Bella Varia
Vollkommener Meister
- 30. Juli 2023
- 523
Ein wilder Jäger bezieht sich auf das Gebot, den Feind lieben zu sollen, worauf ich unten eingehen werde.Ich glaube, das ist gelogen.
Doch WARUM werden die Menschen innerhalb ihrer Familien entzweit? WARUM werden die Ungläubigen in Kriege gestürzt? Nur damit sich das Wort erfüllt? Oder geht es hier um sehr viel mehr? Was ist das Ziel des Ganzen?
Gute Fragen zum Ende des Beitrags, aber nicht leicht zu klären. Die Entwicklung des Menschen ist in Wahrheit u.a. biblisch sehr komplex und ich beschränke mich auf das Notwendigste:
Durch den Sündenfall ist ein Einbruch in die harmonische Entwicklung des Menschen geschehen, weshalb ein anderer Weg für ihn gestaltet werden musste. Der Mensch ist seitdem in eine neue Entwicklung getreten, die außerhalb der ursprünglich geplanten harmonischen ist, wo er sich durch seine vorzeitige Erkenntnissgewinnung zu seiner Entwicklung mit dem Gegensatz Krieg und Frieden, Liebe und Hass u.s.w. auseinander setzen muss. Er durchläuft bis heute drei Entwicklungsphasen: Zuerst galt im Paradies das Naturgesetz, dann mit den 10 Geboten das Sozialgesetz und mit der Bergpredigt die Umwandlung der 10 Gebote und ihre Einsenkung mit dem Ich-Bewusstsein als inneres Moralgesetz.
Wir sind nicht nur mit der Reinkarnation in einer Entwicklung begriffen, was die Kirchen ausgeklammert haben, dafür soll man sich an einen Jesus ihrer Vorstellungen anklammern: Es würden selbst die Sünden vergeben, die noch nicht einmal geschehen seien. - Entwicklung in das Denken einzubeziehen, ist ein äußerst wichtiges Element, um verstehen zu können.
Der Mensch hatte vor sehr langen Zeiten noch nicht das selbstständig denkende Ich-Bewusstsein, wie wir es heute mit der inneren Gewissensstimme haben. Er lebte dumpf in in einer Horde der Generationenfolge und das Wissen wurde durch Fortpflanzung an die nächste Generation weitergegeben. Wir kennen ja heute noch den Stolz des Vaters, wenn der Sohn ihm ähnlich ist. Dies war in vergangenen Zeiten umso extremer, es gab nichts anderes. Darum musste die Familie vor von außen kommenden Einflüssen geschützt werden, damit keine Verunreinigung des Blutes geschehe. Der andere war deshalb der Feind. Auch das sehen wir heute wohl noch in abgeschwächter Form in Völkern, wo die Großfamilie das Ideal ist und beschützt wird. Jene Völker, in denen so gedacht wird, sehen ein anderes als Feind. Toleranz, wie wir es heute kennen, gab es einst nicht.
Darum wurde der Nächste, der einem durch Vererbung nahe ist oder durch das eigene Volk, geliebt, aber der Feind gehasst. Den Feind zu hassen, ist keine äußerliche Aufforderung Gottes, an der man sich sklavisch halten soll, sondern gibt das Weltgesetz wieder, ähnlich wie bei der Bergredigt das kommende "Ich bin" angekündigt, aber dann durch Golgatha geistig umgesetzt worden ist.
Das Ich, von dem gesprochen wird, ist nicht das Ego, womit ja der Egoismus gemeint ist, sondern das Bewusstsein, ein eigenständiges Wesen zu sein. Wenn ich meine eigenständige Individualität beginne zu missachten, würde ich - wenn das überhaupt ginge - wieder zurückfallen in das dumpfe Hordenbewusstsein und wäre meinem Ich nicht wert. Nur wenn ich mich als eigenständiges Wesen schätze, bin ich frei von den Fesseln einer Familienbande und bin dadurch erst in die Lage versetzt, durch meine innere Freiheit echte Beziehungen aufnehmen und lieben zu können, was sich nicht nur auf einzelne Menschen der Familie bezieht, sondern auch auf andere Völker: "Liebet den Feind!" Eine bekannte Parole dazu ist: "Frieden schaffen, ohne Waffen!" Es besteht bei uns die Neigung, durch Diplomatie, Frieden zu schaffen. Den Feind lieben zu sollen, tun wir also nicht aus Befehlsgründen, sondern ist das neue Weltgesetz, das als ein in uns eingesenkter, freiheitlicher moralischer Impuls als Kraft wirkt, der sich selbstverständlich noch weiter entwickeln wird.