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Widerstand gegen die Maßnahmen in Sachen Covid 19

Giacomo_S

Ritter der ehernen Schlange
13. August 2003
4.095
Dann werde ich mir erlauben, daran festzuhalten, daß wir tatsächlich überhaupt keine schlechten Erfahrungen aus dem Dritten Reich haben, was Volksentscheide angeht.

Okay, ich korrigiere meine Ansicht.
Die mittlerweile historisch sehr stark umstrittene These, es habe „ungute Weimarer Erfahrungen“ mit aus dem Volk initiierten Volksentscheiden gegeben, wird oft als Begründung für deren fast völliges Fehlen im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland angeführt.
Wikipedia, Volksentscheid
Wie man unschwer erkennen kann, bin auch ich nicht gefeit vor einem in den Hinterkopf eingebranntem Schulwissen, dass man heutzutage mehr als unrichtig einstuft. Und da ich nicht zu jenen im Internet häufig anzutreffenden Zeitgenossen gehören möchte, die für eine einmal geäußerte Meinung zwanghaft "Belege" zu finden suchen die keine sind, nur um an ihrer einmal getätigten Aussage kleben bleiben zu können, erkläre ich meine diesbezüglich getätigte Aussage hiermit als historisch falsch.

Interessant wäre es jedoch zu erfahren, warum die "Väter des Grundgesetzes" praktisch keine Volksentscheidungen im GG vorgesehen haben. Dazu müsste es eigentlich Äußerungen geben, Reden, Entscheidungen ... hatte man vielleicht auch Angst vor dem "Kommunismus"? Und wo es einen Volksentscheid hätte geben müssen - bei der Wiedervereinigung, denn da hätten wir ja streng genommen über eine neue Verfassung abstimmen müssen - hat man die ehemalige DDR stattdessen nach dem "Saarland-Modell" einfach angegliedert. Wobei ich mich nicht erinnern kann, es hätte deswegen damals größeren Unmut gegeben.
 

Zerch

Prinz von Libanon
10. April 2002
3.433
Ej was habe ich Dir denn je getan??

ABer ich bin sicher das Barlei Freimaurer auch hasst wie die Pest :D
Nicht mögen ist nicht mit Hass gleichzusetzen. Und mir braucht auch niemand etwas getan zu haben, um Dinge zu tun, die mir nicht behagen.
Ich mag z.B. auch einen Günther Jauch nicht leiden, obwohl dieser mir niemals zu nahe kam.
Und bis auf daß Du Freimaurer sein willst, habe ich überhaupt nichts gegen Dich persönlich einzuwenden, jedenfalls nichts das mir gerade zu Bewusstsein käme. Und ich halte niemanden davon ab seine Loge zu besuchen.
Und naja, wie es halt so ist, manch anderen Menschen gefällt sicherlich auch nicht alles das ich so treibe. Muß es ja auch nicht, und ich versuche auch bestmöglich keine Aussenstehenden einzubinden.
 
Zuletzt bearbeitet:

Malakim

Insubordinate
31. August 2004
13.544
Nicht mögen ist nicht mit Hass gleichzusetzen. Und mir braucht auch niemand etwas getan zu haben, um Dinge zu tun, die mir nicht behagen.
Ich mag z.B. auch einen Günther Jauch nicht leiden, obwohl dieser mir niemals zu nahe kam.
Und bis auf daß Du Freimaurer sein willst, habe ich überhaupt nichts gegen Dich persönlich einzuwenden, jedenfalls nichts das mir gerade zu Bewusstsein käme. Und ich halte niemanden davon ab seine Loge zu besuchen.
Und naja, wie es halt so ist, manch anderen Menschen gefällt sicherlich auch nicht alles das ich so treibe. Muß es ja auch nicht, und ich versuche auch bestmöglich keine Aussenstehenden einzubinden.

Na das ist doch eine wunderbare Grundlage auf der wir uns vollständig einig sind.

:D
 

Roman23

Geheimer Meister
16. Juli 2020
161
"ER" ist wieder da

dcxhty3j.jpg
🐁 🐁
1952 Foto von Adamski
 

die Kriegerin

Ritter-Kommandeur des Tempels
19. September 2017
4.577

Lupo

Ritter Kadosch
3. Oktober 2009
6.048
Dann werde ich mir erlauben, daran festzuhalten, daß wir tatsächlich überhaupt keine schlechten Erfahrungen aus dem Dritten Reich haben, was Volksentscheide angeht.

Ach, jetzt verstehe ich worauf Du raus wolltest. Klar, im 3. Reich hat das Volk ja nichts entscheiden, sondern nur nachträglich bejubeln dürfen. Auf-die-Stirn-patsch. Klar. Dass auch in unterschiedlichen Begeisterungsgraden gejubelt wurde, hat allerdings ein Grundmisstrauen erzeugt, dass dann auch z.B. bei den gesetzlichen Bestimmung zu Volkentscheidungen seinen Ausdruck fand.

Ich denke, jetzt ist das Pferd richtig herum aufgezäumt und der Reiter sitzt auch richtig herum drauf.
 

die Kriegerin

Ritter-Kommandeur des Tempels
19. September 2017
4.577
Ich wollte nur aufmerksam machen, bei Hitler fing es auch mit Ausgangssperre an. Unverständliche Verbote und die Politker entschieden übers Volk. Denunziantentum - man getraute sich nicht mehr mit dem Nachbar zu reden, Angst Aussätziger zu sein. Propaganda fürs Reich - rundherum, Leute die dagegen demonstrierten wurden erschossen/weggesperrt, kamen ins KZ.
Hoffentlich fragen unsere Enkelkinder uns nicht, warum habt ihr das alles so still mitgemacht?
 

Ein wilder Jäger

Barbarisches Relikt
Teammitglied
18. November 2007
21.139
Okay, ich korrigiere meine Ansicht.
Finde ich toll.
Wie man unschwer erkennen kann, bin auch ich nicht gefeit vor einem in den Hinterkopf eingebranntem Schulwissen, dass man heutzutage mehr als unrichtig einstuft.
Imho war es immer schon falsch. Die Tatsachen und die auf sie gegründeten Bedenken wurden so stark verkürzt dargestellt, daß es zur Lüge wurde. Die meisten haben es nie überprüft, sondern einfach weitererzählt. Meines Wissens, und ich prüfe das jetzt auch nicht nach, gab es einige Referenden, also die typischen Volksabstimmungen, in denen sich die Regierung ihre Politik bestätigen ließ und die wenig demokratischen Wert haben. Die propagandistische Begleitung ging so weit, daß das Ja und Nein auf dem Stimmzettel unterschiedlich fett gedruckt waren - außerdem, wer wäre denn damals gg. die Wiedervereinigung von Deutschland (deutsches Reich und Deutsch-Österreich) gewesen? Wahrscheinlich nicht einmal die KPÖ. Sie war nach dem Krieg von den Siegermächten ausdrücklich verboten worden.
Und wo es einen Volksentscheid hätte geben müssen - bei der Wiedervereinigung, denn da hätten wir ja streng genommen über eine neue Verfassung abstimmen müssen - hat man die ehemalige DDR stattdessen nach dem "Saarland-Modell" einfach angegliedert.
Die Wiedervereinigung war eines der vom GG formulierten wichtigsten Staatsziele, außerdem drängte die Zeit. Der Mantel der Geschichte wehr nicht ewig vorbei.
 

Giacomo_S

Ritter der ehernen Schlange
13. August 2003
4.095
Imho war es immer schon falsch. Die Tatsachen und die auf sie gegründeten Bedenken wurden so stark verkürzt dargestellt, daß es zur Lüge wurde. Die meisten haben es nie überprüft, sondern einfach weitererzählt.

Ist jetzt definitiv OT, aber ich kann nicht widerstehen (ggf. bitte abtrennen):

Ich habe vor etlichen Jahren ein Buch mit einem Titel wie " ... der kulturellen Missverständnisse". Darin waren eine ganze Reihe von Stories, einige von ihnen gern auch in dem einen oder anderen Schulbuch vertreten. Viele dieser Stories haben sich so in das kollektive Gedächtnis eingebrannt, dass sie ein jeder nacherzählt; tatsächlich habe ich sogar bei dem einen oder anderen Kneipengespräch erlebt, dass da jemand hoch geht wie ein HB-Männchen, wenn man es anders darstellt.
Die Autoren gaben sich auch hier und da die Mühe, Quellen zu finden. Oft ergab sich die Dynamik typischer Gerüchte: Einer nach dem anderen plappert es nach und mit jedem Nacherzähler wird die Story ein wenig mehr ausgeschmückt, ohne sie auch nur zu hinterfragen.

Manche von ihnen werden selbst heute noch gern erzählt. Ein paar Beispiele:

- Bis zum Beginn der Neuzeit waren alle Gelehrten der Ansicht die Erde sei eine Scheibe. Diese Ansicht wurde erst durch die Expeditionen des Kolumbus (oder Magellan) wiederlegt. (1)
- Die Hexenverfolgung fand im Mittelalter statt, auf Betreiben der Inquisition und der katholischen Kirche. (2)
- Hildegard von Bingen, die Heilkundige. (3)
- Orson Welles Radio-Hörspiel "Krieg der Welten" (1938) löste in den USA eine Massenpanik aus. (4)
- Der Ritter geht auf Reisen und legt seiner Frau den Keuschheitsgürtel an. (5)
- Kannibalen (6)
- Raffinierter Zucker wird gebleicht. (7)
- Meersalz ist besser als Steinsalz. (8)
- uvm. (9)



(1) An der Kugelgestalt der Erde gab es unter Gelehrten seit der Antike kaum Zweifel, die Erde als Scheibe war nur eine Minderheitenmeinung unbedeutender Zeitgenossen. Eine Expertenkommission des portugiesischen Königs Johann II. lehnte einen Finanzierungsantrag ab, weil sie den Westweg nach "Indien" als für zu weit für die damalige Schifffahrt hielt - korrekterweise. Dass dazwischen der amerikanische Kontinent liegt, das konnten sie ja nicht wissen.
In diesem Zusammenhang gibt es auch noch diese Story, man könnte die Kugelgestalt der Erde sehen: Das Schiff am Horizont, bei dem man erst den Mast sieht und später das Schiff ...
... was auch so eine sehr fragwürdige Geschichte ist, zumindest ohne ein Fernglas, und das gibt es erst seit dem 17. Jh. Die Erdkrümmung ist so schwach, dass der Effekt, nur den Mast eines Schiffes am Horizont zu sehen, kaum möglich ist. Zumal bei den Sichtbedingungen an der See, optischen Verzerrungen wie Fata Morganas uvm.

(2) Bereits führende Geistliche des Frühmittelalters haben die Existenz von Hexen als Aberglauben eingestuft. Die Inquisition verfolgte hauptsächlich Häretiker, aber keine Hexen. Die Hochzeit der Hexenverfolgung fand nicht im Mittelalter, sondern in der frühen Neuzeit statt, mit einem ganz deutlichen Nord-Süd-Gefälle und wurde durch weltliche Gerichte und Behörden durchgeführt.
NB: Zwar wurden mehr Frauen als Männer nach Hexenprozessen hingerichtet, aber auch viele Männer. In mindestens einer Reihe Hexenprozessen ging es vielmehr um die Beseitigung politischer Gegner und/oder Aneignung von Besitz.

(3) Man kann es immer wieder in (Frauen-)Zeitschriften lesen: "Wie schon Hildegard von Bingen wusste, hilft Kamille bei ...", oder in einer Fernsehdoku steht Hildegard von Bingen über einer medizinischen Handschrift inzwischen lauter Kräuterbündeln. Perinlich, dass offenbar niemand Hildegard von Bingen gelesen hat oder nicht einmal über H.v.B.
Hildegard von Bingen war zweifellos eine historische Person des Mittelalters, stand mit hochstehenden Zeitgenossen in Korrespondenz, darunter Bischöfe und Könige und hinterließ ein bedeutendes mystisches Werk. Das sog. medizinische Werk der H.v.B. ...

... stammt aber mit hoher Wahrscheinlichkeit überhaupt nicht von ihr. Und darüber sind sich Historiker und Philologen weitestgehend einig.
Das H.v.B. zugeschriebene medizinische Werk ist nur in einer Abschrift erhalten, die mehr als 200 Jahre nach ihrem Tod entstand. Andere und spätere Autoren haben den Namen H.v.B. über ihre Ergüsse geschrieben, um ihnen mehr Gewicht zu verleihen - eine nicht nur damals weit verbreitete Praxis.
Das angebliche medizinische Werk der H.v.B. enthält außerdem mehr den medizinischen Aberglauben vergangener Zeiten (wie z.B. die Edelsteintherapie). Die umfangreichen Pflichten einer Äbtissin des Mittelalters, ihre Korrespondenz und nicht zuletzt ihr mystisches Werk hätten ihr auch nicht die Zeit für die Entwicklung umfangreicher medizinischer, botanischer und pharmakologischer Kenntnisse gelassen.
So gesehen handelt es sich bei der H.v.B., die wir zu kennen meinen - die frühe Lichtgestalt weiblicher, sanfter Kräuterheilkunde - um eine romantische Vorstellung, die mit der historischen Person H.v.B. wenig gemein hat.

(4) Das wird immer wieder behauptet, teilweise ist sogar von "Millionen von Amerikanern" die Rede. Die Massenpanik fand aber mutmaßlich nicht statt, von einzelnen Neurotikern mal abgesehen, aber die gibt's ja immer. Es handelt sich wahrscheinlich um eine Erfindung der damaligen Boulevardpresse.

(5) Wenn es den Keuschheitsgürtel überhaupt je gab, dann handelte es sich eher um eine Art Sexspielzeug. Die wenigen als "historisch" ausgestellten Exemplare dieses Gerätes sind aller Wahrscheinlichkeit nach Erzeugnisse aus der Zeit der Aufklärung, die das "finstere" Mittelalter diskreditieren sollten. Sicher ist allerdings, dass das Tragen eines Keuschheitsgürtels - insbesondere unter den hygienischen Bedingungen des Mittelalters - den Tod der Trägerin zur Folge gehabt hätte. Denn die keusche Trägerin wäre schlicht an den unweigerlich eintretenden Infektionen gestorben.

(6) Es gibt nicht einen einzigen echten Beweis für die Existenz von Kannibalismus (der Verzehr von Leichen in extremen Not-Überlebens-Situationen fällt nicht unter die Definition von Kannibalismus). Die historischen Berichte früher Reisender gelten als wenig glaubhaft, bestätigte Berichte gibt es keine. Andere Berichte, z.B. über indigene Völker in Afrika, legen nahe: Der Kannibale, das ist immer der andere. Unser Stamm, Kannibalen? Nein, wo denkst du hin - aber der andere Stamm, da im Norden, das sind Kannibalen! Da angelangt ... genau dasselbe: Wir doch nicht! Aber die im Süden, das sind Kannibalen!

(7) Mittels einer Bleiche wird - chemisch gesehen - ein Farbstoff zerstört und dabei in Bestandteile zerlegt, die nicht mehr farbig sind. Bei raffiniertem Zucker handelt es sich um Rohr- und Rübenzucker, Glucose-Fructose, einem Disacherid - und das ist weiß. Weißer Zucker entsteht nicht dadurch, dass man braunen Zucker "bleicht" (denn dadurch würde man das Zuckermolekül zerstören und es wäre kein Zucker mehr), sondern indem man die Begleitstoffe entfernt, die farbig sind. Auf dieser Ebene sind Rohrzucker und Rübenzucker identisch, denn es handelt sich um dasselbe Disacherid (Glucose-Fructose).

(8) Salz ist ... Salz. Kochsalz ist Natriumchlorid, NaCl, und um das geht es, wenn etwas salzig sein soll. Man mag einwenden, dass Meersalz noch andere Mineralsalze enthält. Aber einerseits ist deren Gehalt eher geringfügig ... und außerdem enthält Meersalz auch Quecksilbersalze, natürlicherweise, die heutzutage als nicht sonderlich gesund betrachtet werden.
Als Koch lasse ich nur ein "Spezialsalz" als sinnvoll durchgehen, und auch nur in der veganen Küche. Dafür gibt es so ein indisches, schwefelhaltiges Salz, das Speisen wie "veganem Rührei-Imitat" durch den Schwefelgehalt eine Art "Eigeschmack" verleihen soll (Eier enthalten Schwefelverbindungen). Ob man dererlei Entgleisungen überhaupt essen sollte, das möchte ich mal dahingestellt sein lassen.

(9) Danke, dass Du bis hierher gelesen hast. Ich hoffe, ich war nicht zu geschwätzig, außerdem ist das natürlich alles ziemlich OT, denn mit Corona hat dies alles ... überhaupt nichts zu tun. Aber vielleicht hat es Dir Spaß gemacht, mal etwas über andere Themen zu lesen, denn seit einem Jahr mag ja meinen, es gäbe keine andern mehr.
 

Ein wilder Jäger

Barbarisches Relikt
Teammitglied
18. November 2007
21.139
In mindestens einer Reihe Hexenprozessen ging es vielmehr um die Beseitigung politischer Gegner und/oder Aneignung von Besitz.
Abgesehen vom fest verwurzelten Aberglauben (den die Kirche länger bekämpft, den dann aber zwo Mönche "verwissenschaftlicht" hatten) haben wir es natürlich wie bei so vielen überraschenden, irren Phänomenen mit einem komplexen Zusammenspiel von Faktoren zu tun. Mein Liebling dabei ist das Bedürfnis kleiner, mit der Blutgerichtsbarkeit ausgestatteter Herrschaften, diese Gerichtsbarkeit auch auszuüben, um das sehr lukrative Recht nicht an die expandierenden Teritorialherrschaften zu verlieren. Die spektakulären Exzesse in einem mittleren Fürstentum wie Bamberg erklärt das natürlich nicht.
Wenn es den Keuschheitsgürtel überhaupt je gab, dann handelte es sich eher um eine Art Sexspielzeug.
Ich habe gelesen, die venezianischen Behörden hätten damit Prostituierten, nun ja, sagen wir das Handwerk gelegt, wenn sie bei der Steuer ein wenig saumselig wurden.
Es gibt nicht einen einzigen echten Beweis für die Existenz von Kannibalismus (der Verzehr von Leichen in extremen Not-Überlebens-Situationen fällt nicht unter die Definition von Kannibalismus).
Es muß wohl Grenzfälle geben (wie den Verzehr von Knochenasche der Vorfahren bei den Yanomani), aber auch mehr oder weniger ritualisierten Kannibalismus im Zuge von Stammesfehden z.B. in Neuguinea: https://de.wikipedia.org/wiki/Michael_Rockefeller

Vieles andere ist natürlich sehr schlecht belegt.
Danke, dass Du bis hierher gelesen hast.
Freilich.

Wir finden bestimmt noch viele solche Mythen, wenn wir ein wenig nachdenken. Die Hörnerhelme der Wikinger, daß die Ritter nicht ohne Seilwinde in den Sattel kamen oder daß Frauen nicht geschäftsfähig waren...
 

Giacomo_S

Ritter der ehernen Schlange
13. August 2003
4.095
Abgesehen vom fest verwurzelten Aberglauben (den die Kirche länger bekämpft, den dann aber zwo Mönche "verwissenschaftlicht" hatten) haben wir es natürlich wie bei so vielen überraschenden, irren Phänomenen mit einem komplexen Zusammenspiel von Faktoren zu tun. Mein Liebling dabei ist das Bedürfnis kleiner, mit der Blutgerichtsbarkeit ausgestatteter Herrschaften, diese Gerichtsbarkeit auch auszuüben, um das sehr lukrative Recht nicht an die expandierenden Teritorialherrschaften zu verlieren. Die spektakulären Exzesse in einem mittleren Fürstentum wie Bamberg erklärt das natürlich nicht.

Die Hexenverfolgungen sind ein komplexes Thema, ohne Frage, aber die feministische Theorie der "weisen, heilkundigen Frauen, die auch Abtreibungen vornahmen" ist bestenfalls eben auch nur ein Teilbereich - oder eine moderne, romatische Vorstellung.

In meiner ursprünglichen Heimat - Kreis Lippe, Ostwestfalen - gibt es in der dortigen, schönen Stadt Lemgo ein Museum, das Hexenbürgermeisterhaus.
Und wie auch andere Sehenswürdigkeiten in Lippe (ehemals Fürstentum und Land Lippe, sowieso alles historisch kritisch) sind alle diese Sehenswürdigkeiten (Hermannsdenkmal, Externsteine) ständige, historische Zankäpfel.
Das Hexenbürgermeisterhaus geht zurück auf einen Hexenverfolger im 16. Jh., den Bürgermeister, der rund 100 (?) Menschen auf den Scheiterhaufen brachte.
Dabei hat er seine politischen und wirtschaftlichen Gegner beseitigt (Lemgo war Hansestadt) und sich an deren Besitz bereichert.

Das Museum Hexenbürgermeisterhaus gibt es noch heute, ich war allerdings dort seit meiner Kindheit nicht mehr. Ich weiß nicht, was man dort heute ausstellt, ich vermute mal, man wird sich um mehr historische Authentizität bemühen. In meiner Kindheit stellte man dort aber die Foltergeräte des Mittelalters aus ... und es war auch immer so eine Art Familienausflug, um kleine Kinder zu erschrecken: Schau Dir an Junge, so grausam waren sie damals, und so gut geht es uns heute!
Das Museum selbst entstand erst in der Nazizeit, und es hat auch durchaus so einen Geruch von "Heimat + finsteres Mittelalter" an sich.
In wieweit die dort ausgestellten Stücke wirklich historisch sind ... das ist auch noch so eine Frage.
Es ist ein wenig so, wie so ein modernes Schreckenskabinett wie "London Dungeon" ...

Ich habe gelesen, die venezianischen Behörden hätten damit Prostituierten, nun ja, sagen wir das Handwerk gelegt, wenn sie bei der Steuer ein wenig saumselig wurden.

Auch das halte ich für Stories, sie hätten sicher erfolgversprechendere Methoden gehabt, ihre Huren zu reglementieren.
Nach dem Historiker Karl-Heinz Deschner war Prostitution mit Mittelalter weit verbreitet und allgemein akzeptiert. Keine Stadt ohne mindestens ein Hurenhaus, oft genug unter weltlicher und kirchlicher Besteuerung oder sogar geistlicher Geschäftsführung. Man vertrat den Standpunkt, dass Prostitution unumgänglich sei. Zwar sollte der Christ sein Weib nicht betrügen, aber wenn er es schon tat, dann nicht mit der Frau seines Nachbarn, sondern mit der Hure. Da war man pragmatisch. Im Übrigen soll der Bau der Münchner Frauenkirche maßgeblich mit Hurenzins finanziert worden sein.

Es muß wohl Grenzfälle geben (wie den Verzehr von Knochenasche der Vorfahren bei den Yanomani), aber auch mehr oder weniger ritualisierten Kannibalismus im Zuge von Stammesfehden z.B. in Neuguinea: https://de.wikipedia.org/wiki/Michael_Rockefeller

Asche, bittesehr, aber das ist ja kein Kannibalismus. "Mumia", Pulver aus ägyptischen Mumien, war ja auch bis in das 19. Jh. ein von Apotheken gehandeltes Medikament.
 

Ein wilder Jäger

Barbarisches Relikt
Teammitglied
18. November 2007
21.139
Zwar sollte der Christ sein Weib nicht betrügen
Soll er nicht. Recht viele sind aber (noch) gar nicht verheiratet, weil sie noch keine Meisterstelle oder ein Amt
und damit nicht die finanziellen Mittel haben. Und für die gibt es die "städtischen Töchter".

"Mumia", Pulver aus ägyptischen Mumien, war ja auch bis in das 19. Jh. ein von Apotheken gehandeltes Medikament.
Da gab es noch ganz andere Medikamente. Man kaufte sie beim Henker.
 

Giacomo_S

Ritter der ehernen Schlange
13. August 2003
4.095
Soll er nicht. Recht viele sind aber (noch) gar nicht verheiratet, weil sie noch keine Meisterstelle oder ein Amt und damit nicht die finanziellen Mittel haben. Und für die gibt es die "städtischen Töchter".

Einmal las ich einen Bildband mit dem Titel "Das große Zeitalter des Bordells" und es ging um Bordelle in Frankreich des späten 19. Jh. Das 19. Jh. ist in seiner Scheinheilig- und Zwiespältigkeit sicher sowieso speziell, aber es kam in dem Buch auch durch: Der Unterschied zwischen den vielen jungen Frauen, die als Hausangestellte gearbeitet haben und mussten, und denen, die ins Bordell gingen, war nur gradueller Natur.

Was für eine Möglichkeit hätte denn eine junge Hausangestellte selbst im 19. Jh. gehabt, sich gegen einen übergriffigen Hausherren zu wehren? Etwas, was wir heute sexuellen Missbrauch nennen, zu Recht, und für das ein Machtmensch wie Weinstein in den Knast ging, oder J. Epstein?
Selbst im 19. Jh. war eine Hausangestellte ihrem Arbeitgeber mehr oder weniger ausgeliefert, denn im Zweifelsfall hätte er sie einfach rausgeworfen, ohne Arbeitszeugnis, und dann wäre die Prostitution ohnehin der nächste, folgerichtige Schritt gewesen.

Wie hätte sich denn eine Hausangestellte, Magd o.ä. im MA gegen ihren Herrn wehren können? Sicher wird es auch damals ordentliche Patrone gegeben haben, vllt. die Mehrheit, aber die grundsätzliche Machtlosigkeit der Mädelz war gegeben. Vllt. konnten sie sich noch ihrem Beichtvater anvertrauen ... aber wer weiß schon, ob das nicht genau so ein fieser Sack war?
 

Ein wilder Jäger

Barbarisches Relikt
Teammitglied
18. November 2007
21.139
Mißbrauch von Schutzbefohlenen war, wie ich annehmen möchte, auch damals schon strafbar, zumindest in Deutschland, und die Kirche fand das auch nicht amüsant. Die Strafverfolgung steht und fällt natürlich mit dem gesellschaftlichen Klima. Bei uns im Bergischen erregte es damals schweren Unmut, daß die französischen Besatzer den Ehebruch des Mannes straffrei stellten, das kannten wir vorher anders, und mutmaßlich hatte man auch mit seiner zornigfen Ehefrau gerichtlichen Ärger bekommen können.
 

Giacomo_S

Ritter der ehernen Schlange
13. August 2003
4.095
Mißbrauch von Schutzbefohlenen war, wie ich annehmen möchte, auch damals schon strafbar, zumindest in Deutschland, und die Kirche fand das auch nicht amüsant. Die Strafverfolgung steht und fällt natürlich mit dem gesellschaftlichen Klima.

Um ein Delikt, das selbst heutzutage oft nur auf der Grundlage Aussage gegen Aussage verhandelt werden kann, dürfte man in der gesellschaftlichen Realität vergangener Zeiten nicht viel Aufhebens gemacht haben. Eine Hausangestellte, die ihren Herrn beschuldigt, einen Hochwohlgeborenen vielleicht noch - wem wird man da wohl glauben? Und selbst wenn, wie sah eine Entschädigung aus und vor allem wie die weitere berufliche Zukunft?
Im Mittelalter vertrat man zudem das Bild der "sündhaften, wollüstigen und sexuell unersättlichen Frau" (K.-H. Deschner). In so einem Denken ist es dann ein Leichtes, ein Opfer zur Täterin zu machen, das ist ja in so manchem islamischen Land auch heute noch eine beliebte Methodik.

Im Preussen des 19. Jh. soll es häufiger zu dieser Art Galanterieskandale gekommen sein: Ein junger, adliger Offizier tändelt mit einer Frau aus einfachem Stande. Zu diesem Zweck erwirbt er Galanteriewaren, die er beim Händler auf Pump kauft und verspricht der jungen Frau die Ehe. Letztere wird früher oder später unweigerlich schwanger - aus der Ehe wird aber leider nichts, denn auch wenn der junge Mann dies wollte, spielt seine Familie da nicht mit. Denn die Heirat wird als nicht standesgemäß angesehen, das alles geht also nicht.
Am Ende wird der Offizier versetzt und verschwindet aus dem Szenario für immer, der Händler holt seine Galanteriewaren bei der jungen Frau wieder ab, denn die sind ja nicht bezahlt. Der Ruf der jungen Frau ist für den Rest ihres Lebens ruiniert und in Zukunft kann sie ihr Leben nur noch auf eine Art fristen, nämlich mit der Prostitution.
 

Ein wilder Jäger

Barbarisches Relikt
Teammitglied
18. November 2007
21.139
Immer diese Prostitution, das Thema scheint Herrn Deschner ja zu faszinieren. Letztlich gab es eine ganze Menge ledige Mütter, die völlig normale Stellen hatten.
 

Giacomo_S

Ritter der ehernen Schlange
13. August 2003
4.095
Immer diese Prostitution, das Thema scheint Herrn Deschner ja zu faszinieren. Letztlich gab es eine ganze Menge ledige Mütter, die völlig normale Stellen hatten.

In Karl-Heinz-Deschners "Das Kreuz mit der Kirche. Eine Sexualgeschichte des Christentums" geht es vor auch um Prostitution, aber nicht nur.
 

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