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Wirtschaftsorganisation und menschliche Bedürfnisse

a-roy

Mensch
22. Oktober 2007
11.473
AW: Wirtschaftsorganisation und menschliche Bedürfnisse

Wenn ich zu meiner Zeit als 'Lager+Produktionshelfer arbeiten wollte, hab ich in die Zeitung geguckt, hab in der Firma angerufen, einen Termin gemacht, hingefahren + die haben immer gesagt:
"Wann können Sie anfangen?!"
Gibts das heute noch?
 

rola

Meister vom Königlichen Gewölbe
2. September 2011
1.462
AW: Wirtschaftsorganisation und menschliche Bedürfnisse

DaMan schrieb:
Man muss den Leute also klarmachen, dass Qualifikation das einzige ist, was ihnen einen ordentlichen Lebensstandard garantiert. Und damit meine ich echte Kompetenz, keinen Zettel mit dem Aufdruck "Abitur".
Ja, Geringqualifizierte Tätigkeit kommen unter Druck, wenn das Lohnniveau zu hoch ist.
Ich nähere mich mal von der anderen Seite dem Thema Kompetenz. Früher galt ein Diplomstudiengang als zu theoretisch, weg von der Praxis (die Politik zog Schlüsse: der Bologna-Prozess, gleichbedeutend mit Stress und Verschulung, Verflachung der Inhalte). Dennoch wurden und werden diese Diplom-Absolventen gerne eingestellt. Begründung: Es ist nicht die eigentliche Qualifikation, sondern die Art zu denken.
So hatte ich z.B. Glück in der Produktentwicklung einer Versicherung tätig zu sein. Doch meine Fähigkeiten waren als Quereinsteiger eigentlichen dem eines normalen Versicherungskaufmanns unterlegen, meine mathematischen Fähigkeiten aus dem Studium wurden aber faktisch nicht gebraucht, hier war ich überqualifiziert. (Versicherungsmathematik besteht aus komplexen Formeln, gebaut aber aus "einfacher" Mathematik.) Dennoch tummeln sich in solchen Abteilungen i.R. sehr viele Mathematiker. -- Viele andere meiner Spezies sind in Wirtschaftsberatungsfirmen untergekommen oder in der Kundenberatung bei Banken (gehobene Privatkunden). Das Mathestudium war eigentlich umsonst. Das meine ich, wenn durch den Arbeitsmarkt die Anforderungen immer höher getrieben werden. Es wird ein Studium gefordert, wo eigentlich Abitur reicht.
-----
Weg von der Bildung, dem Produktionsfaktor "Mensch". ich will hier mal ein weniger konkretes Thema ansprechen. Nämlich das Geld, die Finanzierung der Produktion in der Privatwirtschaft versus Staatswirtschaft ala DDR.
Hier hat ein kapitalistisches Unternehmen einen riesen Vorteil gegenüber der realsozialistischen Produktion. Es kann sich Geld versorgen über den Kapitalmarkt in Form von Eigenkapital. Herausgabe von Aktien. Es fließt Geld ins Unternehmen, ohne dass Kredite aufgenommen werden müssen. Der Aktienbesitzer ist zugleich Mitbesitzer am Unternehmen.
In der DDR gab es nur die Möglichkeit das erwirtschaftete Geld durch Beschlüsse von "oben"zu verteilen: Steckt man es in die Sozialpolitik oder in die Wirtschaft? Wenn man das Lebensniveau der Bevölkerung steigern wollte, fehlte das Geld in der Wirtschaft. Für notwendige Investitionen. So musste man in der DDR Priorititäten setzen. Und das war nicht der Fahrzeugbau. Der Trabant wurde so zwar auf dem Reissbrett weiterentwickelt, aber für neue Produktionshallen und -technologie fehlte das Geld. Wieder ein negativer Effekt: Wer Aktien besitzt, kann damit spekulieren und sich dieser Effekt verselbständigen, losgelöst von der eigentlichen Produktion.
 
Zuletzt bearbeitet:

rola

Meister vom Königlichen Gewölbe
2. September 2011
1.462
AW: Wirtschaftsorganisation und menschliche Bedürfnisse

Doch noch eine Fußnote zur "Abschweifung". es geht nichts ums Jammern über die Marktwirtschaft. Es geht darum einen Kompromiss zu finden zwischen Herz und Verstand (kapitalistische Wirtschaftslogik, Marktwirtschaft). Ein Kompromiss ist unsere soziale Marktwirtschaft, deren Errungenschaften immer mehr bedroht sind.
In der Ellenbogengesellschaft bleiben leider einige auf der Strecke. Auch ein Slumbewohner in Afrika, der vom Müll lebt, hat wohl nie eine richtige Chance auf Lebensglück, in Deutschland hätte er ungleich bessere Startvoraussetzungen gehabt. Weshalb da nicht etwas den Ärmeren geben? jede Religion hat eine solche Komponente.
Und manche Begriffe wie "Warenfetischismus", "Profitgier", "Entfremdung" gehören noch nicht in die Mottenkiste. Man könnte andere verwenden: Konsumfetischismus, Zwang zur Profitabilität, hoher Leistungsdruck, ...
Warum nur dieses Treiben, dieses Streben nach Wachstum, diese Beschleunigung der Prozesse? Die Arbeitsprozesse werden immer schneller, immer effektiver, ein Produkt wird immer schneller hergestellt. Man musste früher für ein Stück Butter mehrere Stunden arbeiten, heute sind es ein paar Minuten. Bei fast allen Lebensmitteln ist das. Nochmehr bei Computern. Wie schnell sinken doch die Preise für alte Platten oder USB-Sticks. Hat sich die Zufriedenheit erhöht?
 

rola

Meister vom Königlichen Gewölbe
2. September 2011
1.462
AW: Wirtschaftsorganisation und menschliche Bedürfnisse

Kapitalimus und rationale Wirtschaftlogik- passt das zusammen? Für jeden Einzelbetrieb schon: Er handelt rational im Sinn der Rentabilität. Er senkt Kosten, führt Marktbeobachtungen durch, will seine Produkte optimal platzieren am Markt. Will mehr Marktanteile. Der Konsument wird daher überschwemmt mit einer Angebotsfülle, mit neuen Innovationen. Diese Inovationen werden dem Kunden als erheblicher "Mehrwert" verkauft.
Der Gesamtmarkt funktioniert leider "anarchistisch": Man will dem Konkurrenten Marktanteile abnehmen. Ein Automotor wird unabhängig voneinander in den verschiedenen Entwicklungsabteilungen entwickelt. Selbst das ist Verschwendung von Arbeitskraft, weil Mehrfachaufwand.
Es wird auch die Gefühlsebene des Konsumenten angesprochen, was ihn zum unnötigen Mehrkauf veranlasst = nicht rational.
Kapitalismus - hier es gibt Ressourceneffizienz im Betrieb, aber Resourcenverschwendung im Gesamtsystem. Auch beim Thema Arbeitsmarkt: Man nutzt als Arbeitgeber die besten Ressourchen, die zur Verfügung stehen (Warum einen Abuturienten einstellen, wenn man eine Flut/Überangebot von Hoschschulabsolventen zur Verfügung hat? Andererseits: In Wirtschaftskrisen werden Leute entlassen, der Sozialstaat muss aufkommen.)

All das ist suboptimal, der Mensch steht nicht im Mittelpunkt, sondern das Geld.
Warum hat nun ein sozialistisches System, selbst der dritte Weg wie in Jugoslawien (sehr hohe Mitbestimmung der Arbeiterselbstverwaltung) nicht funktioniert?
In den 60er Jahre wollte man in der DDR die Wirtschaft automatisieren, feinsteuern (Kybernetik), alles über Großrechenanlagen laufen lassen.
All es dann den Computer gab ( den PC gegenüber den USA sehr spät und für den Privatmann extrem teuer), erstickte man in der Mangelgesellschaft.
Überall Materialpässe. Die Produktion stand in manchem Betrieb Stunden, ja Tage still, weil die z.T. nur ein einzelnes Teil fehlte.
Im Kapitalismus faktisch ein Unding, jeder Mangel wird vom Markt "automatisch" erkannt und beseitigt.
Alles hat man probiert:
- DDR, Sowjetunion: ein zentrale Wirtschafslenkung, der wissenschaftlich-technische Fortschritt stand im Mittelpunkt, Schwerpunkt: Industrie
- Jugoslawien: eine dezentrale Wirtschafslenkung, einen dritten Weg, der wissenschaftlich- technische Fortschritt stand im Mittelpunkt + die Industrie
- China: in den 50ern eine Dezentralisierung mit agrarischer Komponente (auch Wichtigkeit des wissenschaftlich-technischen Fortschritts)
- Kambodscha: der Steinzeit-Kommunismus: Verpönung des Fortschritts (mit restriktivsten Massnahmen: Ausrottung dr Intelligenz).
- Allein lokal begrenzte Modelle Richtung Selbstversorgung funktionieren halbwegs, haben aber auch ihre Strahlkraft verloren. Bsp: israelisches Kibbuz.

Im gegenwärtigen Stadium befinden wir uns in einer umfassenden technischen Revolution. im Bereich Informationsverarbeitung. Fast so: Jedes IT-Gerät soll alles können, man will mobil sein. Ein Handy hat Kamerafunktion, man will zugleich im Netz surven. Man will die Wohnung im Urlaub überwachen, den Kaffeeautomat aus der Ferne ansteuern und ihn trinkfertig haben, wenn man die Wohnungstür aufschließt (Richtung: Intelligente Wohnung). Ich sehe auch eine großen Bedarf im Bereich Bioinformatik.
Hier können also unzählige Befürfnisse geweckt werden, mit Lemminge-Effekt der Verbraucher. Der "ressourcenfressende" Kapitalismus funktioniert also. Werden die Leute überhaupt einmal umdenken? (Man braucht keine 1000 Megapixelkamera, keinen extrem hochauflösenden Fernseher). - Momentan stehen die Zeichen eher ungünstig.
 

rola

Meister vom Königlichen Gewölbe
2. September 2011
1.462
AW: Wirtschaftsorganisation und menschliche Bedürfnisse

Um mal kurz Berthold Brecht zu zitieren: "Er [der Kommunismus] ist das Einfache, das schwer zu machen ist." - Lenin sah noch im Modell der deutschen Post ein zukünfiges Organisationsmodell für eine sozialistische Produktsweise. Auch die heute so typisch gewordene Aktiengesellschaft sah er als Zwitter zwischen kap. uns soz. Produktionsweise.
Alle vermeintlichen Träume sind zerronnen. Was kann man im Hier und Jetzt überhaupt noch tun? Kleine wirtschaftliche Zusammenschlüsse bilden? Doch selbst die Genossenschaftsidee ist unter die Räder gekommen. Wir können z.B. Mitglied im Verband der Volks- und Raiffeisenbank werden und doch verbleiben wir einfache Bankkunden, erhalten nur für die 500 € eingezahlte Mitgliedschaft einen etwas erhöhten Zins. Fühlen wir uns als Eigentümer, sicherlich nicht.
Die Idee der Volksbibliothek, selbst die Laubenpieperbewegung sind alles Ideen, um das Industrieproletariat zu bilden und aus dem grauen Fabrikalltag zu führen. Ca. 100 Jahre alt. Alles ist aber heute zur Selbstverständlichkeit geworden, unterliegt dem Diktat von strengen Satzungen. Ist teilweise überholt im Zeitalter von Doppelhaushälften und Internet.
Was bleibt ist das Jammern von einigen Hartz IV-lern und der heute zu kurz Gekommenen. Sie jammern auf hohem Niveau, haben aber trotzdem Recht und auch wieder Unrecht, wenn man auf den Billiglohsektor schaut.
 

dtrainer

Wiedergänger
17. Dezember 2008
10.562
AW: Wirtschaftsorganisation und menschliche Bedürfnisse

Das sind die Gefechte der Vergangenheit.
Wir stehen bald vor den Folgen der industriellen Revolution, das wird derzeit noch sehr erfolgreich verdrängt, obwohl sie schon länger erkennbar auf uns zu kommen:

Standardszenario_World3-03.PNG

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/1/14/Standardszenario_World3-03.PNG

Im Jahr 2004 veröffentlichten die Autoren das 30-Jahre-Update. Darin brachten sie die verwendeten Daten auf den neuesten Stand, nahmen leichte Veränderungen an ihrem Computermodell World3 vor und errechneten anhand verschiedener Szenarien mögliche Entwicklungen ausgehend vom Jahr 2002 bis zum Jahr 2100. In den meisten der errechneten Szenarien ergibt sich ein Überschreiten der Wachstumsgrenzen und ein anschließender Kollaps („overshoot and collapse“) bis spätestens 2100. Fortführung des „business as usual“ der letzten 30 Jahre führe zum Kollaps ab dem Jahr 2030.
Die Grenzen des Wachstums
Es ist klar daß die hier dargestellten Linien teilweise variabel sind. Eine exakte Prognose ist daher nicht möglich, auch weil Modelle schlecht berechnen können was passiert, wenn man endlich darauf reagiert.
Nur eines ist völlig klar: die kapitalistischen/kommunistischen Träume vom materiellen Paradies auf Erden, Wohlstand für alle etc. sind längst Makulatur, auch wenn das keiner wahr haben will. Je später man sich der Realität stellt, umso härter wird die Umstellung sein...

Statt "immer mehr, immer höher, immer weiter" etc. wird es bald um Bescheidenheit gehen, gehen müssen.

Aber das will ja keiner hören. also, nur weiter Vollgas, bis zur Wand...
 

Nachbar

Ritter Kadosch
20. Februar 2011
5.095
AW: Wirtschaftsorganisation und menschliche Bedürfnisse

Statt "immer mehr, immer höher, immer weiter" etc. wird es bald um Bescheidenheit gehen, gehen müssen.
Ja, ganz genau. Um eine bewusste und kluge Bescheidenheit, im besten Fall.
Um eine die darum weiß, daß Glück überhaupt kein bisschen von materiellen Gütern abhängt.
Sondern von sinnstiftender Beschäftigung, von sozialer Eingebundenheit und von begreifbaren und (passabel) kalkulierbaren Lebensumständen.

Aber das will ja keiner hören. also, nur weiter Vollgas, bis zur Wand...
Leider. Weil Alle die noch nie Wohlstand erlebt haben, weiterhin dem erlernten Glauben anhängen, mit dem Wohlstand käme automatisch auch das Glück.
Unglücklicherweise beten wir lügende Götzen an.

:egal: Nachbar
 

DaMan

Ritter-Kommandeur des Tempels
30. Januar 2009
4.517
AW: Wirtschaftsorganisation und menschliche Bedürfnisse

Statt "immer mehr, immer höher, immer weiter" etc. wird es bald um Bescheidenheit gehen, gehen müssen.

Aber das will ja keiner hören. also, nur weiter Vollgas, bis zur Wand...
Für geschätze 90% der Menschen auf diesem Planeten geht es immer noch um sauberes Trinkwasser, ausreichend Nahrung und ein Dach überm Kopf.
Möchtest du die auch zu mehr Bescheidenheit ermuntern?
Oder wäre etwas Wachstum vielleicht doch nicht so ganz blöde?
 

Ein wilder Jäger

Barbarisches Relikt
Teammitglied
18. November 2007
21.819
AW: Wirtschaftsorganisation und menschliche Bedürfnisse

Vor vierzig Jahren gab es schon einmal eine Trendfortschreibung mit den beiden uneingestandenen Prämissen, daß die Menschheit keine neuen Ideen hat und daß keine neuen Lagerstätten von garnichts erschlossen werden, weder in Afrika noch in Sibirien, und in den USA schon gar nicht. Diese Trendfortschreibung hat sich inzwischen als nachgerade lächerlich erwiesen, aber wurden daraus irgendwelche Lehren gezogen? Nein. Man veranstaltet denselben Unfug in regelmäßigen Intervallen neu. Die Wirtschaft und mit ihr die Menschheit stehen immer 15 bis einhundert Jahre vor dem Kollpas. Damals, heute und morgen. Vorausgesetzt es gelingt nicht, die guten Ratschläge der Kassandren umzusetzen, die sind nämlich geeignet, unsere Wirtschafts- und Innovationskraft nachhaltig zu lähmen und Kapital, Arbeitskraft und Ressourcen in die falsche Richtung zu lenken.

Denn die Forderung ist ja immer dieselbe - die Regierungen sollen endlich etwas gegen diesen empörenden Wohlstand unternehmen, vor allem aber gegen die individuelle Entscheidungsfreiheit.

Das BIP, oder mangels Außenhandels der Erde besser gesagt die Wirtschaftsleistung der Welt beläuft sich auf $ 70.000 Milliarden, die Weltbevölkerung auf sieben Milliarden Menschen. Macht pro Kopf, Nase und Jahr $ 10.000, macht € 7.500, macht pro Monat € 625, d.h. wenn wir Wachstum durch Umverteilung ersetzen, können wir alle vom Rentner bis zum Bundeskanzler auf Hartz 4 - Niveau leben, allerdings weltweit. Für die Masse der Menschheit wäre das eine tolle Sache. Illusorisch ist das trotzdem, und es erlaubt einen Blick in die Gedankenwelt derjenigen, die das befürworten und die damit einer Ausplünderung der Bevölkerung das Wort reden, wie sie noch nie dagewesen ist.
 

Nachbar

Ritter Kadosch
20. Februar 2011
5.095
AW: Wirtschaftsorganisation und menschliche Bedürfnisse

[...] Illusorisch ist das trotzdem, und es erlaubt einen Blick in die Gedankenwelt derjenigen, die das befürworten und die damit einer Ausplünderung der Bevölkerung das Wort reden, wie sie noch nie dagewesen ist.
Selbstverständlich ist das illusorisch.
Ich möchte aber anmerken, daß wir gegenwärtig eine Ausplünderung unserer Ressourcen erleben, wie sie noch nie dagewesen ist.
Da zähle ich auch saubere Luft, Regenwald, Trinkwasser und das Leben in den Weltmeeren mit rein.
Und man könnte vielleicht auf den Gedanken kommen, daß dies ebenfalls einer Ausplünderung grosser Teile der (Welt-)Bevölkerung gleichkommt.

:read: Nachbar
 

Ein wilder Jäger

Barbarisches Relikt
Teammitglied
18. November 2007
21.819
AW: Wirtschaftsorganisation und menschliche Bedürfnisse

Luftverschmutzung (wie z.B. in Peking) als Ressourcenausplünderung zu definieren, finde ich gewagt. Der Rest ist bekannt. Die Überfischung der Weltmeere, die Vernichtung der Urwälder und der Umgang mit dem Trinkwasser offenbaren ein Ausmaß an Staatsversagen, das nur noch als atemberaubend zu bezeichnen ist.
 

Nachbar

Ritter Kadosch
20. Februar 2011
5.095
AW: Wirtschaftsorganisation und menschliche Bedürfnisse

Luftverschmutzung (wie z.B. in Peking) als Ressourcenausplünderung zu definieren, finde ich gewagt.
Ich fand das nicht nur gewagt, sondern tendenziell unzulässig. :mimpel: Aber ich atme nun mal so verdammt gern.

Der Rest ist bekannt. Die Überfischung der Weltmeere, die Vernichtung der Urwälder und der Umgang mit dem Trinkwasser offenbaren ein Ausmaß an Staatsversagen, das nur noch als atemberaubend zu bezeichnen ist.
Und wie sähen Deiner Meinung nach die Handlungen der Staaten aus, die dann kein Versagen wären?
 

Ein wilder Jäger

Barbarisches Relikt
Teammitglied
18. November 2007
21.819
AW: Wirtschaftsorganisation und menschliche Bedürfnisse

Dann würde ich vorschlagen, daß Du zum Atmen in Länder gehst, die das mit dem Smog soweit geregelt haben und sich jetzt mit Luxusproblemen wie der Feinstaubbelastung beschäftigen.

Und wie sähen Deiner Meinung nach die Handlungen der Staaten aus, die dann kein Versagen wären?

Wie sollen die schon aussehen? Gewässerschutz ist doch keine Hexerei. Man muß nur wollen, und man braucht einen funktionierenden Staatsapparat. Das mit den Fischbeständen ist ein Allmendeproblem, das wird wahrscheinlich nie gelöst werden.
 

Nachbar

Ritter Kadosch
20. Februar 2011
5.095
AW: Wirtschaftsorganisation und menschliche Bedürfnisse

Dann würde ich vorschlagen, daß Du zum Atmen in Länder gehst, die das mit dem Smog soweit geregelt haben und sich jetzt mit Luxusproblemen wie der Feinstaubbelastung beschäftigen.
Da bin ich, und das ist schön.
Aber ich habe die dusselige Angewohnheit, gelegentlich an Diejenigen zu denken, die da nicht sind und die an unserem Billigkonsum ersticken.

Wie sollen die schon aussehen? Gewässerschutz ist doch keine Hexerei. Man muß nur wollen, und man braucht einen funktionierenden Staatsapparat. Das mit den Fischbeständen ist ein Allmendeproblem, das wird wahrscheinlich nie gelöst werden.
Schade, ich hatte gehofft Du würdest sagen, "die Regierungen sollen endlich etwas gegen diesen empörenden Wohlstand unternehmen, vor allem aber gegen die individuelle Entscheidungsfreiheit."
Aber macht nix, dann eben nächstes Mal.

:norma: Nachbar
 

DaMan

Ritter-Kommandeur des Tempels
30. Januar 2009
4.517
AW: Wirtschaftsorganisation und menschliche Bedürfnisse

Ich wiederhole mich manchmal gerne: Umweltschutz ist ein Luxusgut, das man sich leisten können muß.
Die Lösung für das Problem lautet Wachstum und Wohlstand.
 

Nachbar

Ritter Kadosch
20. Februar 2011
5.095
AW: Wirtschaftsorganisation und menschliche Bedürfnisse

Ich wiederhole mich manchmal gerne: Umweltschutz ist ein Luxusgut, das man sich leisten können muß.
Umweltzerstörung ist ein erheblich grösserer Luxus, den sich aber erst die nachfolgenden Generationen leisten können müssen.

Die Lösung für das Problem lautet Wachstum und Wohlstand.
Die Lösung lautet Bildung, eine Weltregierung und - ja, leider - eine Beschränkung des Wohlstands.
 

rola

Meister vom Königlichen Gewölbe
2. September 2011
1.462
AW: Wirtschaftsorganisation und menschliche Bedürfnisse

Recht interessante Beiträge. Und betrifft die Bereiche
- Wirtschaft und Umwelt: Nachhaltigkeit, Umwelt, schonender Umgang mit Ressourcen
- Wirtschaft und die Soziale Frage, um die Verteilung von Reichtum eines Landes und weltweit.
Apropos weltweit. Da bin ich beim WildenJäger. Wenn die gesamte Menschheit theoretisch auf Hartz IV-Niveau leben könnte, wäre das ein Segen und würde nur wenige benachteiligen. Leider natürlich auch die Mehrzahl der Deutschen.

Man muss mir nachsehen wegen der Suche nach gerechten Wirtschaftsmodellen. Ich bin (ohne Begeisterung) in der DDR mit den alten Kampfliedern der Arbeiterbewegung aufgewachsen, hatte aber schon die Argumentation verinnerlicht, dass eine sozialistische Produktionsweise ohne Konkurrenzdenken und Krisen ZUM WOHLE DER MENSCHEN (ohne den Fetisch Geld) die bessere Produktionsweise ist. Ich will dies auch nicht verleugnen und hege heute trotzdem eine recht konservative Auffassung von Wirtschaft.
Heute wirkt wohl alles angestaubt. Selbst wenn die SPD auf ihren Parteitagen das Kampflied "Wann wir schreiten, Seit an Seit und die alten Lieder singen" anstimmt, wirkt das teilweise bizzar. Nicht nur wegen der Misstöne, sondern auch wegen des Inhalts.

DaMan schrieb:
Die Lösung für das Problem lautet Wachstum und Wohlstand.
Wachstumsfetischismus (Unbegrenztes Wachstum) führt bestimmt zur Katastrophe in nächstes oder ferner Zukunft.
Wohlstand ist eine Floskel und suggieriert, dass es erstrebenswert, viel zu konsumieren (Konsumfetischismus). Das geht in die falsche Richtung. Wichtiger ist die Verteilungfrage (Dritte Welt). Wir lassen uns heute betören, auch der Arbeiter der westlichen Welt hat vom steigenden Wohlstand partizipiert, aber trotzdem prozentual weniger als andere.
 
Zuletzt bearbeitet:

DaMan

Ritter-Kommandeur des Tempels
30. Januar 2009
4.517
AW: Wirtschaftsorganisation und menschliche Bedürfnisse

Umweltzerstörung ist ein erheblich grösserer Luxus, den sich aber erst die nachfolgenden Generationen leisten können müssen.
Kommt drauf an was. Ungeklärtes Industrieabwasser ist Staatsversagen, Regenwaldabholzen um Felder anlegen zu können ist kein Luxus sondern Überlebensnotwendig. Beides kann man abschaffen, indem man ausreichend Wohlstand generiert. Dann kann man eine Kläranlage bauen und kann sich Dünger leisten um das Feld mehr wie 2 Jahre zu bewirtschaften.
Die Lösung lautet Bildung, eine Weltregierung und - ja, leider - eine Beschränkung des Wohlstands.
Wieso denn gerade jetzt? Seit Jahrtausenden geht es steil bergauf und plötzlich soll eine "Beschränkung" notwendig sein? Wenn du annodazumal Ramses Hofbauern gefragt hättest, hätte er dich wahrscheinlich auch erzählt, weltweites Wachstum sei nicht möglich weil das Niltal nicht mehr Nahrung hergibt. Elizabeth I hätte dir erzählt, Wachstum sei nicht möglich, weil das Holz für den Schiffsbau nicht ausreicht. Seit 40 Jahren nervt man mit PeakOil rum. Was ist daraus geworden? Nix.
Sämtliche derartige Prognosen zeigen eher die Unkreativität und Begrenztheit der Kassandras als die Realität. Man erfindet einfach neue Technologien und nutzt andere Rohstoffe.

Wachstumsfetischismus (Unbegrenztes Wachstum) führt bestimmt zur Katastrophe in nächstes oder ferner Zukunft.
Wohlstand ist eine Floskel und suggieriert, dass es erstrebenswert, viel zu konsumieren (Konsumfetischismus). Das geht in die falsche Richtung. Wichtiger ist die Verteilungfrage (Dritte Welt).
Todgesagte leben Länger ;) Konsum schafft Nachfrage, Nachfrage schafft Wachstum und Fortschritt, Fortschritt schafft Wohlstand.
Wohlstand ist IMO eigentlich kein Konsum, sondern die möglichkeit persönlicher Freiheit weil man sich nicht tagtäglich um so alberne Sachen wie Verhungern, Erfrieren und Sterben sorgen muß.
Wir verteilen doch in die dritte Welt. Nennt sich Globalisierung und schafft dort Wohlstand. Hier wächst er dadurch möglicherweise nicht mehr ganz so schnell, was allerorts zu gar immensem Geschrei führt, weil soziale Gerechtigkeit eben doch nur cool ist, wenn man auf der Empfängerseite sitzt.
Aber eigentlich ist das doch, was dauernd gefordert wird.
 
Zuletzt bearbeitet:

Nachbar

Ritter Kadosch
20. Februar 2011
5.095
AW: Wirtschaftsorganisation und menschliche Bedürfnisse

Moin, DaMan
Vermutlich müssen Begriffe geklärt werden.

Ich habe den Begriff "Wohlstand" einfach als Replik verwendet, weil Du ihn vorgabst.
Genau genommen hätte ich "Konsum" schreiben sollen.

Gegen einen steigenden Wohlstand, der nicht automatisch mit steigendem Konsum einher geht, habe ich nichts.
Also wäre zu klären, was wir eigentlich genau unter "Wohlstand" verstehen.
Ich denke mal drüber nach...
... bin mir aber jetzt bereits sicher, daß der wesentlich mehr mit der Befriedigung menschlicher Bedürfnisse zu tun hat, als mit spaßorientierter Verschwendung.

:read: Nachbar
 
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