Giacomo_S
Prinz der Gnade
- 13. August 2003
- 4.324
hat sicherlich auch damit zu tun, doch hab vor ner weile ja auch mal was von einer studie hier verlinkt, wo sie bei antarktisforschern, die ja naturgemäß relativ wenig vor die tür gehen, also keine signifikanten ortswechsel haben, ähnliches festgestellt wurde, was im zuge der corona lockdowns intressanter wurde.
Es gilt mittlerweile als gut gesicherte Tatsache, dass extreme Isolation negative Auswirkungen hat, bis hin zu physischen Folgen.
Aber so extreme Isolation wie die auf einer Polarstation hat selbst bei den harten Lockdowns hier wohl niemand erlebt. Die Zeitung dailymail ist eine englische Boulevardzeitung wie bei uns die Bildzeitung und es ist Saure-Gurken-Zeit. Die Information mag deshalb nicht falsch sein, dennoch sollten wir da die Kirche im Dorf sein lassen.
Ohne den Artikel gelesen zu haben halte ich so eine Nachricht unter der Headline "IQ von Neugeborenen" für per se ziemlich spekulativ. Wie bestimmt man denn den IQ von Neugeborenen? Zumal der IQ das ist, was ein IQ-Test misst, auch bei Erwachsenen. Und unveränderlich ist der IQ auch nicht, denn wenn man Menschen trainiert und bildet, dann lässt sich auch der IQ verbessern.
Im Rückblick kann ich feststellen, dass keine Lebensphase in meinem Leben von größerer Einsamkeit geprägt war (und mehr Langeweile) als die Zeit der Corona-Krise. Und dabei habe ich schon andere, vergleichbare und schwere Lebensphasen durchlebt. Vielleicht hat mich gerade das befähigt, das alles einigermaßen psychisch gesund durchzustehen - im Unterschied zu anderen, deren eigene Welt immer nur aus Oberflächlichkeiten bestand. Im Vergleich zu den Problemen, denen sich meine Eltern und Großeltern ausgesetzt sahen, sind das alles sowieso nur Kinkerlitzchen.
Interessanterweise hat die Covid-19-Krise in meinen persönlichen Angelegenheiten sogar mehr positiv beeinflusst und bewegt, als die Zeit davor. Ich bin endlich einmal Baustellen meines Lebens angegangen, die jahrelang unbewältigt waren, habe geradezu Leichen aus meinem persönlichen Keller geholt. Es ist vllt. nicht all das dabei heraus gekommen, was ich gedacht hatte, dennoch kann ich für mich einen Fortschritt erkennen. Geradezu verrückterweise habe ich seit Jahren ungelöste Konflikte mit diversen Protagonisten auflösen können ... auf einmal kamen sie dann alle, einer nach dem anderen, und wir konnten auf einmal ganz entspannt über Dinge reden, die seit vielen Jahren Stein des Anstosses waren.
Wenn der Mensch allein ist und der Rausch der kulturellen Ablenkung wegfällt - dann muss er auf einmal über sich selbst nachdenken. Es gibt dann eben keine Ablenkung mehr und seine ungelösten Probleme holen ihn wieder ein. Entweder bewusst oder unbewusst - und man hat wirre Träume, die die ungelösten Konflikte zum Thema haben. Die Klügeren realisieren dann, dass ihre psychische Erlösung darin besteht, sich ihren ungelösten Konflikten endlich einmal zu stellen. Man muss dann also endlich mal seine Leichen aus seinem Keller holen - das ist schmerzhaft und letztlich von ungewisser Erfolgsaussicht. Ich persönlich habe aber festgestellt, dass es mir auf Dauer damit besser ergeht.