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ESM, Bürgschaften, Währungsreform?

a-roy

Mensch
22. Oktober 2007
11.473
AW: ESM, Bürgschaften, Währungsreform?

O.K., + was bedeutet es, wenn die Staatsanleihen fällig werden?
 

Ein wilder Jäger

Barbarisches Relikt
Teammitglied
18. November 2007
21.819
AW: ESM, Bürgschaften, Währungsreform?

Dann muß der Staat, der sie emittiert hat, sie zurücknehmen. Das finanziert er, indem er jemand anderem neue verkauft.
 

a-roy

Mensch
22. Oktober 2007
11.473
AW: ESM, Bürgschaften, Währungsreform?

Mal ein Szenario:
Die EZB hat etliche Staatsanleihen von Italien, die werden fällig, Italien hat aber kein Geld, die zurück zu nehmen + weigert sich.
Was passiert dann?
 

Ein wilder Jäger

Barbarisches Relikt
Teammitglied
18. November 2007
21.819
AW: ESM, Bürgschaften, Währungsreform?

Das wird dann wohl ad hoc entschieden, wie bisher immer. Man könnte die Schulden zum Beispiel einfach stehenlassen.
 

a-roy

Mensch
22. Oktober 2007
11.473
AW: ESM, Bürgschaften, Währungsreform?

Bin wieder ein bisschen schlauer!
Was ich allerdings nicht kapiere + da muss ich Gysi recht geben:
Die Gewinne der Banken werden privatisiert + die Verluste sozialisiert.
Ich hab' bisher noch keine befriedigende Antwort bekommen, warum man Banken, die drohen Pleite zu gehen, unbedingt retten muss.
Manchmal hab' ich den Eindruck, da ist irgendeine 'Erpressung' der Finanzwirtschaft gegenüber den Staaten im Spiel.
 

Ehemaliger_User

Beatus ille, qui procul negotiis.
10. April 2002
29.057
AW: ESM, Bürgschaften, Währungsreform?

...noch keine befriedigende Antwort bekommen...
@a-roy
ich denke mir das isr ganz einfach deshalb, damit der "neo-liberale" kapitalismus
erhalten bleibt und alles so bleibt wie es ist - die Reichen werden reicher, arme
verhungern oder versuchen mit allen mittel auch reich zu werden.

sonst währe es ja eine andere wirtschafts-form
 

DaMan

Ritter-Kommandeur des Tempels
30. Januar 2009
4.517
AW: ESM, Bürgschaften, Währungsreform?

Nein, staatliche Eingriffe sind quasi per definitionem kein Kapitalismus und keine Marktwirtschaft. Weder Neo noch Paleo.
Staatliche Eingriffe sind charakteristisch für "sozial".
 

ThomasausBerlin

Ritter Kadosch
14. Januar 2012
5.094
AW: ESM, Bürgschaften, Währungsreform?

Ah ja, der staatliche Neoliberalismus der gegenwärtigen Koalition ist also "sozial" - oder wie?

Tja - was passiert wenn die fälligen Staatsanleihen nicht ausgelöst werden können? Man nimmt neue Staatsanleihen auf um die alten auszulösen.... Und wenn keiner die neuen Anleihen zeichnet - Konkurs.....
 

zamioculcas

Geheimer Meister
15. Mai 2012
485
AW: ESM, Bürgschaften, Währungsreform?

Wenn man die Zusammenhänge richtig deuten will, dann muss man sich im Selbststudium mit Finanzfragen seit dem Federal reserve act von 1913 beschäftigen.

Die Einführung des Gla/Steagall Acts (Trennbankensystem) war eine Lehre aus der Weltwirtschaftskrise der 20-er und 30-er Jahre.

Dieses Gesetz wurde 1999 von Präsident Clinton aufgehoben und das Spielcasino war wieder eröffnet. Geschichte wiederholt sich zwar nicht, aber sie ähnelt sich.

Banken können deswegen die Politik stark beeinflussen, weil sie nun to big to fail sind.
 

ThomasausBerlin

Ritter Kadosch
14. Januar 2012
5.094
AW: ESM, Bürgschaften, Währungsreform?

...wobei, mal so ganz am Rande angemerkt, "der Staat" nie Konkurs gehen kann.... siehe Argentinien (die waren in ihrer Staatsgeschichte vier mal Konkurs; die damit einhergehende Abwertung der Währung und die tiefen sozialen Einschnitte haben dann zu Rebellionen, Revolutionen bis hin zur Militärdikatatur geführt....).
 

DaMan

Ritter-Kommandeur des Tempels
30. Januar 2009
4.517
AW: ESM, Bürgschaften, Währungsreform?

Ah ja, der staatliche Neoliberalismus der gegenwärtigen Koalition ist also "sozial" - oder wie?
Bitte erkläre mir zuerst, was du unter "staatlichem Neoliberalismus" verstehst.
Aber ja, das ist "sozial", Banken retten damit die Aktionäre und Kleinsparer ihr Geld behalten und die Wirtschaft weiter läuft. Griechenland und ganz Europa retten, damit denen nicht kalt ist. Das erfüllt meine Definition von sozial.
Sozial ist weder einseitig noch beschränkt auf dt. Arbeitslose und Niedriglöhner.
Tja - was passiert wenn die fälligen Staatsanleihen nicht ausgelöst werden können?
Dann druckt man das nötige Geld.
 

ThomasausBerlin

Ritter Kadosch
14. Januar 2012
5.094
AW: ESM, Bürgschaften, Währungsreform?

Moin, moin, DaMan,

zum letzten zuerst: Natürlich wird dann Geld nachgedruckt.... Nur hat dieses Geld keinen real zumessbaren Wert - und was dann passiert, ha'm wer ja in der "Weimarer Republik" gesehen.... Fällt mir eine Story meines Grossvaters ein: Der ist mit Pferdefuhrwerk über's Land gefahren, um Schlachtvieh einzukaufen. Und hat dann einen Handel abgeschlossen, die dicken Packen Reichsmark 'rüber gereicht, und der Verkäufer hat seiner Frau "aufgetragen" das Geld in die Schubladen zu packen. Kam die Frau wieder runter und meinte: "Ernscht, dai Schublod geiht nemmer zou....". Ein halbes Jahr danach haben 4 Schweine einen ganzen Leiterwagen voll Geldscheine "gekostet"....

Nun zum ersten: Unter dem gegenwärtigen staatlichen Neoliberalismus verstehe ich, dass die Regierung(en) mit der Überzeugung "..die freien Kräfte des Marktes regeln sich schon selber" nach und nach alle Beschränkungen, die aus gutem Grund in einer sozialliberalen Marktwirtschaft dem Markt auferlegt wurden, abschaffen.

Nun bin ich kein Freund eines staatlichen Dirigismus - wie sehr das "in die Hose gehen kann", ha'm wir ja im sogenannten "Ostblock" gesehen. Aber ich bin auch kein Freund des zügellosen Manchesterkapitalismus.... Siocher, sozial ist keine "Einbahnstrasse" die sich nur auf Arme bezieht. Der millionen- (oder gar milliarden) "Schwere" hat genau so Anrecht auf "sozial" und Solidarität. Allerdings kann ich keinerlei "soziales Wirken" erkennen, wenn man "den Reichen" in Ruhe lässt und "den Armen" auspresst..... Wenn man auf der einen Seite Renten und soziale Tranferleistungen direkt oder indirekt kürzt, muss man um gerecht zu bleiben auf der anderen Seite auch eine wirksame Vermögenssteuer einführen und Steuerschlupflöcher konsequent schliessen. Das "Gürtel enger schnallen" darf sich nicht nur auf diejenigen auswirken - die sich keinen Gürtel mehr leisten können... und das ist das Problem, im reichen Deutschland genauso wie im eher ärmeren Griechenland.

Banken "einfach so retten" halte ich für wenig sozial. Natürlich - wenn man durch gesetzliche Bestimmung keine Vorsorge dafür getroffen hat, das bis zu einem gesetzlich festgelegten Höchstbetrag die privatwirtschaftlich agierende Bank die Spareinlagen auf eine Staasbank sicherheitshalber überträgt (damit beim Konkurs der Privatbank eben die Sparer und Kleinanleger nicht vor dem Ruin stehen), dann ist man gezwungen die "Haie" zu retten. Die Erhöhung des Einlagensicherungsfonds war ja richtig - kam halt nur viel zu spät.... Ich frage mich manchmal - und das auif ganz Europa bezogen - ob es nicht biilliger und besser gewesen wäre, die Spekulationsbanken komplett zu enteignen, aufzulösen und den Sparern zu sagen: "O.K., bis zu einer bestimmte Höhe bürgt der Staat für Deine Sparbeträge", anstatt die "kleineren Haie" in dem Sektor an die "grösseren Haie" zu verfüttern und mit Bürgschaften "faule Kredite" abzusichern..... Letztlich sind - am Beispiel Deutschlands - Dresdner Bank, Commerzbank, Postbank, Citybank (jetzt: Targobank) Berliner Handelsbank auch "nur" ganz normale Unternehmen in der freien Wirtschaft. Und wenn die sich entweder verzockt haben, oder in den Strudel der Zocker mit herein gerissen wurden - dann geht's denen auch so wie meinem Onkel mit seiner Heizungsbaufirma vor einigen Jahren: "Auftragbücher voll, Kunden zahlen nicht - Konkurs.....". Womit wir wieder beim Sozialen wären: Milliarden aus "faulen Krediten" dem Staat aufbürden - aber der kleine Heizungsbauer bekommt keine Staatsbürgschaft und darf fortan von ALG II leben..... sorry, das hat mit "sozial" nix zu tun....
 

DaMan

Ritter-Kommandeur des Tempels
30. Januar 2009
4.517
AW: ESM, Bürgschaften, Währungsreform?

Wie sind denn "..die freien Kräfte des Marktes regeln sich schon selber" mit Bankenrettung vereinbar? Das ist doch das genaue Gegenteil davon.
 

ThomasausBerlin

Ritter Kadosch
14. Januar 2012
5.094
AW: ESM, Bürgschaften, Währungsreform?

Die Frage - musste Dir von den Herren Rössler, Westerwelle, Brüderle, Schäuble, Seehofer beantworten lassen....:eddie:
 

DaMan

Ritter-Kommandeur des Tempels
30. Januar 2009
4.517
AW: ESM, Bürgschaften, Währungsreform?

Nein, du behauptest, das wäre Neoliberal. Ist es nicht.
 

rola

Meister vom Königlichen Gewölbe
2. September 2011
1.462
AW: ESM, Bürgschaften, Währungsreform?

DaMan schrieb:
Staatliche Eingriffe sind charakteristisch für "sozial" (DaMan)
Ah ja, der staatliche Neoliberalismus der gegenwärtigen Koalition ist also "sozial" - oder wie? (Thomas)

Staatliche Eingriffe zur Rettung von nichtsystemrelevanten Banken sind weder sozial noch neoliberal, sondern dumm. Man spielt als Staat Feuerwehr für verfehltes Bankenmanagement und verbraucht dabei seine Löschmittel, die bei wirklichen Bränden gebraucht werden.

Die FDP gilt gemeinhin als Vertreter neoliberaler Politik. Sie lässt die Feuer erst entstehen, will sie aber auch nicht löschen (keinerlei Eingriff in den freien Markt).

a-roy schrieb:
Was ich allerdings nicht kapiere + da muss ich Gysi recht geben. Die Gewinne der Banken werden privatisiert + die Verluste sozialisiert.
Ein sehr schönes Zitat. Ein riskantes Spiel der Banken, deren Verluste dann der Staat mit wachsender Staatsverschuldung ausbügeln muss. Dem Staat fehlen dann finanzielle Spielräume für seine Aufgabe als soziales Korrektiv für die Auswirkungen der Marktkräfte. Das ist zutiefst unsozial.
 

DaMan

Ritter-Kommandeur des Tempels
30. Januar 2009
4.517
AW: ESM, Bürgschaften, Währungsreform?

Staatliche Eingriffe zur Rettung von nichtsystemrelevanten Banken sind weder sozial noch neoliberal, sondern dumm. Man spielt als Staat Feuerwehr für verfehltes Bankenmanagement und verbraucht dabei seine Löschmittel, die bei wirklichen Bränden gebraucht werden.

Die FDP gilt gemeinhin als Vertreter neoliberaler Politik. Sie lässt die Feuer erst entstehen, will sie aber auch nicht löschen (keinerlei Eingriff in den freien Markt).
Weil Eingriffe in den Markt auch so superduper funktionieren und den Tag retten. Wie gerade live in Greichenland und Spanien beobachten kann.
Ein sehr schönes Zitat. Ein riskantes Spiel der Banken, deren Verluste dann der Staat mit wachsender Staatsverschuldung ausbügeln muss. Dem Staat fehlen dann finanzielle Spielräume für seine Aufgabe als soziales Korrektiv für die Auswirkungen der Marktkräfte. Das ist zutiefst unsozial.
Da wären wir wieder bei der Definition von "sozial". Wenn zehntausende Bürger, Häuslebauer und Kleinunternehmer von heut auf morgen bankrott wären, DAS wäre unsozial, allerdings die Folge von Bankenpleiten.
 
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