Lupo
Ritter Kadosch
- 3. Oktober 2009
- 6.320
Ich habe es jetzt nicht minutiös geprüft, aber keinen Grund zum Zweifeln gefunden. Insbesondere auch, weil dies nach Samuel Eckert und Prof. Friesinger die dritte mir bekannt gewordene Berechnung zu diesem Thema ist, und alle drei Autoren unabhängig voneinander zu vergleichbaren Ergebnissen kommen.Wollte diesbezüglich noch mal nachfragen und Eure Meinung dazu einholen.
Bei derartig komplexen Berechnungen gibt es keinen fertigen, einzig richtigen Lösungsweg, der im Mathematikbuch steht. Auch numerische/arithmetische Fehler, die jeder Grundschüler finden würde, lassen sich ausschließen. Excel verrechnet sich nicht. Was zählt, ist die Vorgehensweise. Und diese legen alle drei Autoren zusammen mit ihren Datenquellen offen.
Kleines Beispiel: Erbsenzähler Barz berichtet im Video, wie er mit dem Problem, dass das Jahr 2020 als Schaltjahr 366 anstelle der üblichen 365 Tage hat, umgegangen ist. Er hat die Daten vom 29.02.2020 nach Prüfung, ob an diesem Tag etwas Ungewöhnliches war, gelöscht und damit die Zeitachsen von 2020 und 2021 direkt vergleichbar gemacht. Hätte ich nicht so gemacht, sondern zugesehen, dass bei der Berechnung von Durchschnittswerten eben die korrekte Zahl der Tage verwendet wird. Wobei ich jetzt aber nicht weiß, wie viel zusätzlichen Aufwand das in seinen weiteren Berechnungen verursacht hätte. Die Ergebnisse werden davon aber erst viele Stellen hinter dem Komma, also so gut wie gar nicht beeinflusst.
Ich hätte allerdings an dieser Stelle auch nicht deswegen anders gerechnet, weil es irgend einen Erkenntnisgewinn bringt, sondern weil es diese Berechnung „angreifbar“ macht. Man macht eine Vereinfachung, die man begründen muss. Wenn Du ein destruktives Gegenüber hast, etwa ein Kunde, der Geld für eine Beanstandung sehen will, wird er sich darauf nicht einlassen. Und wenn es ein Schriftsatz vor Gericht ist, schwächt so etwas nur die eigene Position - mit unabsehbaren Folgen. Also macht man‘s besser gleich korrektissimo und bringt niemanden auf unangenehme Ideen. Das ist aber bereits eine ziemlich politische Überlegung. Barz ist also kein Politiker und das macht ihn mir sympathisch.
Entscheidend bei allen drei Berechnungen ist, dass Barz, Eckert und Frießinger die Altersgruppen komplett in Dekaden, also in Altersschritte von 10 Jahren aufteilen und jede einzelne Gruppe getrennt betrachten. Dies tut weder das englische Gesundheitsamt, noch das RKI, bwz erheblich gröber. Das RKI gibt drei Gruppen an (12…18 Jahre, 18…60 Jahre, 60+ Jahre), das englische Gesundheitsamt nur zwei (<=50 Jahre, 50+ Jahre).
Das ist wieder eine Frage der Vorgehensweise, aber dieses Mal hat es einen echten und entscheidenden Einfluss aufs Ergebnis. Bin ich auch erst vor ein paar Tagen drauf gekommen. Ich hab ja hier schon mal vorgerechnet, dass sich bei der ungeimpften jüngeren Altersgruppe <= 50 Jahre in England eine Sterblichkeit von 0,01% ergibt. Mit den Zahlen vom RKI ergibt sich für die vermeintlich vergleichbare Gruppe 18…60 Jahre eine Sterblichkeit von 0,1%, also das Zehnfache. Klar, die RKI-Altersgruppe geht ja auch 10 Jahre höher rauf. Wir sind also mitten in einem Altersbereichbereich, in dem die Kurve der Sterblichkeit über dem Alter anfängt „lebendig“ zu werden. Die Sterblichkeit in der älteren RKI-Altersgruppe 60+ Jahre liegt bei 2,9% geimpft und 6,1% ungeimpft, also sehr gravierend höher - das 60-fache der Grupe der Ungeimpften bis 60 Jahre.
Eigentlich gibt es kein einheitliches Krankheitsgeschehen. Über einen weiten Altersbereich tut sich im Sterbegeschehen so gut wie nichts, und dann kommt ein fulminanter Anstieg der Kurve. Und damit kann man nun prima spielen, wenn ich es auf zwei Altersgruppen reduziere. Will ich nun zeigen, wie gut die Impfung die Älteren Menschen schützt, dann lege ich die Altergrenze zwischen den Gruppen in Richtung „jünger“. Dann habe ich in der älteren Gruppe mehr relativ junge Menschen, die den Schnitt drücken. Möchte hingegen zeigen, dass Covid nun auch bei den jüngeren Menschen angekommen ist, dann rücke ich die Grenze eben in Richtung „älter“. Dann bekomme ich einen Teil des Anstiegs hinein, der den Durchschnitt in der jüngeren Gruppe nach oben drückt.
Ein klares Bild ergibt sich so nicht. Deswegen halte ich die Ausarbeitungen von Barz, Eckert und Frießinger für aussagekräftiger als das, von offizieller Seite kommt.