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Reden wir über Schwangerschaftsunterbrechung

Bona-Dea

Gesperrter Benutzer
3. August 2010
5.616
AW: Reden wir über Schwangerschaftsunterbrechung

Hallo Dirtsa,

Vermeidbar wären eventuell die Folgen die entstehen, wenn Hauptsächlich Mädchen abgetrieben werden, so schafft sich der Mensch, neben den Kriegen eine tolle Möglichkeit zur Selbstvernichtung, denn er bringt das natürliche Gleichgewicht der Geburten aus dem Gleichgewicht.



Nicht nur in China und Indien werden Mädchen seit Jahren gezielt abgetrieben. Die Praxis macht sich auch in Europa breit. Die moderne Pränatalsdiagnostik erfüllt den konservativen Wunsch nach einem Stammhalter - mit verheerenden Folgen.

Als Statistiker der Vereinten Nationen vor ein paar Jahren routinemäßig die Geburtenraten der Welt überprüften, fiel ihnen eine Merkwürdigkeit auf. In einigen Ländern des Balkans und des Kaukasus wurden auffällig viele Jungen und nur wenige Mädchen geboren. Die Zahlen ähnelten denen in Indien oder China, wo das Gleichgewicht der Geschlechter längst nicht mehr stimmt,

Abtreibungen nach Geschlecht - Der mörderische Makel, ein Mädchen zu sein - Wissen - Süddeutsche.de

Aus der Sicht der Spieltheorie handelt es sich um einen klassischen Fall der "tragedy of the commons" ("Tragik der Allmende"): Jeder will das Gemeingut für sich nutzen, aber niemand zu seiner Erhaltung beitragen, mit dem Effekt, dass das Gemeingut zu jedermanns Nachteil alsbald erschöpft ist. Diese Interpretation von Frauen als Gemeingut ist zwar überaus chauvinistisch, lehrt uns aber, dass die Kräfte des Marktes aus dem Dilemma nicht herausführen werden.

Massenhafte Abtreibung von Mädchen - Spektrum der Wissenschaft
 

Ein wilder Jäger

Barbarisches Relikt
Teammitglied
18. November 2007
21.826
AW: Reden wir über Schwangerschaftsunterbrechung

Es sollte gesellschaftlich endlich umgedacht werden und auch alleinstehenden Müttern für ihre Kinder danken, in dem man ihnen wirklich gerne eine Grundversorgung, für sie und ihre Kinder zugesteht. Denn auch sie leisten doch eine überaus wichtige Arbeit für die Gesellschaft. An Ende werden nämlich auch diese Kinder Renten und Steuern zahlen.

Erfahrungen aus den USA werfen die Frage auf, ob es tatsächlich gerade Kinder alleinerziehender und darob staatlich alimentierter Mütter sind, die später die Hauptlast der Steuern und Sozialabgaben tragen werden.

Aber das ist ein anderes Thema.
 

Bona-Dea

Gesperrter Benutzer
3. August 2010
5.616
AW: Reden wir über Schwangerschaftsunterbrechung

Hallo Ein wilder Jäger;

Erfahrungen aus den USA werfen die Frage auf, ob es tatsächlich gerade Kinder alleinerziehender und darob staatlich alimentierter Mütter sind, die später die Hauptlast der Steuern und Sozialabgaben tragen werden.

Aber das ist ein anderes Thema.

Da Ehen häufig scheitern und Männer in der Regel keinen Unterhalt zahlen wollen, ist es tatsächlich wichtig, dass die soziale Indikation weiterhin Grund für eine Abtreibung ist. Vollzeitjob und alleinerziehend funktioniert nur selten und auch zu Lasten von Frauen und Kindern, die Frauen haben ständig ein schlechtes Gewissen und die Kinder werden abgeschoben, trotz allem reicht das Geld bei den meisten hinten und vorne nicht.

Was hier oft eine einmalige Sache ist, ist in Russland Fließbandarbeit.


Frauen, die 7- oder 8-mal abtreiben, sind in Russland keine Seltenheit. Familienplanung ist traditionell Frauensache, doch Verhütungsmittel sind teuer und wenig verbreitet. So bleibt den Frauen nur der Gang in die Abtreibungsklinik, wo die schmerzhaften Eingriffe oft ohne Narkose stattfinden.

Abtreibungen am Fliessband - TV - SRF Player - Schweizer Radio und Fernsehen
 

BigBrian

Geheimer Meister
11. September 2012
127
AW: Reden wir über Schwangerschaftsunterbrechung

"Unterbrechung" hört sich an, als könne es irgendwann fortgesetzt werden. Ich meine gehört zu haben, dies sei Kängurus möglich. Menschen jedoch nicht.
Richtigerweise heißt es also nicht Schwangerschaftunterbrechung sondern Schwagerschaftsabbruch oder Abtreibung.

Warum eigentlich nicht Tötung? Ganz einfach - es wurde juristisch festgelegt, dass das menschliche Leben erst mit der vollendeten Geburt beginnt. Vorher ist kein Tötungsdelikt möglich. Dazu mal ein zweiteiliges Gedankenspiel. Ich entscheide mich, dass ich morgen um Punkt 12:00 Uhr Frau M. kräftig trete.

Situation A) Frau M. befindet sich auf dem Weg in den Kreissaal. Durch die Tritte kommt es zu einer Fehlgeburt, das Kind überlebt nicht. Ich hätte kein Tötungsdelikt begangen.
Situation B) Bei Frau M. wurde am Vortag die Geburt eingeleitet. Sie befindet sich auf der Wöchnerinnenstation und trägt ihr Kind nicht mehr im Bauch, sondern vor ihrem Bauch. Die gleichen Tritte von mir werden zum gleichen schrecklichen Ergebnis führen - das Kind wird sterben. Nunmehr bin ich ein Mörder/Totschläger.

Absurd - in beiden Fällen ist das Kind in Bezug auf den Zeugungszeitpunkt gleich alt. Beide Kinder sind gleich überlebensfähig. Aber aufgrund einer Definition, die im Zusammenhang mit dem Schwangerschaftsabbruch notwendig wurde, gibt es rechtlich stark abweichende Beurteilungen. Und tatsächlich - diese Fälle, wo mit Wissen und Wollen die Vernichtung ungeborenen Lebens durch Gewalt gegen die Schwangere betrieben wird, gibt es immer wieder.
 
Zuletzt bearbeitet:

Malakim

Insubordinate
31. August 2004
14.013
AW: Reden wir über Schwangerschaftsunterbrechung

Beginnt der Schutz nicht schon lange vor der Geburt?
 

BigBrian

Geheimer Meister
11. September 2012
127
AW: Reden wir über Schwangerschaftsunterbrechung

Natürlich. Siehe § 218 StGB.
Aber da ist ausschließlich vom Abbruch der Schwangerschaft und eben nicht vom Tot eines Menschen die Rede.

Oder schau mal in § 1 BGB.
"Die Rechtsfähigkeit des Menschen beginnt mit der Vollendung der Geburt."
 

Bona-Dea

Gesperrter Benutzer
3. August 2010
5.616
AW: Reden wir über Schwangerschaftsunterbrechung

Hallo BigBrian;
Natürlich. Siehe § 218 StGB.
Aber da ist ausschließlich vom Abbruch der Schwangerschaft und eben nicht vom Tot eines Menschen die Rede.

Oder schau mal in § 1 BGB.
"Die Rechtsfähigkeit des Menschen beginnt mit der Vollendung der Geburt."

Das die ganze "Angelegenheit" schwammig bleibt steht außer Frage, denn bis zum dritten Monat kriegt fast jede Frau eine Indikation. Die psychischen Folgen sind aber nicht schlimmer, als beim Zwang ein ungewolltes Kind austragen zu müssen.

Vor allem zwei Gesetze regeln in Deutschland den Schutz des ungeborenen menschlichen Lebens: das Embryonenschutzgesetz (ESG) und der § 218 f. StGB. Ersteres schützt die befruchtete Eizelle bis zur Implantation, also etwa die ersten 14 Tage nach Befruchtung, wie einen erwachsenen Menschen. Begründet wurde das Embryonenschutzgesetz stets mit dem besonderen moralischen Status des menschlichen Embryos, nicht mit den unerwünschten Folgen der Embryonenforschung.
§ 218 StGB hingegen läßt weitgehende Ausnahmen vom Schutz des ungeborenen Lebens zu: zunächst einmal den Intrauterinpessar, die Spirale, und die hormonellen Nidationshemmer, die "Pille danach". Beide berauben die befruchtete Eizelle einer etwa 30prozentigen Überlebenschance, indem sie eine Implantation verhindern. Denn

Deutsches Ärzteblatt: Ungeborenes Leben: Widersprchliche Regelungen (10.12.1999)

Die arme Eizelle, doch wer denkt an die Kinder, Schulen haben zuwenig Geld, Familien keine Zeit mehr, aber wir sorgen uns um zu wenig Nachwuchs.
 

elyias

Geheimer Meister
18. Januar 2013
364
AW: Reden wir über Schwangerschaftsunterbrechung

Erfahrungen aus den USA werfen die Frage auf, ob es tatsächlich gerade Kinder alleinerziehender und darob staatlich alimentierter Mütter sind, die später die Hauptlast der Steuern und Sozialabgaben tragen werden.

Aber das ist ein anderes Thema.

Die gesellschaftlichen/ sozialen Bedingungen der USA und Deutschland sind grundverschieden.

Werden die logistischen Bedingungen in der Bundesrepublik weiter verbessert, wirklich flächendeckende Einführung von Kindergärten und Ganztagsschulen, ermöglicht das auch alleinstehende Frauen arbeiten gehen und für ihren Lebensunterhalt später selbst zu sorgen.

Auch alleinstehende Frauen werden nicht immer allein bleiben, wollen wir das zumindest hoffen.

Es muss endlich dafür gesorgt werden, das wer Kinder auf die Welt und großzieht bringt, auch vernünftig unterstützt wird. Das das auch bei der Rentenberechnung voll angerechnet wird.
 

rola

Meister vom Königlichen Gewölbe
2. September 2011
1.462
AW: Reden wir über Schwangerschaftsunterbrechung

Noch immer ziemlich häufig :mimpel: kommen Babys tatsächlich ungeplant/ungewollt zu stande. Die Konzequenz ist eben in vielen Situationen die Abtreibung. Nicht jeder kann die Verantwortung für ein Kind auch wirklich tragen und ein Kind kriegen zu müssen, halte icht nicht für sinnvoll.
Ich teile diese Ansicht. Es stellt sich immer die Frage: Was ist ethischer?: Einen Zellklumpen, der sich erst in einigen Wochen menschenähnlich wird, abzutreiben ODER nach Geburt das arme Menschenwürmchen erziehungsunfähigen Eltern zu überlassen.

Wichtig ist hier eine zeitliche Grenzen zu setzen, die nie überschritten werden darf. (12. Schwangerschaftswoche.) Bis dahin haben wir quasi noch einem Zellklumpen vorliegen, maximal wie ein Frosch. Wie man bei Haeckel nachlesen kann: Jedes Lebewesen macht in seiner Entiwcklung eine verkürzte Stammesentwicklung durch, so auch der Mensch.

Leider ist die bundesdeutsche Gesetzgebung bei Abtreibung nicht sehr konsequent: Sie ist bis zur 12. Woche straffrei, aber doch ethisch verwerflich. Leider, obwohl ich den Standpunkt der Christen verstehe.( Ein Mensch entsteht nach deren Auffassung sofort bei Vereinigung von Ei und Samenzelle. Quasi mit Gottes Segen.)
 

Nachbar

Ritter Kadosch
20. Februar 2011
5.095
AW: Reden wir über Schwangerschaftsunterbrechung

[...] obwohl ich den Standpunkt der Christen verstehe.( Ein Mensch entsteht nach deren Auffassung sofort bei Vereinigung von Ei und Samenzelle. Quasi mit Gottes Segen.)
Die Frage, wann genau ein menschliches Leben entsteht, ist eine philosophische und keine naturwissenschaftliche.
Deshalb gibt es darauf unterschiedliche Antworten. Und die sind per se alle gleichermaßen wahr.
Das ist die Malesche, in der der Gesetzgeber steckt.

Den Blick in das Gefühlsleben einer schwangeren Frau hat hingegen nur sie selbst allein.
Und deshalb sollte das, was sie für ihr Leben als wahr und richtig empfindet, auch maßgeblich sein.
Schließlich hat sie auch die Folgen zu tragen, so oder so.
Andererseits kann man von ihr erwarten, daß sie innerhalb einer Frist (bspw. bis zur 12. Woche) zu einer Entscheidung gelangt ist. Fristen gibt es auch in anderen Lebensbereichen.
Daher halte ich unsere derzeitige Regelung für grundsätzlich richtig. (Detailfragen kann ich nicht beurteilen, dafür bin ich zu uninformiert.)

Natürlich habe ich auch probiert mir vorzustellen, ich würde aufgrund einer Abtreibung nicht existieren.
Das klappt nur bedingt. Aber der Teil der klappt, fühlt sich nicht gut an. Ich existiere nämlich recht gern.
Und ausserdem berechtigt. Denn wie alle momentan Lebenden bin ich nun ein unverzichtbarer Teil des Weltenganges.
Wäre ich aber nicht geboren worden, so wäre auch das aus heutiger Sicht ein unverzichtbarer Teil des Weltenganges.
Denn das Sein und das Nichtsein hat grundsätzlich die gleiche Wichtigkeit.

Tja .... :gruebel: .... ein schwieriges Thema.

Nachbar
 

BigBrian

Geheimer Meister
11. September 2012
127
AW: Reden wir über Schwangerschaftsunterbrechung

Die arme Eizelle, doch wer denkt an die Kinder, Schulen haben zuwenig Geld, Familien keine Zeit mehr, aber wir sorgen uns um zu wenig Nachwuchs.

Hallo Bona Dea.

Im Fernsehen wurde einst eine legale Abtreibung ausgestrahlt. Aufgenommen mit einer endoskopischen Kamera.
Was ich sah war ein kleiner Mensch - keine Eizelle. Es schien mir, als wenn er Schmerzen litt und dem chirugischem Instrument auszuweichen versuchte.
Hingegen eine Schwangere, die weiß, dass das Kind mit schwersten Behinderungen und in denkbar schlechtester Umgebung geboren werden wird, darf ihr Kind austragen.

Nein - um die Kinder geht es nicht.
 

dtrainer

Wiedergänger
17. Dezember 2008
10.562
AW: Reden wir über Schwangerschaftsunterbrechung

Das ist es ja, die Sprache entlarvt "Schwangerschaftsunterbrechung" - das Wort ist eine Lüge.
"Zellhaufen" - treibt man nicht ab, wird ein Mensch daraus. Aber töten ist das nicht, nein bewahre. Wir haben ja eine Sprachregelung, die beruhigt so schön.
Und wie hier schon gesagt wurde, es ist ja nicht unmoralisch, ist ja nicht strafbar.

Dann ist ja alles in bester Ordnung...

(ist eine Ordnung, die töten erlaubt, eigentlich den Namen "Ordnung" wert?)
 

elyias

Geheimer Meister
18. Januar 2013
364
AW: Reden wir über Schwangerschaftsunterbrechung

@dtrainer

Das Wort ist erst einmal völlig korrekt, denn die Schwangerschaft wird durch den Eingriff unterbrochen. Unstrittig ist, ein Zellhaufen ist das längst nicht mehr.

Und trotzdem halte ich es für legitim das das so geregelt worden ist.

Und nochmal das Problem würde sich zum großen Teil von alleine lösen, gebe es eine finanzielle Sicherheit, für junge Frauen die in diese Situation kommen.

Jetzt kommt bestimmt der Spruch mit dem Wassertrinken. Davor oder danach? .....
 
Zuletzt bearbeitet:

dtrainer

Wiedergänger
17. Dezember 2008
10.562
AW: Reden wir über Schwangerschaftsunterbrechung

Nö, der kommt nicht, und wenn ich etwas unterbreche, kann ich es fortsetzen. Abbrechen kann man sagen, unterbrechen ist gelogen.
Schau mal hier rein: SCHWANGERSCHAFTSABBRCHE WELTWEIT
geburt-schwangerschaft.jpg


40 Millionen/Jahr. Macht in 1 1/4 Jahr soviele wie der II WK Opfer gefordert hat.

Glaubst du ernsthaft, man könnte Menschen dafür bezahlen, sich anständig zu verhalten? Nimmst du irgendwo ein Problembewußtsein dafür wahr, vergleichbar mit dem gegenüber Kriegen? Hältst du es für glaubwürding in einem der reichsten Länder der Welt überhaupt so zu argumentieren?
 

Dirtsa

Meister vom Königlichen Gewölbe
15. Januar 2011
1.314
AW: Reden wir über Schwangerschaftsunterbrechung

Hallo dtrainer, da möchte ich deinen letzten posts schon widersprechen:
Ich nehme in meinem offline Leben nur wenige Menschen wahr, die eine Abtreibung nicht als Problem, als Notlösung und moralisches Dilemma sehen.


Eine Abtreibung beinhaltet mehr als einen medizinischen Eingriff, wirkt sich ob ausgeführt oder nicht, auf allen Ebenen aller im Zusammenhang stehenden Personen aus, auch wenn die bewusste Reflexion darüber unterschiedlich sein mag.



Letztendlich geht es um Schadensbegrenzung und Abwägung.
Individuen und Gesellschaften stehen auch in anderen Kontexten vor der Frage ob und wann sie die legalisierte Tötung oder dem billigend in Kauf Nehmen von Menschenleben hinnehmen.
Da das aber nicht jeder nach seinem moralischen Empfinden für sich entscheiden kann, gibt es Regelwerke, z.B. wie Notwehrsituationen definiert werden, wann Kriegseinsätze gerechtfertigt erscheinen, wo welche Sicherheitsbestimmungen gelten, Behandlungsindikationen, Kostenübernahmen, Behandlungsabbrüche, aktive und passive Sterbehilfe u.s.w., die dem individuellen ethischen Empfinden zutiefst zuwider laufen können.



Abhängig von der persönlichen Lebenssituation, Belastbarkeit, Persönlichkeit, sozialem Umfeld, vom Welt- und Menschenbild wird auch jeder für sich etwas anders beurteilen, ab wann er/sie dem Embryo den moralischen Status eines Kindes gibt und ob überhaupt, unter welchen Voraussetzungen und zu welchem Zeitpunkt es hinnehmbar ist, dieses entstehende Leben an seiner weiteren Entwicklung und Entfaltung zu hindern oder gar eine Tötung eines nicht geborenen Menschen gerechtfertigt erscheint.



Der Sprachgebrauch des Einzelnen ist da ein Ausdruck von dessen Blickwinkel und enthält in der ein oder anderen Richtung eine wertende Note. Da gibt es meines Erachtens kein allgemeingültiges „richtig“ oder „falsch“.



Wenn ich dich richtig verstehe, siehst du eine Verharmlosung darin, wenn ich von einem Zellhaufen gesprochen habe. Unter den Begriff der Abtreibung fällt aber alles auch die Zellstadien, bis zu fötalen Stadien. Bei einem Embryo der 12. Woche würde ich auch nicht mehr von Zellhaufen sprechen, aber irgendwo muss die Grenze definiert werden. Ich persönlich fände es da hilfreich, einem Schwangerschaftsabbruch im frühen Stadium keine Hürden in den Weg zu legen, denn der gesetzliche Weg mit Beratungsnachweis, kostetet Zeit, in der sich der Embryo weiterentwickelt.



Je weiter fortgeschritten die Entwicklung, desto weiter befindet man sich im ethisch fragwürdigen Bereich. Aber irgendwo muss die Grenze definiert werden, da es keinen allgemeingültigen Punkt gibt, an dem wissenschaftlich festzumachen wäre, wo Menschsein beginnt und damit der Begriff Tötung den Sachverhalt beschreiben würde und nicht zum Kampfbegriff der eigenen Haltung wird.
 

dtrainer

Wiedergänger
17. Dezember 2008
10.562
AW: Reden wir über Schwangerschaftsunterbrechung

Hallo Dirtsa,

Ich hoffe du hast dir mal die verlinkte Seite angesehen und die horrenden Zahlen einen Moment auf dich wirken lassen.
Letztendlich geht es um Schadensbegrenzung und Abwägung.
Abwägung trifft zu, bei "Schaden" gehen mir die Augenbrauen hoch: daß man eine Schwangerschaft fast automatisch in diese Kategorie einordnet, finde ich reichlich krank.
Aber schauen wir mal auf die Abwägung:
Ich wehre mich gegen verlogene Sprache deshalb, weil sie vorgaukelt, sich nicht auf Glatteis zu befinden, obwohl das eben doch so ist.
- vom Zellhaufen bis zum Baby ist ein Weg vorgezeichnet, der, wenn man nicht eingreift, einen Menschen werden läßt. Was wägen wir nun ab, die Zahl der Zellen, die Größe in Zentimetern...? Und wogegen? ist es zulässig, Leben gegen Bequemlichkeit, Lebensplanung, Karrierechancen oder soziale Kriterien abzuwägen? Liegt da nicht ein Kategoriefehler vor?

Ich finde es auch absurd überhaupt eine Abtreibungsindustrie hinzunehmen, obwohl es ausgezeichnete Mittel gibt, diesen unnötigen Konflikt zu vermeiden. Was ich im Vorfeld verhindern kann, muß sich ja gar nicht erst zu einem Konflikt entwickeln - und zu sagen "nun ist es halt mal passiert, da muß ich das hinnehmen" für unzulässig. Man stirbt nicht an Schwangerschaft (und wenn diese Gefahr doch einmal auftaucht, ist es eine ganz andere Sache) und wir sind als Gesellschaft mühelos imstande, für Kinder zu sorgen und auch eventuelle negative Folgen für die Mütter abzufedern. Also sollte man von diesen Möglichkeiten auch Gebrauch machen.
Je weiter fortgeschritten die Entwicklung, desto weiter befindet man sich im ethisch fragwürdigen Bereich
Siehe oben: man befindet sich von Anfang an im fragwürdigen Bereich. daß der Gesetzgeber sich darum gedrückt hat, ändert nichts daran. Das Gesetz kann ethische Haltungen nur fördern, aber letztlich nicht durchsetzen.

Ich halte es jedenfalls für inhuman und einer entwickelten Gesellschaft für unwürdig, leicht verfügbare Vermeidungsstrategien nicht einzusetzen und statt dessen zu töten.

So ganz nebenbei könnte man auch mal darüber reden, inwiefern sich die Trennung von Sex und Liebe/Familie bewährt hat (oder auch nicht...).
 

Dirtsa

Meister vom Königlichen Gewölbe
15. Januar 2011
1.314
AW: Reden wir über Schwangerschaftsunterbrechung

Eine nicht geplante Schwangerschaft automatisch zum Schadensfall zu erklären, fände ich auch fatal, es dürfte aber klar sein, dass ich von unerwünschten Schwangerschaften rede, die für die Beteiligten zum Supergau werden oder so empfunden werden.



ist es zulässig, Leben gegen Bequemlichkeit, Lebensplanung, Karrierechancen oder soziale Kriterien abzuwägen? Liegt da nicht ein Kategoriefehler vor? …...............


Ich finde es auch absurd überhaupt eine Abtreibungsindustrie hinzunehmen, obwohl es ausgezeichnete Mittel gibt, diesen unnötigen Konflikt zu vermeiden. Was ich im Vorfeld verhindern kann, muß sich ja gar nicht erst zu einem Konflikt entwickeln - und zu sagen "nun ist es halt mal passiert, da muß ich das hinnehmen" für unzulässig. Man stirbt nicht an Schwangerschaft (und wenn diese Gefahr doch einmal auftaucht, ist es eine ganz andere Sache)

Kommt meines Erachtens sehr auf den Einzelfall an und der lässt sich von außen, wenn man nicht selbst in der Situation steckt, nicht wirklich nachvollziehen, zu viel spielt da mit rein.



Deinen weltweiten(!)Zahlen stehen andere Zahlen gegenüber, von Frauen die keinen Zugang zu Verhütungsmitteln haben, für die eine (weitere) Schwangerschaft bedeutet, dass bereits geborene Kinder noch schlechtere Überlebenschancen haben, deren Familien oder Partner oder Gemeinschaften keine Verhütung dulden, Männer denen es links am Knie vorbei geht, ob und welche Folgen ihre sexuellen Aktivitäten haben, Zahlen von Frauen, die an illegalen Abtreibungen sterben, die an Schwangerschaften und Geburten sterben oder dadurch nicht in ausreichendem Maße für ihre Familien sorgen können.
Es gibt viele Gründe, warum unerwünschte Schwangerschaften zur wirklichen Tragödie werden können, nicht nur für den direkt betroffenen Embryo.

Ich halte es jedenfalls für inhuman und einer entwickelten Gesellschaft für unwürdig, leicht verfügbare Vermeidungsstrategien nicht einzusetzen und statt dessen zu töten.
Ist das denn mehrheitlich so? Ich finde, dass das sehr theoretisch gedacht ist und an der Lebenswirklichkeit vorbei geht.
Das unterstellt ja, dass ein Großteil der Schwangerschaften durch wissentliche Nichtanwendung von Verhütung entstehen würde. Ich bestreite nicht, dass es auch aus Verantwortungslosigkeit, oder freundlicher ausgedrückt ,Unbekümmertheit oder auch Gleichgültigkeit zu ungewollten Schwangerschaften kommt, denke aber das es meist doch nicht ganz so banal ist.

So ganz nebenbei könnte man auch mal darüber reden, inwiefern sich die Trennung von Sex und Liebe/Familie bewährt hat (oder auch nicht...).
Könnte man, wobei es auch in liebevollen Familien dazu kommen kann, dass eine unerwünschte Schwangerschaft schiere Verzweiflung auslösen kann. Sich Partnerschaften verändern, Paare ihre Mutter- bzw Vaterrolle aus unterschiedlichen Gründen nicht ausfüllen können.



Man könnte auch darüber reden, ob es in jedem Fall ein Vorteil ist, dass Elternschaft nur als bewusst geplante Entscheidung zur Norm geworden ist, manch einer sich dafür rechtfertigen muss, sich unter nicht ganz optimalen Bedingungen für Kinder zu entscheiden. Wer sich für das Austragen der Schwangerschaft entscheidet steht nämlich u. U. auch ganz gewaltig unter Druck, werden Kinder gerade sozial schwächerer Familien auch als Belastung für die Gesellschaft empfunden, kommt es zu manch einem Spießrutenlauf.

Versuch nur mal mit kleinem Budget und mehreren Kindern eine bezahlbare Wohnung außerhalb sozialer Brennpunkte zu bekommen oder dich beruflich (Krippenplätze hin oder her) auf den Karriereebenen zu bewegen, in denen Kinder nicht zum Armutsfaktor werden, ihnen einen akzeptablen Lebensstandard zu bieten. Eingeschränkte Karrierechancen heißt in den seltensten Fällen, sich die freistehende Villa mit Pool und Gärtner nicht leisten zu können. Kinder und Beruf schränken bzgl Arbeitszeiten, Überstunden, Verfügbarkeit und Energiehaushalt in etlichen Bereichen auch so ein, dass Frau schnell im Niediglohnbereich landet. Da werden Kinder zur Privatangelegenheit und fällt der moralische Aufschrei schonmal ganz anders aus.
 
Zuletzt bearbeitet:

dtrainer

Wiedergänger
17. Dezember 2008
10.562
AW: Reden wir über Schwangerschaftsunterbrechung

Wir können natürlich noch weiter an einander vorbei reden
Versuch nur mal mit kleinem Budget und mehreren Kindern eine bezahlbare Wohnung außerhalb sozialer Brennpunkte zu bekommen oder dich beruflich (Krippenplätze hin oder her) auf den Karriereebenen zu bewegen, in denen Kinder nicht zum Armutsfaktor werden, ihnen einen akzeptablen Lebensstandard zu bieten Da fällt der moralische Aufschrei schonmal ganz anders aus.
...es macht aber wenig Sinn. Du akzeptierst Gründe Leben zu töten, die auf einer ganz anderen Ebene liegen - ich sprach von Kategoriefehler - und ich nicht.
Tötung kann gerechtfertigt sein bei
- Gefahr fürs eigene Leben
- erheblicher Gemeingefahr
- oder als letzte, höchste Strafe für schwerste Verbrechen.

Für sonst nichts. Man kann sich natürlich dennoch dafür entscheiden. Und darf auch die Konsequenzen tragen. Aber daß es die überhaupt gibt, wird ja auch zunehmend in Abrede gestellt.

Es wird sich zeigen.
Gruß
 

Bona-Dea

Gesperrter Benutzer
3. August 2010
5.616
AW: Reden wir über Schwangerschaftsunterbrechung

Hallo dtrainer


...es macht aber wenig Sinn. Du akzeptierst Gründe Leben zu töten, die auf einer ganz anderen Ebene liegen - ich sprach von Kategoriefehler - und ich nicht.
Tötung kann gerechtfertigt sein bei
- Gefahr fürs eigene Leben
- erheblicher Gemeingefahr
- oder als letzte, höchste Strafe für schwerste Verbrechen.
Also es ist der Gesetzgeber der diese Gründe akzeptiert, man kann dem zustimmen oder dagegen sein.

Für sonst nichts. Man kann sich natürlich dennoch dafür entscheiden. Und darf auch die Konsequenzen tragen. Aber daß es die überhaupt gibt, wird ja auch zunehmend in Abrede gestellt.
Da aber 50% der Abtreibungen in Deutschland, durch die soziale Indikation begründet werden, ist es sicher Zeit, dass die Regierung, die Situation der werdenden Mütter, tatsächlich durch eine Grundsicherung und nicht nur für drei Jahre absichert. Zusätzlich müsste es mehr Betreuungen zu "ungewöhnlichen Zeiten" geben. Denn alle "Schwestern" arbeiten im Schichtdienst und auch an den Wochenenden.
 

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