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Deutschland - Bleiben oder Gehen?

Ein wilder Jäger

Barbarisches Relikt
Teammitglied
18. November 2007
21.819
Wir werden sehen. In Thüringen stagniert die AfD, und daß die CDU eher eine kommunistische Minderheitsregierung mitträgt, die jahrelang die versprochenen Neuwahlen vor sich herschiebt, als auch nur eine eigene, AfD-gestützte Minderheitsregierung ins Auge zu fassen, wissen wir ja.
 

Giacomo_S

Prinz der Gnade
13. August 2003
4.321
Warum wird so etwas zu einer politischen Angelegenheit? Warum ist „Ausländer raus!“ ein Skandal, „Nazis raus!“ nicht - wobei man bedenken muss, dass „Nazi“ ja mittlerweile keine exakte Definition mehr ist, sondern eine willkürliche Beschimpfung, die jeden treffen kann?

Da sehe ich schon Unterschiede. Ein Ausländer ist zunächst erst einmal nur ein Staatsbürger einer anderen Nation. Ein Nazi ist jedoch ein Anhänger einer verfassungsfeindlichen Partei.

Welchen Zweck verfolgt die Politik also damit, scheinbar willkürlich dieses Vorfällchen mit viel Getöse bis ins Groteske aufzubauschen?

Es ist doch auch bei anderen, weniger politische Vorfällen genau dasselbe: Es passiert irgendwo etwas, und irgendein Wichtigtuer kommt wie ein Springteufelchen hoch geschossen und fordert ein neues Gesetz. Als ob ein neues Gesetz allein irgend etwas ändern würde! Aber ein neues Gesetz, das kostet erst einmal nichts, dafür ist man wieder einmal mehr spektakulär in der Öffentlichkeit.
 

Ein wilder Jäger

Barbarisches Relikt
Teammitglied
18. November 2007
21.819
Äh, nein, es fordert keiner ein neues Gesetz. Gefühlt alle fordern ein Handeln der "Zivilgesellschaft", beklatschen es, auch wenn es illegal sein sollte und versuchen die Gerichte zu einer Ausschöpfung des Strafrahmens zu nötigen. Das muß jeden Anhänger des Rechtsstaates (auf den ich übrigens vereidigt bin), sehr beunruhigen. Vorausgesetzt, er versteht es.

Im übrigen sind Ausländer eben Ausländer und genießen nur im Ausnahmefall Ansiedlungsfreiheit, angebliche Nazis (tatsächlich natürlich angebliche Neo-Nazis) dürften mehrheitlich Deutsche sein. Haben Deutsche die falsche Meinung, ist ihre Ausweisung unkritisch?
 

Lupo

Ritter Kadosch
3. Oktober 2009
6.316
Da sehe ich schon Unterschiede. Ein Ausländer ist zunächst erst einmal nur ein Staatsbürger einer anderen Nation. Ein Nazi ist jedoch ein Anhänger einer verfassungsfeindlichen Partei.

Ach so. Warum skandierte dann zum Beispiel die Antifa zu den Demonstrationen gegen die Corona-Maßnahmen „Nazis raus?“. Statistisch waren in diesen Demonstrationen Anhänger der grünen Partei am häufsten vertreten.

Nein. Nazi ist man nicht. Zum Nazi wird man erklärt. Von denen, die außer ad hominem keine Argumente haben und so jeder Diskussion ausweichen. Ohne jeden validen Bezug auf eine verbrecherische historische Partei oder Ideologie.

Natürlich gibt es Unterschiede. Ist wohl nicht zu vermeiden bei unterschiedlicher Wortwahl. Aber die sind marginal. Im Kern sind die Aussagen identisch. Ich schere alle, die ich nicht leiden kann, über einen Kamm und brülle „Raus!“. Und ob auf diesem Kamm nun „Ausländer“ oder „Nazi“ steht, ist vollkommen irrelevant, beliebig und austauschbar, denn beide Kämme sind grob unangemessen, das Gegröhle sowieso.

Es besteht also kein Unterschied. Und ich habe keinerlei Verständnis für den Versuch herbeizureden, dass (nur) die einen im Kern vielleicht doch ein kleines bisschen recht hätten. Das gleiche kleine bisschen Recht haben die anderen, mit Blick auf ausländische Massenvergewaltiger, Messermänner usw nämlich auch.
 

MatScientist

Ritter der ehernen Schlange
21. März 2014
4.113
Jedes Land hat seine ihm eigene Befindlichkeiten, und bei uns ist es eben die Xenophobie. So gesehen war der Sylter Vorfall eine Steilvorlage. Und Übrigens selten dämlich seitens der Geschäftsführung der Kaschemme, denn als Gastronom hat man immer auch eine Art Fürsorgepflicht für seine Gäste. Denn manchmal benehmen sie sich wie kleine Kinder, und dann muss ggf. Pappi auch mal einschreiten, den Saft abdrehen und schimpfen.

Das ist nicht immer einfach.
Hier in München hatte ein großer Gastro-Betrieb Probleme mit studentischen Vereinen (Burschenschaften). Die haben in gemieteten Räumen die falschen Lieder gesungen und andere Gäste sowie Mitarbeiter angepöbelt. Daraufhin hat der Wirt die Vermietung an Burschenschaften vorerst ausgesetzt, "bis eine Lösung für dieses Problem gefunden ist", was die Studenten veranlasst hat, im Netz schlechte Bewertungen abzugeben, ja sogar digital zu generieren - bis hin zur völligen Sinnlosigkeit der negativen Ergebnisse.

Da muss man sich schon fragen: Wie lächerlich ticken diese Menschen eigentlich, und noch dazu angehende Akademiker. NB: Nach meiner persönlichen Erfahrung verhalten sich gerade "die einfachen Leute" in der Gastronomie höflicher und freundlicher als der vermeintliche Geldadel. Denn Letztere scheinen oft zu meinen, sie hätten die Menschen, die für sie arbeiten, gleich mit gekauft.

Und ja: Dann wird es auch zu einer politischen Angelegenheit. Denn der Gast bezahlt für die angebotenen Waren und den Service, nicht aber für die Würde der Mitarbeiter. Denn die ist, wir wir alle wissen, nach Art. 1 Abs. 1 des GG der Bundesrepublik Deutschland unantastbar.
heute früh noch migrationsnaiv und die pöhsen Sylter, denen man den Saft abdrehen muss.

Keine 5 Stunden später sticht Islamist Islamkritiker und Polizisten ab.

Diese ganzen alles zerredenden Gutmenschen wissen garnicht, was sie mit ihrer Legitimationseinstellung alles anrichten.
 

William Morris

Meister des Tabernakels
4. Mai 2015
3.760
Ich denke, sich daneben benehmende Gastronomiegäste sind eine Ärgerlichkeit, die mindestens so alt ist wie die Gastronomie selbst. Und solche, die widerliche Lieder grölen, sind da wohl eher die harmloseren Vertreter dieser Spezies.

Warum wird so etwas zu einer politischen Angelegenheit? Warum ist „Ausländer raus!“ ein Skandal, „Nazis raus!“ nicht - wobei man bedenken muss, dass „Nazi“ ja mittlerweile keine exakte Definition mehr ist, sondern eine willkürliche Beschimpfung, die jeden treffen kann?
Könnte daran liegen, dass man als Nazi einfach ein Arschloch sein MUSS, während man als Ausländer ein Arschloch sein KANN.
 

Vercingetorix

Ritter vom Osten und Westen
22. Juli 2018
2.408
Also wirkliche Nazis dürfte es ja nicht mehr viele geben. Wenn dann sprechen wir wohl von Neonazis oder Skins.
Die dürften aber für die wenigsten Auswanderer der Grund für das verlassen des besten Deutschland aller Zeiten sein.
Viele kommen ja auch in die Schweiz, so z.B. auch mein direkter Nachbar, feiner Kerl. Ist seit ca. 8 Jahren hier und bereut keinen Tag, wie er sagt.
Er ging nicht wegen den Arschlöchern deutscher Herkunft, sondern wegen eines Wandels der ihm nicht gefiel... Scheinbar kann er gut antizipieren.
 

Lupo

Ritter Kadosch
3. Oktober 2009
6.316
Könnte daran liegen, dass man als Nazi einfach ein Arschloch sein MUSS, während man als Ausländer ein Arschloch sein KANN.

Danke. Da ich hier in diesem Forum ja auch schon mal als Nazi bezeichnet wurde, bin demnach auch ein Arschloch, bei dem die „Nazis raus!“ Rufe durchaus eine gewisse Berechtigung haben.

Hast Du da in Deinem Gedankengang nicht irgendwas übersehen?
 

Lupo

Ritter Kadosch
3. Oktober 2009
6.316
Um das noch ein bisschen auszubauen.

Also, meine erste Ernennung zum Nazi habe ich mir hier eingehandelt, als ich kritisch zu Windkraftwerken schrieb. Das nächste Mal, als ich vor einer Kommunalwahl an einem Infostand der AfD stand und mir deren Standpunkt zum Zubau regenerativer Energiegewinnungsanlagen in der Region erfragte. Die nächsten, als ich auf den Montagsspaziergängen mitlief. Dreimal. Von verschiedenen Leuten bei verschiedenen Anlässen.

Man könnte jetzt einmal ein beliebiges Geschichtsbuch zur Hand nehmen, um zu prüfen, welchen spezielle Standpunkt der Nationalsozialismus zur Technologie der Energieversorgung hatte. Und wird nichts finden. Der Protest gegen staatliche Übergriffe in die bürgerlichen individuellen Freiheitsrechte ist ebenfalls nichts, woran man einen Nationalsozialisten erkennen würde. Auch das ergebnisoffene Einholen von Informationen zur eigenen Meinungsbildung für eine nach eigenem Ermessen sinnvolle Wahlentscheidung ist nichts, wofür der Nationalsozialismus bekannt ist.

Ich sehe darüber hinaus die ideologische Nähe zum Nationalsozialismus eher bei denen, die diese Gespräche zu unterbinden versucht haben oder auch bei den Politikern, die das Grundgesetz einfach aushebeln und somit seines Sinns berauben, wenn es der von ihnen verfolgten Politik im Weg ist. Aber egal. Ich werde ja von genau diesen Leuten, bzw deren Mitläufern als Nazi bezeichnet, also MUSS ich ein Arschloch sein. Und deswegen (welch Logik!) ist der Ruf “Nazis raus!“ auch irgendwo verständlich und da muss man auch Verständnis haben.

Klar. Hab ich. Es ist vollkommen in Ordnung, wenn ich zeitgleich als „Nazi“ und in waschechter Nazi-Terminologie als „gefährlicher Sozialschädling“ beschimpft werde. Ja, da ist es irgendwie schon nachvollziehbar, wenn mein Rauswurf gefordert wird. Ich bin ja schließlich nicht persönlich gemeint. Und dem gegenüber ist es völlig unverständlich und unverzeihlich, wenn die Dauernachrichten über Messermorde, Massenvergewaltigungen, Clankriminalität zu einem Unmut führen, der sich in einem schwachen Moment zu „Ausländer raus!“ verdichtet. Unmöglich sowas, how dare they?

Alles klar. Nein, ich bereue meinen Schritt wirklich nicht.
 

Nachbar

Ritter Kadosch
20. Februar 2011
5.095
Genau das, was ich jetzt aus Deutschland wahrnehme - zum Beispiel die wohlkalkulierte hysterische Aufregung, weil ein paar junge Leute in Sylt irgend etwas Belangloses gegrölt haben - fehlt hier völlig.
Sie haben "Deutschland den Deutschen, Ausländer raus!" gegrölt, und es ist mir schwer begreiflich, wie man das "irgend etwas Belangloses" nennen kann.
Ebenfalls begreife ich nicht, was Bomber Harris bei der Besprechung dieses Vorfalls zu suchen hatte.

Persönlich halte ich diese jungen Deppen für CDU und FDP Wähler, die es im angetrunkenen Zustand total witzig fanden, sich mal wie ein rechtsnationaler Mob zu gebärden. Vermutlich fiel ihnen nichts besseres ein, ihr insgesamt konformistisches Dasein mit etwas geradezu abenteuerlich Verbotenem anzureichern, ohne dass dabei der Porsche Schrammen abbekommt.
Bedenklich daran ist die Verschiebung des Sagbaren, also die stattfindende Normalisierung des Radikalen.

Meiner Beobachtung nach haben diesen durchaus ekligen Vorfall nicht Politiker zu umproportionaler Größe aufgebläht, sondern die Medien. Die Politiker gerieten dadurch in Zugzwang. (Kürzlich gab es ja in privaten Nachrichtensendern auch kein weiteres Weltgeschehen mehr, weil auf Mallorca das Dach eines Clubs eingestürzt war.)

Ich halte auch "Ungarn den Ungarn, Ausländer raus!" für eine schlimme Parole, aber zum Einen würdet ihr die wahrscheinlich noch nicht verstehen und zum Anderen empfindet ihr euch eventuell als Ausländer 1. Klasse mit Sahnehäubchen, für die das nicht gilt. Und das stimmt wohl auch. Meinen Glückwunsch zu der hervorragenden Leistung, zufällig in Deutschland geboren worden zu sein.
 

Giacomo_S

Prinz der Gnade
13. August 2003
4.321
Also, meine erste Ernennung zum Nazi habe ich mir hier eingehandelt, als ich kritisch zu Windkraftwerken schrieb. Das nächste Mal, als ich vor einer Kommunalwahl an einem Infostand der AfD stand und mir deren Standpunkt zum Zubau regenerativer Energiegewinnungsanlagen in der Region erfragte. Die nächsten, als ich auf den Montagsspaziergängen mitlief. Dreimal. Von verschiedenen Leuten bei verschiedenen Anlässen.

Mir hat man bereits den Nazi angedichtet, nur weil jemandem meine Kleidung nicht gefiel (schwarzer Ledermantel & Fedora).
Inzwischen denke ich mir aber auch manchmal: Man ist da oft einfach zu dickfellig: Was stört's die Eiche, wenn die Sau sich an ihr scheuert?
Eine Beleidigung ist aber auch kein Kavaliersdelikt, und "Nazi" ist noch eine der gröberen. Man kann sie auch zur Anzeige bringen, und sie ziehen, je nach Einkommen des Beleidigers, auch ganz empfindliche Geldstrafen nach sich.

Einen meiner Freunde durfte aufgrund eines in meinen Augen weit harmloseren Ausspruchs (keine Story. Ich habe das Urteil mit meinen eigenen Augen im Original gelesen) schließlich 1.000€ zahlen dürfen (die nie komplett gezahlt wurden, da er zwischenzeitlich verstarb).
Im Falle des Falls sollte man durchaus mal die Situation einschätzen - denn Zeugen braucht man natürlich - und eine Beleidigung auch mal zur Anzeige bringen. Und wenn so ein unflätiger Mensch dann mal eine empfindliche Geldstrafe hat zahlen müssen (die sicherlich auch noch deutlich höher sein kann als die o.g. Summe, denn mein Freund hat nicht viel verdient), dann wird er es sich das nächste Mal schon genauer überlegen, was er wann zu wem sagt.

Man könnte jetzt einmal ein beliebiges Geschichtsbuch zur Hand nehmen, um zu prüfen, welchen spezielle Standpunkt der Nationalsozialismus zur Technologie der Energieversorgung hatte. Und wird nichts finden. Der Protest gegen staatliche Übergriffe in die bürgerlichen individuellen Freiheitsrechte ist ebenfalls nichts, woran man einen Nationalsozialisten erkennen würde. Auch das ergebnisoffene Einholen von Informationen zur eigenen Meinungsbildung für eine nach eigenem Ermessen sinnvolle Wahlentscheidung ist nichts, wofür der Nationalsozialismus bekannt ist.

Das Bedienen der "Nazikeule" ist weder neu, noch ist sie auf den deutschen Sprachraum begrenzt. Auch im amerikanischen Internet wurde und wird sie fleissig bedient. Es handelt sich um nichts anderes als um eine zielsichere Beleidigung, die gegen jedermann ausgeteilt werden kann. Allein schon deshalb, weil es niemanden gibt, für den sie keine Beleidigung darstellt. Denn schließlich gibt es ja praktisch niemanden, der sich vor die Welt stellt und sagt: Ja, ich bin ein Nazi. Selbst dann nicht, wenn es sich um jemanden handelt, der die Zeit des Nationalsozialismus relativiert oder gar positiv darstellt.

Einer meiner Freunde vertritt den Standpunkt: Früher waren die Konservativen die Spiesser, heutzutage sind es die Linken.
Die Linke hat keine Lösungen für die echten Probleme unserer Zeit, ja nimmt sie nicht einmal wahr, stattdessen schaut sie sich in der Bedeutungslosigkeit ihres Elfenbeinturms ihren eigenen Bauchnabel an. Um das das ergebnisoffene Einholen von Informationen zur eigenen Meinungsbildung geht es schon lange nicht mehr, da wird dann lieber im Internet mit harten Bandagen gekämpft - von welcher politischen Seite aus auch immer. Die Fragestellung, welche Seite nun unverschämter ist als die andere, die ist im Grunde bedeutungslos. Das Internet ist der grobe Klotz, der am Ende nur denjenigen übrig lässt, der am härtesten zuschlägt.

Alles klar. Nein, ich bereue meinen Schritt wirklich nicht.

Das freut mich für Dich, ganz ehrlich. Ungarn habe ich bislang nur einmal in meinem Leben besucht - und das liegt mehr als 20 Jahre zurück. Damals hat es mir gefallen, wie es heute ist, das weiß ich nicht. So oder so gibt es in jedem Land der Welt die große Politik auf der einen Seite und den Alltag der gewöhnlichen Mitbürger auf der anderen. Persönlich habe ich in den östlichen, ehemals sozialistischen Ländern ohnehin so eine Art kulturelle Tradition erkannt, mit den Maßnahmen "von oben" kreativer umzugehen.

Als es den Ostblock noch gab, da galt Ungarn als eines der "freieren" Länder - u.a. auch deshalb, weil das Ungarische keine indoeuropäische Sprache ist. Daher gab es zu diesen Zeiten wenig Übersetzer aus dem Ungarischen in auch andere östliche Sprachen, und oft hat dann da niemand und in die kleineren Angelegenheiten so genau gewusst, was sie da eigentlich so von sich geben.
Allerdings kann ich mir aber auch gut vorstellen, dass diese Tatsache einen Hemmschuh im Erlernen der Sprache darstellt. Sicher, so wie Du es darstellst, sprechen viele gebildete Ungarn Deutsch als Fremdsprache, und so mancher sogar aus kulturell-historischen Gründen.
Lebt man aber in einem fremden Land, so kommt man schließlich um das Erlernen der Muttersprache nicht herum. Denn nur so kann man auch ein Teil der Kultur des Gastlandes werden. Anderenfalls bleibt man der ewige Ausländer ...

Ehrlicherweise solltest Du aber auch zugeben:
Deine Frau und Du konnten diesen Schritt nur gehen, weil es die EU in dieser Form überhaupt gibt. Denn erst die EU gewährt die Arbeits- und Niederlassungsfreiheit in dieser Form. Und ob die Lebensverhältnisse in Ungarn ohne die Mitgliedschaft Ungarns in der EU überhaupt so wären, dass man als Westler in diesem Land überhaupt nur leben möchte, das möchte ich zumindest für sehr fraglich halten.
Den von Dir bereits genannten Zahnarzt- und Apothekentourismus gäbe es ohne die EU in dieser Form, vor allem aber diesem Ausmaß, sicherlich nicht.
Von diesem profitieren nicht nur Ärzte und Apotheker, sondern auch viele andere. Es wird Geld von Deutschland ins Land gebracht, und von den Erstempfängern auch wieder ausgegeben - wovon mit Sicherheit auch ein guter Teil, wenn nicht die Masse auch in Ungarn bleibt.

Ein Zahnarzt oder ein Apotheker verdient gut, dann kann er auch ein Haus kaufen und es restaurieren. Dafür braucht er Handwerker, die er bezahlt und Material, dass er von regional ansässigen Firmen bezieht. Er will es sich auch einmal gut gehen lassen, und weil er ordentlich Asche hat, da schmeisst er auch einmal eine Party für viele Gäste im besten Haus am Platze ... dem Hotel, in dem auch seine Patienten untergebracht sind. Dafür braucht es Köche, Kellner, Zimmermädchen, Hilfskräfte uva., die damit auch ihr Auskommen haben.
Möglich wird das aber auch erst durch das Geld aus Deutschland (und anderen Ländern?), auch wenn es sich nicht um staatliches Geld handelt. Wohl aber auch um Geld der gesetzlichen Krankenkassen (?), in die wir alle einzahlen.
 

Giacomo_S

Prinz der Gnade
13. August 2003
4.321
Sie haben "Deutschland den Deutschen, Ausländer raus!" gegrölt, und es ist mir schwer begreiflich, wie man das "irgend etwas Belangloses" nennen kann.
Ebenfalls begreife ich nicht, was Bomber Harris bei der Besprechung dieses Vorfalls zu suchen hatte.

Persönlich halte ich diese jungen Deppen für CDU und FDP Wähler, die es im angetrunkenen Zustand total witzig fanden, sich mal wie ein rechtsnationaler Mob zu gebärden. Vermutlich fiel ihnen nichts besseres ein, ihr insgesamt konformistisches Dasein mit etwas geradezu abenteuerlich Verbotenem anzureichern, ohne dass dabei der Porsche Schrammen abbekommt.
Bedenklich daran ist die Verschiebung des Sagbaren, also die stattfindende Normalisierung des Radikalen.

Ja, es ist dumm, ziemlich dumm.
Wie dumm, das wird der eine oder andere spätestens dann einsehen müssen, wenn er den Betrieb seines Vaters übernimmt. Denn dann wird er einsehen müssen: Ohne die Ausländer, da habe ich keine Mitarbeiter, die meinen Betrieb am Laufen halten.

In dem Gastrobetrieb, in dem ich seit ca. 1 Monat neuerdings arbeite (etwa 120 Mitarbeiter!) bin ich als Deutscher (verglichen mit einer Gesamtheit an "Ausländern", nicht aber verglichen mit den verschiedenen, nationalen Gruppen) in der Minderheit. Weder bin ich deswegen besser gestellt, noch habe ich den Eindruck, es gäbe sonderliche Ressentiments der verschiedenen Gruppen untereinander.

Tatsächlich waren es kürzlich die Ausländer, die das o.g. im Betrieb skandiert haben (zum Spaß, und um uns Deutsche zu ärgern). Obwohl selbst ein Neuling, sagte ich so etwas wie: Darüber macht man nicht einmal Späße. Denn wer sollte denn die ganze Arbeit tun, hier bei uns, in Deutschland als Ganzem, wenn ihr nicht da wärt?
Die Bayern sind da sowieso, entgegen ihres Rufes, Eigenbrötler zu sein, ziemlich pragmatisch. Sie stecken einfach die asiatische Kellnerin ins Dirndl und den südländischen Kellner in Lederhosen und lassen sie arbeiten. Oder anders gesagt: Sie machen Dich einfach zum Bayern, egal woher Du kommst, Hauptsache, Du machst auch unser Ding.
In gewisser Weise ist da ausgerechnet noch dieses Bayerische - etwas ziemlich Regionales - von Vorteil. Sie machen Dich zum Bayern, aber nicht primär zum Deutschen. Zumindest im Bereich des Lokalkolorits stehen die Bayern Deutschland als solchem ja eher kritisch gegenüber. In erster Linie, da ist man ja Bayer, und Deutscher, das ist man erst als Zweites. Wenn überhaupt.

Also habe ich zu meinen irakischen Kollegen am Kaffeetisch gesagt: Im Laufe von ein paar Jahren machen wie sowieso jeden zum Deutschen. Und blickt man zurück, dann war das außer in den 12 Jahren Nazizeit schon immer so. Meine Eltern waren Deutsche und meine Großeltern auch - und dennoch trage ich einen polnischen Nachnahmen. Im Ruhrgebiet oder auch in Berlin hat jeder Zweite einen polnischen oder tschechischen Nachnahmen, dennoch sind es Deutsche. Warum wohl?

Die wichtigste Aufgabe, die der deutschen Gesellschaft gelingen muss: Die Menschen in Ausbildung, Arbeit, Lohn & Brot zu bringen. Es gibt keinen Faktor, der mehr integrativ wäre als die Arbeit. Mein muslimischer Kollege mag im Umkleideraum im Keller beten und es ist akzeptiert, ein Fundamentalist ist er aber nicht. Und er wird auch keiner werden, weil es ihm gut ergeht, er gut behandelt wird und er mit einem Haufen der verschiedensten Menschen zu tun hat, denen es genauso ergeht.
 

MatScientist

Ritter der ehernen Schlange
21. März 2014
4.113
Die wichtigste Aufgabe, die der deutschen Gesellschaft gelingen muss: Die Menschen in Ausbildung, Arbeit, Lohn & Brot zu bringen.
Falsch! Die wichtigste Aufgabe, die uns endlich gelingen muss, ist, aufhören uns einzureden, dass dies unsere Aufgabe wäre!

Woraus gebiert sich diese sinnlose und ungesetzliche Aufbürdung von Problemen anderer?

Jeder Mensch hat für sich selbst verantwortlich zu sein und verdammt noch mal keinen anderen Menschen in anderen Ländern, nur weil sie gute Sozialleistungen bieten, zur Last zu fallen.

Diese Rückabwicklung der Merkelschen Armutsmigration wird eine Aufgabe für Jahrzehnte. Erster Schritt: Die ersatzlose Streichung aller Leistungen durch das Asylbewerberleistungsgesetz.
Wir können nicht mehr, wir wollen nicht mehr, das muss die Botschaft sein.

Jede Woche aufs Neue sieht man, was sie mit der Migration angerichtet haben.
 

Lupo

Ritter Kadosch
3. Oktober 2009
6.316
Ich halte auch "Ungarn den Ungarn, Ausländer raus!" für eine schlimme Parole, aber zum Einen würdet ihr die wahrscheinlich noch nicht verstehen und zum Anderen empfindet ihr euch eventuell als Ausländer 1. Klasse mit Sahnehäubchen, für die das nicht gilt. Und das stimmt wohl auch. Meinen Glückwunsch zu der hervorragenden Leistung, zufällig in Deutschland geboren worden zu sein.

„Magyarorszag a magyaroknak“ würden wir durchaus verstehen. Allein, wir haben das hier noch nie gehört, weder auf uns bezogen, noch allgemein. Einfach, weil es keinen Grund dafür gibt. Und das verdanken wir keineswegs nur der simplen Tatsache, dass wir Deutsche sind. Um in Ungarn seßhaft werden zu können, braucht man unbedingt eine Einwohnermeldekarte. Und diese gibt es nur, wenn Du im Antrag nachweisen kannst, dass Du wirtschaftlich auf eigenen Beinen stehen kannst und der Gemeinschaft nicht zur Last fällst. Auch, dass wir dieses konnten, verdanken wir nicht der bloßen Tatsache, Deutsche zu sein, sondern unserer eigenen Arbeitsleistung.

Auf der anderen Seite ist die ungarische Ruppigkeit bei unqualifizierten Wirtschaftsflüchtlingen berüchtigt und Ungarn wird deswegen ja auch regelmäßig von der EU angegangen. Also selektiv herrscht da durchaus „Magyarorszag a magyaroknak“ und zwar als politische Richtlinie, Politik zu allererst im Interesse des eigenen Landes zu machen. Und dann wird es auch nicht zur Parole.
 

MatScientist

Ritter der ehernen Schlange
21. März 2014
4.113
„Magyarorszag a magyaroknak“ würden wir durchaus verstehen. Allein, wir haben das hier noch nie gehört, weder auf uns bezogen, noch allgemein. Einfach, weil es keinen Grund dafür gibt. Und das verdanken wir keineswegs nur der simplen Tatsache, dass wir Deutsche sind. Um in Ungarn seßhaft werden zu können, braucht man unbedingt eine Einwohnermeldekarte. Und diese gibt es nur, wenn Du im Antrag nachweisen kannst, dass Du wirtschaftlich auf eigenen Beinen stehen kannst und der Gemeinschaft nicht zur Last fällst. Auch, dass wir dieses konnten, verdanken wir nicht der bloßen Tatsache, Deutsche zu sein, sondern unserer eigenen Arbeitsleistung.

Auf der anderen Seite ist die ungarische Ruppigkeit bei unqualifizierten Wirtschaftsflüchtlingen berüchtigt und Ungarn wird deswegen ja auch regelmäßig von der EU angegangen. Also selektiv herrscht da durchaus „Magyarorszag a magyaroknak“ und zwar als politische Richtlinie, Politik zu allererst im Interesse des eigenen Landes zu machen. Und dann wird es auch nicht zur Parole.
Klingt paradiesisch, da muss ich auch mal hin, zumindest wenigstens mal in den Urlaub
 

Lupo

Ritter Kadosch
3. Oktober 2009
6.316
Ehrlicherweise solltest Du aber auch zugeben:
Deine Frau und Du konnten diesen Schritt nur gehen, weil es die EU in dieser Form überhaupt gibt. Denn erst die EU gewährt die Arbeits- und Niederlassungsfreiheit in dieser Form.

Habe ich nie in Abrede gestellt. Ein Szenario, ob und was ginge, gäbe es die EU nicht. wäre allerdings auch rein spekulativ. Wir haben uns sehr bewusst für Europa entschieden, es hätte nicht notwendig ein Land in der EU sein müssen. Aber diesen Ländern kam eben aus verschiedenen Gründen keines in Frage.

Ich denke, wir haben es hier recht gut getroffen.
 

Lupo

Ritter Kadosch
3. Oktober 2009
6.316
Bedenklich daran ist die Verschiebung des Sagbaren, also die stattfindende Normalisierung des Radikalen.

Siehst Du, das unterscheidet uns: Mich interessiert es nicht sonderlich, wenn irgendwelche Besoffenen in Deutschland den gleichen Mist grölen, den sie auch in den 60er und 70er Jahren schon gegrölt haben. Na und? Davon fällt niemand tot um.

Mich interessiert eher die Verschiebung des Machbaren in der gelebten Realität. Wie zum Beispiel die Instrumentalisierung dieser Vorfälle durch Politik und Medien, zu der sich Politik und Medien in den 60er und 70er Jahren nie herabgelassen haben.

Und natürlich interessiert mich auch die Normalisierung des Radikalen, Grausamen. Wie war das? Rund 25 Messerangriffe täglich? 111 Gruppenvergewaltigungen nur in Berlin? Hier fallen tatsächlich Menschen tot um. Könnte wichtiger und televanter als Kneipengegröle sein, aber das ist mittlerweile deutscher Normalität, und dem NDR fällt dazu nicht mehr als ein Gähnsmiley ein. Auch das wäre mal völlig undenkbar gewesen.

Und aus diesem Blickwinkel gesehen, erntest Du von meiner Seite nur ein Kopfschütteln über Deine Sorge, dass irgendwer in einer Kneipe womöglich was politisch Unkorrektes singen könnte, wenn er einen über den Durst getrunken hat.
 

Lupo

Ritter Kadosch
3. Oktober 2009
6.316
Sie haben "Deutschland den Deutschen, Ausländer raus!" gegrölt, und es ist mir schwer begreiflich, wie man das "irgend etwas Belangloses" nennen kann.
Ebenfalls begreife ich nicht, was Bomber Harris bei der Besprechung dieses Vorfalls zu suchen hatte.

Und hier nun der letzte Teil der Aufarbeitung von Nachbars Beitrag. Der Begriff des „Whataboutismus“ als rabulistische Allzweckwaffe schwebt wieder mal spürbar in der Luft, kommt aber nicht zum Einsatz. Muss mal lobend erwähnt werden.

Es ist die zweite Natur eines Ingenieurs, alles in Relation zu setzen. Eine einzelne Zahl ohne Bezug und Vergleich sagt überhaupt nichts aus. „100 Gramm“ etwa hat allein keinerlei Bedeutung, denn das ist sehr viel, wenn es sich um Gold handelt, und verschwindend wenig, wenn man über den zum Bau eines Windkraftanlagenfundements verwendeten Beton spricht.

Der mediale und politische Umgang mit diesen speziellen parolenartigen Äußerungen auf Sylt lässt sich erst dann bewerten, wenn man ihn in Bezug zum allgemeinen medialen und politischen Umgang mit anderen parolenartigen Äußerungen setzt und das Ergebnis mit dem vergleicht, was in Konsequenz dort zu erwarten wäre.

Es wird in „Ausländer raus!“ also pauschal eine schlechte Behandlung einer Menschengruppe gefordert. Die Frage lautet also: Gibt es andere Parolen, in denen Forderungen nach schlechter Behandlung anderer Menschen vorgebracht werden? Und wie wird mit diesen politisch und medial umgegangen?

„Nazis raus!“ ist bei Beachtung einiger Prämissen eine nahezu spiegelbildliche Forderung mit identischem Dummheitsgrad. Der mit “Do it again, Harris!“ ausgedrückte Wunsch, erneut einige zehntausend Menschen mittels Flächenbombardement einer deutschen Großstadt umzubringen, toppt fraglos im Hinblick auf schlechte Behandlung von Menschen alles, inklusive „Ausländer raus.“. Zynische Anmerkung: zumal diese Bombardierung ja mittlerweile vorwiegend Ausländer treffen würde.

Nun kann man mal forschen, ob es zu diesen Parolen vergleichbare Reaktionen seitens Politik und Medien gab. Und kann lange forschen. Es gab nichts, was qualitativ oder quantitativ auch nur im Ansatz vergleichbar wäre.

Wer sich über „Ausländer raus!“ aufregt und seine Gründe dafür darlegt, tut damit zunächst einmal nichts schlechtes. Wenn allerdings seine Gründe objektiv auch auf andere und schlimmere Parolen zutreffen, zu denen er geflissentlich schweigt, muss er sich schon mal zumindest den Vorwurf mangelnder Objektivität gefallen lassen.

Ein Wachhund, der nur bei den Einbrechern anschlägt, die er nicht leiden kann, ist nicht nur völlig unnütz, sondern indirekt für seinen sich in falscher Sicherheit wiegenden Besitzer gefährlich. Erst recht ein Wachhund, der lieber sein Herrchen beißt, wenn der mal eine schwache Stunde hat, als den Einbrecher.

Mehr wäre über Politik und Medien in diesem Zusammenhang nicht zu sagen. Um nun auf die vorgebrachten „Argumente“ einzugehen:

Wer sich über die “Verschiebung des Sagbaren und Nomalisierung der Radikalität“ Sorgen macht und sich dann doof stellt, was denn der Ruf nach Bomber Harris in diesem Zusammenhang zu suchen habe, ist in meinen Augen schon mal äußerst suspekt. Wenn man mit diesem Blödsinn schon als Kriterium operieren will, kommt man um den Bomber-Harris nicht herum. Oder verschiebt „Do it again, Harris!“ etwa keine Grenzen des Sagbaren und normalisiert keine Radikalität? Ist das Schweigen zu diesem Slogan schon suspekt, dann zeigt das sich doof stellen, dass da entweder die eigenen Bedenken nicht verstanden oder nicht wirklich ernst genommen werden. Jedenfalls beruhen sie auf Prinzipien oder Werten, die für den Betreffenden nicht allgemeinn, sondern fallweise gelten.

Fallweise. Wann gelten sie, wann nicht? Kommt noch die Beobachtung hinzu, dass er die Parolen nur dann verurteilt, wenn ihm der aus ihnen wehende Mief ins Gesicht weht und dann stillschweigend hinnimmt oder gutheißt, wenn der Mief sein Segel füllt, dann ist er weit schlimmeres als einfach nur doof. Er enthüllt nämlich, dass ihm die in seinen Moralargumenten enthaltene Moral zwar geläufig, aber letztlich völlig wurscht ist. Moral ist ihm keine persönliche Leitlinie und Selbstverpflichtung, sondern eine Brechstange, die er anderen überzieht. Die Abwesenheit persönlicher Moral nennt man Verkommenheit. Aufgesetztes Getue um Dinge, die einem letztlich völlig gleichgültig sind, Heuchelei. Und grenzen- und prinzipienloses Handeln und Reden, dass sich ausschließlich am eigenen Nutzen orientiert, Opportunismus.

Nicht schön, wenn so etwas den Ton angibt. Aber überaus witzig, wenn mir ein solches Subjekt in einem anderen Beitrag erklärt, wie sehr es mich doch verachtet.
 
Zuletzt bearbeitet:

William Morris

Meister des Tabernakels
4. Mai 2015
3.760
Man kann jetzt Scheißhausparolen grölende Mittelschichtskinder doof finden und gleichzeitig muslimische Messerstecher als gefährliche Kriminelle identifizieren.
 

Lupo

Ritter Kadosch
3. Oktober 2009
6.316
Kann man. Darf man. Soll man.

Ich sagte ja schon, was ich vom Parolenschreien halte. Wobei man den jungen Leuten auf Sylt vielleicht noch zugute halten könnte, dass Sie ihren Mist in Bierlaune vor sich hingesungen haben und eben nicht in der Öffentlichkeit auf eier Demo als Forderung gebrüllt haben.

Toll finde ich auch die mittlerweile zur Perfektion gereifte Kunst des geflissentlichen Übersehens des toten rosa Elefanten im Raum. Da wird Entsetzen gespielt und geheuchelt, was das Zeug hält, als wäre die Motivation, „Ausländer raus!“ zu sagen so völlig unverständlich und unbegreiflich. Ist es wirklich so abwegig, dass man auch deutscherseits einen gewissen Überdruß gegen die hier herumlungernden Goldstücke entwickeln kann?

Interessant ist, dass „Deutschland den Deutschen! Ausländer raus!“ in den 60er und 70er Jahren eine Parole war, mit der ausgemachte Hohlköpfe die damaligen Gastarbeiter, arme Teufel, die hier nur ein paar Mark verdient haben, bevor sie wieder nach Hause gegangen sind, bedacht haben. Der gesellschaftliche Umgang mit besagten Hohlköpfen war damals erheblich cooler als heute.

Danach war gut 40 Jahre Ruhe damit. Der Ruf ertönt erst wieder seit wenigen Jahren. Seitdem kritische Fragen nicht mehr beantwortet und erörtert, sondern als Nazi, Rassismus usw wegverunglimpft wurden. Und seitdem es sich immer schlechter übersehen lässt, dass wir tatsächlich weder Bedarf, noch Platz, noch Geld haben und die drastischen Veränderungen, die sie nach Deutschland gebracht haben, alles andere als erfreulich sind und auch von niemand außer KGE gewünscht waren.

Indem sie all dies ausblendet, ist die künstliche Empörung über die Sylt-Gröler durchaus realitätsverweigernd. In diesem Sinne spielen die jungen Leute die Rolle des kleinen Mädchens in „Des Kaisers neue Kleider“. Sie kaprizieren sich nur auf das, was ohnehin offensichtlich ist. Und was macht der Kaiser? In diesem Falle statuiert er eben ein Exempel am kleinen Mädchen, auf das es niemand mehr wagt, öffentlich auf seine Eselei hinzuweisen.

Eine von Vernunft und Sinn für das Machbare gesteuerte Regierung hätte beizeiten selbst gemerkt, wann es zuviel wird und gegengesteuert, noch bevor selbst eine Horde des Nachwuchs-Jetsets, die sonst über Prahlen mit ihrer Gutsituiertheit hinaus nichts Kopf hat, es bemerkt.
 
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