" werden können..... Und man kann fragen: "ja wenn die Baha'i-Religion den "ethisch besseren Menschen" hervorbringt - wozu dann noch solche Strafvorschriften?...".

Im Hier und Heute jedenfalls graut's mit davor, das fanatische "Religiöse" die von sich selbst glauben, "Gottes Botschaft zu verstehen", jemals als Berater einer demokratischen Regierung auftreten.... egal ob's fanatische Baha'i, fanatische Muslime oder fanatische Christen sind....

Vor fanatischen Technokraten in einer solchen Positionen - graut's mir genauso.....
 

DaMan

Ritter-Kommandeur des Tempels
30. Januar 2009
4.517
AW: Baha'i

Das ist bloss in der gegenwärtigen arteiendemokratie nicht ganz so einfach.... denn "dem Kandidat" hängt "die Partei" und die Forderung der Partei wie ein Rattenschwanz hinterher.... Es wäre anders, wenn es eine "Kammer der Parteilosen" gäbe - in dem Fall könnte man wirklich den am besten befähigten Menschen wählen... So eine Kammer gibt's aber in den westlich orientierten Parteiendemokratien nicht....
Naja, die USA probieren das. Das Ergebnis ist eine pseudo-Aristokratie, funktioniert auch nicht so richtig.
 

ThomasausBerlin

Ritter Kadosch
14. Januar 2012
5.094
AW: Baha'i

Das Problem der USA - und etwas anders auch das Problem der russischen Föderation - ist der Umstand, das theoretisch zwar aus dem Tellerwäscher der Wallstreetmillionär werden kann, aus einem Arbeitslosen der"social Wellfare" erhält jedoch nie und nimmer ein Abgeordneter... Denn zur Erlangung eines politischen Mandates braucht man Einfluss, und Einfluss gibt's in den USA und in Russland nur dann, wenn man Geld hat - mit einer tatsächlichen Demokratie hat das auch nicht mehr viel zu tun....
 

Grubi

Moderator
Teammitglied
1. Juni 2008
6.686
AW: Baha'i

Moin

Ah ja. Ich lerne: Gegenwärtige Normen sind in Stein gemeißelt, gelten für die Ewigkeit und sind keineswegs Änderungen unterworfen
Das kann man jetzt so nicht ganz stehen lasen - im Moment gibt es die Gewaltenteilung zwischen Staat und Religion bei den Baha'i. ie Grundlage des zivilisatorischen Handelns des Einzelnen und der Gemeinschaft in der Baha'i-Religion ist der Kitab-i-Aqdas, und dort sind einige "Regeln" enthalten, die heute schon der üblichen Rechtssprechung demokratischer Staaten widersprechen.
...oder wie darf ich das verstehen? Soll die Gesellschaft nicht versuchen, Dinge wie menschengefährdende Brandstiftung, Ehrenmorde oder Kindesmißbrauch z:B. zu bekämpfen? Könnte das vielleicht bewirken, daß man gegenwärtig übliche Rechtsnormen überdenkt, verändert, weiter entwickelt?
[...]

Gesetze und Normen sind sicherlich nicht in Stein gemeisselt, aber der gesunde Menschenverstand sagt mir dass eine Rückkehr zur Todesstrafe oder eine Kennzeichnung von Dieben, nichts mit einer Weiterentwicklung von Ethik und Menschenrechten zu tun hat.
Zivilisierte Gesellschaften zeichnen sich ja eher dadurch aus, dass sie Menschen nicht durch Gewalt oder Hinrichtung zu erziehen versuchen.

Die Todesstrafe ist barbarisch und bewirkt offensichtlich keinerlei Verbesserung in den Ländern wo sie zur Anwendung kommt.
Im Gegenteil, wenn ein Staat oder eine religiöse Organisation die Hinrichtung von Menschen legitimiert, wird damit ein Zeichen gesetzt, welches darauf hinweist, dass der Tod von Menschen billigend in Kauf genommen wird, um für die Gesellschaft Verbesserungen zu erwirken.

In dem Zuge muss man sich dann nicht darüber wundern, wenn einzelne Mitglieder solcher Gesellschaften wiederliche Auslöschungsphantasien entwickeln und sich den Tod von vielen bösen Menschen herbeisehnen.

Böse Menschen sind dann oft diejenigen, die mit der religiösen oder Gesellschaftlichen Ordnung nicht kompatibel sind.

Es ist ausserdem wunderlich, dass sich eine Religion auf Propheten beruft, die ihre Lehren aufeinander aufbauen und weiterentwickeln,
plötzlich einen Propheten hervorbringt, der das wohl älteste Gesetzt der Menschheit "Du sollst nicht töten", wieder aufhebt weil man bestimmte Menschen eben doch töten darf...

Mit wohlmeinender Nächstenliebe hat das übrigens auch nix zu tun.

Gruss Grubi
 

ThomasausBerlin

Ritter Kadosch
14. Januar 2012
5.094
AW: Baha'i

Der Einwand von Grubi ist berechtigt: In der Thora verkündet Mose "Du sollst nicht töten". Jesus führte das mit "Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst" fort, und entwickelte damit dieses Gebot weiter. Von Muhammad, Bab und Baha'u'llah müsste eigentlich noch je eine Weiterentwicklung erwatet werden können - stattdessen Rückschritt in die "Steinigung" nach der Sharia und dem AT vor Moses...
.
Da ist der "moderne Humanismus" weiter.....
 

dtrainer

Wiedergänger
17. Dezember 2008
10.562
AW: Baha'i

Die Todesstrafe ist barbarisch und bewirkt offensichtlich keinerlei Verbesserung in den Ländern wo sie zur Anwendung kommt.
Am besten sagst du das den Eltern ermordeter Kinder, die einem angeblich resozialisierten Täter zum Opfer gefallen sind, oder einem "lebenslänglichen", der nach guter Führung entlassen, gleich wieder zugeschlagen hat.
Die Gesellschaft ist dem Schutz ihren Bürger verpflichtet. Es ist nun ja nicht Ziel der Sache, inflationär Todesstrafen zu verhängen, gegen was weiß ich für minder schwere Straftaten. Sie soll gelten für besonders schwere Taten die entsprechend schweren Schaden anrichten. Wer mordet oder ein Haus anzündet riskiert sie, und vielleicht erinnert sich ja noch wer.. Brandanschlag von Solingen
Solche Taten sind schon schlimm genug, wenn wir die Opfer betrachten. Es gibt aber viel weiter gestreute Folgen, weil Angst, Unsicherheit , Aggression verbreitet werden und damit der Gesellschaft ein viel größerer Schaden ensteht als man direkt sieht. Solche Taten müssen also so gut es eben geht, verhindert werden.
Da ihnen häufig ein (politisches, rassistisches..) Kalkül vorausgeht, sind harte Strafen hier wirksam, anders als bei Affekttaten. Und jetzt noch die einfache Frage: wir müssen Menschen schützen. Wen denn nun? Die Täter vor dem Gericht, oder die Opfer vor den Tätern? Das kann in Konflikt geraten. Da muß man sich entscheiden. Auch wenn es wehtut. Es bleibt noch die Umwandlung in lebenslänglich, aber bitte, siehe oben: das kann ebenso tödlich sein, nur für einen Unschuldigen....
Derzeit kann man zynisch kalkulieren: brenne ich einen Wald nieder, kann das Menschenleben kosten und ich riskiere ein paar Jahre. Dann baue ich da Häuser und verdiene gut, wegen Mord werde ich ja nicht belangt, ist ja nur ein "Kollateralschaden".
Von wegen "bewirkt nichts" - woher weiß ich das? Wie messen wir denn die Menge unterbliebener Taten, von den der potentielle Täte Abstand genommen hat?

Alles in Butter auf'm Kutter? Schläfst du gut, Grubi? Hoffentlich hat nie einer Wut auf dich...
 
Zuletzt bearbeitet:

Malakim

Insubordinate
31. August 2004
14.013
AW: Baha'i

Zum Glück leben wir in einem Land in dem die Todesstrafe verboten ist und zum Glück haben die Bahai hier wenig zu melden. Möge beides so bleiben.
 

dtrainer

Wiedergänger
17. Dezember 2008
10.562
AW: Baha'i

Zum Glück leben wir in einem Land in dem die Todesstrafe verboten ist und zum Glück haben die Bahai hier wenig zu melden. Möge beides so bleiben.
Es würde mich freuen, wenn du statt plakativer Sprüche einmal sagen würdest, wie du dir denn vorstellst die angesprochenen Probleme zu lösen. Das ist leider ein wenig komplizierter als sich zu wünschen, daß ungeliebte Ansätze sich einfach nicht umsetzen lassen..
 

Malakim

Insubordinate
31. August 2004
14.013
AW: Baha'i

Es würde mich freuen, wenn du statt plakativer Sprüche einmal sagen würdest, wie du dir denn vorstellst die angesprochenen Probleme zu lösen. Das ist leider ein wenig komplizierter als sich zu wünschen, daß ungeliebte Ansätze sich einfach nicht umsetzen lassen..

Man kann und darf sehr wohl das Mittel der Tötung ausschließen.
Das wird übrigens auch getan und ich fühle mich in unserem Land sehr sicher und mir kommt es nicht so vor als hätten wir arge Probleme mit der Kriminalität.
Verbessern kann man das sicherlich noch und ich bin sicher auch ohne Todesstrafe (oder irgendeine GOttgefällige religiöse Führung).
 

dtrainer

Wiedergänger
17. Dezember 2008
10.562
AW: Baha'i

Klar kann man , das ist Sache der Volksvetreter. Nur vermisse ich weiterhin die Antwort auf meine Frage...
 

Malakim

Insubordinate
31. August 2004
14.013
AW: Baha'i

Klar kann man , das ist Sache der Volksvetreter. Nur vermisse ich weiterhin die Antwort auf meine Frage...

dtrainer, ich habe und wollte meine Meinung zur Todesstrafe einstellen.
Ich sah das als notwendig an weil Du Dir ja diesen Rückschritt ins Mittelalter wünschst.

Weitere Fragen wollte ich nicht beantworten und ich halte das auch nicht für nötig um meine ablehnende Haltung gegenüber der Todesstrafe aufrecht erhalten zu können.
 

ThomasausBerlin

Ritter Kadosch
14. Januar 2012
5.094
AW: Baha'i

Am besten sagst du das den Eltern ermordeter Kinder, die einem angeblich resozialisierten Täter zum Opfer gefallen sind, oder einem "lebenslänglichen", der nach guter Führung entlassen, gleich wieder zugeschlagen hat.

Solche Taten sind schon schlimm genug, wenn wir die Opfer betrachten. Es gibt aber viel weiter gestreute Folgen, weil Angst, Unsicherheit , Aggression verbreitet werden und damit der Gesellschaft ein viel größerer Schaden ensteht als man direkt sieht. Solche Taten müssen also so gut es eben geht, verhindert werden.

Von wegen "bewirkt nichts" - woher weiß ich das? Wie messen wir denn die Menge unterbliebener Taten, von den der potentielle Täte Abstand genommen hat?

.

Ich bin - wie Du weisst - kein Freund der Statistiken - aber Du hast doch jetzt sicherlich eine aussagekräftige Statistik bereit, die zumindestens einen Anhaltspunkt dafür bietet dass Deine Theorie "Hand und Fuss" hat? Anders ausgedrückt: Wie willst Du denn "potentiell unterbliebene Straftaten durch die Abschreckung der Todesstrafe" messen wollen?

In Deutchland istdie Resozialisierungsquote von Kriminellen nichtgerade "berauschend hoch" - man schiebt's auf's fehlende Geld für Justiz.Psychologen und Therapeuthen. Interessanterweise hat man aber genug Geld um deutsche Soldaten in Kriegseinsätze zu schicken.... Trotzdem wage ich mal - auch angesichts der Sicherheitsverwahrung - zu bezweifeln, dass jeder Mörder der seine Strafe verbüsst hat, jeder der Kinder geschändet und misshandelt hat, gleich nah seiner Entlassung an nix "Besseres" denkt, als gleich wieder im gleichen"Metier" straffällig zu werden.... Und obwohl ich für Neo-Nazi's nix, aber auch gar nix "übrig" habe, bezweifle ich ebenso dass ein verurteilter Brandstifter und Mörder aus der rechten Szene nach verbüssten 15 oder 20 Jahren Haft gleich wieder zum Feuerzeug und Benzinkanister greift.... Die werden nämlich im Knast auch älter; aufgrund der besonderen psychischen Belastung der Gefangenen wage ich mal zu behaupten, dass die mental und körperlich unter solchen Lebensbedingungen schneller altern, als das"draussen" der Fall wäre. Wenn die mit ihrem Pappkoffer vor den Knasttürenstehen - werden allerhöchstens von den gleichaltrigen Alten noch 'ne Zeitlang als "Helden" gefeiert, um dann, wenn se "Glück" haben, einen unwichtigen Parteiposten bei der NPD "abzustauben".

Nun kannste damit"argumentieren" wollen, dass man solchen Typen ja "irgendwie" die Einflussnahme auf die nachgewachsene Generation "verbieten" müsste.... Schon recht - aber doch nicht mit Ermordung, Hinrichtung, Todesstrafe. Wie wär's stattdessen mal damit, der nachwachsenden Generation ein wenig mehr Bildung zukommen zu lassen - dann lassen die nämlich die "ewig Gestrigen" links liegen und hören auf den Schrott den die erzählen nicht mehr...

Und nochmals, dt: Wenn Verbrechen eine " geistige Krankheit" ist, dann sind Verbrecher "geistig krank". Und "geistig Kranke" ermordet man nicht (wie das die Altnazi's getan haben), man versucht sie so gut es geht zu "heilen". Und da wo das nicht geht, schafft man menschenwürdige Lebensbedingungen für solche Menschen, und isoliert sie gleichzeitig vom Rest der Gesellschaft - damit sie ihrer geistigen Krankheit keinen "Auslauf" geben können.

Als absoluter Gegner der Todesstrafe schlaf' ich übrigends sehr gut....
 

dtrainer

Wiedergänger
17. Dezember 2008
10.562
AW: Baha'i

Ich finde es nicht sonderlich sachdienlich, daß hier eine rechtskräfite Verurteilung als "Mord" bezeichnet wird. Das kann so sein, wenn der Angeklagte unschuldig ist, ja. Aber ebenso kann eine Verurteilung zu einer Zeitstrafe zu weiteren Taten führen. Sieht hier keiner das Dilemma? Wie immer ein Urteil ausfällt, es kann falsch sein. Da brauchen wir keine Statistik, sondern die Einsicht, daß wir immer irren können, so oder so.
Letztlich ist es die Frage, ob wir uns entscheiden- bei allen Bedenken - unschuldige bestmöglich zu schützen, oder eben Täter. Nichts, absolut gar nichts, erspart uns die moralischen Bedenken, gibt uns absolute Sicherheit im Urteil. Wir können uns nicht darum herum drücken, es wird immer eine Frage sein die wir nicht 100% beantworten können. Wer die Moral nur auf einer Seite sieht, macht sich etwas vor.
Nur, wie kommen wir in die unangenehme Zwickmühle? Doch nur durch eine abscheuliche Tat. Wie kommen wir jetzt dazu, uns einer klaren Entscheidung für den Schutz Unschuldiger zu entziehen? Den können wir, egal wie, nicht ganz perfekt umsetzen. Aber das heißt ja nicht, daß wir uns den 100% nicht nähern können...
 
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