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Polizeigewalt in den USA

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Ritter Rosenkreuzer
20. März 2003
2.785
Hier eine ganz interessante Seite zur "Campaign Zero", die konkrete Vorschläge macht und die Umsetzung in den einzelnen states verfolgt und dokumentiert:

Die Vorschläge im Einzelnen:

CampaignZero.png


Den derzeitigen Fortschritt in der Umsetzung sieht man unten unter "Track Progress of Legislation".
 

Viminal

Großer Auserwählter
10. Juni 2009
1.964
Grundsätzlich ist eigentlich die Frage warum man diese Unterschiede überhaupt machen muß? Warum ist es egal wenn jemand rothaarig oder blond ist, groß oder klein, aber es spielt eine große Rolle ob er schwarz oder weiß ist. Man könnte all das einfach als irgendein unbedeutendes körperliches Merkmal ansehen?
Es gibt doch längst Studien dass alle möglichen menschlichen Merkmale Einfluss auf das Verhalten anderer Menschen haben in Dingen bei denen dies nicht sein sollte.
Z.B. Körpergröße: Wer groß ist, verdient mehr (Karrierebibel.de)

Für mich ist eigentlich kein großes Mysterium woher Rassismus kommt. Menschen bilden Gemeinschaften - physische und ideelle. Außerdem haben Menschen Vorurteile. Beides ist nicht zwingend negativ, aber auch nicht immer positiv.
Beides zusammen bewirkt aber dass es in Gesellschaften immer zur Bildung von mehr oder weniger stark zueinander haltenden Gemeinschaften kommt und dass es Konflikte deswegen gibt. Das ist ja schon in so kleinen Gruppen wie einer mittelständischen Firma zu beobachten wo es z.B. zu Spannungen zwischen Abteilungen kommen kann.
Faszinierend daran ist für mich übrigens dass dies durchaus durch willkürliche Auftrennung der Menschen zu einem gewissen Grad steuerbar ist. Gerade in Deutschland ist das ja wunderbar zu beobachten durch die über Jahrhunderte hinweg immer wieder vorkommenden Aufspaltungen der Menschen durch politische Ereignisse. Da haben sich die Menschen z.B. in Bayern und Preußen oder West- und Ostdeutschen einteilen lassen und es kam/kommt jenseits von Witzen deswegen durchaus zu handfesten Diskriminierungen von Einzelpersonen. Das muss sich mal durch den Kopf gehen lassen: Aufgrund von Entscheidungen von Politikern entwickeln die Menschen eine Identität und benachteiligen deswegen andere Menschen, obwohl im konkreten Fall der Benachteiligung die Beteiligten selbst eigentlich überhaupt nichts damit zu tun haben.

Solcherlei Bruchkanten gibt es ja unzählige - vom Fussballverein über die Religion bis zur Frage ob Stones oder Beatles. Es ist sicherlich ein interessanter Diskussionsgegenstand wieso nun gerade die Ethnien in manchen Ländern eine so extreme Form von gesellschaftlicher Bruchkante darstellen, aber der Ursprung ist schlicht die menschliche Natur. Das heißt freilich nicht dass wir die gewalttätigen und diskriminierenden Auswirkungen einfach hinnehmen müssen. Als Menschen sind wir ja in der Lage unser Verhalten zu reflektieren und zu ändern. Es geht ja friedlich zusammen zu leben und andere auf Augenhöhe zu behandeln, trotz aller Unterschiede.
 

Viminal

Großer Auserwählter
10. Juni 2009
1.964
Was die Polizeigewalt in den USA betrifft so bin ich übrigens der Meinung dass hier Rassismus nicht der größte Faktor ist. Da sehe ich eher die Organisationsformen der Polizeibehörden und die allgemeine US-Kultur im Umgang mit Verbrechen bzw. deren Bekämpfung als Hauptursachen.
 

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Ritter Rosenkreuzer
20. März 2003
2.785
Was die Polizeigewalt in den USA betrifft so bin ich übrigens der Meinung dass hier Rassismus nicht der größte Faktor ist. Da sehe ich eher die Organisationsformen der Polizeibehörden und die allgemeine US-Kultur im Umgang mit Verbrechen bzw. deren Bekämpfung als Hauptursachen.

Ja, ich habe wenig Zweifel, dass einfacher individueller Rassismus heutzutage nicht der einzige oder auch nur zentrale Aspekt ist. Forschung zur Thematik zeigt IIRC, dass es sehr deutliche Unterschiede in der Gewaltanwendung durch Polizei gegen verschiedene ethnische Gruppen gibt, aber dies vor allem bei nicht-tödlicher Gewalt besonders deutlich ist, wo individuelle Stereotype u.ä. vermutlich ungebremster wirken als bei Schusswaffengebrauch.
Andererseits ist jedoch die Entstehung dieser besonderen Kultur der Vebrechensbekämpfung vermutlich eng mit der historischen Aufrechterhaltung von Sklaverei verbunden, siehe bspw. hier:

Just as America glorifies the military and Wall Street, and some Americans whitewash the confederate flag and plantation homes, the history of policing is steeped in blood. In fact, the Texas Rangers are named after a group of white men of the same name who slaughtered Comanche Indians in 1841 to steal indigenous territory and expand the frontier westward. The Rangers are considered the first state police organization.
Likewise, as black people fought for their freedom from slavery by escaping north, slave patrols were established to bring us back to captivity. Many researchers consider slave patrols a direct “forerunner of modern American law enforcement”.

Berichte von reicheren Schwarzen in höheren Positionen zeigen IMHO auch, dass der Umgang von Cops sich augenblicklich ändert, wenn sie bemerken, dass der- oder diejenige eben kein armer Schlucker bzw. potentiell Krimineller ist, sondern eine angesehene Persönlichkeit, die evtl. ein paar gute Kontakte hat. Das ist dann evtl. nicht unbedingt oder nur Angst vor Folgen, sondern eben ein völlig geänderter Interpretationsrahmen, so nach dem Motto "Oha, das ist ja gar kein Krimineller, sondern ein angesehenes, wertvolles Mitglied unserer Gesellschaft!". Ein obdachloser Weißer fällt heutzutage hingegen einfacher in die Gruppe, die zu Zeiten der Sklaverei noch relativ einheitlich war.
 

Ein wilder Jäger

Barbarisches Relikt
Teammitglied
18. November 2007
21.184
Ich sehe es als eine der Hauptursachen der ggwärtigen Situation, daß auf derart geschichtsverdrehende Weise Haß geschürt und die Gesellschaft gespalten wird wie im Artikel des Herrn (?) Jabali. Das Land wird auf Bürgerkrieg gebürstet.
 

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Ritter Rosenkreuzer
20. März 2003
2.785
Ich sehe es als eine der Hauptursachen der ggwärtigen Situation, daß auf derart geschichtsverdrehende Weise Haß geschürt und die Gesellschaft gespalten wird wie im Artikel des Herrn (?) Jabali. Das Land wird auf Bürgerkrieg gebürstet.

Ich würde mir persönlich da ehrlich gesagt kein Urteil anmaßen, da ich mich da bisher nicht umfassend eingelesen habe. Auffällig finde ich jedoch, dass da, wie eigentlich völlig unüblich für medial veröffentlichte Kommentare, genaue Quellenangaben zu historischen Werken zu finden sind und sogar direkt auf Stellen bei Google Books verlinkt wird.
 

hives

Ritter Rosenkreuzer
20. März 2003
2.785
Ich sehe es als eine der Hauptursachen der ggwärtigen Situation, daß auf derart geschichtsverdrehende Weise Haß geschürt und die Gesellschaft gespalten wird wie im Artikel des Herrn (?) Jabali. Das Land wird auf Bürgerkrieg gebürstet.
Ich habe mir den Text gerade nochmal durchgelesen, aber ich kann nicht ganz nachvollziehen, wo da aus Deiner Sicht die Geschichtsverdrehung, versuchte Gesellschaftsspaltung und das Auf-Bürgerkrieg-Bürsten zu finden ist. Ich kann das Fazit (der Autorin, wie ich gerade festgestellt habe ^^ ) bspw. durchaus unterschreiben:

The billions of dollars that governments spend on increasingly militarized police can be better used to address the underlying socioeconomic conditions that contribute to police encounters. We should divert resources towards investments in mental health, public education, drug prevention programs, homelessness prevention, community-centered crime prevention and jobs development.
Das klingt für mich absolut sinnvoll. Ich weiß nicht, ob es alle Probleme lösen wird, aber es ist doch ein völlig gewaltfreier Ansatz, der scheinbar auch von vielen zumindest derzeit untersützt wird?
 

Ein wilder Jäger

Barbarisches Relikt
Teammitglied
18. November 2007
21.184
Oh, das klingt für mich auch sehr sinnvoll, ich weiß aber nicht, ob sich die Situation so einfach mit Dollars verbessern lassen wird - und mit "ich weiß nicht " meine ich, daß ich nicht daran glaube. Nicht solange die Polizeit anscheinend quer durch alle Altersstufen als Feindbild aufgebaut und ein Gefühl der Benachteiligung in Kombination mit Anspruchsdenken eingeimpft wird. Ich glaube auch, daß eine gut ausgebildete, gut ausgerüstete und personell gut aufgestellte Polizei vielleicht nicht viel billiger ist als eine militarisierte, daß die US-Polizei es wirklich mit einem Haufen gewalttätiger, unter Drogen stehender und bewaffneter Verbrecher zu tun hat und daß eine handlungsfähige Polizei eine wichtige soziale Errungenschaft ist, die Sicherheit, Ruhe und ordnung zu einem öffentlichen Gut macht statt zum Privileg Weniger.

Und ich glaube, daß all das, was ich oben moniert habe, ganz gut auf den Versuch paßt, die Polizei in die Ahnenreihe irgendwelcher Sklavenjäger einzugliedern, als ob seitdem nichts geschehen wäre.
 

hives

Ritter Rosenkreuzer
20. März 2003
2.785
Nicht solange die Polizeit anscheinend quer durch alle Altersstufen als Feindbild aufgebaut und ein Gefühl der Benachteiligung in Kombination mit Anspruchsdenken eingeimpft wird.
Das schafft imho die Polizei in den USA doch durch ihre Aktionen ganz alleine. Wenn man sich allein anschaut, wie in den letzten Wochen mit Journalisten aus aller Welt umgegangen wurde. Don't kill the messenger.

Ich glaube auch, daß eine gut ausgebildete, gut ausgerüstete und personell gut aufgestellte Polizei vielleicht nicht viel billiger ist als eine militarisierte, daß die US-Polizei es wirklich mit einem Haufen gewalttätiger, unter Drogen stehender und bewaffneter Verbrecher zu tun hat und daß eine handlungsfähige Polizei eine wichtige soziale Errungenschaft ist, die Sicherheit, Ruhe und ordnung zu einem öffentlichen Gut macht statt zum Privileg Weniger.
Da stimme ich völlig zu. Das Problem ist imho, dass eine funktionierende Polizei auf Mitarbeit und Vertrauen in der Bevölkerung angewiesen ist. Sonst entwickelt sich ein Land in einen Polizeistaat, da immer stärkere Kontrolle und Unterdrückung eben eine Möglichkeit bieten, eine immer weniger kooperierende Bevölkerung nicht komplett zu verlieren.

Ganz platt aus meiner Sicht: Vor der starken Verbreitung von Smartphones gab es blindes Vetrauen. Das ist jetzt durch die ganzen Videos eben bei vielen Leuten, m.E. durchaus nachvollziehbarerweise, offenbar nahe null. Es liegt nicht zuletzte an Politik und Polizei, dieses Vertrauen in die Bevölkerung wieder herzustellen.

Und ich glaube, daß all das, was ich oben moniert habe, ganz gut auf den Versuch paßt, die Polizei in die Ahnenreihe irgendwelcher Sklavenjäger einzugliedern, als ob seitdem nichts geschehen wäre.

Es geht den Autoren doch eher darum, dass es gewisse Kontinuitäten gibt. Das würde ich nicht so ohne weiteres abstreiten.

Die Geschichte der USA ist imho eng mit der Geschichte der Sklaverei verbunden. Ich habe nicht genug dazu gelesen, aber ich habe wenig Zweifel, dass sich allein schon der Umstand der Sklaverei auf viele Institutionen ausgewirkt hat, insbesondere entstehende Institutionen. Eine solche völlige Kategorisierung von Menschen über Generationen hinweg hat lange Nachwirkungen auf ganz verschiedene Bereiche einer Gesellschaft. Das auch die Polizei dadurch beeinflusst wurde, erscheint mir völlig logisch und naheliegend. Dafür spricht imho auch, dass sich die Auseinandersetzung mit mehr oder weniger großen Aufständen offenbar recht regelmäßig durch die ganze Geschichte zieht.
 

Viminal

Großer Auserwählter
10. Juni 2009
1.964
Also letzten Endes entnehme ich dem Guardian-Artikel dass die "inconvenient truth" die ist, dass die wahre Bruchlinie zwischen der Masse und den berühmten Oberen Zehntrausend verläuft und nicht zwischen den verschiedenen Hautfarben. Die angeführten historischen Vorgänge hatten ja alle ökonomische Gründe bzw. Ziele und richteten sich gegen die Ureinwohner (Texas Ranger), gegen Schwarze (die Slave Patrols) und auch gegen Weiße (das Community Policing in den Industriezentren).

Auch das Geschäft mit der Militarisierung der Polizeien, mit den privaten Gefängnissen oder mit den Auswüchsen auf dem Sicherheitssektor nach dem 11.09 mit dem Patriot Act und dem War on Terror, das ist doch im wesentlichen Profitorientiert.

Leider wird sich aber darauf konzentriert dass es hier um White Supremacy ginge, mir scheint aber viel eher das Problem ist die Rich Supremacy. Die USA sind halt ein bizarres Gebilde. Einerseits ist die Verfassung und die gesamte Gründungsidee auf möglichst große individuelle Freiheit und bürgerliche Gleichheit ausgerichtet. Andererseits ist die Realität so, dass im wesentlichen Geld und Einfluss den Grad bestimmen der es erlaubt diese Dinge wahr zu nehmen.
Es gibt ja z.B. Gesetze gegen Obdachlosigkeit um den Obdachlosenproblem bei zu kommen, z.B. Verbote in der Öffentlichkeit zu schlafen. (Siehe z.B. hier Will Fines and Jail Time Fix the Homelessness Crisis?). Da ist natürlich jeder vor dem Gesetz gleich, aber wer Reich ist muss natürlich nicht in der Öffentlichkeit schlafen wogegen die armen Schlucker gar nicht anders können. Da wird also versucht sozialen und wirtschaftlichen Problemen mit der Durchsetzung öffentlicher Ordnung bei zu kommen.
 

hives

Ritter Rosenkreuzer
20. März 2003
2.785
Leider wird sich aber darauf konzentriert dass es hier um White Supremacy ginge, mir scheint aber viel eher das Problem ist die Rich Supremacy. Die USA sind halt ein bizarres Gebilde. Einerseits ist die Verfassung und die gesamte Gründungsidee auf möglichst große individuelle Freiheit und bürgerliche Gleichheit ausgerichtet. Andererseits ist die Realität so, dass im wesentlichen Geld und Einfluss den Grad bestimmen der es erlaubt diese Dinge wahr zu nehmen.
Es gibt ja z.B. Gesetze gegen Obdachlosigkeit um den Obdachlosenproblem bei zu kommen, z.B. Verbote in der Öffentlichkeit zu schlafen. (Siehe z.B. hier Will Fines and Jail Time Fix the Homelessness Crisis?). Da ist natürlich jeder vor dem Gesetz gleich, aber wer Reich ist muss natürlich nicht in der Öffentlichkeit schlafen wogegen die armen Schlucker gar nicht anders können. Da wird also versucht sozialen und wirtschaftlichen Problemen mit der Durchsetzung öffentlicher Ordnung bei zu kommen.

Ja, ich würde zwar sagen dass Rassismus durchaus noch eine wichtige Rolle spielt, aber ich stimme absolut zu, dass diese verteilungsbezogenen Aspekte zentral sind und denke, dass diese eben häufig konzentriert bei Minderheiten zu finden sind, teils als Mechanismus der Diskriminierung wirken und auch nachwirken können, wenn große Teile der Bevölkerung gar nicht mehr gezielt ausgrenzen. Die Verteilung von Einkommen ist bspw. stark unterschiedlich für Weiße und Schwarze in den USA, und man kann diesen Unterschied nur teilweise mit Kontrollvariablen wie bspw. Bildung erklären, siehe etwa:
Despite that, characteristics jointly explain less than a quarter of the differential in incomes, the lowest among all countries. Even if blacks had the same observed characteristics as whites in these three countries, a substantial (conditional) differential would still persist in average incomes.

Es ist rein spekulativ, aber ich vermute, wenn man nach Ende der Sklaverei wirklich alles komplett neu verteilt hätte, wäre die Situation heute durchaus anders. Im Gegensatz dazu hat man Ansätze wirtschaftlicher Emanzipation teils einfach komplett zerstört wie bspw. 1921 die "Black Wall Street" in Tulsa.
 

a-roy

Mensch
22. Oktober 2007
11.432
Wenn mir von klein auf erzählt wird, dass die Polizei mein Feind ist und einem Polizisten erzählt wird, dass solche wie ich immer gegen Polizisten gewaltbereit sind und wir 2 treffen dann aufeinander, was passiert dann wohl?
Als junger, 'dummer' Mensch hab' ich die 'Bullen' auch als 'Schergen der Oberen' an gesehen.
Mittlerweile weiß ich aber, wie unere Ordnungshüter ticken und wie ich sie zu behandeln hab' und schnall recht schnell, wenn ich da einem rechten Idioten gegenüberstehe.
Da zeige ich meine unbewaffneten Hände und bin höflicher als sonst!
Back to topic:
Da heben wir doch die Situation, dass etlichen, jungen, schwarzen Menschen bei gebracht wird, dass weiße Polizisten erst auf Schwarze schießen und dann fragen und weißen Polizisten, dass Schwarze potentiell gewaltbereit gegenüber den Polizisten sind.
Ja, ich weiß, ist platt!
Und noch a bisserl platter:
Denen-da-oben ist es doch egal, was unten passiert, Hauptsache, der Rubel rollt!
 

Ein wilder Jäger

Barbarisches Relikt
Teammitglied
18. November 2007
21.184
Da stimme ich völlig zu. Das Problem ist imho, dass eine funktionierende Polizei auf Mitarbeit und Vertrauen in der Bevölkerung angewiesen ist. Sonst entwickelt sich ein Land in einen Polizeistaat, da immer stärkere Kontrolle und Unterdrückung eben eine Möglichkeit bieten, eine immer weniger kooperierende Bevölkerung nicht komplett zu verlieren.

Und deshalb ist es auch ganz kontraproduktiv, wenn die Polizei als Feind geschildert wird. Angeblich haben Afrroamerikaner mit ihren Kindern spätestens im Grundschulalter "the talk" und erklären ihnen, daß sie immer benachteiligt sein werden und die Polizei ihr Feind ist. Aktivisten, "Bürgerrechtler" und Filmemacher stimmen mit ein.
 

Ein wilder Jäger

Barbarisches Relikt
Teammitglied
18. November 2007
21.184
Leider wird sich aber darauf konzentriert dass es hier um White Supremacy ginge, mir scheint aber viel eher das Problem ist die Rich Supremacy. Die USA sind halt ein bizarres Gebilde.

Die USA sind eine Oligarchie. Immer schon gewesen. Im Sezessionskrieg wurde die Pflanzerelite von den Industriellen verdrängt und später in einem eher schleichenden Prozeß die Industriellen von den Bankiers.
 

Ein wilder Jäger

Barbarisches Relikt
Teammitglied
18. November 2007
21.184
Die Verteilung von Einkommen ist bspw. stark unterschiedlich für Weiße und Schwarze in den USA,

Wenn Du Thomas Sowell fragst, wird er vielleicht mit den Schwarzen anfangen, die nach dem 2. Weltkrieg als Arbeiter in den Norden zogen und dort der sozialen Kontrolle ihrer Heimatgemeinden entzogen waren, ein Problem, das durch die wohlfahrtsstaatlichen Maßnahmen der 60er/70er noch wesentlich verstärkt wurde, durch die vielen vaterlos aufwachsenden Kinder. (Vgl. dazu auch die Zwerge bei Pratchett.) Imho sind die Schwarzen diorekt von massiver wirtschaftlich-gesellschaftlicher Benachteiligung in einen Sozialstaat hineingestolpert, der Geld, aber keinen Halt geboten hat. Natürlich sind Erwerbs- und Bildungsbiographien immer noch grob unterschiedlich, und natürlich hat es noch keine Kapitalakkumulation im gleichen umfange gegeben.
 

a-roy

Mensch
22. Oktober 2007
11.432
Joh, wilder Jäger, und das gleiche Prob haben wir doch auch hier in D, oder?!
Wenn vermittelt wird, dass Papa Staat schon alles zahlt (Sozialhilfeempfänger 3. Generation), wie sollen die Kids dann motiviert werden, sich in der Schule anzustrengen, um...
Und wenn man dann noch in einem Milieu aufwächst, wo man mit Dealerei auf die Schnelle mehr Geld macht als durch regelmäßige Arbeit, ist die kriminelle Karriere vorprogrammiert!
 

hives

Ritter Rosenkreuzer
20. März 2003
2.785
Ich schließe natürlich nicht aus, dass solche Aspekte auch eine Rolle spielen, aber die Frage ist imho, welchen Anteil der existierenden Ungleichheit man damit erklären kann.

Sowell schrieb:
Some statistical disparities are of course caused by discrimination, just as some deaths are caused by cancer. But one cannot infer discrimination from statistics any more than one can infer cancer whenever someone dies.

Soweit stimme ich durchaus zu. Er streitet ja nicht ab, dass es Diskriminierung gibt und sich diese in relevantem Maße auf Statistiken auswirkt.
Davon abgesehen scheint bei ihm konkret Bildung eine sehr zentrale Rolle zu spielen:

Sowell schrieb:
If Asian children are more likely to catch grief from their parents when they bring home report cards with Bs than black children are when they bring homereport cards with Cs, then do not be surprised if Asian youngsters end up with higher grade point averages in school and higher test scores after years of such differences.

Wenn jedoch deutliche Unterschiede nach Kontrolle von Bildung weiterhin vorhanden sind, oder wenn Bildung unterschiedliche Effekte für die Gruppen hat, deutet das imho schon darauf hin, dass Formen von Diskriminierung eine gewisse Relevanz haben.

Forschung zeigt bspw. dass in den USA bei vergleichbarem Status Schwarze durchschnittlich höhere Bildung haben als Weiße, abzüglich derjenigen mit der höchsten Bildung und findet teils nicht einmal signifikante Effekte von Bildung auf Einkommenszuwächse bei Schwarzen in den USA:



Angeblich haben Afrroamerikaner mit ihren Kindern spätestens im Grundschulalter "the talk" und erklären ihnen, daß sie immer benachteiligt sein werden und die Polizei ihr Feind ist. Aktivisten, "Bürgerrechtler" und Filmemacher stimmen mit ein.


Bei den ganzen Berichten und Videos finde ich das ehrlich gesagt durchaus verständlich. Nur mal zwei Fälle, die aufgrund von neuen Entwicklungen gerade in den Medien waren:

The tragic case occurred early on the morning of November 19, 2011, when Kenneth Chamberlain, a 68-year-old former marine with a heart condition, accidentally pressed the button on his medical alert system while sleeping. It was 5:22 in the morning. Responding to the alert, from the company calling police, the White Plains police officers arrived at Chamberlain’s apartment in a public housing complex. It was shortly after 5 a.m. By the time the police left the apartment, just after 7 a.m., Kenneth Chamberlain was dead, shot twice in the chest by a police officer inside his own home. Police gained entry to Chamberlain’s apartment only after they took his front door off its hinges. Officers first shot him with a Taser, then a beanbag shotgun, then with live ammunition.
[...]
You can actually see the electricity shooting Kenneth Chamberlain. The video cuts out at this point. Within minutes, Kenneth Chamberlain was shot dead by the police who entered his home. This horrific story is told in the recent feature film The Killing of Kenneth Chamberlain.


Breonna Taylor, 26, was shot eight times when officers entered her apartment in Louisville on 13 March.

They were executing a no-knock search warrant as part of a drugs investigation.

A no-knock warrant is a search warrant approved by a judge that permits police to enter a home without permission.

Inside, the officers exchanged fire with Ms Taylor's partner, but no drugs were found.

The exact events are disputed, as police say that despite the warrant, they did knock before raiding her address using a battering ram. Ms Taylor's family and a neighbour have disputed this.

On Thursday, Louisville's city council voted unanimously, 26-0, in favour of banning the controversial warrants.

Police in Louisville, Kentucky, released a nearly-blank incident report Wednesday from the night Breonna Taylor was fatally shot in her own apartment by officers. Despite the fact that the 26-year-old EMT was shot at least eight times during the no-knock search, the report listed Taylor's injuries as "none."

Police also checked "no" next to the box that says "forced entry" on the form, but witnesses and crime scene photos show officers used a battering ram to force entry into the apartment while Taylor was asleep.

Multiple attempts by CBS News to contact the department about the report were unsuccessful.


Mich wundert es da nicht, dass die US-Polizei ein gigantisches Glaubwürdigkeitsproblem hat.

Oder auch auch das hier, vor ein paar Tagen passiert - die Polizistin hat noch ganz offen auf Facebook Provokationen gegenüber Protestierenden veröffentlicht, die ich als gewaltverherrlichend bezeichnen würde, kurz darauf stirbt einer - aber wie es der Zufall so will, gibt es komischerweise keine Bodycam-Aufnahmen:

Kann ja gut sein, dass das Vorgehen aus irgendwelchen Gründen nachvollziehbar war, aber mit Provokationen von Protestierenden auf Facebook und dem Verzichten auf jede Möglichkeit von Transparenz schafft man natürlich kein Vertrauen. Da könnten die Väter ihren Kindern allabendlich einreden, dass die Polizei völlig ungefährlich ist - spätestens wenn das erste Video auftaucht war es das. Die einzige Lösung nach dieser Vorgehensweise wäre wohl, sowohl große als auch soziale Medien zu kontrollieren und konsequent alles zu verbieten, was irgendwie Polizeigewalt zeigt. Oder Smartphones u.ä. zu verbieten oder irgendwie automatisch zu jammen, sobald die Polizei in der Nähe ist.

Bei diesen viel zu häufigen völlig surrealen Vorfälle scheinen mir Warnungen jedenfalls durchaus sinnvoll bzw. notwendig zu sein.

Auch statistisch betrachtet ist es durchaus ein relevantes Risiko, für junge Männer zwischen 25 und 29 wird es in den USA als einer der "leading causes of death" bezeichnet:

Sorry für den langen Beitrag (ich hab sogar Quellen gelöscht und Zitate gekürzt, da der Beitrag ursprünglich zu lang war lol) und die folgende Rückkehr zu einer früheren Aussage, aber ich musste daran denken, als ich die Artikel von Sowell überflogen habe:
Ich sehe es als eine der Hauptursachen der ggwärtigen Situation, daß auf derart geschichtsverdrehende Weise Haß geschürt und die Gesellschaft gespalten wird wie im Artikel des Herrn (?) Jabali. Das Land wird auf Bürgerkrieg gebürstet.


Gilt das auch für Sowell und seine wiederholten Versuche, der Polizei einzureden, dass sie gejagt wird und sich im Krieg befindet?

Thomas Sowell: Open season on the police in America

Thomas Sowell: A war on police officers is a very real circumstance

The War on Cops
By Dr. Thomas Sowell

Thomas Sowell: The war on police officers

Thomas Sowell: War on police has been building

Solche Artikel waren die ersten Ergebnisse, als ich nachgeschaut habe, was Sowell so zu police violence schreibt. Es scheint irgendwie generell kaum Beiträge zu der Thematik zu geben, die nicht völlig einseitig sind.


Generell will ich nicht abstreiten, dass es gute Argumente für die Haltung gibt, als unnötig skandalisierend wahrgenommene Berichte generell als problematisch zu betrachten. Eine differenzierte, unaufgeregte Berichterstattung wäre sicher eine schöne Sache. Aber im anderen Extrem, auch wenn man es einfach komplett verschweigen wollte würde dies imho nichts bringen. Nicht in einer Zeit in der die Videos auf Youtube, Twitter etc. hochgeladen und in Minuten durch das ganze Land bzw. um die ganze Welt gehen.

Aber es gibt vielleicht noch einen einfachen Weg, der an Reformen der Polizei vorbeiführen könnte: eine Mehrheit der Bevölkerung so verängstigen, dass jede Reform ihnen noch gefährlicher vorkommt, als alles beim alten zu lassen. Ich befürchte, mit der Wahl von "Defund the police" hat man da leider eine gute Vorlage geliefert. Viele wissen oder ahnen wohl, dass damit nicht die komplette Abschaffung gemeint ist, sondern sowas wie Demilitarisierung, Verkleinerung, Auslagerung von nicht-kernpolizeilichen Verantwortungsbereichen oder evtl. auch komplette Umstrukturierung und Reorganisierung, aber sicher nicht jeder. Alles andere wäre besser gewesen "change/downsize/slim/demilitarize the police", aber die picken sich natürlich die denkbar fragwürdigste Variante heraus...


Dennoch sieht es derzeit danach aus, als ob die Protestbewegung bereits erfolgreich auf Polizeireformen hinwirkt:
 

a-roy

Mensch
22. Oktober 2007
11.432
Ich denke:
Wenn jeder Üergriff der Polizei, speziell in den USA, konsequent untersucht und entsprechend geahndet worden wäre, würde es alles anders aussehen (Weiah, viele Konjunktive!).
Seien wir doch mal ehrlich:
Da nimmt sich ein Polizist etwas heraus, wofür ein Normalbürger eingeknastet würde und ein Polizist nicht!
 

Aragon70

Meister vom Königlichen Gewölbe
28. Juli 2008
1.465
Und woher weißt du das viele Übergriffe der Polizei in den USA nicht geahndet werden?

Bei jedem Fall denn man bisher mitbekommen hat wurden die Polizisten immer angeklagt. Und andere Fälle kann man ja nicht bewerten ohne genaueres darüber zu wissen. Wenn man im Netz versucht darüber Infos zu finden stößt man irgendwie immer auf die gleichen 5 Fälle der letzten Jahre die eh schon alle kennen.

Ich würde ehrlich gesagt erwarten das es hunderte sind, bei den Milionen Polizisten in den USA sollte danach nicht lange suchen müssen.

Ansonsten muß die Polizei sich natürlich mehr Rechte herausnehmen können als ein Normalbürger, immerhin ist es ihre Aufgabe Schwerverbrecher festzunehmen und im Zweifelsfall, als letzte Möglichkeit auch die Waffe einsetzen.

Wenn ein Polizist jemanden festnehmen muß der sich heftig der Festnahme wiedersetzt wird muß er im Zweifelsfall eher auf ihn schießen dürfen als Gefahr zu laufen selbst erschossen zu werden. In den USA muß eh jeder Polizist immer damit rechnen das der andere eine Schusswaffe hat.

Vielleicht der Punkt wo man zuerst ansetzen sollte, einem Verbot von Schusswaffen für den Privat Besitz.
 

hives

Ritter Rosenkreuzer
20. März 2003
2.785
...stößt man irgendwie immer auf die gleichen 5 Fälle der letzten Jahre...

Allein im Jahr 2016 hat man fast 200-mal so viele Fälle gezählt:

Viele gewalttätige Polizisten sind offenbar durch zahlreiche Beschwerden bekannt, welche jedoch häufig folgenlos bleiben. Selbst wenn mal jemand entlassen wird, wird er häufig sonstwo einfach wieder eingestellt:


Vielleicht der Punkt wo man zuerst ansetzen sollte, einem Verbot von Schusswaffen für den Privat Besitz.
Das ist nun wirklich bemerkenswert realitätsfremd hinsichtlich der derzeitigen politischen Situation in den USA.
 

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