Giacomo_S
Prinz der Gnade
- 13. August 2003
- 4.324
Wobei das Wort "böse" natürlich kindisch ist und ich auch nicht jede Ansicht eines Demokraten "voll toll" finde, denn auf den Bundestag übertragen vereint diese Partei ja alle Fraktionen von den Linken bis zur CDU.
Ein Problem der USA ist, dass ihr Wahlsystem veraltet ist. Das System der Wahlmänner stammt aus Zeiten, in denen aufgrund großer Entfernungen und mangelnden Kommunikationsmöglichkeiten kein anderes Wahlsystem praktikabel war. Dies ist heutzutage bekanntlich anders, und eigentlich müssten die USA ihr Wahlsystem ändern. Dazu wird es in absehbarer Zeit jedoch nicht kommen, es ist außerdem leicht daher gesagt; gerade Deutschland mit seinem überbordenden und zweitgrößtem Parlament der Welt, dessen Überhang- und Ausgleichsmandaten ist da nicht gerade ein Vorbild.
Das Wahlsystem in den USA führt dazu, dass es nur zwei Parteien geben kann. Es mag andere Parteien geben, sie sind aber per se chancenlos, da es für sie unmöglich ist, in auch nur einem Staat die stärkste Partei zu werden. Das führt sicherlich auch dazu, dass die zwei Parteien Republikaner und Demokraten zu jeweiligen Sammelbecken unterschiedlichster Strömungen und Positionen werden; denn nur innerhalb dieser Parteien haben politische Ziele, welcher Natur auch immer, die Chance auf eine Umsetzung.
In Europa (und allen anderen Demokratien?) sieht das anders aus. Kleine Parteien haben zwar auch hier Hürden zu nehmen, sind im Rahmen notwendiger Koalitionen vielleicht aber auch mal das Zünglein an der Waage.
Das Problem der Republikaner ist, sich festgefahren zu haben. Ein Autokrat wie Trump duldet keine Nr. 2 neben sich, und deshalb haben er und seine Partei auch keinen potentiellen Nachfolger aufgebaut. Trump hat während seiner Zeit das Personalkarussell mit Höchstgeschwindigkeit am Drehen gehalten, vertraut hat er nur seinem familären Clan um sich, den er geradezu feudal eingesetzt hat.
Solange er am Drücker blieb und jeden noch so unbedeutenden Kritiker in den eigenen Reihen abservieren und mundtot machen konnte, kann so etwas sogar funktionieren. Für schwache Menschen, die unbedingt den starken Mann brauchen, sei es innerparteilich, sei es unter den Wählern, sogar ganz unbedingt.
Beisst man dem Schokoladen-Weihnachtsmann aber den Kopf ab, dann zerbröckelt auch der Rest: Sollten sich die Verdachtsmomente erhärten - und danach sieht es wohl aus - dann kann Trump nicht mehr antreten. Nicht nur aufgrund von Ehrverlust nicht (denn das würde weder Trump noch seine Wähler großartig stören), sondern wegen Verstössen gegen das Gesetz - und Sicherheitsverstöße, möglw. sogar dem amerikanischen Atomwaffenprogramm sind schließlich keine Kavaliersdelikte.
Der Trump-Clan ist damit sowieso vom Tisch, zumal sie sich ohnehin nicht gerade durch sonderliche Kompentenz und Stärke, sondern bestenfalls durch Linientreue ausgezeichnet haben. Durch die Fokussierung auf Trump haben die Republikaner aber auch keinen anderen, herzeigbaren Kandidaten.
Die Republikaner werden schließlich keine andere Chance haben, als Trump fallen zu lassen wie eine heisse Kartoffel. Um die Zeit zu gewinnen, einen neuen Kandidaten aufzubauen, denn jetzt rennt ihnen die Zeit davon. Oder das amerikansiche Wahlvolk weiter zu spalten und zu radikalisieren ... um schließlich was zu tun? Einen Umsturz anzuzetteln?