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Lupo

Ritter Kadosch
3. Oktober 2009
6.048
Hmmm. Die These ist in dem Video ist also, die USA habe mittels „ELF“ (Extremely low frequency) - Wellen das Erdbeben in der Türkei ausgelöst, um die Türkei zur Zustimmung zum Nato-Beitritt Schwedens und Finnlands zu bewegen.

Kernstück der Argumentation ist ein Experiment mit einer im Modell nachgebauten Landschaft, in der ein großer Stein ins Rutschen kommt, nachdem diese Experimentallandschaft mittels Tieftöner eines HiFi-Lautsprechers mit „ELF-Wellen“ beaufschlagt wird.

Dazu: Quatsch. Weil:

1. Man kann den ganzen Versuchsaufbau auf den großen Stein und die schiefe Ebene, auf der er liegt, reduzieren. Natürlich kommt der Stein ins Rutschen, wenn die Neigung der schiefen Ebene einen bestimmten Betrag überschreitet.

Ich kann jetzt die Neigung so austarieren, dass der Stein gerade eben so nicht rutscht. Dann reicht in der Tat die vom Tieftöner aufgebrachte Energie, um ihn ins Rutschen zu bringen. Dann reicht es aber auch, wenn seine Frau im Nebenzimmer die Kaffeetasse unsanft absetzt, oder ein paar Tropfen Wasser den Reibwert zwischen Stein und Unterlage verringern. Die Ursache ist beliebig - und weist hinsichtlich ELF - Wellen nichts nach.

2. Ein guter HiFi - Lautsprecher kommt runter auf etwa 20 Hz. Das hat mit „Extremely low frequency“ nichts zu tun, sondern ist noch im gewöhnlichen Bereich. Wenn z.B. bei einem Eisenbahnradsatz sich die Räder gegeneinander aufschaukeln, schwingen sie auch mit etwa 20 Hz. Man kann ja mal das Gedankenexperiment machen und den Lautsprecher aus dem Experiment neben einer Lokomotive aufstellen. Und warten, bis sie aus dem Gleis springt.
Kann man lange warten, und dabei schön viel laute Musik mit vielen Bässen hören.

Trotzdem gibt es diese Betriebszustände, in denen die Lok ins Rattern kommt, weil die Radscheiben gegeneinander schwingen. Nur muss dazu der Kraftschluss zwischen den Rädern und der Schiene überwunden werden. Sprich: Die Räder müssen ins Rutschen kommen. Das kann beim Anfahren schon mal passieren und ist dann das eisenbahntechnische Pendant zu quietschenden Rädern. Dazu muss man aber eine Kraft aufbringen, mit der man ansonsten einen 4000t Erzzug ziehen kann, und dabei eben ausrutschen. Und die erzeugt ein Lautschrecher mit 30 W Sinusleistung normalerweise nicht. Auch nicht mit ganz Heavy Rock.

3. Übertragen auf das angeblich mit ELF-Wellen erzeugte Beben heißt das: Analog zum rutschenden Stein kann ich - mit gehörigem Kraftaufwand - auch eine Lokomotive so weit kippen, dass sie endgültig umfällt, wenn eine Fliege dagegen fliegt. Ist das realistisch? Ist das ein natürlicher Zustand, in dem man eine Lokomotive vorfindet? was hat ein wackelig auf einer schiefen Ebene liegender Stein mit einigen Trillionen Tonnen Erdkrustenmaterial zu tun, das durch die Schwerkraft verpresst da liegt? Nicht viel. Aber dummerweise muss man erst mal die Beharrungskräfte dieser Masse überwinden, bevor man sie in Schwingungen versetzen kann.

4. Zu guter Letzt: „ELF-Wellen“. Es ist richtig, dass der Energieinhalt mit sinkender Frequenz steigt. Aber da schenkt einem die Natur nichts. Um die Schwingung zu erzeugen, muss man die Energie erstmal aufbringen. Nicht umsonst ist es anstrengender, eine Basssaite anzuschlagen. als die hohe E-Saite einer Klampfe. Der Grund dafür ist ganz einfach, dass ein schwingender Körper um so größere Wege zurücklegt, je geringer die Frequenz ist. Kann man schön an der Membran des Basslautsprechers sehen.

Man stelle sich jetzt mal eine Saite eines ELF-Basses vor, die, sagen wir mit 0,5 Hz schwingt. Das wäre 1 Sekunde lang nach oben, 1 Sekunde lang nach unten. Und behalte im Hinterkopf, wie viel dicker bereits die tiefe E-Saite einer Klampfe gegenüber der hohen ist. Sie müsste schon etliche cm dick sein. So etwas verbiegt sich nicht mehr freiwillig, was sie aber tun müsste, um zu schwingen. Also wird man sie auch mehrere Meter lang machen müssen. Wenn der Bassist Hulk heißt und sich gerade ärgert, kommt er vielleicht mit so einem Musikinstrument klar.

Und jetzt kann man sich überlegen, was es wirklich heißen mag, ganze Landstriche durchzurütteln.

Also: Mumpitz. Aber schön, sich so etwas mal wieder durch den Kopf gehen lassen zu können.
 

William Morris

Prinz von Libanon
4. Mai 2015
3.405
Wahrscheinlich 100 000 Tote und da kommen immer noch ein paar Trottel an, um das für die abwegisten Ideen auszunutzen. Abgesehen davon, wegen toten Kurden ändert in der Türkei niemand die politische Meinung.
 

Zerch

Prinz von Libanon
10. April 2002
3.433
Was hat es mit dieser Aussage sinngemäß nur auf sich?
Wahrscheinlich 100 000 Tote und da kommen immer noch ein paar Trottel an, um das für die abwegisten Ideen auszunutzen.
Je höher die Zahl der Opfer, desto abwegiger und trotteliger die Leute, die gegen eine natürliche Ursache sprechen mögen?
Abgesehen davon, wegen toten Kurden ändert in der Türkei niemand die politische Meinung.
Also nur ein paar unliebsame Kurden weniger, ansonsten kein Problem für die türkische Infrastruktur?


Und jetzt kann man sich überlegen, was es wirklich heißen mag, ganze Landstriche durchzurütteln.
Sicherlich macht es einen Unterschied, ob vorhandene Spannungen in der Erdkruste, wo Kontinentalplatten aneinander reiben, vorhanden sind, was bei so einem kleinem Modell, wie vom History Channel aufgebaut, allein von der Größenordnung und den gelagerten Kräften her, sich womöglich etwas anderst verhält.

In der Realität geht es um mehrere Megawatt Energie, und Wellenlängen mit zigtausenden Kilometern, die tief in die Erdkruste eindringen können.
 

Vercingetorix

Ritter vom Schwert
22. Juli 2018
2.115
@Lupo könntest Du nicht mal berechnen, welche Mengen an Energie notwendig wären um die Erdkruste so stark in Schwingung zu versetzten? Natürlich nur annäherungsweise...
 

William Morris

Prinz von Libanon
4. Mai 2015
3.405
Was hat es mit dieser Aussage sinngemäß nur auf sich?

Je höher die Zahl der Opfer, desto abwegiger und trotteliger die Leute, die gegen eine natürliche Ursache sprechen mögen?

Also nur ein paar unliebsame Kurden weniger, ansonsten kein Problem für die türkische Infrastruktur?

Sicherlich macht es einen Unterschied, ob vorhandene Spannungen in der Erdkruste, wo Kontinentalplatten aneinander reiben, vorhanden sind, was bei so einem kleinem Modell, wie vom History Channel aufgebaut, allein von der Größenordnung und den gelagerten Kräften her, sich womöglich etwas anderst verhält.

In der Realität geht es um mehrere Megawatt Energie, und Wellenlängen mit zigtausenden Kilometern, die tief in die Erdkruste eindringen können.
Du stellst hier einen Link ein, ohne den zu kommentieren, dass die USA mit Hilfe seismischer Waffen ein Erdbeben bei einem ihrer wichtigsten Verbündeten ausgelöst haben, das wahrscheinlich 100 000 Menschen das Leben und deutlich mehr ihr Zuhause gekostet hat.

Und dann fragst du mich. was mein Kommentar soll?
 

Zerch

Prinz von Libanon
10. April 2002
3.433
Du stellst hier einen Link ein, ohne den zu kommentieren, dass die USA mit Hilfe seismischer Waffen ein Erdbeben bei einem ihrer wichtigsten Verbündeten ausgelöst haben, das wahrscheinlich 100 000 Menschen das Leben und deutlich mehr ihr Zuhause gekostet hat.

Und dann fragst du mich. was mein Kommentar soll?
Und ich würde erneut danach fragen.
Warum kann es einfach nicht sein, daß die USA mit seismischen Waffen nicht auch widerspenstige "Verbündete" bestrafen würden sofern diese Technik wirklich dazu in der Lage wäre, und diese (die USA) somit das bewirken könnten, ohne daß dies von Außerhalb als einen Angriff gewertet werden würde, da es sich in der Auswirkung ja um eine Naturkatastrophe dreht?
 

Lupo

Ritter Kadosch
3. Oktober 2009
6.048
@Lupo könntest Du nicht mal berechnen, welche Mengen an Energie notwendig wären um die Erdkruste so stark in Schwingung zu versetzten? Natürlich nur annäherungsweise...

Muss ich gottseidank nicht - die Erdbebenstärke ist bereits ein Maß für die frei gewordene Energie:


Und frei werden kann ja nur das, was vorher drin steckte (oder hineingesteckt wurde). Wenn ich das richtig mitbekommen habe, hatte das Beben in der Türkei eine Stärke von 7,8 auf der Richter-Skala, wobei die Energie exponentiell zur Basis 32 ansteigt. Damit lässt sich aus den Angaben in Wiki idie frei werdende Energie bestimmen: 512 Mt TNT oder 2112 PJ.

1 PJ = 1PW = 10^15 W
1 MJ = 1MW = 10^6 W

Die frei gewordene Energie ist also 10^9 = 1 Milliarde mal größer (!) als 1 MW. In der Gegend bebt die Erde ja häufiger. Spannungen werden aufgebaut und beim Beben wieder abgebaut. Und innerhalb einiger Jahrzente (keine Ahnung, wann dort das letzte Beben war) sind also viele PW zusammengekommen. Egal, was man rechnet oder schätzt, es sind Irrsinnsbeträge, die sich da kumulieren, und die paar MW, die Amerika mit ihren angeblichen Mitteln angeblich dazu beisteuern kann, sind ein Witz. Das heißt, mit Amerikas Beitrag könnte das Erdbeben allenfalls eine sehr kurze Zeit früher stattgefunden haben. Sekunden? Minuten? Stunden? Tage?

Wer würde eine Waffe entwickeln, die etwas, was ohnehin stattfinden wird, minimalst beschleunigt? Kommt mir wenig plausibel vor.

Ich hoffe, das beantwortet auch Deinen Einwand, Zerch.
 

Ein wilder Jäger

Barbarisches Relikt
Teammitglied
18. November 2007
21.139
Na weil irgendwann zu Anfang Präsident Selenski als Räuberfürst, der Rußland überfällt oder sowas in der Richtung tituliert wird.
 

Lupo

Ritter Kadosch
3. Oktober 2009
6.048
Eigentlich nicht so richtig, denn man kann die Größe einer Hauptladung auch nicht mit der Größe der Initialzündung gleichsetzen.

Mach ich nicht.

Ich gehe davon aus, dass sich irgendwelche Teile der Erdkruste, die sich aneinander vorbei oder übereinander schieben wollen, verhaken. Dadurch bauen sich Spannungen auf, die irgendwann groß genug sind, dass irgendwo etwas bricht oder reißt, so dass die Platten gleich ruckartig ein ganzes Stück weiterrutschen.

Zur besseren Vorstellung - auch für mich beim Schreiben - verhake ich mal zwei unregelmäßig geformte Gegenstände miteinande und lege sie aud den Schreibtisch. So lange die Teile nur blöde da liegen und ich nicht versuche, sie gegeneinander zu bewegen, passiert gar nichts. In diesem Zustand könnten die Amis mit ihren angeblichen seismischen Waffen reinballern wie sie wollen, sie bewirken nichts.

Jetzt versuche ich die Teile gegeneinander zu verschieben. Geht nicht, weil sie miteinander verhakt sind. Also schiebe ich immer kräftiger, bis irgendwann die verhakte Stelle kaputt geht und die Teile ruckartig frei kommen.

Alle Kraft, die ich aufbringe, konzentriert sich dabei auf die Stelle, an der die beiden Teile verhakt sind. Und wenn deren Bruchlast erreicht ist und das aufreißt, wird genau die Energie, die ich mit meiner Kraftanstrengung hinein gebracht habe, wieder frei.

Theoretisch könnten jetzt die Amis genau diese Stelle mit ihrer seismischen Waffe angreifen. Im Prinzip müssten sie nur den zusätzlichen Betrag aufbringen, den es braucht, damit die aktuell anliegende Last die Bruchlast übersteigt. Das wäre dann die von Dir angesprochene „Zündladung“. Das wäre die Stelle, an der das Eichhörnchen in Ice Age die eingefrorene Nuss aus dem Gletscher zieht und damit alles zum Einsturz bringt.

Aber die Amis, die diese Stelle attackieren wollen, haben natürlich Konkurrenz, nämlich die Plattenverschiebung, die ja auch Energie aufkumuliert und dem Erdbeben entgegen strebt. Beim Erdbeben werden dann PJ, also 10^15 J an Energie frei, die Amis können MW, also 10^6 J beisteuern.

Wie lange hat die Plattentektonik gebraucht, um diese Energie aufzubauen? Keine Ahnung, in der Gegend rumpelt es ja ständig. 1 Mio Jahre dürfte extrem zu hoch gegriffen sein. Aber gut, sagen wir 1 Mio = 10^6 Jahre. Dann wären in diesen 10^6 Jahren jedes Jahr eine Energie von 10^9 J hinzu gekommen. Das ist immernoch das Tausendfache von dem, was die Amis erzeugen. Bei 365 Tagen im Jahr kommen 10^6 J innerhalb von 8 h Zusammen. Die Amis hätten in diesem Fall also eine Entwicklung, die 1 Mio Jahre dauert, um 8 h abgekürzt. Nicht eben beeindruckend. Also, das wäre eher eine homöopathische als seismische Waffe.
 
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