- Ersteller
- #241
Lupo
Ritter Kadosch
- 3. Oktober 2009
- 6.327
Abgesehen davon, dass du mir die DDR erklären willst, was ja angesichts der Historie schon lachhaft ist,
Ich habe mich auf historische Tatsachen beschränkt die wohl kaum anzuzweifeln sind. Aber es stimmt. Ich hatte das Glück „drüben“ aufzuwachsen, so dass ich das was ich in der DDR erlebt habe, nicht mit allen Konsequenzen am eigenen Leibe erfahren musste. Aber dafür habe vieles wahrgenommen, was den Angehörigen gar nicht mehr auffiel, weil sie daran gewöhnt waren. Anderes konntet Ihr auch gar nicht wahrnehmen. Etwa die ungeheuere Susdehnung der Grenzanlagen, die meine später angeheiratete Tante, als sie 1989 das erst Mal drüber gefahren ist, noch von den Socken gehauen hat und die Behandlung des Klassenfeindes beim Grenzübertritt.
Ich habe nach Abi einfach angefangen Maschinenbau zu studieren. Meinst Du, ich habe mir nicht meinen Teil gedacht, als ich gesehen habe, wie sich die Familie drüber erstmal Sorgen gemacht hat, ob ihr Sohn überhaupt Maschinenbau studieren dürfe, weil ja ein Republikflüchtling (meine spätere Schwiegermutter) in der Familie war, sich dann besagter Sohn für eine Ewigkeit in der NVA verpflichten musste, in der er dann monatelang das Stellrad für die Dampfversorgung der klapprigen Heizanlage eines Plattenbaues von Hand auf und zudrehen musste, weil die Automatik kaputt und nicht zu reparieren war. Und als er dann endlich studieren durfte, war keinerlei fachsimpeln mit ihm möglich, weil erstmal die Pflichtvorlesungen in dialektischem Materialismus besuchen musste. Und als das herum war, hatte er erstmal die Ingenieurfächer gehabt und in Werkstoffkunde gelernt, dass im Westen Werkstoffkunde nur zur Waffenforschung dient, im Sozialismus jedoch dem Fortschritt und Frieden. Dass Eisen durch Zugabe von Kohlenstoff zu Stahl wird, hat er wahrscheinlich bis heute nicht gelernt. Er hat nämlich, sobald das möglich war, das Studium hingeworfen und in den 2 Wochen vorher geöffneten Westen.
Eine kleine Episode von vielen. Ich weiß es, ich habe es miterlebt. Ich war nur nicht der Leidtragende. Ich würde sagen, für die dort lebende Verwandschaft war das nur der tägliche Wahnsinn, an dem man nichts ändern konnte. Ich konnte mein Studium unbehelligt von jeder Ideologie durchziehen und habe deswegen den Kontrast sehr, sehr deutlich, deutlicher als jemand, der nicht beide Seiten kennt, erlebt. Mir ist auch nicht entgangen, dass, als ich dies angesprochen hatte, erstmal schnell alle Fenster zu gemacht wurden.
Also höre bitte mal auf, Dich in der Rolle als der große Unverstandene aufzuführen. Jeder, der etwas vom Leben dort mitbekommen hat, kann sich schaudernd versuchen auszumalen, wie es wohl sein mag, wenn man gezwungen ist, sein ganzes Leben in einem solchen Panoptikum zu verbringen.
Ich muss aber auch nicht selbst unschuldig 10 Jahre im Knast eingesessen haben, oder ein Bein amputiert bekommen, um zu erkennen, was das für Katastrophen in einem Lebensweg sind. Ich muss auch nicht selbst ermordet worden sein, um zu erkennen, dass Mord das schlimmste Verbrechen ist, das man begehen kann. Dafür ist man als Mensch mit Empathie ausgestattet.
Also nochmal: Ja ich weiß, Dir ging es da schlecht. So schlecht, dass es nur jemand, der das auch durchgemacht hat, überhaupt erfassen kann.
Ändert aber nichts daran, dass die für Dein Elend verantwortliche SED eine linke Partei war, und es ändert auch nichts daran, mit welchen Herrschaftsmitteln sie gearbeitet hat.
kann man mir sicher einiges unterstellen, aber ich habe meine Hausaufgaben gemacht. Und du wirst keinen einzigen Beitrag von mir finden, wo ich hier Sozialismus verteidige oder lobe.
Das ist doch ziemlich egal. Du wirst auch keinen einzigen Beitrag von irgendwem hier finden, der den Nationalsozialusmus verteidigt oder lobt. Du wirst auch keinen einzigen nationalsozialistischen Gedanken im AfD-Programm finden. Aber das schützt ja keineswegs davor, als Nazi beschimpft zu werden.
Warum sollte Dich dann die Tatsache, dass Du mit dem Sozialismus überhaupt nichts am Hut hast, vor diesbezüglichen Beschimpfungen schützen?
Wahrscheinlich willst du mich nur provozieren, indem du mich noch einen Befürworter der stalinistischen Säuberungen nennst. Aber ich bin nicht Sahra Wagenknecht.
Nein, das will ich nicht. Und wenn Du genau liest, wirst Du feststellen, dass Dich auch nicht so nenne. Interessant, dass Du bereits gekränkt bist, wenn man auch nur die Möglichkeit andeutest. Mir ging es, wie ich geschrieben habe, darum zu verdeutlichen, wie jeder Dialog dadurch unterbunden wird, wenn es nur noch zum Austausch gegenseitiger Kränkungen kommt, die kaum noch verzeihlich sind.
Und witzigerweise ist es die AfD, die sich nicht zu fein ist, eine Semidiktatur wie das aktuelle Russland als Vorbild zu nehmen. Was dich weniger zu stören scheint.
Noch mehr stört mich, dass die heutigen Kriegstreiber uns vorher in die völlige wirtschaftliche Abhängigkeit Russlands manövriert haben, und uns damit in ein nicht lösbares Dilemma gestürzt haben.
Wenn du [den Nationalsozialismus] hinter dem blauen Vorhang nicht erkennen kannst, liegt es vielleicht an dir.
„Hinter dem blauen Vorhang?“ - Du meinst damit jetzt Russland? Da sehe ich ein korruptes Shithole. Das habe ich übrigens auch schon geschehen, als unsere supertolle Politik noch vom lupenreinen Demokraten geschwärmt hat. Ist es der deutschen Politik und Diplomatie noch möglich irgendwelche Zwischenstufen zwischen lupenreinem Demokraten und Herrn der Unterwelt wahrzunehmen und eine den Tatsachen Rechnung tragende, vorausschauende Politik zu verfolgen?
Mittlerweile lebe ich übrigens länger in der Freiheit als unter dem sozialistischen Joch und habe da durchaus meine Sensoren für.
Fein. Was sagst Du denn dann zu Netzwerksdurchsetzungsgesetz, bewusst nicht rechtsmäßigen Hausdurchsuchungen usw., siehe Aufzählung im vorigen Beitrag? Also, wenn da Deine Sensoren nicht ansprechen, nun gut.