Lupo
Ritter Kadosch
- 3. Oktober 2009
- 6.320
Die neue Schlechtschreibung ist häßlich, leserunfreundlich
In der Tat ist sie das. Mein Favorit ist dabei: „Er fuhr in seinen wohl verdienten Urlaub.“, bei dem die neuen Regeln auch noch den Sinn entstellen.
Auf der Metaebene hatte mich in dieser Zeit der damals neue, aber unverkennbare Hang der Politik zum introvertierten Mikromanagement verwundert. Neue Rechtschreibung und Dosenpfand. Gleichstellung - bei jedem zweiten auf den Asphalt gemalten Radwegezeichen muss die Querstange am Fahrradrahmen weg gelassen werden, damit Damen mit ihren Fahrrädern nicht diskriminiert werden.
Während der Staat sich gleichzeitig im Rahmen der Privatisierung aus all seinen tradierten Aufgabengebieten zurück gezogen hat, was wohl historisch der Startschuss für den heute zu sehenden Verfall der öffentlichen Infrastruktur war. Dieses volkswirtschaftlich wichtige Thema hätte seinerzeit viel mehr Aufmerksamkeit verdient, statt dessen wurde die Öffentlichkeit mit der alles entscheidenden Frage, mit wie vielen „e“ der Seeelefant geschrieben werden muss, beschäftigt.
Und noch etwas war in dieser Zeit bedeutsam: Die Rechtschreibung ist tatsächlich ein rein geistiges Konstrukt ohne jede Relevanz für die wirkliche Welt. Niemand würde davon sterben, wenn wir noch ein paar mehr „e“ im Wort Seeelefant unterbringen. Ebenso spielt sich die Betriebswirtschaft als geistiges Modell, das beschreibt und erfasst, wie Werte entstehen und vergehen, in einem rein ideellen Kontinuum ab, das jederzeit der Realität angepasst werden kann und auch muss, wenn sie nützlich sein muss.
Wenn nun die Betriebswirtschaft erzwingt, dass z.B. der Güterverkehr bei der Bahn weitgehend eingestellt werden und auf die Straße verlagert werden muss, so dass wir, was vorhersehbar war, zwei Jahrzehnte später sowhl eine entkernte, nicht mehr lebensfähige Bahn und ein kaputtgefahrenes Autobahnnetz mit permanentem Verkehrsinfarkt haben, dann kann man sich sehr wohl fragen, ob die betriebswirtschaftliche Bewertung des Warenumlaufs ein wünschenswertes Ergebnis hervorbringt. Dies hätte durch politische Rahmenbedingungen angepasst werden können und auch müssen. Die maximal mögliche Transportkapazität einer Straße oder die Standzeitreduktion einer gegenüber Auslegung mehrfach überlasteten Brücke lässt sich nämlich nicht politisch beeinflussen.
Die Kernaufgabe der Politik besteht aus meiner Sicht darin, die Hirngespinste an die Realität anzupassen. Sie macht aber das genaue Gegenteil davon und dies mit einer Verbissenheit, über die man nur den Kopf schütteln kann.
Also testen wir eben so lange und schrauben so lange an den Testkriterien herum, bis man endlich einen Kennwert ermittelt hat, der sich als „Pandemie“ verkaufen lässt. Oder importiert millionenfach irgendwelche Leute vom Arsch der Welt, die als Facharbeiter unsere Wirtschaft retten könnten, wenn sie denn irgend eine brauchbare Qualifikation hätten, lassen unseren eigenen hoffnungsvollen Nachwuchs beim Studium nutzloser Geschwätzwissenschaften verblöden. Und sind empört, wenn im Männerklo kein Tamponautomat hängt und der Frauenarzt bei sogenannten Transfrauen keine Vorsorgeuntersuchungen gegen Gebärmutterhalskrebs anbietet.
Und jeder, der die Frechheit hat, den völlig fehlenden Realitätsbezug dieses Irrsinns nicht nur zu sehen, sondern auch nicht einfach wegzulächeln, wird in bekannter Weise zum Delegitimierer unseres Staates. Bei aller Achtung unserem Staat und seiner Institutionen gegenüber: Diese zu kapern, um Dummheit und Realitätsverweigerung zu betreiben, kann einfach nicht legitim sein. Der Staat hat auch keinerlei legitimen Anspruch darauf, dass die Bürger jeden absurden Blödsinn befolgen. Und wenn er dies dennoch kraft seines Gewaltmonopols durchsetzt, dann müssen auch die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden.
Egal, ob es sich um neue Rechtschreibung, wokes Gedöns oder irrsinnige Coronamaßnahmen handelt. Meine fünf Cent dazu.
Und das ist was ich schreibe. Konspirative Kreise bedienen sich des Antiwokismus, der Impfskepsis und der Ausländerfeindlichkeit, um Zwist zu schüren und die Regierung zu delegitimieren, aber die Deindustrialisierung ist ihnen recht. Die drücken auf die Tränendrüse, wenn im Lockdown eine 500 Jahre alte Brauerei schließen muß, aber welcher Automobilzulieferer gerade seine Werke in die USA verlagert, erfahre ich immer aus anderer Quelle.
Kann ich jetzt nicht nachvollziehen. Allerdings sehe ich seit nunmehr 13 Jahren kein Fernsehen mehr und hatte schon vorher nach einigen Schlüsselerlebnissen auch die sonstigen sich selbst so nennenden „Qualitätsmedien“ für mich abgeschafft.
Und ich halte beides für absolut alarmierend. Erfolgreiches Wirtschaften ist in Deutschland nicht mehr möglich, egal was für ein Betrieb in welcher Größe und in welcher Branche. Es werden überall Existenzen vernichtet, und das sehr bewusst. Wie war das mit dem Amtseid? „Nutzen mehren, Schaden verhindern“ und so? Allein schon durch diese Eidbrüchigkeit haben die amtierenden Politiker sich selbst delegitimiert und jeden Anspruch auf Loyalität verwirkt.
Ich habe zwar schon wieder viel zu viel geschrieben, aber hänge doch noch etwas dran, womit ich mich wahrscheinlich wieder in die Nesseln setze: Seit dem zweiten Weltkrieg ist der Befehlsnotstand („Ja, ich war mir bewusst, dass es nicht in Ordnung war, aber Befehl ist Befehl“) eine sehr wackelige Angelegenheit, mit der man sich nicht mehr aus allen herausreden kann. Der Trend geht eindeutig dahin, diesen Punkt überhaupt nicht mehr gelten zu lassen.
Wenn wir uns schon erdreisten, uns gegenüber kleinen, jugendlichen Soldaten in der Wehrmacht, die unter Lebensgefahr, Stress und lebenslanger einseitiger Indoktrinierung zu befohlenem unethischem Handeln sich haben zwingen oder auch verführen lassen, aufs moralisch ganz hohe Ross zu setzen, dann sollten wir auch selbst mal versuchen, diesen hohen moralischen Ansprüchen gerecht zu werden. Daraus leitet sich unmittelbar die Verpflichtung ab, mal die eigene Birne und das eigene Gewissen zu bemühen und eben nicht jeden von oben verordneten Blödsinn mitzumachen. Zumal wir dabei den unbestreitbaren Vorzug haben, dass wir dies (noch?) in Ruhe tun können und uns weder Granaten um die Ohren fliegen, noch ein Standgericht droht.