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Baha'i

dtrainer

Wiedergänger
17. Dezember 2008
10.562
AW: Baha'i

Ich lese sehr viel archaisches Zeug... Unterschiedliche Brautpreise für Städter und Dörfler, ländliche Lagerhäuser für Naturalabgaben, Heiratspolitik in der Großfamilie... Das wird alles in den Himmel gehoben, soll aber irgendwie nicht wörtlich gemeint sein. Oder nur zum teil. Es wird Dir wahrscheinlich nicht zu vermitteln sein, daß Du die Worte des Propheten gerade auslegst?
Wie, bitte? Brautpreise? Was ist das für ein Blödsinn?
Baha'u'lláhs Offenbarung definiert viele überkommene Vorstellungen, Sitten und Institutionen neu und gibt ihnen eine neue Bedeutung. Dazu gehört auch die Morgengabe. Es handelt sich um eine uralte Institution in vielen Kulturen mit vielerlei Formen. In manchen Ländern ist es eine Zahlung der Brauteltern an den Bräutigam, in anderen zahlt der Bräutigam an die Brauteltern einen "Brautpreis". In beiden Fällen ist der Betrag oft recht hoch. Baháu'lláhs Gesetz schafft alle diese Varianten ab und gestaltet die Morgengabe zu einer symbolischen Handlung, durch die der Bräutigam der Braut ein Geschenk von fest begrenztem Wert macht. (Shoghi, im Kommentar zum Aqdas)
Ja, Lagerhäuser. Besser als Sozialämter, wenn du dich nur mal darauf einläßt, das zu durchdenken. Direkt, vor Ort für die Absicherung sorgen, anstatt erst mal zentral zu erfassen, zu verwalten, und wieder nach unten weiter zu geben - unter erheblichem Eigenverbrauch der dafür nötigen Apparate.
Doppelter Nutzen: wer nicht verwalten muß, kann produzieren. Und von dem was für die Bedürftigen verfügbar ist, wird weniger "auf dem Weg" verbraucht. Was ist daran archaisch, oder schwer verständlich? Ist nicht vielmehr Bürokratie ein schwerfälliges, autoritätsbedingtes Relikt der Kaiserzeit?
Heiratspolitik? Du, versuchs doch mal als Schriftsteller...
 

Ein wilder Jäger

Barbarisches Relikt
Teammitglied
18. November 2007
21.443
AW: Baha'i

Ah richtig, eine Morgengabe war es. Ich hatte ja damals mit Bona darüber gescherzt.

Okay, halten wir fest: Du findest es sehr viel praktischer, wenn ich den zehnten Teil meiner Ackerfrüchte an die städtische Zehntscheuer liefere, damit die armen Mitbürger meines Stadtviertels das kriegen, was gerade da ist, als das ganze mit diesem neumodischen Tauschmedium abzumachen, das die Kapitalisten unter uns "Geld" nennen. Okay. Unbenommen. Mach ich gerne. Lassen wir die Armen entscheiden, ich beuge mich ihrem Urteil.
 

ThomasausBerlin

Ritter Kadosch
14. Januar 2012
5.094
AW: Baha'i

Ich weiss ja nicht, Jäger, ob's in Deinem "Country" sowas wie die Tafeln gibt? Wenn Du einkaufen gehst und da steht am Monatsanfang jemand mit einem Einkaufswagen vor Rewe, Kaisers, Netto oder Penny und bittet einfach um eine Nahrungsmittelspende - legst Du dann was 'rein? Wenn ja - was ist Dir dann am "Lagerhaus" unsympathisch? Nur der etwas altertümliche Begriff (obwohl - Lagerhäuser gibt es ja immer noch, ist auch ganz gut so...)? Ersetz doch mal die "Ackerfrüchte" durch den Begriff der "Kapitaleinnahme". Dann sind wir bei den 10% Einkommenssteuer angekommen. oder? Zahlst Du Einkommens/Lohnsteuer - und wenn ja, dann doch sicherlich mehr als 10%, oder?
 

dtrainer

Wiedergänger
17. Dezember 2008
10.562
AW: Baha'i

Ich habe das wohl klar genug erklärt, und natürlich unterschlägst du jetzt wieder daß die Lagerhäuser nicht Inseln sind sondern untereinander ebenfalls einen Ausgleich betreiben.
Vielleicht liest du ja mal meine Norman Weinstein's Reisebericht, da wird das System etwas ausführlicher erklärt, auch wenn ich da übertreibe und ganz aufs Geld verzichte - ist ja nur eine Fiktion.
Natürlich gibt es im einem Ort Überschüsse an Gütern, die woanders fehlen. Und jetzt muß ich natürlich noch erklären, was man da machen kann...ich kanns auch lassen. Du willst es nicht wahrhaben - ist dein gutes Recht. Aber lästern mußt du deswegen noch lange nicht.
 

ThomasausBerlin

Ritter Kadosch
14. Januar 2012
5.094
AW: Baha'i

"Norman Weinstein" ist in manchen Bereichen wirklich übertrieben (liest sich aber gut und spannend). Aber als "Denkbeispiel" - nicht schlecht, Her Specht....!
 

Ein wilder Jäger

Barbarisches Relikt
Teammitglied
18. November 2007
21.443
AW: Baha'i

Du wirst nicht zugeben wollen, wie das System durch den Austausch zwischen verschiedenen Zehntscheuern immer bürokratischer wird, nehme ich an.

Offen gesagt, finde ich es nachgerade lächerlich, ein System, das für vormoderne Agrargesellschaften gedacht war und da seine Berechtigung haben könnte, auch wenn es immer noch hoffnungslos naiv ist, mit einer derartigen Penetranz schönreden zu wollen, und zwar für die Moderne. Darf ich mal fragen, welche Feldfrüchte Du produzierst, die Du da abliefern könntest?

Symbolisch darfst Du es dank Auslegungsverbot anscheinend wirklich nicht verstehen, wie auch, es sind ja sehr präzise Angaben enthalten. Beißen die sich nicht mit den Steuersätzen, die ein späterer Ausleger eingeführt hat, nachdem er von der Umsatzsteuer erfahren hatte? Religionen sollten sich mehr mit Göttern befassen und weniger mit Zivilrecht, das geht schief.
 

ThomasausBerlin

Ritter Kadosch
14. Januar 2012
5.094
AW: Baha'i

Ach ja? Seit wann ist das staatliche-strafrechtliche-zivile-bürgerliche Recht gerecht? "Herr Richter, könn' se ma datt Fenster aufmachen - damit die Gerechtigkeit hineinfliegen kann....". Und waren oder sind die 10 Gebote Mose nur deswegen schlecht, weil sie nicht von einem oder mehreren Juristen erdacht wurden?
 

Ein wilder Jäger

Barbarisches Relikt
Teammitglied
18. November 2007
21.443
AW: Baha'i

Moralische Leitlinien wie die zehn Gebote sind etwas grundsätzlich anderes als eine arbeitsfähige Rechtsordnung, schon weil sie keine Sanktionen vorsehen und nicht einmal Rechtsfolgen festlegen. Wenn Du unser Recht als ungerecht empfindest, ist das schade. Glücklicherweise ist es nicht in Stein gemeißelt wie Prophetenworte und kann geändert werden. Laß Dich in den Bundestag wählen.
 

dtrainer

Wiedergänger
17. Dezember 2008
10.562
AW: Baha'i

Du wirst nicht zugeben wollen, wie das System durch den Austausch zwischen verschiedenen Zehntscheuern immer bürokratischer wird, nehme ich an.
Ganz ohne Verwaltung geht es nicht, das hat ja auch keiner behauptet. Es ist aber ein erheblicher Unterschied ob man Überschüsse auf andere Lagerhäuser verteilt, oder zentral Milionen Bedürftiger verwaltet.
Offen gesagt, finde ich es nachgerade lächerlich, ein System, das für vormoderne Agrargesellschaften gedacht war und da seine Berechtigung haben könnte, auch wenn es immer noch hoffnungslos naiv ist, mit einer derartigen Penetranz schönreden zu wollen, und zwar für die Moderne. Darf ich mal fragen, welche Feldfrüchte Du produzierst, die Du da abliefern könntest?
Zu dem Scheinproblem immaterieller Güter habe ich in der "Atlantischen Heimat" einiges gesagt, und eines ist dabei mal sehr wichtig: Ehrlichkeit. Du kannst weder per Kommunismus noch per Kapitalismus, Bürokratie, Monarchie oder Anarchie materielle Gerechtigkeit herstellen. Sie ist nicht möglich und auch nicht wünschenswert, wegen der Verschiedenheit der Menschen. Gleichmacherei ist ebenso wenig gerecht wie die völlige Freiheit des Individuums, das Recht des Stärkeren, was auch mmer.
Also tun wir nicht so als ginge das, wir können uns dem nur annähern. Es ist mir egal, ob mein tonnendicker Nachbar mehr Lebensmittel aus dem Lager nimmt als ich, er braucht eben mehr. Ich will auch nicht daß ein unproduktiver Bürokrat da hinterherfuchst, das verdirbt nur seinen Charakter. Der soll ebenfalls produktiv arbeiten, davon hat die Gesellschaft mehr.
Ich finde es lächerlich zu meinen, es könnte überall so laufen wie gerade heute und in Deutschland. Vorsicht Erstarrung...nichts wird jemals unverändert bleiben.

Ich könnte die Lagerhäuser über Webanwendungen unterstützen, um eben einen unbürokratischen Warenausgleich zu erleichtern. Dienstleistungen sind auch wertvoll.

Symbolisch darfst Du es dank Auslegungsverbot anscheinend wirklich nicht verstehen, wie auch, es sind ja sehr präzise Angaben enthalten. Beißen die sich nicht mit den Steuersätzen, die ein späterer Ausleger eingeführt hat, nachdem er von der Umsatzsteuer erfahren hatte? Religionen sollten sich mehr mit Göttern befassen und weniger mit Zivilrecht, das geht schief.
Das Auslegungsverbot ist genau genommen ja das Verbot verbindlicher Auslegungen nach Shoghi. Was tu ich denn hier ständig? Was tu ich in der Weberzählung? ich präsentiere mein Verständnis der Bahas'i-Lehren. Ich kann mich aber nicht hinstellen und sagen" so ist das, so muß man das sehen, alles Andere ist Irrtum".
Im Gegenteil, ich betone sehr gern daß es oft so viele Interpretationen wie Menschen gibt - von denen keine allgemeinverbindlich ist.
So viel geistige Freiheit (verbunden mit Bescheidenheit, Demut) geht halt nicht in deinen Schädel. Da muß man dagegen stänkern...
 
Zuletzt bearbeitet:

Harrypotter

Erhabener auserwählter Ritter
8. Mai 2009
1.166
AW: Baha'i

Lieber HarryPotter,
Es gab aber auch Entscheidungen, deren Weitsicht bis heute nicht erkennbar ist,. so zum Beispiel die Entscheidung dass der erste Golfkrieg anlässlich des Überfalls des Irak auf Kuwait ein "gerechter Krieg" sei..... Die USA hat diesen Krieg nicht wegen des völkerrechtswidrigen Überfalls des Irak auf Kuwait veranstaltet, sondern sie hat ihn - wie den zweiten Irakkrieg auch - begonnen um sich weiterhin sprudelnde Ölquellen zu sichern.... Das Motiv, warum ein Krieg angefangen wird, muss auch Berǘcksichtigung finden - das war damals wohl nicht der Fall..
Lieber Thomas,
Ich glaube so wie du dass viele Handlungen der USA aus Eigennützigen Motiven geschehen und nicht weil die Präsidenten bzw die Legislative aus lauter Idealisten bestehen.
Ich glaube jedoch dass es richtig war Saddam einen Kopf kürzer zu machen.
Er tötete 300000 Irakis pro Jahr und er überfiel Iran und Kuweit. Wenn wir jede Handlung von den "Reinen " motiven der Politiker abhängig machen würden, hätten Verbrecher wie Robert Mugabe, Ahmadinejad, Saddam, Pol Pot, Kim il Jung oder wie er auch immer heißt freie Hand.
Ich kreide USA nicht an dass sie Irak angegriffen haben. Das habe ich mir gewünscht.
Ich kritisiere USA weil sie anschließend mit ihre Arroganz und Gier tausende Fehler gemacht und in Irak regelrecht Terroristen gezüchtet haben.
In so fern gehe ich mit der UHG zu 100% einig dass es richtig war Saddam das Handwerk zu legen.
Ich glaube nicht dass das UHG die Motive von Georg Bush gemeint hat.
Aber auch ein verbrecherischer Dummkop macht mal was richtig.
 

ThomasausBerlin

Ritter Kadosch
14. Januar 2012
5.094
AW: Baha'i

Das Problem. lieber HarryPotter ist nur, dass der Verbrecher Saddam Hussein gerade zwischen den beiden Irakkriegen die Kurden, die Shiiten und die Aleviten mit Senfgas ermordete.... Wäre Bush senior damals "durchmarschiert", hätte es diese Ermordeten nicht gegeben.... Wenn das UHG über soviel Weisheit oder "prophetische Gabe" verfügt hätte, wie Du gerne bereit bist anzunehmen, dann hätten die Baha'i das dort "wissen" oder wenigstens erahnen können.....
 

Harrypotter

Erhabener auserwählter Ritter
8. Mai 2009
1.166
AW: Baha'i

Es ist mir vollkommen unklar, wie man Worte, seien es Götter- oder Menschenworte, nicht auslegen kann. Selbst wer sich eingestehen muß, daß er den Sinn nicht verstanden hat, hat die Worte ausgelegt - und keinen Sinn darin erkennen können.
Es geht hier um eine Auslegung die für alle verbindlich ist. Dies durften nur Abdulbaha und Shoghi Effendi.
Ich darf und muss Bahaullahs Worte auslegen, wie du richtig bemerkst, ich darf aber meine Auslegung für niemanden sonst als verbindlich ansehen.
So etwas passiert bei vielen Fanatikern die behaupten ihr Prophet hat dieses und jenes so gemeint und nicht andres.
 

ThomasausBerlin

Ritter Kadosch
14. Januar 2012
5.094
AW: Baha'i

...und der nationale Rat oder das UHG, die ja selbst auch nicht den Glauben auslegen dürfen, ziehen dann Shoghi Effendi dazu , zitieren ihn als Argumentationshilfe und reissen seine Worte dabei aus dem ursprünglichen Zusammenhang. Sie legen nicht "den Glauben" aus, sondern den bevollmächtigten Ausleger.... Soeas nenne ich "Augenwischerei"....
 

Ein wilder Jäger

Barbarisches Relikt
Teammitglied
18. November 2007
21.443
AW: Baha'i

So viel geistige Freiheit (verbunden mit Bescheidenheit, Demut) geht halt nicht in deinen Schädel.

Wollten wir es nicht zur Abwechslung ohne Beleidigungen probieren?

Deine Romane werde ich sicherlich nicht lesen, und an Utopien bin ich nicht interessiert.

Du behauptest allen Ernstes, das Zehntscheuersystem wäre toll, wenn nur endlich die Menschen ehrlich würden. Ich bevorzuge mit Adenauer Lösungen, die keine neuen Menschen zur Voraussetzung haben. Wenn wir den neuen Menschen hätten, wozu bräuchten wir denn dann überhaupt ein System?

Und was tun die geistigen Räte, wenn sie Entscheidungen treffen? Wie schaffen sie es, Entscheidungen zu treffen, ohne auszulegen? Oder sind ihre Entscheidungen etwa nicht verbindlich?
 

dtrainer

Wiedergänger
17. Dezember 2008
10.562
AW: Baha'i

Wollten wir es nicht zur Abwechslung ohne Beleidigungen probieren?
Nur zu gern, aber dann bitte du auch.
Deine Romane werde ich sicherlich nicht lesen, und an Utopien bin ich nicht interessiert.
Schade. Ohne Utopien sind neue Entwicklungen wohl kaum möglich. Ich habe das aber auch nur erwähnt um deine ständige irrige Behauptung zu kontern, ich würde nichts auslegen. Das Gegeteil ist der Fall; nur beanspruche ich keinerlei Autorität dabei.
Du behauptest allen Ernstes, das Zehntscheuersystem wäre toll, wenn nur endlich die Menschen ehrlich würden. Ich bevorzuge mit Adenauer Lösungen, die keine neuen Menschen zur Voraussetzung haben. Wenn wir den neuen Menschen hätten, wozu bräuchten wir denn dann überhaupt ein System?
Nein, ich bin nur ständig dabei Mißverständnisse zu bekämpfen *g*
Ich sage, sind wir doch mal ehrlich, materielle Gerechtigkeit ist eine Illusion. Dazu brauchts keinen neuen Menschen, nur etwas Vernunft.
Das Lagerhaussystem ist eine Facette eines umffassenden Plans zur Lösung sozialer Probleme. EINE. Aus dem Zusammenhang gelöst, ist es ungenügend - deshalb machst du das ja so.
Außer Höflichkeit könnten wir auch Fairness gut gebrauchen, meinst du nicht?
 

Ein wilder Jäger

Barbarisches Relikt
Teammitglied
18. November 2007
21.443
AW: Baha'i

Ich habe nie behauptet, Du würdest nichts auslegen. Ich habe im Gegenteil dargelegt, daß es unmöglich ist, nicht auszulegen.

Meine letzte Frage wiederhole ich noch einmal, vielleicht hast Du sie ja übersehen:

Und was tun die geistigen Räte, wenn sie Entscheidungen treffen? Wie schaffen sie es, Entscheidungen zu treffen, ohne auszulegen? Oder sind ihre Entscheidungen etwa nicht verbindlich?

Das Dorfmodell ist jetzt also nur noch eine Facette eines umfassenden Planes.

- Ist dieser umfassende Plan irgendwo niedergelegt?
- Wieso hast Du dann so lange versucht, seine universale Eignung für alle Zeiten und Wirtschaftssysteme zu verteidigen?
- Ist es vielleicht erst seit gerade eine Facette eines viel größeren Planes?
- Äußern sich die Propheten eigentlich zu immateriellen Gütern? Ärzte und Schreiber zumindest hat es ja gegeben.
 

dtrainer

Wiedergänger
17. Dezember 2008
10.562
AW: Baha'i

Ich habe nie behauptet, Du würdest nichts auslegen. Ich habe im Gegenteil dargelegt, daß es unmöglich ist, nicht auszulegen.
Jubel, Einigkeit...
Meine letzte Frage wiederhole ich noch einmal, vielleicht hast Du sie ja übersehen:
Ja, habe ich wohl-sorry.
Die Geistigen Räte sind ja ein Verwaltungssystem. Sie haben keine theologische Funktion. Was sie zu netscheiden haben, sind ja meist praktische Fragen, aber ich schildere gern mal den Ablauf in Fällen, in denen das darüber hinaus geht.
Da hat also jemand ein Gebot gebrochen, das Alkoholverbot. Das wurde dem GR vorgelegt, der zunächst festellen mußte daß er zuwenig über den Fall wußte. Er hat also den "Übeltäter" eingeladen, zu einer gemeinsamen Beratung. Ergebnis: der gute Mann ist alkoholabhängig. Große Betroffenheit, Belehrung über die möglichen Folgen (Verlust der admin.Rechte) und die Frage, ob er denn bereit wäre, eine Therapie zu machen. Er sagte ja, kann das aber nicht bezahlen (sozial prekäre Familie). Entscheidung vertagt.
Der GR nimmt Kontakt zu anderen GR's auf, mit dem Ziel, Mittel aufzutreiben, um die Kur zu finanzieren. Problem: die dauert 6 Monate, in der Zeit wäre die Familie (Frau, 3 Kinder) ohne Einkommen. Es wird ein internen Aufruf gestartet.
Lösung: sowohl die Kur als auch der Einkommensausfall wird über Spenden finanziert. Die Rechte werden nicht entzogen.
Als Entscheidungshilfe wurden Präzedenzfälle herangezogen, sowie Erläuterungen von Abdul-Baha über den Umgang mit Problemfällen.

Das Dorfmodell ist jetzt also nur noch eine Facette eines umfassenden Planes.

- Ist dieser umfassende Plan irgendwo niedergelegt?
- Wieso hast Du dann so lange versucht, seine universale Eignung für alle Zeiten und Wirtschaftssysteme zu verteidigen?
- Ist es vielleicht erst seit gerade eine Facette eines viel größeren Planes?
- Äußern sich die Propheten eigentlich zu immateriellen Gütern? Ärzte und Schreiber zumindest hat es ja gegeben.

Der ergibt sich aus den Lehren, wie
- Gleichberechtigung
- bestmögliche Bildung
- Begrenzung der Extreme von Armut und Reichtum
- Abrüstung, geringerer Friede

Warum sollte ich nicht ein Detail verwenden, um die andere Gangart zu verdeutlichen?
Den Arztberuf hat Baha'u'llah besonders gelobt, und generell seine Anhänger aufgefordert sich die bestmögliche Bildung zu verschaffen. Insofern eine Parallele zu Mohammed. In früheren Offenbarungen ist mir jetzt kein Beispiel bekannt.
 

Ein wilder Jäger

Barbarisches Relikt
Teammitglied
18. November 2007
21.443
AW: Baha'i

Also gibt es keinen umfassenderen Plan zur Armenpflege, aber Du nimmst an, daß sich das Problem von allein verringern wird, wenn nur Gleichberechtigung, Bildung und Friede zu ihrem Recht gelangen? Und daß dann das primitive Zehntscheuersystem hinreichen wird?

Du hast erwähnt, daß Dein Zehnter in eienr Dienstleistung bestehen könnte. Darin könnte auch der zehnte der Ärzte oder Schreiber bestehen. Haben die Propheten sich dahingehend geäußert?

Und Du findest das leichter zu verwalten als Geldbeiträge? Wieso? Weil es so im Buch steht?
 

dtrainer

Wiedergänger
17. Dezember 2008
10.562
AW: Baha'i

Nein, es gibt keine detaillierte Vorschrift wie genau das zu erreichen ist. Eine Religion ist - ich sag das nun schon täglich- nicht der säkulare Gesetzgeber, dessen Aufgabe das ist. Sie gibt die Maßstäbe vor, hat aber nicht die Macht, und nicht die Legitimation, das selbst zu regeln. Sie kann es aber intern vorleben.
GBS Recherche - Welcome!
46.1 Einer der wichtigsten Grundsätze der Lehre Bahá'u'lláhs ist das Anrecht eines jeden menschlichen Wesens auf das nötige tägliche Brot oder die Angleichung der Mittel, die es zum Leben braucht.
46.2 Die Ordnung der menschlichen Verhältnisse muss so sein, daß die Armut verschwindet, daß jeder weitestmöglich seinem Rang und seiner Stellung entsprechend an Behaglichkeit und Wohlergehen beteiligt ist.
46.3 Wir sehen unter uns einerseits Menschen, die mit Reichtümern überhäuft sind, und andererseits jene Unglücklichen, die mittellos verhungern, jene, die eine Anzahl stattlicher Schlösser besitzen, und jene anderen, die nicht wissen, wo sie ihr Haupt hinlegen sollen. Wir finden manche, die sich zahlreiche Gänge kostspieliger und leckerer Speisen leisten, während andere kaum genügend Brosamen finden, um sich am Leben zu erhalten. Während sich einige in Sammet, Pelze und feines Leinen kleiden, haben andere nur unzureichende, ärmliche und dünne Kleidung gegen die Kälte.
46.4 Die Sachlage ist verkehrt und muss geändert werden, doch muss die Heilung sorgfältig erfolgen. sie ist nicht dadurch zu erreichen, daß man völlige Gleichheit unter den Menschen herstellt.
46.5 Gleichheit ist ein Hirngespinst. Sie ist völlig undurchführbar. Selbst wenn sich Gleichheit schaffen ließe, vermöchte sie nicht zu bestehen, und wenn ihr Fortbestand möglich wäre, so würde dadurch die ganze Ordnung der Welt vernichtet werden. Das Gesetz der Ordnung muss immer in der Menschenwelt walten. So hat es der Himmel, als er den Menschen erschuf, verordnet.
Maßstäbe eben, keine SGB-Baha'i...;-)
 

ThomasausBerlin

Ritter Kadosch
14. Januar 2012
5.094
AW: Baha'i

Tja Jäger, "...der neue Mensch....". Warum fällt mir da ein Satz aus dem Neuen Testament ein: "...füllt man den neuen Wein in alte Schläuche...."? Neuer Mensch - neues System - ob das dann besser ist, steht auf einem anderen Blatt geschrieben....

Richtig, dtrainer - eine Religion ist nun mal nicht der säkulare Gesetzgeber.... Nur: Die heutige im Aufbau befindliche Administration, die ja "nur" für Verwaltungsangelegenheiten zuständig sein soll, soll ja mal "irgendwann" die säkulare Regierung ablösen. Und: Greift ein Geistiger Rat nicht eklatant in die Grundrechte des Bürgers eines säkularen Staates ein, wenn er es sich herausnimmt, einen Alkoholkranken massregeln zu wollen? Dein - an und für sich nettes - Beispiel krankt am Umstand, dass der Geistige Rat - egal ob der lokale oder der nationale - keinerlei säkulare Befugnis hat, den Kranken zu massregeln. Und der Geistige Rat wird keinesfalls in die "Sozialhoheit" des Staates eingreifen; schliesslich ist in den Schriften festgelegt das zuerst die Mittel des Staates ausgenutzt werden müssen, bevor die "Privatinitiative" des Rates und der Gemeinden greift (was an und für sich auch sinnvoll ist; wozu gibt's das Sozialgesetzbuch in Deutschland...).

Wenn also die Baha'i-Religion derzeit nicht der säkulare Gesetzgeber ist - wieso erdreisten sich dann die Räte entgegen dem Gleichbehandlungsgrundsatz des Grundgesetzes, entgegen dem Anti-Diskriminierungsgesetz, entgegen der Meinungs- und Informationsfreiheit, nach dem Grundgesetz, nach der europäischen und der internationalen Menschenrechtskonvention die "abweichenden Gläubigen" zu massregeln? Wenn das "Baha'i-Räte-System" niemals säkularen Regierungsrang erreichen soll/kann/wird, warum gibt es dann dezidierte Gesetze im Kitab-i-Aqdas die in die Verfassungsrechte eines säkularen Staates eingreifen können? Wenn die Baha'i-Räte mit reinen Verwaltungsaufgaben befasst sind - welche Verwaltungsaufgabe ist dann die Beschneidung der Meinungsfreiheit (ich erinnere an Prof. Cole in den USA)?
 
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